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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 221 - Nr. 230 (29. September - 9. Oktober)
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Anzeige: Blatt für die Amtabezirle Heidelberg,
dadeaburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippsburs
Wiesloch. Bruchſal/ Bretten. — — ——
Eberbach/ Buchen Walldurn, T.Biſchoͤfsh., Wertheiwor.






{ 79i Beraut orllicher Nedettenr:
Julius Jecter in Heidelberß.


— — von Geur guber 97 —
! m Seidelberg, Ziuingeritraße 7. i. 4 .







Unſere geehrten Poſt Abonnenten werden höfl. i
— die Beſtellunz aaf den Pfälzer Bote
gehend zu erneuern, indem der unnnter
2** ene Empfang der Zeitung für die 44

——— davon abhängt... Bei verfpäteter#

Stltellung. fann ‚auf voͤllſtändige Lieferung fein } ı
Süfpruch gemacjt merden. — Erioigt di. Beftellung f







%Ju; unfere Beitung ecft am Teßten' Tage Diefes W {
Onats, pder. nach Begiun der Bezugszeit, 19 !

Merden die vor Sriediqung der Beftellung
Tſchienenen Nummern, ſoweit ſoiche überhauptg
18 zu beſchaffen ſind, uur auf ausdrückliches
Kuickzen und gegen eine Gebühr von 10 Pf.
r das zu erlaſſende Beſtellſchreiben, nachgeliefert.

Zie Yusfellung des - Kodes vor der Strafe
fammer. 30

Triet.
R „Die Berlefung ver Begründung des Urtheils gegen
@e@ürb (Verfaſſer) und Sonnenbiurg erleger der
oſchüreRockfahrt nach Trier urter der Aera
un) dauerte von 57 Uhr Abeude Der große
Tal war wieder von Zuhoͤrern überfüllt eine große
bmenge wartete vor dem Gebäude. Die Ange—
* daren nicht erſchienen. Das Eericht iſt in
a Punften fomwohl binſichtlich der Beſchimpfung
nes Gebrauchs der katholiſchen Kirche Reliquien
erehrung) wie hinfichtlih der Beleidigung, des Hrn.
O08 Rorum der Unklage beigetreten. , SEine Be-
Öimpfung eines Gebrauches der katholijchen Kirche
Egt vor? mwenn die Kritik . die Verehrung Ddes h.
ockes als Ausfluß der allgemeinen Reliquien: Ver⸗
ne hat treffen wollen. Und das ſei, wie im
— ausgeführt wird, Hatjächlich der Fall. Der .
Setfafjer Habe die Abficht gehabt, die Ausftellung al8 !
e aNgemeine Veranjtaltung der latholiſchen Kirche
3U treffen. Er habe ja die „Mißftände der römijchen
e geißeln“ mwollen.. Er fage, e& {qeine, al ob
%r Bijlchof über den „kraſſen Aberglouben ſeiner
uche“ erhaben ſei. Ebeuſo wolle er mit dem Ausdruck
beidniſche? Treiben? alle Veranſtaltungen der katho⸗
4 Kitche kritiſiren, das proceſſionsweiſe Einhergehen
ilger, ihr Beten uſw., Erſcheinungen der Re-
Mien-Verehrung überhaupt, um ſo mehr als er
8 Zeilén vörher von Veranſtaltungen der römi⸗
* Kirche uberhaupt ſpreche. Daß nun aher ene
eſchimpfüng im Siune des $ 166 vorhanden ſei,
505 bewiejen Ddie Rohheit der Ausdrüce : „Scham
%rü{tung hätten ihm das Blut zu Kopf getrieben







{
{

Sine blaue Schleife.
Hiſtorif 2 onie Heidſiec.
Hiſtoriſche Novelle von Antonie ———
Mit einem Blick überſah Katharina die Sachlage,
wie weit e& gefommen, ‚erfannte, Ddaß ihre Macht
n Sz@attin Ddes Koniga von England jür den Yugenblic
und nichtig jet, und fühlte, Ddaß fie nur u00 eine
He t habe, die Macht al8s Jeib. Mit diejer mußte fie
Negen, wollte e zu dem Gatten gelangen, dei Ddemı e
tung finden würde, das wußte ſie Sine Junge, freund⸗
e Srau, deren Macht Heinrich VLIL Siebe geweien, die
—— mwar im Meer der Sijerjucht, ſo ſchien fie
chergen des Tyrannen Letlungolos verfallen, dey ſeine

14
43)

