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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 81 - Nr. 90 (9. April - 22. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0347

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vſcheint täglih mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Samftag$ mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
ME 1.20 oHue Trägerlohn ı. Poftauffchlaq. Beſtellungen
dei den Poſtanſtalten u. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.



4 Verantwortlicher Redalteur:
. 00 | Qulins Jecter in Heidelberg.

— a a a Fa — —
— — — — — —

Beſtellungen


ſanimtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zroinger⸗
ſraße entgegen jenommen
Verlag des „Bfälzer Bote.

N N E E ET

Des hl Charfreitags wegen erſcheint morgen
kein Pfäzer gote. Die nächſte RAummer wird am
Samſtag Miltag erp edirt.

Alt kiheliſche „huitas!“

Ein offenes Wort zur Aufklärung.
Heidelberg, 14. April 1892.
— *
Die obenangeführten Beſtimmungen der „Charitas??
ſtatuten tragen nicht nur den gehäſſigen Charakter
gegen die roͤmiſch-katholiſche Kirche, der ja die Sig⸗
natur der von der Kirche abgefallenen Haeretiker
und Secten iſt, ſie ſind auch ſelbſt vom altkatholiſchen
Standpunkt aus geiragen von Intoleranz und Unge⸗
rechtigkeit. Das alſo ſind die Leute, welche immer
das große Wort führen gegen den Gewiſſenszwang
und die Geiſtestyrannei det römiſchen“ Kirche! Der⸗
ſelbe Mann, welcher ſeinen Schulkindern im Unter⸗
richt das Schauermaͤrchen dictirt, — auch ein Beweis
beſonderer Gelehrjamkeit! — Pabſt Innocenz IIl. habe
die Ohrenbeichte erfunden und den Menſchen der da—
maligen Kirche nur die Wahl gelaſſen, „entweder in
den Beichtſtuhl oder auf den Scheiterhaufen“ zu
gehen, dieſer ſelbe Mann hat hervorragenden Antheil
an der Strafbeſtimmung eines Vereins die feſtgeſetzt
iſt für den Fall, daß Jemand ſeine religibſe Ueber—
zeugung ändern will! Ein, wie ſchon ſein Name ver—
ſpricht, eminent charitativer Verein, zu welchem mau
beſonders die arnien Leute mit der Ausſicht auf große
zu erhoffende Vortheile und Unterſtützungen beim
Todesfall/ eingeladen hat, wird benützt, um einen
geradezu unmoraliſchen Druck auf die religiöſe Ueber⸗
zeugung zu üben. Uns nimmt ſehr Wunder, daß
ſolche Statuten die bezirksamtliche Genehmigung er—





*) In dem geftrigen Theil des Artikel8 muß e3 auf
der 2 Seite ſtatt des wißzverſtäadlichen: Wer die Statuten
befißt, ift Mitglied"” heiden: Nur Altkatholiken und Pro—
teſtaͤnten koͤnnen Mitalieder des Vereines werden Der
Befitz der Statuten gilt als Mitaliederkarte.“



für Slallt



Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch Bruchſal, Bretten, Neckargemund Mosbach
Eberbach/ Buchen Walldürn, T.-Biſchofsh. Wertheim ꝛe


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halten haben.
und

einen Schlag gegen ihre religiöſe Ueberzeugung zu


den Kücktritt altkatholiſcher Mitglieder in dieſelbe
katholiſche Kirche den Ausſchluß aus dem Verein
feſtſetzte. Nehmen wir den Fall: Ein Altkatholik, der
Mitglied dieſer Sterbekaſſe ift und ſeine Sterbegelder
lange bezahlt hat, ſehe ein, daß es mit der alt—


Glauben für den einzig richtigen zu halten, er wil
ſeiner Ueberzeugung folgen — da tritt ihm die chari—
tative altkatholiſche Charitas? entgegen und ſagt:
Wer Altkatholik iſt, darf bei uns ſeine Ueberzeugung
nicht mehr ändern, entweder bleibſt du, was du ge—
worden biſt, oder aber du biſt aus dem Verein aus⸗
geſchloſſen und verlierſt, trotzdem du Jahre lang

auf Kaſſe und Entſchädigung! Das iſt auch
„alt'katholiſche Toteranz! Welch' ein Ge—
ſchrei würde man erheben, wenn die katholiſche Kirche
ſo handeln würde! — Der Altkatholicismus zeigt
aber auch hierin, wie ungemein ſchwach er ſich ſelber
fühlt!

