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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 241 - Nr. 250 (22. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0987

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Evemt taglic mit Aubnehme der Soun- und Feiertage
Samfiags mit Unterhaftungsbeilage. Preis vierteljaͤhrlich
D, 1,20 ohue Trägerlohn ı. Poftanffhlag. gen
%i denm Boftanfalten ı. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7,

Berantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg—







für Stailt



E 26


— ;
für die zwei Monate

Nevember u. —

auf den „Pfälzer Boten“ werden von allen Poſt—
Anftalten. und Landbriefträgern, von den Trägerinnen

ſewie von der Expedition angenommen.
— —

die Militärvorlage.

die Militärvorlage, die der Bundesrath ſo ängſt⸗
ſich gebeim zu halten beſchloß, iſt alſo nun doch von
der „ Köln. Ztg. veroffentlicht worden. Die Veröffent⸗
\ Oung muß in Berlin ſehr auangenehm berührt haben,
— „Reichsanzeiger erklärt ſofort, die „Köln
tg.“ fönne mur auf, untechtmäßige: Weije von! der
erlage Kenntniß erhalten haben. Warum treibt
er auch die Regierung dieſe Geheimnißkrämerei, nach—
u doch eine zeitige aͤmtliche Bekanntgabe der Grund—
— Ausſicht geſtellt war? Wenn man ſo koloſſale
Aderungen ſtelli, ſell man ſich auch nicht ſcheuen,
Lande davon ſo bald als möglich Keuntuiß zu
— Einige Courage gebört allerdings dazu, zumal
Meun, wie ſich jebt Herausftellt, Die hlimmften An-
Saben zu beftätigen find. So ziemlich deckt fich die
Orlage ja mit dem, was maͤn ſchon wußte, aber ge⸗
dde in Dder Hauptjame beftätigen fich die jüngſien
agaben nicht!
Der Reichskanzler ſollte im letzten Augenblicke die
Lehrfordeen weſentlich herabgeſetzt haben. Die
Orlage verlangt aber für die Zeit vom 1 Qttober
Zbis zum 31. März 1899 eine Friedens-
räjenz{tärfe von 492,086 Mann aus{hließ-
«1 Dder Unteroffiziere, die fortan gleich den Offizieren
gulübrlid) im Etat feſtgeſtellt werden follen. Bisher
„rg die Friedenspräfjenzftärfe 486,983 Mann ein-
Öließlich der Unteroffiziere. . Feßt beträgt Die etat3-
Mäßige Bahlı der Unteroffiziere 66,952. Es würde
* eine Erhöhung der Friedenspräſenzftaͤrke uni
45 Mann gefordert werden. Da aber eine ſtarke
Amehrung der Truppentheile eintreten ſoll, ſo wird
die Zahl der Unteroffiziere vermehrt werden
nügſen; überdies hat General Vogel v. Falckenſtein
;.8. ertlärt, bei Einführung der zweijährigen Dienft-
— 12,000 Unteroffiziere mehr nöthig ſein.

* enSpräfenzftärfe ſich wohl auf 90, 000 Mann

Afen Rechnen wir, daß in Folge der zweijährigen



Dienftzeit jährlich etwa 45,000. Mann mehr entlafjen
werden, ſo ſind für deren Erſatz etwa 22, 000 Rekruͤten
jährlich mehrforderlich; von den 90,000 Mann, um


Mann jährlich zur Artilierie, Kavaſterie 2C. Lommen;;
da ſie drei Jahre dieuen, gäben ſie eine Erhöhung der
Friedensprälenzſtärke um 30000 Mann; der noch er⸗
forderliche Reſt von 60, 000 Mann würde ſich zu je
30 00 auf ? SJahre bei der Infanterie vertheilen.
Die jährliche Mehreinſtellung von Rekruten würde
alſo „ 22,000 + 10,000 + 30,000=62,000; Mann- be:
tragen. Dieſe Rechnung wird beſtätigt durch die
Angabe der „Begründunz?, der zukünftige Rekruten—
bedarf werde rund 235,000 Mannn betragen. Im

Jahre 1891 wurden 172,515 Mann ausgehoben;
des gibt zwiſchen jetzt und künftig einen
Unterſchied von 62,500 Mann Aug der “ „Köln,

