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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 31 - Nr. 40 (9. Februar - 19. Februar)
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Erſcheint taͤglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljahrlich
ME 1.20 ohne Trägerlohn u. Poftauffhlag. Beftelungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.



für


Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philtppsburg
Wiesloch/ Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach,
Eberbach/ Buchen, Walldürn, TBiſchofsh. Wertheim ꝛt.













Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecer in Heidelberg.

. 37



égiüélfiétu‚ %icililua den 16. 8ebtuut 1092

Druck, Vexlag u. Expedition von Gebr. guber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.

97 Sabrg. .







—— — — —
Beſtellungen
auf den Pfalzer Boten“ werden fortwaͤhrend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſtraße T entgegen genommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“

oGCανρανααναιαααν CιαCιxανwνο
* Simultane Cehrerbildungsanitalten.

Ein religiöſes Stillleben iſt es, das die, Magde⸗
burger Ztg. aus dem früher beſtandenen ſimultanen
Lehrerſeminar zu Idſtein zeichnete und von welchem
auch der Pfaͤlzer Bote ſeinen Leſern Kenntniß gab.
Da gab der Direktor den gemeinſamen Religions⸗
unterricht für alle Confeſſionen, die Juden mit einge⸗
ſchloſſen und die Idſteiner Zöglinge blieben Freunde
auf ewig. Selbſt die katholiſchen und evangeliſchen
Geiſtlichen halfen ſich im Dienſte gegenſeitig aus.
Wirklich eine ſchöne und rührende Idylle!

Doch betrachten wir, ſchreibt die D. R., einmal
die Kehrſeite der Medaille. Für jeden Katholik iſt
es zweifellos, daß ſimultane Anſtalten nur der reli—
giöſen Gleichgiltigkeit Vorſchub leiſten können. So
wäre es nicht nur in Idſtein, ſondern auch in anderen
deutſchen ſimultanen Lehrerſeuinaren. Dazu kommt,
daß an ſolchen Anſtalten auf die Katholiken ſelbſt—
verſtaͤndlich weniger Rückſicht genommen wird wie
auf die Proteſtanten. Es iſt noch nicht ſehr lange
her, daß nicht nur in den gemiſchten, ſondern auch
in den katholiſchen Seminarien, die von der Regier⸗
ung eingefuͤhrten Lehrbücher der Geſchichte, die Leſe—
bücher, die Sprachlehren nicht ſelten gar manche
Vorurtheile gegen die Katholiken, Entſtellungen und
Beſchimpfungen ihrer h. Religion, ja ſogar ganz un—
gläubige Stellen enthielten. Daneben wurde mit ver⸗
ſchwenderiſcher Kühnheit jenen Maͤnnern Weihrauch
geſtreut, die nichts als Unheil in die Kirche gebracht
haben. In proteſtantiſchen Anſtalten fanden kathol.
Schulbücher jedoch keine Aufnahme. !

In dem ſimultanen Seminar zu Idſtein war ein
Buch eingeführt, das folgenden Titel hatte: „Gruner
G. A., Grundlegung zu einem auf das Gewiſſen und
die Bibel cegründeten Unterrichte in der Tugend⸗ und
Glaubenslehre Zum Gebrauch in Schulen .;
überhaupt für Verehrer Jeſu aus allen (!) Con-

— — — —

Orginalroman von Marie Dobſon.

Eines Moraens als die Damen, nachdem daß erſte
Frühſtück einaenommen beiſammen ſaßen, Elfriede mit
einer Handarbeit beſchäftigt, Tante und Nichte aber in
lebbaftem Geſpräch übet dex vegteren Ausſteuer denn
ihre Hochzeit ſollte im Ottober begangen werden, trat
Eberhard Walldorf zu ihnen. Seinem Mündel zwei
7**— überreichend, ſagte er ihn gewohnter ruhiger

eiſe:

Beide ſind aus Amerika, Zränlein Elfriede, den In-
hHalt desjenigen ihHrer Mutter kenne i wohl theilweife, u.
wil ihn Fhnen mittheilen. Sie wünſcht. daß Sie zu
Ihrer weiteren Ausbudung dieſen Somwer die arößeren
Hauptſtädte befuchen, und überläßt es mir. dies zu er⸗
möglichen. Dazu ſchreibt ſie, daß ihr ältejter Sohn fich
gegen Herbit nach Curopa begiebt, um einige Jahre in
einem Hamburger Geſchäftshaufe zu arbeiten, vorher aber
uns beſuchen werde.“