Setmeintlich bele’di im $ i
Ü “Digte Gattenehre im Blut Dder Gattin
u Yber ſie waͤr eine reine und ſchuldloſe

8 und trat mit der Waffe unbefleckter Weiblichkeit,
ünnern gegenüber. A
— find meine Gefangene, Mylady, laut Königlichen

fehl3,“ rief inr der Kanzler entgegen. i ;
Katharina behielt

; Eutfegt jchrie die Kammerfrau auf,
ibre Marheit und Seelenruhe. 2
ie - 3toch bin ich die Gattin von Englands Köonig,“ fagte
i Würdevoll, und wehe denen die mich verderben wollen;
I Habe mur dem Herrſcher Britanniens zu. gehorchen, nicht
een Mylord, und gehe nicht eher in den Tower, als
> 19 _ ihn gejprocdhen habe.

„Was wollen, Sie bei ihm?“ —

— fie fraͤgen was die bedrängte Gattin bei dem
Rwill?“ 2

Yır „Sie find heute ſchon einmgl an der Thüre Heinrich
jeha. Abgewiefen,. ein Beweis, daß der Könia Sie nicht
hen wil u

„IchH werde ihn aber fjehen und fprechen, . Ddenn ich
i\(}%fi nen, fo lange ich lebe, joW mich nichts von Heinrich
V — Unt hat Sie bereits getrennt
Yı Shre begangene Untreue: hat Sie ; bereits yeirennt,
Y E?l“bb‚ * der Konig-1elbjt hat,Sie, geftern Abend in,

— —
Molors,“ fuhr Katharina auf, „für dieſe Beſchuldig—



„Geiſtesknechtſchaft,“ „craſſer Aberglaube,“ „heidniſches
Treiben“ uſw. Das alles werde von einer chriſtlichen
Ueber die Beleidigung des
iſchofs wüede ausgeführt: Die Ausſtellung ſollte
eine Demonſtration geweſen ſein, gerichtet geßen die

Staatsregierung unſer Mißbrauch der religiöſen
Gefühle der Gläubigen, der Biſchof ſollte ſich
bewußt geweſen ſein, Hohn auf das aus⸗
gehende Jahrhundexrt zu ſchleudern, ſollte mit

wilder Bewegung ſprühenden Augen, fanatiſch geballter

fiellung mit Biſchof Koppes abgekartet, mit den
Argenteuitern ſich geeinigt haben. um daz Geſchäft


ſchuöden Gewinnes wegen veranſtaſtet, die Braud—
faͤckel des eoufeſſionellen Unfriedens geſchleudert haben,
ja ſogar ſoll er“ ein preußiſcher Biſchof, der ſeinem
König den Eid der Treue geleiſtet. eine vaterlands⸗
feindliche ja landesverrätheriſche Geſinnung beſitzen:
Ues Beleidigungen ſchwerſter Art, Vorwuͤrfe, die,
wie aus dem Zeugenverhoͤr des Biſchofs hervorgegangen,

ſämmtlich einer thatſächlichen Unterlage entbehren.
Daß die Augektagten wirklich beleidigen wollten,
daruͤber leſſen die Stärke der Ausdrücke und der

Bildungsgrad der Angeklagten leinen Zweifel. Be—
rechtigtẽ Fntereſfen koͤnnten ſie nicht in Anſpruch
nehmen. Für die Intereſſen der evangeliſchen Kirche
jei die Broͤſchüre nicht geſchrieben Denn dieſe Kirche
werde in der ganzen Broſchüre nicht genaunt Vel—
mehr nehme der Verfaſfer, wie aus vielen Stellen
Hervorgehe; einen Standpunkt allgemeinſter Art ein :
er woͤlle die „Aufklärung“ gegen die „Finſterniß',
die/ Cultur gegen den Aberglauben', die, Ehrlichkeit'
gegen die Tauſchung vertreten, Intereſſen allgemeinſter
Naͤtur, die der 5 Io3 nicht kenne. Die Ausſtelluug
ſei dein Angeklaßten ihrem Charakter nach eine hoch—
politiſche, er betrachte den Staat, nicht die evangeliſche
Kirche als angegriffen Auch dieſe Intereſſenvextretung
kenne den 153 nicht Der gehäſſige Ton die ganze
Broſchüre hindurch, das Ringen nach Superlativen,
die Ironie (,froinmer Biſchof uſw.) ſeien nur ver⸗
ſtändblich, wenn die Abſicht auf Herabwürdigung des
Biſchofs gerichtet ſei. Bei Zumeſſung der Strafe
war zu eriwägen: Reichard ſei zwar noch jung, aber
dem hegenübet ſtehe der hohere Bildungsgrad desſelben.
Darum müßte die Strafe um ſo ſtärker ſein, je ſchwe—
rer die Vorwürfe ſeien, und weil ſie gegen einen
Mann in ſo hoher Stellung gerichtet jeien. Wenn
das Gericht trotzdem nur eine verhältnißmaͤßig geringe
Strafe feſtgeſetzt habe, ſo habe es der Behauptung

