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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 61 - Nr. 70 (15. März - 27. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0251

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biuderei.





Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage
Samſtags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
Mt. 1.?0 obne Trägerlohn u. Voſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.




üc Stadt und


Luzeige-⸗Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippoburg
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemund Mosbach
Eberbach/ Buchen, Walldürn, T.-Biſchoͤfsh. Wertheim ꝛc

£and.






It. 6

— — — —
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
traße 7 entgegen jenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — — 2—
* Die mitteleuropäilde Zeit

wird am 1. April auch bei uns eingeführt werden.
Die Bahnhofsuhren werden nämlich vom 1. April d. J.
ab nur noch mitteleuropäiſche Zeit zeigen. So lange
die Ihren in den Ortſchaften noch wie bisher nach
mittlerer Ortszeit eingeſtellt ſind, müſſen die Reiſenden
darauf achten, daß ſie ſich nach ihrer Uhr ſtets etwa
eine halbe Stunde vor der fahrplaumäßigen Abfahrts⸗
zeit am Bahnhofe einfinden.

Die Eiſenbahnen bedürfen einer einheitlichen Zeit
für ihre Fahrpläne. Die Anwendung der Ortszeit
iſt wegen des ſtetigen Wechſels derſelben im inneren
Eiſenbahndienſt ausgeſchloſſen. Die Ortszeit be—
ſtimmt ſich bekanntlich aus dem Stand der Sonne zu
dem betreffenden Orte, und zwar derart, daß es 12
Uhr Mittags iſt, wenn die Sonne im Meridian dieſes
Ortes ſteht. Die Differenz zwiſchen den Ortszeiten
wächſt alſo mit der in der geographiſchen Länge der
Entfernung der betreffenden Orte. Wenn die Uhr in
Straßburg 12 Uhr Mittags zeigt, ſo iſt es beiſpielsweiſe
in Berlin ſchon 127 Nachmiitags, in Petersburg 1 |
Nachmittags, dagegen in Paris erſt 118 Vormittags Die
Verſchiedenheit der Ortszeit hat unſere Vorfahren wenig
bekümmert, weil ſich der Zeitwechſel bei dem nur
langſam ſich vollziehenden Ortswechſel kaum fühlbar
machte. Unbequem wurde die Ortszeit erſt nach Er—
findung des elektriſchen Telegraphen und bei der
Ausdehnung des Eiſenbahnnetzes. Die Sicherheit des
Eiſenbahnbetriebs erfordert die größte Genauigkeit bei
Aufſtellung der für den Lauf der Züge maßgebenden
Pläne, da ſelbſt kleine, nur auf einzelne Minuten }
ſich beziehende Ungenauigkeiten in der Zeit die ſchlimmſten
Folgen haben können.

Die Bahnverwaltungen haben nun die für den
inneren Dienſt unentbehrliche Normalzeit auch im

Julius Jecker in Heidelberg.

Verantwortlicher Redalteur:






Publikum angewendet. So iſt eine beſondere Eiſen—
bahnzeit entſtanden, welche meiſt mit der mittleren
Ortszeit der Landeshauptſtadt zuſammeufällt. So
wird in Frankreich die Pariſer Zeit, in Belgien die
Brüſſeler Zeit, in Holland die Ämſterdamer Zeit, in
der Pfalz die Ludwigshafener Zeit, in Baden die
Karlsruher Zeit,

Zeit, in Bayern die Münchener Zeit, in Oeſtetreich


als Eiſenbahnzeit angewendet.


enthaltenen Zeitangaben in Uebereinſtimmung halten


vorſtellen, ſodann in Luxemburg 7 Minuten, im
Elſaß 6 Minuten, an der badiſchen Grenze 3 Minuten,


