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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 21. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0935

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- S —



*
— cäglig mit Augsnahme der Somn- und Feiertage
SamftagS mit UnterhaltungsSbeilage. Preiz viertehaͤhrlich

M, 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſtauffchlag Beſtellungen
— den Poſtauſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße ĩ.

A



Berantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

— — — — —
Alle Freunde und Gönner des Pfälzer Boten

werden gebeten für deſſen weitere Verbreitung auch
ſernerhin beſorgt zu ſein. Jeder Leſer mache es




Centrumspartei in immer weitere Kreiſe dringen.

Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (inel. der
Beilage Untelhaltungsblatt) wolle man bei der nächſten
Poſt Anſtalt, bei unſern Boten oder in der Expedition
machen.

Der Pfälzer Bote erſcheint täglich und iſt in ca.
600 Poſtorten, worunter Orte bis zu 95 Exemplaren
derbreitet.

Inſerate finden durch den Pfälzer Boten die
wirkſamſte Verbreitung und werden pro Zeile mit nur
10 Pfg. berechnet.

— s—— — —
n—— — — —

* Sefuitilhe‘ Eidesleiltung auf der Berliner
hochſchule.

„Nach der Jeſuitenmoral iſt es erlaubt, falſch zu
IOwören und die Heiligkeit und Sicherheit des Cides
dur Mentalrefervationen zu nichte
Bewiefen iſt dieſe Anklage zwar noch nie, trotzdem
die Verleumdeten ſelbſt im dollen Gefühle ihrer Un—
Guld einen hohen Preis dem verhießen,






nicht,
Handlungsweiſe
ſuitiſch“

pir wollen alſo hier, ſo pflichtwidrig dieſe
auch iſt, die Beſchuldigung „je—
geſchworen zu haben, einſtſeiten noch
Wohl aber liegt in einem andern
Falle „jeſuitiſche“ Profanation des Eides vor. Nach !
den Statuten der Berliner Univerſität muß näinlich!
der Dekan der theologiſchen Fakultät folgende Worte


helms⸗ Univerſität zu Berlin Berlin 1887. 8 82, Nach⸗
dem die ehrwürdige Fakultat der Theologen hieſiger Uni⸗






und durch einen Eidſchwur bekräftigen
willſt erſtlich, daß Du den prophetiſchen und apoſto—
und zwar jenen allen, welche bis
der Kirche und be—
ſonders his auf die Augsburgiſche Confeſſion (zu uns!





die Profanation eines Eides Linfach

Veichnet wird. Laſſen wir daher ein Mal dies



daß jolde „jefuitijdhe“ Side aufbder
Berliner Hochſchule geleiſtet werden.

eulich wies die Germania nach, daß die Theologie—
Frofeſforen in Berlin ihren Statuten gemäß verpflichtet


leiner Berpflichtung — und dasſelbe gilt von feinem
ollegen O. Pfleiderer (vgl. v. Hoensbroech,
hriſt und Widerchriſt. Freiburg 1862. S. 58.
137). —_ die8 Glaubensbekenntniß befämpfe. Sb uun
de Profeſſoren auf die Statuten ihrer betreffenden

Fakuͤliat geradezu vereidigt werden, wiſſen wir


oder es

ſollte von

andern gelehrt
Bevor Du
alſo öffentlich als Doktor der Theologie verkündigt
wirſt. verſprich dies aufrichtigen Sinnes und be⸗
kräftige es durch Eidſchwur in folgenden Worten ;

Den Inhalt dieſes von mir zu leiſtenden Eides habe


heilig zu halten. So wahr mir der dreieinige Gott
helfe und ſein hl. Evangelium.“

Vor wenigen Jahren nun war Profeſſor Adolf
Harnack Dekan der theologiſchen Facultät. Iſt es
nun nicht echt „jeſuitiſch“ü, wenn ein ſolcher Mann in
feierlichſter Weiſe zur Leiſtung eines Eides auffordert
und den Eid abnimmt

wenn ein Mann don amtswegen dasjenige ei'd?
lich zu vertheidigen ſich verfprechen
läßt, mas er jelbft al® unwmahr undfalfch
befämpft? Nun für Profeſſor Harnack iſt der
allergrößte Theil der „prophetiſchen und apoſtoliſchen
Schriften uxecht, voran die vier Evangelien; Haupt⸗
ſtücke ihres Inhalts, zu deſſen Vertheidigung er als
Dekan unter einem Eide aufgefordert und ermahnt
hat, wie die jungfraͤuliche Geburt Chriſti, die Wunder
Chriſti, die Auferſtehung und Himmelfahrt Chriſti


bei welcher zu ſchwören





ote

Zuzerge- Blart Mir Die Amtsbezirke Heidelbe
Yadenburg, Weinheim, Schhwebingen, PhLLippaburz.
Viesloch/ Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbas
Eberbach, Buchen Walldürn, T. Biſchofgh., Werthetwt.

