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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0499

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— täglioc mit Ausnehme der Sonn⸗ und Feiertoge
Ereg⸗ niie Unterhaltungoͤbeilage. Preis vierteljährlich
4 1.20 vbre Trägerlohn u Boftauffehlag. Beftellungen
— Boftanftalten u. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.

z



Verantwortlicher Nedakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

— — —
4 6 Da urn N
4 Beſteuuugen
* den Bfälzer Boteu werden fortwohrend bei
umtlichen Poftanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
raße 7 entgegen jenonumen.
Vertag des „Pfälzer Bote.“


vE a N a E O aı W a E aa Ta
n— f — — —⏑

6, 3i die Eozinldemokratie eine teligionöfeindliehe
Bartei ?

Die Frage, welche wir in unſerer Uebexſchrift auf—
Gelvorfen, ıjt gerade in dieſem UWugenblide, wo die
Srzialdeinokratie ihre Sendboͤten auf das Land ſnickt,
don veſonderer Wichtigkeit, denu dieſe Sendboten führen
ſch inftruktionsmäßig mit der Behauptung ein, daß
ie Soͤzialdemokratie mit der Religion abſolut nichts
zu ſchaffen hab-, daß ſie vielmehr nur bezwecke, an
Stelle der gegenwärtigen ſchlechten Geſellſchaftsordnung
ne anderé beſſere zu ſetzen, und daß die Religion
Unen heilig und unuͤngreifbar ſei. Das ſei eine Sache,
ie jeder mit ſeinem Gewiſſen auszumachen habe
Ind die Geſellſchaft habe durchaus kein Recht, durch
re Einrichtungen ein Zwang auf die Gemiſſen aus—
Lüben. Sie drücten das mit dem kurzen Satze aus:

eligion iſt Privatſache.

Für Leute, die wirklich gläubig ſind, iſt das ſehr
leſtechend. Wir haben einen ſchweren „Kulturkampf“
erchgemacht und in demſelben vielfach über Gewiſſens—
zwang geklagt. Wir haben empfunden, was es heißt,
In jeinen reugiöſen Gefühlen angegriffen und hedrängt
zu werden. Tteffend haͤt Mallinckrodt als die Wirkung
dieſer Angriffe und Bedrängniſſe das Kuirſchen des
ganzen inneren Menſchen bezeichnet. Unſer „Kultur—
fampf“ ift keineswes vollſtändig und definitiv zu
Ende! Es iſt eine faktiſche Ruhe über den Gewäſſern
eingetreten, nicht, weil der alte Zuſtand der verfaſſungs—
Mäßigen Rechte und Freiheiten der Kirche in der

erwaltung ihrer eigenen Augelegenheiten wieder her—
geſtellt iſt — das iſt nicht der Fall — ſondern weil
le Ausführung der noch vorhandenen kulturkämpferiſchen
eftimmungen — abgeſehen vom Jeſuitengeſetze —
em Ermeſſen des Minifteriums anheimgegeben wurde.
Vergeffen wir das nie bei Beurtheilung unſerer
age.


gläubige Land und ſagt: Wir wollen keinen Menſchen
in ſeiner Religion bedruͤcken, das ſoll Jeder nach ſeinem
©DE E SE *

Das große —

2) Original Novelle von Leo Werner.
Nachdruck verb.)

„Nun, Sie, wiſſen nicht daß Matthias Hüljemanı, mit
deſſen Tochter Ihr Herr Sohn zu vexloben gedachte,
ſeit letzter Nacht ſo guͤt wie bankrott iſt Iſt das nicht ein
groͤßes Glück für Sie und Ihren Sohn?“

„Menich, daz nennen Sie Glück?“ braufte Malten auf.
* betrachten Sie als Gtück für mich, weil Hülſemann
ein Vermögen verloren hHat. Sind Sie bei Sinnen. Sie
Teden wie ein Rafender. Iſt es überhaupt wahr was Sie

a verkünden.“

Einige Augenblicke Geduld, Herr Commerzienrath, ich
Ede die Wahrheit und Sie ſcheinen mich mißzuverſtehen.
Nathias Hüljemann {teht thHatjächlich- vor dem Bankvotte,
b_Enn in legter Nacht ijt in jeinem Bergwerke ein Schacht
Singejtürzt, Dder ganze Bergbach fliet in das —
die Waſſerwerke ſind zexſtoͤrt und, die gaͤnze Felir Grube
ſſt für lange Zeit außer Betrieb gefebt, ja, vielleicht ganz
vernichtet .