10 Minuten, an der öſtereichiſchen Grenze 11 Minuten.
Beim Betreten ungariſchen Gebiets muß er abermals
ſeine Uhr um 19 Minuten vorſtellen, an der ſerbiſchen
Grenze 6, an der bulgariſchen 11 und an der türkiſchen
13 Minuten. Selbſt der geübte Reiſende empfindet
daher beim Leſen der Kursbücher Ungewißheit über
die Aufenthaltsdauer und Zweifel über die Anſchlüſſe
auf den Hauptſtationen. Am augenfälligſten wird
die Zeiten⸗ Unordnung in der Umgebung des Boden⸗
ſees, in deſſen Uferſtaͤdten je nach der Staatenange—
hörigkeit derſelben die Karlsruher, Stuttgarter, Münche⸗
ner, Prager, oder Berner Zeit angeiwendet werden.

Dieſem Zeitwirrwarr hilft die aligemeine Einführ⸗
ung der Zeit ab.

in 24 gleiche Zonen eingetheilt. Die


Zeit Minuten ausmacht, genau eine Stunde. Die erſte
Zone iſt jene deren Mittellinie mit dem Meridian


von Greenwich begrenzt wird. In dieſe Zone fallen


Belgien und die Niederlande.
7°30‘ bis 22°30, öftlidher Länge umfaßt Deutſchland
Dänemark, Schweden, Norwegen, Oeſterreich-Ungarn,


Mittelline dieſer Zone welche für die Zeitbeſtimmung
maßgebend iſt, iſt der 15. Meridian, welcher von deni


mittags iſt, wenn die Uhren in der Greenwicher Zone





Zeitbeſtimmung bereits ſeit 1879. In der dritten
BZone liegen Kumänien und Bulgarien, die Türkei
und das weſtliche Rußland. Die Mittellinie dieſer
Zone fällt nahezu mit dem Meridian von Petersburg
zuſammen Die 10. Zone umfaßt Japan, wo die ein!
heitliche Zeit nach deni Stundenzonen⸗Syſtem bereits
ſeit 1888 in Anwendung iſt. In die 17. bis 21
Zone bſtlich, oder die 5. bis 9. Zone neſtlich von
Greenwich (die Zone von Greenwich als erſte ange⸗
nommenh fällt Nordamerika, wo die einheitliche Zeit
nach dieſem Syſtem bereits im Jahre 1883 für den
Eiſenbahnperkehr angenommen wurde und innerhalb
Jahresfriſt ſich ohne jede Schwierigkeit in das ge—
ſammte öffentliche Leben einführte.
i Die Zonengrenzen weichen vielfach von der geraden
Linie ab, da ſich dieſelben aus practiſchen Rückſichten
nach den politiſchen Grenzen richten. Innerhalb jeder
Zoue verſchwindet der Zeitunterſchied, ſaͤmmtliche
Uhren in derſelben ſtiminen untereinander genau
überein. An den Zonengrenzen tritt der Zeitwechſel
ein, und zwar um eine volle Stunde rückwärts au
der weſtlichen Grenze, um eine volle Stunde vorwärts
an der öſtlichen Grenze.

Der Verein deutſcher Eiſenbahn⸗Verwaltungen hat
nun zu Dresden am 31. Juli 1890 beſchloſſen, die
Zonenzeit im inneren Eiſenbahndienfte einzuführen;
ferner hat er die Einführung dex Zonenzeit auch in
bürgerlichen Leben als empfehlenswerth bezeichnet.
Die Zeit derjenigen Zone, für welche die mittlere Oris
zeit des. Meridians maßgebend iſt, und weiche
die große Mehrzahl der zum Vexeine gehörigen Bahl
gebiete umſchließt, erhielt die Bezeichuung! Mittet⸗
} europäifche Zeit“ (abgekürzt M. E. Z.).
| Die königlich bayeriſche Staatseiſenbahnverwaltung,
die Direction der pfälziſchen Eiſenbahnen, die fönig»
}



lich württembergiſchen und der großherzoglich badiſchen
Staatseiſenbahnen, die Reichseiſenbahnen in Loth⸗
ringen, führen nun, dem Vorgange anderer Bahnen
folgend mitteleuropäiſche Zeit ein. Da auch die Öfter-
reich-ungariſchen und die ſerbiſcheu Bahnen die mittel—
europäiſche Zeit in ihren Fahrplänen bereits eingeführt
haben, ſo wird vom 1. April d. Is. ab die einheii
liche Zeit auf ſämmtlichen, an den großen Verkehrs⸗
linien London⸗Wien bezw. Paris-Konftantinopel be-
theiligten Bahnen in Anwendung ſein.