Eine augenblickliche Pauſe folate, während deren El⸗
friedens Geſichtsgusdruck ernſter geworden war, und die
Farbe auf ihren Wangen ſchnell gewechſelt hatte. Nunmehr
fragte ſie ruhig?
nid bat Ihnen Mama nichts Weiteres geſchrieben
Herr Walldorf?“ ; } .

„Nur noch über die gewohnten Gejhäftzangelegenhei-
ten, Fräulein Elfriede — —“ ;

„So. will ih jehen, was ihr Brief an mich enthält,
und zuͤaleich die aus San Franzisko lejen,” antwortete fie
und begab jih ins nächtte Zimmer, während Mutter und
Sohn die Reife befpracdhen, die noch! keines jHnellen Be-
ſchluſſes bedurfte

Elfriede las Auch ihr war der Beſuch ihres Stief⸗
bruders angemeldet und hinzugefügt:

Arthur wünſcht ſehnlichſt die verſönliche Bekannt⸗
ſchafi ſeinex Schweſter zu machen. Begegne ihm freundlich
mein liebes Kind, und vergitz nicht, daß ich durch ſeinen
Vater eine reiche und angeſehne Frau geworden hin und
dadurch im Stande geweſen, Jahre lang für Dich zu







22)












vielen anderen Irrthümern wird in demſelben Chriſtus
als bloßer Menſch hingeſtellt, indem es heißt: „Jeſus
Chriſtus iſt in einem ganz anderen, viel höheren
Sinne, ſ(als wir) Gottes Sohn, weswegen er auch
in der Bibel der eingeborene Sohn Gottes, das heißt
ein Sohn Gottes, wie es ſonſt keinen gibt, genannt
wird. Je beſſer ein Menſch iſt, deſto näher und
enger iſt er mit Gott verbunden, deſto würdiger iſt
er, ein Kind Gottes zu heißen Jeſus Chriſtus aber
war der beſte ꝛc. Auch die Nothwendigkeit des


Solche geiſtige Koſt ward den katholiſchen Seminariſten
in Idſtein vorgeſetzt.

In andern, ja ſelbſt in rein katholiſchen Semi⸗
narien, war es nicht beſſer. An der Spitze des
katholiſchen Lehrerſeminars zu Braunsberg ſtand der
verheirathete, apoftaſirte Mönch Coruͤelius von
Burgund, und dem Seminare zu Bayreuth war der
berüchtigte, verheirathete Apoſtat Graͤſer vorgeſetzt.
Aus letzterer Anſtalt ſchrieb ein Zögling am 16 Juͤli
1625: „Wir haben bei einem proteſtantiſchen Lehrer
Kalb noch immer die zehn Gebote nach Luthers Kate⸗
chismus. Hierin kommen Citate in der lutheriſchen
Bibel vor, welche wir Katholiken aufſchlagen und
lernen ſollen Wir weigerten uns und ſagten, die
lutheriſche Bibel gehört uns nicht an, wir haben
unſern Katechismus, die hl. Schrift u. ſ. w. Ei was!
ſagte er. Die Bibel müſſen wir binnen zwei Tagen
haben, und unſern Katechismus haben nur Menſchen
geſchrieben und dieſen iſt auch nicht alles zu glauben.
Die lutheriſche Bibel aber enthält Wahrheit und iſt
von Gott. So folgt ein Schlag auf den andern.
Unſere Heiligen, ſagen die Lutheriſchen, ſind die
Winiſter u ſ we, und ſo müſſen wir ſtets in dieſer
Stunde gleichſam zum Geſpötte der Proteſtanten ſein.“
Nicht einmal am Frohnleichnamstag wurden die katho—
liſchen Schüler, wie weiter aus dem Briefe hervoͤr—
geht, vom Unterricht befreit. Das war katholiſcher
Neligionsun ercicht an einem ſimultanen Lehrer—
Seminar.