Staͤrr,/ mit weit aufgeriſſenen Augen blickte dex Commex⸗
Zienrath den Unglückspropheten an und erwiderte kein
* Da fuhr Buchhold in ſeiner unverfrorenen Weiſe

rt;

„Und da iſt es doch. als ein großes Glück zu bezeichnen,
Fexr Commerzienrath, daß ihr Herr Sohn noch nicht mit
Hüljemann; offictell verlobt oder gar ſchon ver—

eirothet ijt.” — —

Der Commerzienrath brach in ein wildes Lachen aus
und rief Ddann weiter : 7
.. „Und das nennen fie Olüc, Herr Buchhold? Sie Jollten
Tich jhämen, mir in;fo taktlojer Weife: das chreckliche Un-
Slüc mitzutheilen.“

. „Sie wollen mich eben nicht verftehen, Herr Commer-
lenvath,“ ı entgegnete Buchhold — Das Unglück
emann's ijt dewiß fehr bedauerlich, gber noch bedauer⸗
icher waͤre es/ wenn das UnglückDdrei Monate jpäterein-
— wenn Fhr Sohn bereitè mit Fräulein Hülſemann

erheirathet wäre, dann gab es teine reiche Paͤrtie mehr












An zeige⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Kadenburg, Weinheim, Schwetzingen, Phupysburg,
Viesloch/ Bruchfol, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach Buchen Walldürn, T.-Biſchofsh., Werheim ze
| Drue, Berlag u. Expedition von Gebr. Auver *

— Zwingerfraße 7, | — 3“bm



Gewiſſen halten, wie er es für gut findet. Seht, wir
ſtimmen für die Aufhebung des Jeſuitengeſetzes. Wir
verwerfen alle Kulturkampfgeſetze; richtet Ihr Euch
in teligibſer Beziehung ein wie Ihr wollt; geſtattet



machen, noch uns von einem Anderem machen laſſen, wir


aber in Dingen der Religion ſoll Jedermann frei ſein.

Ja, wir woͤllen auch die geſellſchaftlichen Zuſtände
verbefferu, wir ſind durchaus nicht der Meinung, daß
unfere geſellſchaftlichen Zuſtände gut feien; nichts
weniger als das; ſie ſind verbeſſerungsbedürftig und
verbeſſerungsfähig. Das
Landbewohner und ſo empfängt er die Sozialdemo—
kraͤten nicht mit dem vollen Mißtrauen, das dieſer
Partei gebührt. Sie wollen ja nur die geſellſchaftlichen
Zuſtände verbeſſern und da wir das auch wollen,
yören wie doch einmal ihre Vorſchläge an!

Darin liegi nun eben der Haken; ſo lange die
Sorialdemokraͤten die Schäden der gegenwärtigen Ge—
ſellſchaft ſchildern, verſteht ſie Jedermann. Dieſe
Schaͤden fühlt der Sozialdemokrat, wir fühlen ſi
Ale und daͤrum ſind ſie uns klar. Sobald er auf
die Verbeſſerung der Schäden kommt, ſchlägt er allexlei
redneriſch Purzelbäume, verbindet Dinge miteingnder,
die gar nicht zuͤſommen gehören, und ergeht fih in
doͤlkaͤwirthſchaftlichen Theorien, wie über Augehot und
Raͤchfragẽ, ehernes Lohngeſetz, Produktion, und Kon—
fumtion/ Einzelwirthſchaft und Geſammtwirthſchaft, und
das wird alles mit einer Geſchwindigkeit und einex
Unordnung aus ſeinem Munde herausgehaspelt, daß
Nicmand, der dieſe Dinge hört. ſich auch nur einen
annaͤhernden Begriff von der Bedeutung derſelben zu
maͤchen vermag? Aber die Schäden waren ſo klar


zu ſchließen — die Wahehe ſind bekanntlich jener
kriegeriſche Volksſtamm, welcher die Expediten 3 e-
tewsti vernichtete — macht der „Weſtf. Merkur“
darauf aufmerkſam. daß es den Miſſionären