In Bayern, Württemberg und in Baden wird
ſdie mitteleuropäiſche Zeit vom 1 April d. I8,. an
auch im Poſt- und Telegraphendienſte zur Anwendung

gelangen. Die mitteleuropäiſche Zeit auch im Be






äußeren Dienſte, d. h. in ihren Beziehungen zum
— — —
2) Von Amalie Peters.

Rudolfs Blick ruhte auf Lenas jungem Geſicht und
ihren thränenfeuchten Augen, und es erariff ihn ſehuliches
Verlangen, ſie in ſeine Arme zu ſchließen und ihr Alies
zu fagen Sie war ſo ſchoͤn ſo juna war es denn wirk-
lich möglich, daß ſie ibn liebte? — ihn, einen ernſten ru-
higen Mann, der doppelt I0 alt war wie fie? _

Mit tiefem Ernujt [haute er ihr in die Augen aber
ihre Lider jenkten fich, und die langen bloͤnden Wiinpern
verbargen die Thränen, deren fie i fhämte.

Eine tange Weile faßen fie unter der alten Linde und
plauderlen miteinander Rudolf erzählte gern von ſich u
ſeinen Ausſichten, daß ex vor drei Jahren kaum hoffe, die
Heimath wieder zu ſeben. Er war hemüht, ruhig zu
iprechen, ; und wandte fih während der Unterhaltung an
Fräulein Marfchaller, denn er fühlte, daß ein Blik auf
die Geliebte ihın alle Faffung geraubt hatte

Zür einen Menſchen, der fo. Leidenfchaftlich liebt wie
RKudolf Kogler, gibt: e& nur ein Geficht auf der Welt — ;
hHätte Rudolf Iräulein Marichaller ſo angeſchaut wie Lena
ſo würde er einen ganzen Roman in deren Zügen gelejen ;

haben, Ö . Ö *
Endlich brach die Dunkelheit herein. Fräulein Mar⸗
ſchaller begab ſich in das Haus unter dem Borwand, ein }
dringendes Billet {Hreiben zu müffen, in Wahrheit aber, |
um ſich ein wenig zu ſtählen für den bevorſtehenden Ab⸗
jchied, den He faum zu eriranen vermochte. ;

Baͤhrend der wenigen Minuten des Alleinſeins mit
Lenn überfam KRudolf der ganze Schmerz der Trennung,
fein Wejen ward gezwungen, feine Jonft ſo ſanfte, herzliche
Stimme klang ſo ganz anders, daß Lenas jungeS Herz,
unbeflannt mit den Myſterien der Liebe eines gereiften
Mannes, dabei erkaltete.

Ais ſie Rudolf das lette Mal aeſehen, hatte ſie ge⸗
glaubt, ‚er liebe fie, und ANes, was er gefant, hatte fie in
ibrem Herzen bewahrt und jüße Tedume vonihm geträumt ;

— — —

ihren Irrthum, und ſie ward mit einem Male ſo kalt

und — gegen ihn, daß auch in Rudolfs Herz die
4 Zweifel und Befürchtungen wieder zurück⸗
ehrten.


ein jeder ahnunaslos von des Anderen Liebe, nicht wiffend—


von einander entfernte.
als ſie dem Haufe zuſckritten, wandte Rudolf ſich faſt
ungeſtüm zu leiner Bealeiterin.


„ich fann es nicht ertragen., —
Ploötzlich erariff er ihre kleinen weißen Hände u. küßte
ſie erreat.


