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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 101 - Nr. 110 (5. Mai - 15. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0431

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Erſcheint taglich mit Ausnahme der Somnz und Feiertage
SamftagS mit UnterhaltungSbeilage. Preis vierteljährlich
M, 1.20 ohne Frägerfohn ı. Poftauffchlag. Beftellungen
bei den Poftanftalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße.

Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.



— —



* 7



— — —

Beſtellungen
anf den „Pfaͤlzer Voten' werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg. Zwinger⸗
traße ĩ entgegen zenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — — Ta W a aı WT a W a O a WT a
— — — — — — 8—

* Der evangelildde Bund

iſt arg in die Klemme gerathen. Da er auf das
Phantom der „hierarchiſchen Uebegriffe Roms und

——— —




vorlage Steilung zu nehmen, weil deren Durchführung

!




aber darf nicht ſein, ein Land, welches Luther hervor⸗
gebracht und das „proteſtantiſche Kaiſerthum gezeitigt
hat, ſollte überhaupt eigentlich für die „Römlinge“
keinen Raum bieten; wenn man ſie in dem Lande be⸗
läßt, ſo ſollte man doch dafür Sorge tragen, daß die⸗
ſelben immer nur als Geduldete ſich betrachten. So
die Auffaſſung des „Evangeliſchen Bundes“ und der
von ihm bereits weithin fanatiſirten proteſtantiſchen
Maſſen. Nach der Auffaſſung des „Evangel. Bundes“
mußie daher auch ein Schulgeſetzentwurf fallen, welcher
eine feſte Grundlage für eine religiöſe, confeſſionelle
Erziehung und Durchbildung der katholiſchen Schul—
jugend geboten hätte. Alſo gab ſich der „Evangeliſche
Bund niuthig und flugz daran, Petitionen gegen das
Volksſchulgefetz zu fabriziren und Verſammlungen gegen
dasſelbe ins Werk zu ſetzen. Und die Freude war
bei den Streitherolden und Mannen des „Evangel.
Bundes“ groß, als das Volksſchulgeſetz fiel. Nun
präſentirt aber der ungläubige „Deutſche Proteſtanten⸗
verein“ dem „Evangel! Bunde“ die Quittung darüber,
daß er ſo rrefflich für die Ziele und Zwecke des
„Proteſtaͤntenvereins“ eingetreten iſt, welcher hekannter⸗
maßen dem Rationalismus huldigt, dem Atheismus
vorarbeitet. Das „Deutſche Proteſtantenblatt“, das
Organ dieſes Vereins, ſchreibt nämlich in ſeiner Nr.
11, S. 88: Der „Evangeliſche Bund,“ iſt kürzlich
nach dem Vorgang des „Deutſchen Proteſtantenvereins“
mit einer Kundgebung gegen den preußiſchen Volks—
ſchulgeſetzentwurf herdorgetreten. Der„Evangel. Bund


Die Zdaiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
von KlaraRheinau. Nachdruck verb.

In bewegten Tönen, mit flehend erhobenen Händen
bat ſie den Gerichtsdiener, Frau Harper einzulaſſen.

Der rauhe Mann des Geſetzes fühlte ſich geruhrt

Bu waS macht ihr diejen Lärm ?“ ſagte er in gänz-
lı verändertem Tone, fih der Thüre nähernd. „Scht ihr
niht, daß die Fra eine Freundin der Hefgnoenen iſt?
Schämt Euch und macht ihr Platz! daß ſie eintreten

kann.

Augenblicklich wich die Menge zur Seite und eine
Sekunde päter ſtand Frau Harper in der Stube und
ſchaute ſich nach Martha um Es war hier piel dunkler
als draußen auf der Straße daß ſie Anfangs gar nichts
unterjcheiden Ionnte.

Wo ſind Sie mein Kind?“ fragte ſie endlich in
einem Tone, den faſt kein Auge trocken ließ! Martha ver⸗
fuͤchte zu antworten aber die Stimme verfagte ihr vor Er—
regung.

„Wo ſind Sie?” wiederholte die Wirthin;. „Ihre
arme alte Freundin iſt zu ihrer Hilfe Herbeigeeilt —
fie alaubt kein Woͤrt von dieſer Beſchuͤldiaung — ſie weiß,
daß Sie unſchuldig ſind, wie die Enael im' Himmel.” *

Mit ausgebreiteten Armen erhob ſich Martha; ſie
wagte es nicht, der Guten entgegenzutreten, aus durcht
zuruckgewieſen zu werden

Bier hin ich!“ fchluchzte Nartha bervor und Zrau
— erblickte ſie ſofort und warf ſich weinend in ihre

rnie,

„ „9ott. fjegne Sie mein Knd; ‚mein [üßeS, gutes, mit-
feidiges Rind, das Xeiner Fliege weh ihınm würde,“ rief
die gut? Frau, Martha {türmijch untarmend ; dann wandte

29)


jaut — das keiner Fliege weh thun würde, und das Ihr
trogdem. eineS. Mordes bejhuldigk. urn u }