Königs *

„So, das wollen wir jehen,“ höhnte Wriothesley:
Sind Sie etwa eine Fürſtentochter, die ſich ihre Bürger
von jenſeits des Meeres konmen läßt?“

BIch bin eine Tochter des enalichen Velkes erwiderte
gathatina mit einem del, als wäre ſie auf dex Thrones⸗
hHöühe ‚geboren, „UnD irage meine Zeugen in Dder eigenen
?_Brélif: Die Sicherheit, die ſich auf ein reines Gewiſſen
ſrützt.“

—— Anna Boleyn behauptete ein reines Gewiſſen
zu haben.

Die fiel durch Anderer Ränke, ol ich etwa durch
Ihrẽ Fntriguen fallen Mylord? O nein, Herr Kanzler,
®ott gab mir Energie genug, auch in der ſchwerſten Stünde
den Muth nicht. zu verlieren. Bittern Sie vor einen
Weibe/ wenn Sie dasſelbe in ſeinen höchſten Gütern: Ehre
und Frauenrecht angreifen.“

Vor Shnen zittere ich nicht Mylady,! höhnte der
Kanzler, der ſie in dieſem Augenblick machtlos wähnte.
Kalharina von Aragonien war Kaiſer Xarl Tante.
darunn zögerte das Haubt der Chriſtenheit, ihre Scheidung
von Englanda König auszuſprechen. Wo ſind Ihre
Verwandten Mylady, . dem Herridher gegenüber, Dder al3
Haupt Dder anglikanijhen Kirche, feine Scheidung ſelbſt
ausſpricht?“

Ich ſtehe allein da dem Herxn und Hebieter weines
LebenZ gegenüber, ‚in deſſen Händen Leben und Zod
ſiegt; ich trete ihm furchtloz entgegen, und ſcheue dieſe
Königliche Rechte nicht, die ſchon ſo manches Bluturtheil
unterzeichnete.“

Wriothesley dauerte dieſer Kxieg mit Worten zu lange
inden wie er meinte, ſie einzig nur noch Macht hatte, er
wollte‘ den Plaͤnkeleien ein Ende machen und ſaate;

Foͤlgen Sie mir antwillig in den Tower, Mylady,
ſonſt Lrauͤche ich Gewalt!

„Seßt, Mylord, hat Ihre Stunde geſchlagen,“
Ratharina auf’3 Aeußecſte gereizt *

Sich zu der votllen Hoͤhe Königlicher Würde und
weiblicher Majeität aufrichtend, trat fie fuͤrchtlos den Offi—

rief


— —

Rechnung getragen, daß die Angeklagten bei Kritiſirung
der Ausfieilung in hohe Ertegung verſetzt worden
ſeien Die Angeklagten wurden verurtheilt, wegen
Beſchimpfung der Reliquien Verehrung und Beleidi—
gung des Biſchofs und zwar Dder stud. theol. ev.
Keichatd zu [echs Wochen und der Verleger Sonnen-
durg zu drei Wochen Gefängniß. Die noch vorhandenen
Exemplare der Broſchüre ſollen, ſoweit als möglich,
Die Koſten einſchließlich







Deutſches Reich.