Geſicht hätte ſehen Fönnen.
Denken ſie bisweilen an mich!“ hauchte er heiſer —
„Adien — ih muß fort !“

Er ließ ihre Hände los als brannten ſie ihn, und


janDd er Fräulein Marjhaller mit gefaltenen Händen und
gejenftem Haupt. Ihre Nähe beſchwichtigte den Tumuͤlt
in ſeinem Herzen; gewaltjanı bezwang er fich.

„Fräulein Marſchaller,“ hub er an, „ih möchte fie,


Da fühite die Angeredete iht Herz klopfen, als wollte
es ihr die Bruſt ſprengen.

Rudolf Koalet nahm Plag, kützte den Arm auf den
5* und fuͤhr, indem fie den Blick auf den Boden geſenkt,
ort:

Sie wiſen wie gern ich hierher gelommen bin, der
SGedanke Deutfchland zu verlaffen, raubt mir fajt die Sinne,
fie müſſen wiſſen, ſrieß erdann Haftig und erregt berbor,
zwas mich ſo hierhexzog, wer mein gaͤnzes Herz gewann!
Tadeln ſie mich nichi, daß . ich jebt nicht mehr fage —
meine momentan noch unſichere Stellung vexbietet mir, ein
Maͤdchen das ich liede an mich zu feſſeln. Gott allein
weiß, was es mich kofiet, ſo von hier ſcheiden zu müffen
„Siebes , Fräulein,“.. fuhr er dann ‚fort, „wenn meine Zu—
kunft in der neuen Welt ſich bald ſo geſtaltet wieich





trage ihr meinelhanden — und bitte ſie zu mir zuto
i — glauben Sie, daß ſie es thun wird? — —
beſchwore Sie?“ fuhr er fait Leidenichaftlidh fort, al8 fie
einen Moment mit der Antwort zögerte. „Olauben Sie,
i daß fie micdh lieb* und fommen wird ?”
j Da hob Fräulein, Marſchaller das Haupt, ein neuer
Ausdruck eroläͤnzte auf ihren Zügen, und in langfam-ernftem
Ton erwiederte ſie: *
„Ja, ich weiß, daß ſie Sie liebt, und ſie wird auch
kommen..
2* trat in Rudolfs Züge ein Ausdruck unendlichen
ücks.
„Sott fegne Sie für diejes Wort! — Leben Sie wohl.”
Und er. erariff ihre Händ, drückte ſie innig und eilte
aus dem Bimmer.

Hräulein Marſchaller verweilte
ungslos dann hauchten ihre Lippen :

„So liebt er mich alfo doch?”

Lange Zeit ſaß ſie in ihre eigenen Gedanken ver⸗
ſunken; erft al8 die Magd mit der Lampe ins Zimmer
trat, Ichredte fie, über fih felbft befchämt, auf.

„Wo iit Fräulein Lena ?“ fragte fie.

„Das Fräulein hHat fih niedergelegt,“ lautete die Ant⸗
wort, „fie Eagte über heftiges Ropfwebh.”

Daͤrauf begad ſich Fränlein Marfjhaler nach Lenaz

Bimmer ; auf ihr Riopfen folgte ein matte& „Herein“ und

ſich vom Bette auf, auf dem ſie noch auge⸗
eidet lag

Ibre Tante ſtrich ihr fanft das Haar.

Es iſt ganz natürlich Lena das Dir Herrn Koglers
Abichied nahe geht,“ {pradh fie, . „Du,brauchit Dich deffen
nicht zu fchämen“, er war un$ ein treuer Freund, den wir
bei unferm _ {tillen ‚Leben jehr vermiffen werden.“

Darauf that Fräulein Marjchaller einen Leichten Seufzer
und Lengs Haͤnd erareifend fuhr ue fort;

— „Giebes Kind, tratz unſeres verſchiedenen Alters ſind
wr immer wie zwei Schweitern gewejen; und i — ich
möchte Dir etwas ſagen.“

(Gortſetzung folgt)

einige Sekunden reg⸗


 
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