In der Lehrerbildungsanſtalt zu Kaiſerslautern
beſuchten ſämmtliche katholiſche Seminariſten den
proteſtantiſchen Religionsunterricht, den der proteſtan⸗
tiſche Direktor der Anſtalt ertheilte, aus Furcht nämlich,
im Unterlaſſungsfalle eine ſchlechte Befähigungsnoie


mußten alle Zöglinge ſich des Buches: „Erziehungs⸗
lehre im Geiſte des Chriſtenthums von Hergenröther“

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jorgen, 8 i e8 gethan. Dein VBater und Victor freuen
ſich ebenfalls, Dich fennen zu lernen, und ift auch der
Augenblick unſerer Wiedervereinigung nicht



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bedienen. In demſelben wird u. a. die Erbſünde und
die Auferſtehung des Fleiſches geleugnet.

Selbſtverſtändlich waren auch die Folgen einer
ſolchen Erziehung entſprechend. Ein Laͤndſchullehrer
ſchreibt darüber: „Nach zwei Jahren kommen die
Candidaten mit dem Namen mancher Kenntniſſe und
mit einem Herzen voll Haß und Verachtung gegen die
Gebräuche und die Geifilichen der katholiſchen Kirche,
und, weil ſie alles zu vermengen gelehrt worden ſind,
ebenſo gegen die katholiſche Kirche zurück.“ Iſt dies
auch zu verwundern? Und da wagen die liberalen
Blätter noch für die ſchönen Zeiten der ſimultanen
Lehrer⸗Seminare zu ſchwärmen!



Deutſches Reich.

Berlin, 14. Febr. Parlamentariſche Kreiſe
ſind überzeugt, daß die Volksſchulvorlage mit unwe⸗
ſentlichen Aenderungen aus dem Abgeordnetenhauſe
an das Herrenhaus gelangen werde. Eine Nachgie⸗
bigkeit der Regierung erwartet Niemand mehr. —
Montag werden im Reichstage die Berathungen im
Militäretat beginnen. Die Verhandlung wird ſich
zunächſt auf die bekannten Soldatenmißhandlungen
und die Reform des Militärſtrafrechts erſtrecken. Mit
Unterſtützung der nat-lib und freiſinnigen Fraktionen
brachten die Abgg. Buhl und Richter einen neuen
Antrag ein, welcher Reviſion des Beſchwerderechts
verlangt, Ständigkeit und Selbſtſtändigkeit der Mili—
tärgerichte, ſowie die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
des Hauptverfahrens.

Berlin, 13. Febr, Dem heutigen Diner beim
Staatsſekretär von Bötticher wohnte der Kaiſer bis
halb 12 Uhr bei. Nach dem Eſſen unterhielt ſich der
Kaiſer lebhaft mit Manteuffel, Helldorf, Stumm und
Erffa über die Weltausſtellung in Chieago. (S. Neueſtes.)

Berlin, 14 Febr. Dec Kaiſer ernannte den
Kronprinzen von Schweden zum General-Lieutenant

Deuficher fieifi}fitag.
Berlin, 13. Febr.

Der Reichstag ſetzte die Bexathuns des Eiſenbahnetats
fort. Bebel waͤndte ſich untex Anhriffen auf einzelne
Werke gegen das Verhalten der deutſchen Werke bei Sub—






den für die endlich Äberwundene eı dit
—E3 wird Dir in Bahia, Deiner fünftigen Heimath, wo
Glanz und Reichthum Deiner warten, gewiß gefallen!

U. I.

Als Elfriede dieſen Brief ihxer Mutter geleſen, ſanken
ihre Hände damit in den, Shooß, und in ernitem Sinnen
blickte ſie darauf hin. Sie durchſchaute den beharrlich
verfolgten Rlan ihrer Mutter, Axthur Sommerfeld und
ſie ſollten ſich kennen, und womöglich ſieben lernen um ſich
väter in Bahig zu verheirathen
Wünſchen und Forderungen ihres Herzens übereinſtimmte,
daran dachte ihre Mutter nicht.