Berlin ?8. Sept. Am Sonntag iſt es zwiſchen
den Uſlabhaͤngigen und den fraktionstreuen Sozial⸗
Semofraten‘ mwieder einmal zu einer furchtbaren
Prügelei gekommen. Die Fraktionellen hatten eine
KommunaltvählerverJammlungleinberufen, Jorgten aber
durch eine ſtarke Schutzgarde dafür, daß die Unab⸗
haͤngigen fernhlieben. Dieſe verſuchten mehrmals ge⸗
maltjamnı einzudringen, ſodeß die Polizei dazwiſchen
{reten mußte. Naͤch Schluß der Verſammlung kam es
dann auf der Straße zu einex förmlichen Schlacht,
bei der es eine ganze Anzahl Vecwundeter gab, und
der wieder erſt die Polizei eine Ende machen mußte.
Iu der Verſammlung ſelhſt kündigte der Stadtver⸗
Irdnete Zubeil an, daß alle ſozialdemokratiſchen Ver⸗
ſammlungen fortan von einer vierfachen Schutzkolonne
beſetzt gehalten werden ſollen, um jeden Unabhaͤngigen
ju gebuͤhrender Weiſe zu empfangen Zeder Genoſſe,
welcher es wagen ſollte, ſich fuͤr die Unabhangigen
einlegen zu wollen, werde hinaasgeworfen werden.
Diefes Schickſal wäre denn auch beinahe einigen Ge⸗
aoſſen paſſirt! welchen der vorgeſchlagene Landidet
Schuſtermeiſter Metzuer nicht gefiel und welche
das Verfahten gegen die Unabhängigen nicht für au⸗
ftändig hielten. Da gewinnt man ja recht inte—
Lffextenuefictenagfdeuseterfetes.

* Düiren, 28. Sept. Nachdem bereits Samſtags
Schulfeiern in den höheren Lchranſtalten ſtattgefunden
hatten, wurde Sonntes MNittag das Bis marck⸗
Deukmal enthüllt: “ Der Feftzug zählte einſchließ—
lich einiger Vereine, etwa boo Theilnehmer; die
hoͤheren Beamten fehlten. Das Feſteomitee hatte
jämmtliche Behörden eingeladen. Wie der „Dür,
Anz.“ meldet, Haben aber ſämmtliche —
behörden, Oberpräſident, Regierungspräſident und
Landrath, ablehnend geantwortet. Von den
ca 70 hier befindlichen Reſerveoffizieren betheiligten




ſich 17 in Uniform am Zuge. Der eigentliche Dürener
beföhlen war die wehrloſe Frau, die
uur noch den Titel Mylady von England“. führte, in den
} ; zu Ichleppen. -
— 46 ein wehrloſes, Weib ſprach ſie weiter
„wer waagt eS Die Königin von England anzutaſten 1D
ibr den freien Ausgang aus dieſem Zimmer zu webren?
Damit jchritt He entichlojien der Thüre 3u, und Die, die Ihre
Schergen. Jein.. jollten, beugten ſich ver der Hoheit eines
fchuldlojen Weibes, . defien Reinheit Jeder herausfühlen
mußte. Hätte Siner derfelben den Muth gehabt, Ke anzu-
tajten und ihr mit vorgeſtreckten Arm den Ausgang zu
wehren, ſo war, ſie machtlos Nicht vor der Gattin des
RKonia3 beugten. fich dieſe Männer, Jondern vOr der Hoheit
und Seelengröße einer tu_gcnbbafleq Drail. 2

„Zit dazZ Shre Pilichttreue im Dienit Ddes 8—
— — herrſchte Vriothesley wüthend die Offi⸗
ziere ‚an, alg Katharina _ DaS Bimmer verlafien. . „Eilen
Sie ihr.nadh.und ergreifen Sie ſie, ehe ſie des Königs
Zimmer betritt.“ DE
ölm%et}ä) die Offiziere ſtanden. unbeweglich, ſie wollten
nicht noch eine Niederlage von einer Frau erleiden.

VIII.

Heinrich der Achte ging unruhig in feinem ‚Zinmer
unmber, * einer. {chlaflojen Nacdht. Zwei Gattinnen hatte
er Dbereit3 Ddem Schaftot überliefert, . beide Male war er
der Betreffenden uͤſfig und die Anklage ‘ ihnı. ein
willfommenes Mittel , gewejen, ſich ihrer zu entiedigen.
Diesmal mward-; Hır die YNothwendigteit der Anklage, ent-
gegengetragen, ehe er dieſelhe wüniſchte Immer wieder
tauchte vor den Augen ſeines Geiſtes das Bild dex jungen
Frau in Wittwentrauer '3 Tatimexhouſe auf Sie, ; die
kiedriggeborvene, die er geliebt, die er aut Englands
Rortigsthron erboben, ſe konnte: mit ſolchem Undank ver—
gelten,.. daß; e Den Sungling ihm, ‚Dent angetrauten
®atten; vorz0g? UUnD diejer Mann Ddem ſeine Königliche
Suld._eine Stelle gegeben hHatte; “ um die ihn die Glieder
Ser“ setiten : Fansilien Enuglands-beneideten ! -Das war jein
Dank, daͤß er den König 10 ſchmählich an ſeiner Ehre
verletzte — ⏑⏑ ⏑ ⏑⏑

Goͤrtfetzung folgt)


 
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