Beitung“ erſehen wir ſodann, daß auch
die Truppentheihe vermehrt werden ſollen. Die
Infanterie ſoll in 711 (bisher 538) BataWlone, . die
Lapallerie in E (bis 465) Eskadrons, die Feld⸗
artillerie . in 494 (bisher 434) Batterien,., die Yuß-
artillerie in 37 (bisher 31) Bataillone, die Pionite in
24 (bisher 20), die Eifenbahntruppen in 7 (bisSher. nicht
bejonder® im GejeB aufgeführt) Batailone fjormirt wer-
den; alſo üverall Bermehrung, nur der Train bleibt bei
21 Bataiuonen.
durch Errichtung weiterer Bataillone bewirkt werden.
Die zweijährig Dienſtzeit bei
truppen ſoll nur „im Allgemeinen eingeführt werden;
in Grundſatz ſoll die verfaſſungdmäßige drei—
jährige Dienftzeit a ufrecdh terhalten merden.“
Mannſchaften der Faßtruppen, die Freiheitsſtrafen
von 6 Wochen erlitten haben, ſollen nach Belieden

drei Jahre feſtgehalten werden köunen. Die big—
herigen Rekrutenvakanzen ſollen fortfallen. Neben
den erwähnten Vermehrungen ſoll auch noch eine

Erweiterung des Kadettenkorps ſoͤwie der
Unteroffizierſchulenu. der Unteroffizier—
vorſchulen, ferner Erhöhung der Kapitufauten—
löhne und Einführung eines Kapitulanten—
hHandgelde S eintreten, Außerdem iſt Erhöhuug
der Gefechts und Schießuͤbungsgelder und der Ueb
ungsmunition nöthig, Desgleichen Erhöhung der
Mittel zur Ausbildung der Sffiziere des Beurlaͤubten—
ſtandes.

Die Ausbildung der Erſatzreſerviſten im heutigen
Sinne „fällt fort“, d. h. die bisherigen Erſatzreferviften
müſſen fortan zwei bis drei Jahre dlenen, dafür
ſollen aber auch „körperlich minderwerthige“ Leute




Suzeine- Bfatt für vie Amwbezirke Heidelberg,
vadenburg, Weinhein, Schwekingen, Phılippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, $& rgenränd, MosdaL
— — — — —

M

Druek, Berlag u, Expedition von Gebr, Yuber! 7 %
in Deidelderg,. Zwingerüraße 7. ] 2 R Ifi

im Verwaltungs- und Krankendienſt
werden Was der ganze „Spaß“
wir noch nicht In BZuhnmft
4,400,000 au8gebildere“ Rannſchaften
haben und damit Frankreich, das bereits an der
äußerſten Grenze der Heranziehung ſeiner Wehrfahigen
angelangt iſt, überflügeln.

Aus der Begründung der Vorlage, ſoweit ſie bis
jetzt vorliegt, erfahren wir nichts Neues Der Reichs—
tanzler führt trotz ſeiner Eeringſchätzung der Zahleu⸗
wuth! die Heeresziffern Frankreichs und KRußlands
ins Feld; ſonſt eigentlich nichts. Als Mittel, unſere
Sicherheit und Unabhängigkeit zu bewaͤhren haͤtten
wir nur die volle Aushuͤtzung unſerer naͤtionalen
Wehrkraft. Daß der Reichstaͤg ſich feierlich gegen
dieſe „volle Ausnützung“ erklärt hat, iſt der Regietung
offenbar ſo wenig erinnetlich, wie mauche andere
Reſolution, Unſere Bundesgenoſſen ſcheinen gar
nicht zu 3ählen, ſonſt würde man doch nicht ſagen
können, die volle Ausnutzung der nationalen Wehr»
kraft ſei das einzige Mittel unſere Sicherheit und
Unabhängigkeit zu bewaͤhren. Rußland iſt noch nicht
am Ende ſemer Leiſtungsfaͤhigkeit augelangt Wie
uun, wenn es ſeine Heeresſtärke weiter erhöht? Daun
hätten wir ja kein Gegenmittel mehr und ſtänden
hilflos da.

ausgebildet
koſtet, erfahren
wird Deutſchland



Deutſches Reich.