Lange blickte ſie mit umdüſterten Zügen, die endlich
einen entſchloſſenen Ausdruck annahmen auf dieſen Brief
und eragriff dann den zweiten Die Umhüllung Sffnend,
zog ſje aus dieſer die beden Schreiben hervor, und las
zuerſt das ihrex Tante. Dieſe ſchrieb von ihren Erſpar⸗
ungen, um bald in die Heimath zurückkehren zu koͤnnen.
Dann erwähnte ſie auch des unermüdeten Fleißes ihres
Sohnes der den aünſtigſten Erfola hätte, doch fürchtete
ſie, daß für die Dauex das Klima ſeiner Geſundheit nicht
zuſage, zumal er auf dex längeren Reiſe für ſeinen Prinzi⸗
val eine nicht ungefäͤbrliche Lunaenentzündung gehabt. die
er jedoch feiner Meinung nach, vollftändig überwunden.
Aus Bahia hatte fie Füirzlih Nachrichten gehabt, und
erbat von ihr einem baldigen und ausführlichen Brief.

Ohne ſich mit einem Wort nach ihrem: Sraehen zu
erkundigen. ſchrieb Alfred Linden in kurzer Weije. von
jeinen. Unternehmungen, die bn über. Erwarten alückten,
wie er auch beftimmte Ausfichten habe, Ddiejfe Verbind-
8 in Europa fortſetzen. Zum Schluß haͤtte er ' ge-
lagt: — .

Wengx allez nach Bunſch geht, Eifriede, ſe werde ich,
mich auf Dein Verſprechen berufend im nächſten Sommer
bei Deiner Mutter um Deine Haͤnd anhalten, ſpäter in
Hamburg etablieren, und iann gewiß nach einem Jahr





Er frug an, welche Maßnahmen die
Regierung zum Schutze gegen Schienenfälſchungen treffen
wolle. Bundeskommiſſar Kinel erwiderie, nach Unter⸗
ſuchungen, die bis zum Jabre 1878 zurücreichen, jei kein
Grund vorhanden. den Bochumer Berein von Submiſſionen
aus zuſchließen. Es beſtehe eine von der Regierung geübte

unſere Hochzeit ſtattfinden. Wie freue ich mich auf den
Augenblich Dich als meine Braut in meine Arme zu
— — —

Auch guf, dieſe Zeuen blickte lange Elfriede mit
innendem Blick Alfred haͤtte don ſeiner Freude, fie als
Braut wiederzujehen, gefhrieben, wie aud von ihrer Ver⸗
bindung auf die er beftimmt rechnete, odne auch nuͤr daͤran
zu denken ob dieje noch der Wunſch ihres Herzenz fei.
Was würde wohl ihre Mutter dann dazır fagen ? —. Und
wie ſollte und tonnte ſie, ſeinen Brief beantworten?
Lonnte und mubte ſie in infolge ihrer kindlichen Zuſage
ihm angehören, nachdem ihm ſo wenig von Ddem
Alfred übria geblieben/ dex er früher geweſen?

Elfriede verwahrte beide Briefe in ihrex Taſche, und
noch einige Augenblicke zurückbleibend. um ihre Aufregung
wirkſam zu bekaͤmpfen, begab ſie ſich dann ins Wohn
zimner wo ſie Marga und ihren Verlobten in lebhaftem
Geſpräch traf. Sie freundlich begrüßend, was ſie
ebenſo erwiederte, ſagte er in ſichtlich angeregter Stimm⸗
ung:

„Fräulein Römer, es iſt, während ſie in anziehendſter
Weiſe Peſchäftigt geweſen, hier Wichtiges verhaudelt, was
auch Sie angeht —“

„Sie haben wohl über die von Nama —
Reiſẽ geſproͤchen, antwortete Elfriede einen heiteren Ton
erzwingend.

„SJa Fräulein Elfriede, und was werden Sie ſagen.
wenn ich, fal8s e& mir möglich ift; daran theilnehme ?”
erwiederie ( Dr. Hirffeld. 0 4

„Das kann ung nur erwünfdht {fein,“ entgegnete El⸗
friede mit zunehmender Sicherheit, und als dann. noch eine
Weile die in Ausſicht ſtehende Keiſe beſprochen woͤrden
nahm Erſterer Abſchied von ihr, wie zärtlichen von
jeiner Braut, welcher er verſprach am AWbend wieder zu

fälſchten Stempeln.


(Fortfegung: folgt.)























































































 
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