_ Martha umklammerte laut Ihluchzend ihre warmher-
zige Freundin, welche abwechſelnd bald die Weinende mit
zärtlichen Worten zu troͤſten ſuchte, bald den Umſtehenden




Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg
Wiesloch/ Bruchſal, Bretten, Neckargemünd Mosbach
Eberbach Buchen Walldürn, T-Biſchoͤfsh Wertheim ꝛc



anwachſende römiſche Propaganda. Seine Voraus-
ſetzung mit welcher er ſteht und fällt, iſt die gleich—
mäßige Umſchließung aller Evangeliſchen. Nun

zwangen die Thatſachen den „Evangel. Bund“ zur



in der Debatte über die Vorlage berechtigt war, ſich
auf den Bund als Eideshelfer zu berufen.
„Eoangeliſche Bund“ iſt zur Erkenntniß gekommen
daß es eine einfache Unmoͤglichkeit iſt, Rom zu be—
kämpfen, ohne zugleich die orthodoxe Partei der evan—
geliſchen Kirche zurückzuweiſen Mit
gebung gegen die hierarchiſchen
Volksſchulgeſetzes hat der „Evangeliſche
erklärt, daß er ſein eigenes Fundament preisge—
geben hat, daß eine kirchenpolitiſche Situation ſich
kröffnet hat, in welcher die Vorausſetzungen des
„Evangeliſchen Bundes“ nicht mehr Stich halten In—
ſofern hat das Ereigniß des Volksſchulgeletzes klatend
zewirkt.! Die Tünche, mit welcher der „Evangeliſche
Bund“ das Bild des kirchlichen Parteilebens bedeckt
hatte, fällt ab; die alten Parteigegenſätze, wie ſie ſich
einerſeits in dem Proteſtantenverein, andererſeits in
den orthodoxen Parteien repräſentiren, treten wieder
offen an den Tag.“ — Ja „Die Tünche fällt,“ die
„Orthodoxen“ werden ungenirt bei Seite geſchoben,
der Proteſtantenverein“ trilt hohnlachend die Erbſchaft
an, und Beyſchlag, Thümmel und Genoſſen helfen
dazu!



Hentſches Reich

‘ * Berlin, 10. Mai. Das Taͤgeblatt“
Bei der geftrigen Bataillons Beſichtigung des dritten
Garde⸗Regiments zu Fuß ließ der Kaiſer die Re—
gimentskolonne formiren, rief alsdann den Grenadier
Lück, welcher vor Kurzem auf Poſten den Schuß
abgegeben hatte, durch den 2 Männer ſchwer getrof—
fen wurden vor die Front und ernannte ihn mit
folgenden Worten zum Gefreiten: Grenadier Lück!
In Anerkennung deines korrekten Benehmens auf
Poſten ernenneſich dich zum Gefreiten. Ich
hoffe, daß du auch fernerhin dich durch Muth und
Entſchloſſenheit auszeichnen und ſtets dem Regimente
Ehre machen wirſt. Darauf reiche ich dir die Hand.“







wegtreten.
nach jenem Vorfall vom Regimentskommandeur zum





mit Heftigkeit ihre Ueberzeugung von Marthas Unſchuld




Endlich erſchien der Polizeikommiſſar, eine aufgedun⸗
ſene aſthmatiſche Perſonlichkeit mit einer wichtigen Miene
und einem kahlen Kopf der wie eine Billardkugel alänzte.
Er aab etwas hochtrabend den Befehl. die Lichter anzu⸗
zunden, ſetzte eine goldene Brille auf die Naſe und be—
trachtete die Gefangene und deren Schützerin mit prüfenden
Blicken.

Hierauf erſt ließ er ſich herab einen kurzen Bericht
des Falles anzuhören. als dieſex zu Ende war, wandte
er fich!zu Martha: „FIungeS Sräulein,“ ſagte er, heute
Abend werden Sie in das Gefängniß verbracht werden


!i}md,%er!ag u. Expedition von Gebr. guber Y 7 *
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. chtt

hoffen, daß dieſe Darſtellung ſich nicht beſtätigt. Daß
der Grenadier Lück, in der frivolſten Weiſe gereizt,
von ſeiner Waffe Gebraach machte und dabei nicht
bloß den Angreifer, ſondern auch eine zweite Perſon
verwundete, kann man ihm nicht zum Vorwurf ma—
chen; er iſt weder für ſeine Inſtruktion, noch für die
Durchſchlagskraft ſeines Gewehres verantwortlich;
dabei bleibt aber die ſehr bedauerliche Thatſache, daß
auch ein Unſchuldiger zu Schaden gekommen iſt, und
ein „correktes Benehmen“ mit ſolchem Ausgang ſcheint
uns nicht der richtige Anlaß zu einer Auszeichnung
ganz außergewöhnlicher Art zu ſein.)



Ausland.