Hat es überhaupt etwas Häßliches an ſich, in die—
ſer Weiſe mit Maßregelungen durch Entziehung von
Geld und wohlerworbenem Recht
Ueberzeugung einzuwirken, ſo erhält der vorliegende
Fall kinen geradezu boshaften Charakter, wenn wir


des Rücktritts in die roͤmiſche Kirche meiſt gegen
Leute gerichtet ſind, die einmal römiſch katholiſch waren,
alſo niit mehr oder minder großer Verſchuldung von
ihrem ehemaligen Glauben abgefallen ſind. Es iſt
kein Geheimniß, in welcher Weiſ und mit welchen
Mitteln der Abfall von der Kirche in vergangenen
ſtürmiſchen Zeiten bewirkt wurden. Man mache uns
ja nicht glauben, daß das immer Ueberzeugung ge⸗
weſen ſei! Die Rückſicht auf die öffentliche Meinung,
Ausſicht auf Carriere und Stellungen, andere zeit—
liche Vortheile und Unterſtützungen, beſſerer Geſchaͤfts⸗
gang, ja manchmal auch Terrorismus haben oft ge—
nug das Motib abgegeben, einer Secte nachzugehen,
die anfangs im Stuͤrme ſich noch nicht ſo klar als
das hinſtellte, was ſie ſpäter wirklich geworden iſt.
Auch wird man ſchwerlich behaupten wollen, daß alle,












Die Daiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
8) von Klara Rheinau. Nachdrug verb.

Diee mal ging fie ihm biz zur Brüce entgegen, und
verging fajt ihren eigenen Schhmerz beim Anblick ihres ficht-
Eſchwer leidenden Vaͤters Trotz feiner hHoffnungsvolen
Reden Hatte fidh in der vergangenen Woche bei dem alten
Manne die Neberzeugung feſtaeſetzt, aul habe feinen
— unerbitterlich gefunden, und lieber auf Naxtha als
auf ieme_@rhe verzichtet. Die Undankbarkeit, welche Herr

Mers in früheren Jahren von denen erfahren, die er
als Freunde hetrachtet, beärkte ihn noch in diejer Meinung,
und die Enttäufghung des hHeutigen Tages ließ nun voNend?
Teinen Zweifel mehr an BaulzZ Treulofigfeit bei ihm auf-
fommen, Auf dem Heimmweg wurde nur wenig gefprochen
Martha wandte ihr Geficht zur Seite, wenn He ihren
Thränen einmal nicht gebieten Konnte, und fuchte auf jede
Weije den Vater zu jhonen und zu ftüßen. Und der alte
Marn bedurfte diejer zarten Sorgfalt auch gar jebr, denn
die Ereignifje der legten Tage hHatten ihn um Iahrzehnte
gealtert. Zu Hauſe angefommen, Ließ der Mermite fich auf
den erflen zur Hand jtehenden Stuhl niederfinken, und ein
Heftiges Bittern befiel jeine alten @lieder. Bei dieſem
ſchwerztichen Aubliaͤ fuͤllten ſich Marthas Augen von neuem
mit Thränen.

Gräme Dich nicht, Kind,“ verſuchte der Vater zu
tröften ; „vieNleicht Fommt er dennoch; wenn nicht —“ hier
bra er vollftändig zujammen und ſtiez unter Schluchzen

ie Woͤrte hervor : „Unfer Herraott wird eine arme Waife
Nicht verlaffen.“ 2
‚. „O, madhe“ Dir. keine Sorgen um mich, lieber Vater,
rief Martha, vor ihm niederknieend; „ich werde €3 3U er-
tragen wifien. Baul ijt ohne Zweifel todt, fonit hätte er
Jemand zu . jchreiben beauftragt.“ ,

toß ihrer herotihen Berfiherung, war e jeßt auch
8 des armen Kindes Faffung gejhehen. Sie barg ihr

— Schooße des Vaterz und weinte zum Herzbre-

en. Der alte Herr ließ Ke RiN gewähren; erft al8 fie
etwas ruhiger gewoͤrden ergriff er das Wort. Bisher



— — — — — — WE
hatte er über ſeinen Verdacht bei Martha geſchwiegen; doch
ihre ſtolze Natur nach ſeiner eigenen beurtheilend, ſchien








54 der geliebte Mann nicht kodt, föndern nur treu—
os ſei.