Ein Aufſuchen der
Wahehe in ihren Wäldern würde vielleicht eine zweite
Kataftrophe herbeigeführt haben, oder im günſtigſten
Falle hätte man verlaſſene Dörfer zerſtört und nach
Äbzug der Deutſchen hätten die Waͤhehe, noch mehr
erbittert, ihre Raubzüge wieder begonnen. Auf dem
Wege der Gewalt war alſo nichts zu erreichen. Die
diplomatie mußte ſich ins Mittel legen. Aber



eignen ſich nicht zu Unterhandlungen
mit empörten Wilden. Der Einzige, der auf ſolch
rauhe Seelen Einfluß hat, iſt der Miſſionär,
gegen den der Wilde keinerlei Mißtrauen hegt, Dder
ihn nie getäuſcht hat, dem er aufs Wort glaubt und
dem er doll vertraut! Während des großen Auf—
ſtandes an der Küſte haben die Miſſionäre — die
aus ganz Deutſchland verbannten Väter
vom hl. Geiſte — dem Herrn von Wißmann ge—
rade init ihrer Diplomatie die ausgezeichnetſten
Dienſte geleiſtet. Sie verſtanden es, mächtige Häupt⸗
linge vom Bündniß des Buſchiri abzuhalten. Buſchiri's
Unlergang war weniger ein Exfolg der deutſchen
Waffen, als des Einfluſſes der Miſſionäre. Dem
Obeten von Mrogoro, Pater Horne, war es zu dan—
ken, daß der mächtige Häuptling Kingo dem Buſchiri




forgfältig fern gehalten, daß harmloſe Leute mit dem Ein⸗
drucke hemgehẽn, die Sozialdemokratie ſei lange nicht ſo
ſchlimm, wie man ihr nachrede; mit. der Religion
häbe ſie gar nichts zu ſchaffen und die energiſche, ra⸗
dikale Weiſe, mit welcher ſich ihre Redner auszudrücken
pflegen, erweckt den Glauben, daß, wenn irgendwo,
dann hier Hülfe gegen die verrotteten geſellſchaftlichen
Zuſtände zu finden ſei

Erfoͤlge.
ihrer Erfolge Echluß folgt)

* Seicsfeinde — Ktichsſtüten.



ſen werde, um mit der deutſchen Regierung Frieden


Merkufte erlitten haben, ich bin ieht nicht Ihr Schuldner,
jondern . Ihr. Gfläubiger, und jcOlimme fünnten
Ddaraus flr die berühmte Malten’iche Maijcdhinenfabrit er-
flehen wenn Ihr Sohn bereits mit Kathe Hilſemann ver-
heirathet wäre Aus der Feirath wird ja doch nichts. Ihr
Herr. Sohn wird jich mit Bedauern zurücziehen und recht—
zeitig eine gute Paͤrtie maͤchen! . |

„SZa, Dda3Z jagen Sie, aber mit Jolchen Grundſätzen
wird mein Sohn ſchwerlich einverſtanden ſein, Geld und
SReichthum ſpielen bei ihm nicht die Bolle, wie bei anderen
Leuten. . Zudem iſt ex bereits im Stillen mit Käthe Hülſe⸗
marn verlobt, und wird eS füir [händlich finden, wegen des
4 des Vaters fich von dem armen Mädchen loszu—
agen.

„Keunt Ihr Hexr Sohn die großen Vermpgenoverluſte
weldhe Sie ihn leßten SJahre erlitten, HIr Commerzien-
rath?” frug Buchhold. Halblaut und zudringlich. .

Malten erbleichte einen Moment, Ddanız rollten ſeine
Augen: zornig, und e8 ſchien, als wollte er den Bauquier
eine. {dharfe Burechtweijung . wegen Diefer dreiſten Ein⸗
mijchung . in jeine Privatvexhältuiſſe ertheilen. aber der
gequälte Mann, welcher jeßt nicht mehr der Gläubiger,
jondern der Schuldner Buchholds war .‚und cS mit ihım
nicht zum Bruche kommen läſſen wollte, beherrſchte ſich
daun und erwiderte, ruhig;,