A Jahtj

Drud, Zexlag u. Exvedition von Gebr. uber
in Heidelberg, Zwingerſtraßze 7.





nehmen, welche derartig ſeiner innern Ueberzeugung
widerſprechen? Soll man ſo etwas Komödie oder
Profanation des Heiligſten nennen? Nennen wir es
einſtweilen mal „juſuitiſch“.

Auch noch auf eine andere „jeſuitiſche“ Eidesfor—
mel möchten wir bei dieſer Gelegenheit hinweiſen.
Nach einem Miniſterialerlaß vom 11 Oktober 1873
hat der jeweilige Rektor der Berliner Hochſchule bei
ſeinem Amtsantritt folgenden Eid zu leiſten: „Ich
gelobe und ſchwore bei Gott, der allmächtig iſt und
der Alles, was da iſt und geſchieht, durchſchaut, daß
ich bei meiner Amtsverwaltung beſtrebt ſein

.....


furcht vor den ewigen Geſetzen beſtärkt werde! So
mir Gott helfe und diehh Evangelien Gottes (Daude,
a. a. O. S 7).“ Dieſen Eid wird nach wenigen Tagen
Rud abf Virchow, als erwählter und beſtätigter
Glaubt nun
Herr Prof. Virchow an den perſönlichen chriſtlichen
Gott, an den allmächtigen, den allwiſſenden Gott; an
Gott als den ewigen Geſetzgeber? Sind für Virchow
die chriſtlichen Evangelien heilige? Schriften? Wenn
aber nicht? Was ſind dann ſolche Eidesworte in
ſeinem Munde? ? Virchow iſt ein großer Gelehrter,


heit; aber das bexechtigt ihn doch gewiß nicht, eine
chriſtliche Eidesleiſtung zu profaniren. Die religioſen
Anſchauungen Virchow's ſind in weiten Kreiſen be—
kannt; in weiten Kreiſen iſt bekannt, daß ſolche Eides⸗
leiſtung in ſeinem Munde nichts wie leere Worte ſind.

Wenn ader, ſo bemerkt die „Germ.“, die erſten
Würdenträger der vornehmſten Bildungsanſtalt Preu⸗




konnte er in feierlicher Weiſe Worte

in den Mund

etwa die untern Volksſchichten, ſageun wir mal die
Sozialdemokraten, den Eid heiliger halten? So
lange aber der chriſtl. Eid in unſerm Staatsweſen eine
anerkannte öffentliche Rolle ſpielt, ſo lange beſteht
auch Recht und Pflicht, den Eid heilig zu halten.
Wir wollen keine „jeſuitiſchen Eidesleiſtungen, beſon⸗
ders nicht auf unſeren Bildungsanſtalten für die ſiu—
dirende Jugend. Hiſer alſo möge die „Kreuzzeitung“
ihren Mahnruf erheben, uns aber mit unwahren Be⸗
ſchuldigungen gegen die Jeſuiten verſchonen. Die
„jeſuitiſche“ Art ſteckt, wie man ſieht, ganz wo
an ders als bei den Zeſuiten.



Das verlaſſene Gaſthaus.
9 von A. K. Green.
Als ſie abgeladen wurde, habe ich mit angefaßt und
— Erſte, der Hand anlegte, als ſie wieder hinaus⸗

yt werden jollte. „Aber, Madane,“ fuhr Burritt in
Umpfen Ton fort,

; ich ſage ibnen, ſie war nicht mehr ſo
** als da wir ſie xom Wagen hoben, auch trus ſich
Z Sajt ganz anders. E3 muß etwas damit gefdhehen fein

ich fraͤge nur, wo hat er das Zeug hingeihan, das er
Ausgenommen hat. *

ſri Er flüſtexte das alles ſo leiſe und mit ſolcher Grabes⸗
w * ich mich vorbeugen mußte, um ihn überhaupt



Nich uͤherlief es kalt, als er mich ſo anſtarrte.
ſob Du willſt mir nur bange machen, Burritt,“ xief ich,
b ih mih von dem Schreden, Dden er mir eingejagt

er erholt hatte. „Wie- kann Ddenn die Kifte gejtern

än‘äerer gewefen jein als Dheute. Hätte fich eine Ver-

ung damit zugetragen ſo müßten wir doch hier eine

84 davon entdecken Du bift legte Nacht um Deinen

beitéflf gekemmen und da bildeſt Du Dir allerlei Schwach—
*

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fühlt ſi

her

Man
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aber doch nicht ſtärker nach einer
lauben Sie mir, die Kiſte war jetzt

was Loſes darin; geſtern war ſie feſt gepackt.“
Ges.Sergebens fträubte ich mich gegen das beklommene
i Burritts Neden mir „verurjachten.. Seine
h{iém wanderten jetzt zu dem Fenſter hin und auch ich
te nach dieſer Richtung.
l der Thüx hat er es nicht getragen das weiß
Wbe erklärte er beſtimmt, „denn dort hielt ich Wache.
—* als ich das Ohr zuerſt an das Schlüſſelloch legte
— ich ein feltjames Anirjdhen zu hören, gexade als
nutk’e das Fenſter leiſe und vorſichtig aufgemacht, es iſt
8 8 vom Boden. Soll ich einmal hinausſehen,
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und Jott der Autwort trat ich ſelhſt raſch an das Fenſtex
Öffnete e&. Mein erſter Blick fiel auf den Garten und


den Pfad, der, zum Fluß hHinabführte, dann wandte jich
meine Aufmerfjantfeit der unmittelbaren Nähe zu. Mit
nicht geringer bemexkten wir, Burritt und ich,
dicht unter dem Feniter den Abdruck eines fein beftiefelten
Zußes in der lojen Erde, und gegen die Mauer lehnte ein
großer Stein, der tag3 zuvor nicht dagewejen war, wie
wir beide wußten.