Mein, Paul iſt nicht todt,” fagte er,
ihr Haar ſtreichend „aber er Hat ung vergeffen.
ſo der Welt Art Die Reichen vergefjen die Urmen,

mitleidig über
Das iſt



of* getäufcht, aber nie {o mwie Ddiejes Mal. So edel, 10
hochherzig, fo erhaben über Borurtheile — und wie ich
glaubte, jo charalterfeſt und voller Liebe für Dich! Doch
gräme Dih nicht, liebes Rind; e
jo glücklich ſein wie früher. IH werde Aich vexwoͤhnen,
wie er es gethan bätte — daran ſoll es Dir nicht fehlen,
Martha — wird es nicht ein glückliches Paar ſein, Du und
Dein alter Vater?“

Dee eigent hümliche Betanuna dieſer letzten Worte batte
Martha bei al ihrem Schmerze befremdend berührt und
ſie blickte haſtig auf. Ein ſonderbares Laͤcheln umfpielte
ihres Vater3 Lippen — in der nächften Sekunde brach er
in ein unmäßiges Gelächter aus.

O dieſes neuen Kummers! die Sorgen und Aufres⸗
ungen der_ legten Woche, die endlihe Cnttäufdung am
heutigen Tage hatten den Verfitand des Nermiten verwirrt.
Er mar nicht heftig und bösartig; er Fannte jeine Tochter
ſehr wohl, aber er lachte unaufhörlich. Seine fire Idee
beitand Darin, er fjei Bräutigam und müffe Martha fort-
während Aufmerkfamkeiten erweifen, aber bei dieſem ſelt⸗
jamen Wahne vergaß er nie, daß ſie ſeine Tochter fei.
Martha umgab den Bedauernzwerthen mit der zaͤrtlichſten
Sorge und der Schlag, den ihHr Bauls Treulofigkeit berei-
tet, deriar auf dieſe Weiſe etwas an Stärke; ja in ge-
wijfem Sinne, Kfonnte; man die Erkrankung ihres Baters
al8 einen Segen für fie betrachten.£In den erften vierzehn
Tagen hatte fie⸗

Briefe fragen lafjen;; dann aber ergab fie fih refignirt in
ihr Schickjal nie wieder von Paul zu hoͤren. In dieſer


zur Ueberlegung genommen, wie z. B. Herr Dr.
— denn zwiſchen 1870 und 1878, dem vatikaniſchen
Concil und den Austritt Stubenvolls aus dem Kloſter
liegen deren acht — alſo ſehr lange überlegt hat,
big er endlich zu der Ueberzeugung gekommen iſt, daß
er dem Unfehlbarkeitsdogma ſich nicht unterwerfen könne
und daß es beſſer ſei, das Beiſpiel anderer ausgeſprun—
genen Mönche nachzuahmen und zu „Heirathen.“ Es
iſt meiſt ohne lange Ueberlegung gegangen und leicht
geweſen dadurch, daß man mit der Kirche oft inner—
lich zerfallen war weil man ihre Gebote nicht halten
wollte, und verlockend genug, da ja Staat und Welt
und öffentliche Meinung maͤchtig genug die Bewegung
unterſtuͤtzten. Es kommen aber Zeiten, wo gleichſam
die Beſinnung zurückkehrt: Stunden, in denen die
Rückſicht auf irdiſche Vortheile oder äußerer Druck
ihre Macht verlieren, jene Stunden nämlich, in welche
die Ewigkeit ihre Schatten wirft, und dann erinnert
ſich oft auch mancher Altkatholik wieder, daß es noch
andere Geſetze giebt, als der Menſchen Satzungen
ſind, und eine Sorge tritt dann um ſo gebieteriſcher
und feſter in ihr Recht, je mehr man ſie früher ver—
nachläſſigt hat, das iſt die Sorge für das Heil der
unſterblichen Seele.