„Mein. Sohn fennt die Größe meiner Verluſte aller—
dings nicht.“

„Nun, ſo wird er vielleicht, wenn er erfährt, das ſen
Vater mehr al8 eine Million verlor, einjehen, Ddaß er für
die Ehre und Zukunft des Maltenſchen Geſchäftes durch
einegeeignete Heirath eintreten muß.“ — S

„Herr Buchhold, Sie gehen zu weit,“ brauſte %est
Malfen auf. „So IOlimm fteht es mit mir nicht, daß
8 Sohn nur noͤch durch eine reiche Heirath retten
Önnte,“
“ „ Regen mwir unZ nicht auf, mein Lieber Commerzien-
rath ertiderte Buchhold. „Wir find alt und erfahren
genug, um Ddie Angelegenheit in Ruhe zu beſprechen.

— —




ſo würde kein Europäer und keine
Gleich nach der
Niederlage des Herrn x Zelewski ſtand es denn auch
feſt, daß hier nuͤr in Güte etwas auszurichten ſei
und die Miſſitonaäre erboten ſich, den Friedens—
ſchluß zu vermitteln. Dies ſcheint ihnen denn auch
jetzt zelungen zu ſein, wie aus dem por einigen Tagen
beröffentlichten Telegramm aus Sanſibax und weiter—
hin aus einem Briefe eines Paters an die Zeitſchrift
Gott will es!“, datirt vom 22. März, welcher die
Voͤrverhandlungen ſchildert, hervorgeht. Durchaus
zutreffend bemerkt dazu der „Weſtf. Merkur!: „Wenn
uun der wichtige Friedensſchluß zu Stande kommt,
wenn es dann den Miſſionären gelingt, das wilde
Volk in Zucht zu halten, weſſen Werk iſt das und
wem fommt der Vortheil zu Gute? Emin Paſcha
fordert einmal nachdrücklich, daß die deutſche Regier⸗
ung die kath. Miſſionen nicht blos dulde, ſondern ſie

Können Sie mir die 00000 Mark, die Sie mir ſchulden,
hHeute, moͤrgen oder meinetwegen auch erſt in acht Tagen
bezahlen, ſo brauche ich mich um die Art der Verheixathung
Ihres Herrn Sohnes allerdings gar nicht zu bekümniern.
Sind Sie aber, micht. im Stande, mir dieſe Summe in
diejer BZeit zurüczuerftatten, ſo ſollten Sie eS mir Dank
wifjen, wenn ich beſtrebt. bin, Ihuen in freundſchaftlicher
Weije einen Weg zu zeigen, der Sie und voransſichtlich
auch Ihren Sohn von allen Calamitäten befreit.”

Malten ſchwieg lange Zeit mit geſenktem Haupte, dann
ſagte er kleinlaut und mit leiſer Stimme :

Bitte, ſprechen Sie, Herr Buchhold, ich möchte Ihren
Vorſchlag hören.“

Die kleine magere Geſtalt des Banquierz fchien jeB£
waͤchſen jeine grauen Augen leuchteten ſeltſam und
ich weit uach Malten vorbeugend ziſchelte er wie eine
Schlange:

„Ich habe auch eine Tochter, Herx Lommerzienrath.
und ich gebe meiner Tochter ein Mitgijt von einer hHalben
Million, wenn fie ſich nach meinen Wünſchen verheirathet.
Ihr Herr Sohn, der brab und tüchtig ijt, wäre mir ein
angenehmer Schwiegerjohn, und wie ich hoffen darf, bei
jeinemt {tattlichen Weußeren, auch ein gern geſehenex Freier
bei meiner Tochter. Sie ſehen, ich ** nichts Schlinunes
egen Sie im Schilde Auf dieſe Weiſe ſind ſchon Tau—
ſende von Verheirathungen und ſelbſt in den vornehmſten
Häuſern zu Stande _gefommen. fbarf ich darauf rechnen,
deß Sie Ihren Sinfluß al3 kluger Vater bei Ihrem Sohn
zur Geltung bringen?“

„Ich werde mein Beſtes thun und hoffe, daß mein
Sohn auf meinen Rath hHören wird,“ fagte _ aufathmend
der Commerzienrath. „Eine Bedingung muß i allerdings
%jeflbenbr}‘tem lieber Buchhold; Haben Sie einige Monate

eduld.

aͤnders geweſen,

(Fortiebung folgt.)


 
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