* Berlin, 26. Oft. Der „Sermania wird aus
3 om entgegen der Meldıtug Kberaler Blätter, wonach
der Papſt ernſtlich unwohl ſein ſollte, berichtet daß
Ler.h Vater ſich völlig wohl befindet und geſteru
Audienzen ertheilt hat — DasZ „Berl. Tagebl.“
erfährt au2 Rom, Erzbi]hHof vor Stablewsti
ſei für den Cardinalhut in Ausſicht genommen unter
Umgehung des Fürſtbiſchof Kopp. Dieſe Nachricht iſt
mit Vorſicht aufzunehmen. — Der „deutſche Tabalt
verein“, der 860 Mitglieder mit 100,000 Arbeitern
zählt. beſchloß einſtimmig, jede Zoilerhöhung auf
Tabak ahzulehnen — Der zukünftige Herzog von
Koburg Gotha, Prinz Alfred von Großbritan:
nien ein Sohn des Herzogs von Edinbürg, wird
am 1. Aprit komgenden Jahres beim Gaͤrderegi⸗
ment zu Fuß in Potsdam eintreten Der englifehe
Vrinz dat mit Ruͤckſicht auf den ihm bevorſtehenden
Beruf auch bisher ſchon in Deutſchland ſeine Erzieh⸗
ung genoſſen. — Dem Bundesrath iſt der bereis feit
längerer Zeit angekündigte Geſetzentwurf über die
Abzablunasgéſchäfte ſowie eine Novelle zum







Das verlaſſene Gaſthaus.

von A. K. Green.

1 Aber ich ſpreche in Räthſeln. Noch habe ich Ihnen
48* von ihr geſagt und rede doch ſchon von Tod und
— Ich wiſl ſuchen zufjammenhängender zu er-
e ihon um zu beweijen, daß ich mit den Sahren ge-
* Babe, mich felbit zu beherrichen C ;
— war an einem klaren ſchönen Herbſttage, die
braugten, im, bunten Schmuck des Laubes und
nac e Welt lag im Sonnnenſchein da - ging i
entf iß Dudleighs Haufje, um meinen, Freund zu
niegcg?lgtgcgn‚ der den herrlichen Tag anderswo zu ge-

7 Dachte. } 5 :
8 — ſchon hatte meine frühexe Scheu vor ihr
liche Wrer reichen, großartigen Umgebung ‚einer herz-
heutg Und aufrichtigen Sreundjhaft Wla gemacht. Yuch
Und IOritt ich voll Zuverficht durch das gaftlihe Zhor
für „„Die weiten Hallen bi8 zu dem Gemad, wo ſie ſich
erg DOhnlih aufhielt. E3 war dasjelbe Bimmer, in
Grfergur. IO fie zuerjt erblidt hatte;: bor dem ı tiefen
GEn iter _ itand das Spinett . mit dem alten, ‚eichen-
Semasten Stuhl, auf Ddem ıhre Gejtalt in den weißen
ü y dern jo ätherijch ausfjah. I erwartete, ſie werde
[Id;e‚n“ gewöhnlih vom Fenfterplag erheben, mit freund-
AT ruß! weun, auch etwas enttänſchtem Blick weil
ltegs 7ALt. nicht mitfam, . den . ihr . allzır. zärtlihes. Herz
&pinepübeiiebnte. Zoch
4 gejchlofen. Eben
Q ffgr U juchen, ' um mich anmelden zu Iajjen, ;
Qd; { tiümeä‚ unerklärliches Gefühl meiner bemächtiaͤte
ö * plötzlich wie betaubt, erſtarrt and gebannt, hne
on fiel!‚_ ob Der HZauber, der mich gefangen hielt,
SAtfigas . Iitßejten Maujit oder von eimem alle Sinne be-
ä“len * Duft ” ausging — ich- Fühlte, mich, * wie durch
ntruͤcauch, aus Der Wirkkichkeit in das:Land der Träume
äflmä‚?&r Bauber war o mächtig, feine Wirkung ſo
vor Tehn daß Minuten vergangen jein mögen,
aus meinem Sinnentaumel erwachte. Al3 ichb

19)

das HZimmer war leer, das
war ich im Begriff nach einem
alS fich


ein Weib in wartender Stellung, deſſen beſtrickender
Anblick mich alles vergeſſen ließ — Fhre wunderfanıe,
eigenartige Schonbeit ſchien andern Zeilen, andern Re-
gionen 3u entſtainmen; ich fragle iich alles Ernſies,
ob _ iqh bei Sinnen ſei und ob dieſe unvergleichliche Er⸗
ſGeinung in der That der wirklichen Welt angehHöre ?
So verharrte ich, wie ſie felbſt, {prachlo3 und traumver-
loren, bis dir Geſtalt vor mir ſich plößlich aus einenı
Marmorbild in ein irdijhes Weib verwandelte, das, {ich
mit fajt Dreijter Unbefangenheit anmuthig vor mir ver-
neigenb, die Worte ſprach:

„Sie müſſen wohl Mark. Felt ſein, wie, mix dünkt.
Edwin Lraubart bätte ſich důrch ein einfaches Mädchen,
wie ich es bin, niemals ſo aus der Faſſung bringen laſfen“

Es giebt Stimmen, deren füßer Klang tief zum
Herzen geht, ſich wie mit ſpitzen Pfeilen darin eingrabt
und nimmer wieder verhallt Solche Stimme beſaß fie
Jeder ihre Thne berückte mich; fie ſelbſt häͤtte nicht haͤlb
ſo ſchön zu ſein brauchen, dex Wonnelaut würde mich doͤch
zu ihrem Sklaven gemacht haben Es war um mich ge-


alles; ich war ihr niit Leib und Seele ergeben ’ jeder
meiner Athemzüge gehörte ihr In dem Rauiſch, der fich
meiner bemächtigte,, vergaß ich Gebrauch und verkonmien
des deſellſchaftlichen Verfehrs und hing , mit- trunkenen
Bliden an dem zauberiſchen Bild, das ſich in all feiner
geheimnißvollen Lieblichfeit vor mir offenbarte

„Sie war nicht aröger ” al8 Miß Dudleigh, weder
durch Haltung noch Koͤrberbau heſoͤnders auffallend,
aber welche Hoheit. Kraft und Gluͤth athmeten ihre
weichen reizenden Formen Ihr dunkles. Kleid Jchmiegte
ſich dicht an die ſchöne Geſtalt Von ihrem Antlitz aber
ging der mächtiaſte Zauher aus! Alles darin athmiete
Heuer undi Leben, der Blik ‚ ihrer Augen, die Lieblich
gewölbten Lippen, die fein geſchwungenen Naſenflügel

Ihre Haut war weiß, ihre Stirn breit . und,. niedrig



die 34 ‚ gerade, , die Yippen feurig roth. Anı meiften
aber feſſelten mich ihre’ Augen — o groß, 10° Devähderlich,
ald flammenſprühend, bald weich und ſchmachtend! von

ſtets wechſelnder Farbe und doch ſo beſtändig in ihrer
Wirkung auf Auge und Herz. IhH fchaute hinein und ftand
vor einem Räthjel. Ich blicktẽ ahermals Hin und meinte
die Loſuug gefunden zu haben: fie war in jedem Augen⸗
blick ſie ſelbſt und gab ſich ganz ihrem natürlichen Anttieb
hin, niemals jich mühend das Feuer zUu dämpfen, von deyı
ihr ganzes Weſen glühte.

Während ich ſo in ihre Betrachtung verſunken
war machte ſie mir abermals eine faft ſpöttiſche
beuguug, und ſtellte ſich nir ols eine Roufjine von Miß
Dudleigh vor. Sie erklarte ſich bereit die Botichaft
auszuxſchten welche ich brächte, {obald ich ihr diefelbe
anpertraut habe. Ich antwortete zuerft verwirrt, aber
mit ſolchex Innigkeit daß ſie mein Gefühl nicht miß-
verſtehen konnte. Dann raffte ich mich gewaltianı zu-
ſammen und fing ein SGefpräh mit ihr an, Ddas all-
mählich in die Bahn n einer herfömmlichen Unterhaltung
wiſchem zwei Gleichgeſtellten einlenkte Denn, troß ihHrer
Schonheit trot der üppigen Fuͤlle und Pracht, - dıe ihre
räthſelhafie Erxſcheinung ungab, haͤtte ich ihr gegenüber
nie _ Ddas Gefühl. meiner Niedriakeit, das mich zuerft in
Miß Dudleighs Gegenwart beengte. Ob ih {honr da-
mals in ihr den Mangel jener hHöheren Eigenfchaften
erfannte, welche die wahre Größe des Menicdhen aus:
machen, weiß ich nicht. Sie galt mir als ein. Weib,
das ich lieben dem ich Ddienen und folgen fönne in
Lehen und Tod durch alle Schrecken, Gefahren und
Schmerzen, in die ſie mich führen würde, aber ich hielt. fie
nicht für ein Weſen. das hoch über nir ſtand! Sie ge-
hörte zu menner Welt. ich alaubte ſie erxingen zu Kfönnen,
wenn ſie ſich nicht jelbit in unberechenbarer Qaune mir
entziehen wollte.

Feſt entſchloſſen ſie zu zwingen auch ihrerſeits
Antheil an mir zu nehmen, nachdem ſie mein Inlebefſe
ſemächtig erreat hatte, ergriff ich dazuͤ gleich dieſe erfte

Gelegenheit
ortſetzung folat!


 
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