Ex aſt noch. geſtern Abend im Garten umhergeſtreift
* 7 den Stein mitgebracht,“ vief Burritt. „Zu weldhenı
Zweck?

Ein Schauder ergriff mich. Doch fiel mix noch zu
rechter Zeit ein, datz ich ja die iunge Frau noch vor we⸗
nigen Minuten geſund und gluͤcklich hatte wegfahten fehen


„Den Stein will ich mir einmal anfehen,“ : meinte
Burritt. Ohne auf meine * zu warten, ſchwang
er ſich zum Fenſter hinaus, hab Dden Stein auf und be-
t;afcbtete 5 8 5 —— vom Uferrand,“
xief er, das iſt klar.“ e ich mich's verſah, war er den
Pfad hinab zum Fluß gelaufen

Bald kehrte er wieder zurück, mit noch nach denklicherer,
ſorgenpolerer Miene, als zuvor/ Dort von ufer find noch
mehr. Steine weagetragen worden und Sand,“ fagte er,
„Bielleicht finden wir Spuren auf dem Teppich.“

„ , Nichtig; gerade, wo die Kiſte geſtanden hatte, lagen
einige Sandkörner, die nicht mit dem Straßen]hmuß : Herein-
getragen waren.

Bas ſoll das alles hedeuten? xief ich

Burritt ſchwieg und blickte inz Weite, Plötzlech waͤndte
er ſich und fagte mit gepreßfer Stimme:: {

„Er hat. die Kiſte mit Erde und Steinen gefüllt und
ſo häben wir ſie auf den Gepäckwagen getragen Aber
beim Hereinſchaffen war ſie vollgepaͤckt und ſehr ſchwer.
Ich frage nur womit war ſie gefüllt. aund wo:i{t der
Snhalt hingekommen ?“ - — j ;

Auf die Frage haben wir aber beide keine Antwort ge⸗
funden, weder damals noch Heute.

Burritt glaubt an ein Verbrechen; er hat den ganzen
Tag über Nachforſchungen an Flußufer angeſtelit, jeboch!
ohne etwas zu entdecken. Auch weiß er üicht zu fagen,







waz er finden will, wonach er eigentlich ſucht, Das wundert
mich nicht/ denn meine darauf bezüglichen Gefühle und
Gedanken ſind nicht weniger unklar
Man muß aber nicht vergeſſen, in welchen unſichern
Zeiten wir lehen und daß ſich überall der Geiſt der Revo⸗
lution bemerkbar macht. Manchmal verſuche ich mir ein⸗
zureden und es iſt auch gar nicht ſo unwahrſcheinlich
— daß der junge Ehemann ſein Geld und ſein Silber⸗
geſchirr hier vergraben hat, um e3 für den Fall eines
krieges in Sicherheit zu bringen. Wäre dies richtig. ſo
ließe ſich die Angſt und Unruhe, die das Weſen ſeiner Frau
und ſein eigenes zu verrathen ſchien, ſehr wohl aus der
Spannung erklären ob es ihnen gelingen würde, den Plan
auszuführen. Sr S
Kaum aher babe ich mir dies vorgeſtellt und meine
ernſtlichen Befürchtungen damit zu heſchwichtigen gewußt
ſo fällt mir immex wieder der entſetzliche Schrei ein, der
mich aus dem Schlafe ſchreckte. Ich ſage mir: „Den
Schrei kann nur iemand ansgeſtoßin hHaben, der in Zodes-
angſt war. Wenn nicht die junge Frau, ſg doch

vieleiht — — —
Drittes Kapitel.
Eine furchtbare Entdeckung.
Den 3 April 1791.

Seit ich obiges ſchrieb, ſind ſechzehn Jahre verfloſſen
Warum hlieb ich damals mitten im Satze ſtehen —
3 Dder Hand? Glaubte
ich etwa ein Geräuſch zu hören? Ich denke, das muß
es * geweſen ſein, und ein Zittern überkommt mich

eute.
Daß ich meinem Vericht jemals auch nur eine Zeile
hinzufügen würde, ließ ſich nicht vorausſehen Das Gefühl
welches mich demals trieb· meine Zweifel über die beiden
Urquharts auf Papier zu bringen war bald verflogen:


ſie aus meinem Gedächtniß
Fortſetzüns folat)


 
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