Aus der Schweiz. (Altkatholiſches) Die
unverdächtig radikale Lauſanner „Revue ſchreibt über
die altkatholiſche Kirche in Genf: „SIe. weiter . man
vorwärts kommt, je mehr iſt die katholiſche National—
kirche (altkatholiſche Kirche) eine Laſt, man begrüßt
alles, was uns dieſe Laſt erleichtern könnte! Dieſe
Religion, welche, mit Einſchluß von wenigſteus 300
Freidenkenden, höchſtens 500 Anhänger zaͤhlt, koſtet
Die größeren Poſten ſind:
3 Pfarrer in Genf a 4800 Fr. = 14,400 Fr.; 4
Vikare in Genf a 3800 Fr. = 15,200 Fr.; 10 ar-
dere Pfarrer a 3000 Fr. — 30,000 Fr.; Kultus—
koſten 6000 Fr. Unterſtützung eines Studenten der
Berner altkatholiſchen Fakultät 600 Fr. Beitrag an
den Biſchof 1200 Fr. und mehrere andere Ausgaͤben.
Uebrigens wollen wir gar nicht den Tod des Sün—
ders, wie man zu ſagen pflegt; wir verlangen einfach,
daß die Koſten des altkatholiſchen Staats⸗Kultus
ſeinem Wachsthum entſprechend, redueirt werden Die

Sie reicht ganz gut aus und bringt
ſparniß von 50,0600 Fr.“ So die „Revue.“ Komi—
mentar überflüſſig. Genf bezahlt für die Staats⸗
katl oliken aus dem allgemeinen Steuerbeutel 200 Fr.
auf den Kopf. Eine theure Religion!

Rom, 10. Mai. In Livorno iſt auf dem
Treppenflur der Polizeidirektion eine kleine, mit Pul—
ver gefüllte Eiſenbombe geplatzt. Die Mauer iſt zer⸗
bröckelt und die Fenſterſcheiben ſind geſprengt. —
Auf einer Wieſe nächſt der Station Clampino bei
Rom wurden 16 Dynamitpatronen mit verlöſchter
Lunte gefunden.

London, 10. Mai.

uns eine Er—

Ernſte Unruhen ſind in den
2* Edens Die Aus⸗
ſtändigen griffen die Arbeiter und Beamten an und

denken Sie ſich an des armen Kindes Stelle. Unſchuldig
wie ein amnı ins G-fängniß geworfen zu werden, wenn
vielleicht der nächſte Tag jhon Beweife für ihre Schuld-
loſigleit bringen fann.“ ; ;

Sie ſprach ernſt und eindringlich, und der Beamte
fühlte ſich beweat Ex ſtützte den Kopf in die Hand
und er ſchien eine Weile nachzudenken. Endlich blidte er
auf.

Es geht nicht:



heiien voͤrzunehmen Morgen oder in den nächſten Tanen
wenn die Beweije-voNzählig ſind, werden ſie ein regelrechtes
Verhoͤr zu beſtehen haben.”

Martha rang nach Athem.

In das Gefängniß!
einet Kerkerzelle! ;ß 4

Mit einem änaſtlich flehenden Blick wandte ſie ſich zu
Frau Harper, deren Axm umiklammernd, als ob ſie ent⸗
ſchloſien ſei, lieber den Tod zu leiden, als ſich wegreißen
zu laſſen

Kann ich nicht für fie bürgen, Euer @naden ?” fragte
die guie Wirihin. Laſfen Sie das Kind mit mir nach
Hauje gehen. Ich aarantiere, daß ſie bereit iſt, wenn Sie
ihrer bedürfen.“

Der Beamte ruͤcke pon neuem ſeine Hrille zuxecht vnd
ſchaule über jeinen Bult nach der Syrecherin Ein letcht
achtliches Laͤcheln umiſpielte ſeine Libpen

Ich fürchte wir können Ibre Zuͤraichaft nicht an
nehmen, gute Zrau,” ‚fägte er; „außerdem iſt bei dieſem
Fall eine ſolche nicht Zuläffig.” 0 4

Frau Harper / unterbrücte. gewalſam ihre anfſteiaende


„Suer @naden befiben eine Tochter,“ fagte fie. „D,

wenn ſtarke Zweifel an der Schuld des Angekflagten he-
ſtehen und deſer Fall ſcheint mir leidex muß ich e3 Jagen,
ſolche Zweifel auszuſchließen Dennoch iſt es nicht un-
möglich, daß ein Richter wenn die Sache ihm vorliegt,





hin Beweiſe haben! welche den Anſchein der Dinge total
verändern. Ez iſt ja nur für eine Nacht,“ fügte er
zoͤgernd bei, als er ſah, welchen Eindruck feine Worte her-
vorbrgchten.

„Nur für eine Nacht?!
troſtlos, mährend Martha
ſank.

wieder holte

Frau Harper
ihr ohnmächtig

in die Arme
9. Kapitel.
Doch wir haben bereits

Auge verloren
Mit hochſter Befriedigung gewahrte die durchtriebene




nicht mebr zu entziehen vermochte Duͤrch




ihn unfehlbax an ſich
täglich ſeine Erklärung in aller

debhalh in übermüthiaſier Laune um fo-mehr, da tht


zweifelt hatte! :<
En i . 4 0 —
⁊DLLautehet n .

4





 
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