Und dieſe Sorge erinnert Manchen auch ohne jedes
äußere Zuthun an frühere Zeiten und früher ge—
gebene feierliche Verſprechungen, ſie erinnert ihn, daß
er einſt gelernt hat, daß der Abfall vom Glauben
Folgen für die Ewigkeit nach ſich zieht, die entſetzlich
werden können; hier, wo der Menſch allein ſeinem
Gott gegenüberſteht, da erſcheint ihm ein früherer un⸗
ſeliger Schritt erſt in ſeiner ganzen Bedeutung
er ſehnt ſich nach dem Glauben ſeiner Eltern und
ſeiner Jugend — er weiß, daß er ſo nicht ſterben
kann, und — verlangt den römiſch katholiſchen Prieſter.
Da tritt ihm abermals die altkatholiſcheCharitas“
entgegen und ſeine eigenen vielleicht altkatholiſchen
Verwandten erinnern ihn an die Beſtimmung: daß
jeder Altkatholit, der zur römiſchen Kirche zurücktriti,
allen Anſpruch auf Kaſſe und Eutſchädigung verliert.
Heißt man das nicht, in einer ſo furchtbaren Stunde,
wo der Menſch nach ſeinem Gewiſſen zu handeln
verpflichtet iſt, ihm letzteres entweder unmöglich zu
machen oder doch ſehr erſchweren! Iſt daͤs nicht
Gewiſſenstyrannei der ärgſten Art?! Moögen ſie
auch lächeln dazu, manche Altkatholiken und deren
„Seelſorger“; es kommt auch für ſie eine Zeit, wo
das Lächeln ſchwindet u. mag man dann auch den Alt⸗
katholiken ſagen, was man will, um ſie in ihrem

Zeit war es, da ihr Charakter ſich entfaltete. Tiefe, ernſte
Bedanken ſchien dig hohe Stirne zu bergen, auf weldher
* vor wenigen Monaten kindliche Heiterkeit gethroͤnt
atte.

Eines Taaes, es war Sonntags, erwachte Herr Somers
aus einem langen Schlafe und blickte ſich verwundernd
Martha?, rief er, ſich auf ſeinem Ellenbogen auf
richtend, der am Fenſter ſitzenden Tochter zu. Mit einem
Freudenruf eilte dieſe herbei, denn ſchon der Ton ſeiner
Stimme hat ihr verkündet. was ſein geheimnißvoler


TDer. VBater_ bemerkte augenblidlihH die Veränderung,
die mit ſeiner Tochter vorgegangen und forjchte {taunend
in ihren Zügen.

Wie ſebr Du Deiner Mutter aleicheſt, Kind,“ fagte
er lächelnd; nie zuvor bemerkte ich dieſe große Wehnlich-
keit WAber —“ er hHielt inne, wie um feixe Gedanken zu
jammeln, „wie Yange habe ich gefhlafen! Richtig, e& war
jpät am AÄbend, und ich erinnere mid, daß ich in diejem
Seſſel Jaß. Ich muß die ganze Nacht gefhlafen haben und
heute iſt Sonntag.“

Heute iſt Sonntaa, wiederholte, Nartha, erſchüttert.
Sie ſah, daß vier lange, qualvolle Wochen ihm nuͤr ein
Tag geweſen und ſie daͤnkte Gott im Stillen dafür.

„Sei auten Muthes Kind.! fuhr der Kraͤnke fort;
woraͤen wird der Brief eintreffen Z ich weiß es gewiß.
Mein langer Schlaf hat mich erfriſcht und wieder Hoffnungs»
freudig gemacht. Geitern waren wir geiftig und Körperlich
erfchöpft und deßhalb ganz HoffnungsSlos. Morgen — mor-
gen“. und er wiederholte jeine Vorte.

Da Hangen zart und leile die ſüden Töne der Nach⸗
mittagSbhymne, weldhe die Gemeinde in dem Bethauz bhei
der. Brüce.Jang, . über _ das Waffer Hecüber... Der Kranke
Jaufchte entziückt und blidte auf Martha, welde jhweigend
die Hände gefaltet. E3 Iag etwas unbefchreiblich Äfrietk

tedes



(Fortſetzung folat)


 
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