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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 171 - Nr. 180 (30. Juli - 10. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0715

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— — — Preis vierteljahrlich
M, 1,20.‚obne, Trägeriohn u Y 4 ⏑— Beſtellungen
— — .w. dei ber Gxpebition Zwingeriraße 2

7




— — — —
Julius Jecker in Heidelberg.

Beſtelluugen

S8) den Plätger Boteu! werden fortwährend be
— Boftauftalten, bei unſeren Trägerinnen.
wie in auſerer Expedition Heldelberg. Zwinger⸗
— — ——



— ———q — — — ——

_ Üer yeutigen Munuer liegt ar 32 der Unter haltungs-

Stilnge bezi.
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Bolitilde. Wocenüberficht.

® GHeidelberg 6. Auguſt.

Berlin, Dresden, Wien, — München, Augsburg,
Kiffingen und nun endlid Jena; das iſt die Linie,
Welche Zürit Bismarek auf jeinem Revanche: Pferde
urchriuen hat; €3 ift Ddie reine „Jagd nach Ddem
Glüd“ ! Berlin — — Jena! Bei Beginn ſeiner Reiſe
al3 Privatmanın behauptete er, daß Schpeigen
Eine Parole ſei; — in Jena finden wir ihn ſchon
al$ Barteihäuptling eines neuen „KartellS“, Da
Natürlich noch erft gefchaffen merden muß. —
ſchade daß man dem Maͤnn ſoviel Aufmerkſamkeit
ſchenken muß; aber uns verpflichtet dazu die — Höf⸗
lichkeit denn wir Katholiken insgeſamet und das Centrum
naͤbefondere haben die Ehre, don dem Abgeordneten
Bismarck die zuletzt Angegriffenen zu ſein. Es iſt
uns, wie geſagi elne Ehre und nichts Ungewohntes
on Vertheidigung kann nicht die Rede fein; abex zu
utz und Frotnmen derer, die ſeine — ſind
und. — nicht alle werden, wollen wir ein ganz klein
wenig das bemertbar [chwach werbende Gedaͤchtuiß des
Schönzedner3 von Schönhauſen auffriſcken. Wir
Mmüfjen einige Heine Neußerungen des Fürſten hier
feftlegen, damit fie unz nicht — laufen gehen. 3. B.
in Kıffingen: „Konfejfjionelle Streite find
zu bedauern!“ ' (von wem, Ddas hHat er fchlauer
Weije nicht gejagt!) In Jena: „Wir Fönnen Heutzu-
tage‘ nicht dynaftijche (D. H. zu Sunjten und im Sinne
der Machthaber) Poluik hegen, ſondern müſſen u a-
tionale Bolitit weiben, wenn wir beſtegen wollen
Wir können aber nicht regiert werden unter
der Leitung einer einzelnen Fraktion, am allerwenigſten
unter der des Centrums. (aha!). .. IH Halte
das Centrum für gefährlih, nicht nur im f on-
fejjionellen (Jiehe Ausſpruch Kiſſingen h ſondern
Auch hauptiſachlich in n at ionalen Fragen, wie dies





für



— — 1502


ote

— — — —
— —
etten, Nedargemünd, Mocboch
ürn T.Biidgofsh., Werfheimc,
\ Druck, Berlag u. Expedition von Sebr. guber 7

in Beibelberg, Zwingerfirake 7. . | 0, S0 lfi












— —
— — X
— Bruchſal⸗
— — Walid






— iſt Sie brödeln uns langjam alles
wieder ab, was „wir E1? mühſam aufgebaut haben.
Wir häͤtten ſogar den ganzen Kulturkampf unterlaſſen
fönnen, wenn — — die polniſche Frage nicht
vollſtäudig an denſelbon geknüpft geweſen wäre..“
Nun wiſſen wir endlich, warum Fürſt Bismarck den
Kulturlampf begonnen Hat! Nicht, weil die Katholiken
Reichsverrather waren und mit den Franzoſen Lorre—
ſpondierten, ſoudern wegen der — polniſchen Frage.

Verſetzen wir uns bei dieſer Gelegenheit einmal
zurück in die Kultuttampfzeit Iſt der Herzog von
Lauenburg unmer ein Feind aller konfeſſionellen Kämpfe
geweſen? So ſagte derſelben Mann im Jahre 1872
am 14. Mai, Ddaß er die hohe Bedeutung der „ge⸗
ſetzlich! beſtehenden Macht des Papſtes in Deutſchland
anerfenne, und dann folgten Honigjiüiße Worte, die
man nur auß „Meberzeugung“ ſprechen kann; oder
gilt es in der Diplomatie nicht auch als Ehrenſache,
nur aus Ueberzeugung! zu ſprechen? Hören wir zu⸗
nächſt, waͤs Bismarck 1872 wörtlich nach dem Stenos
gramm ſagte: Die Regerungen des deuiſchen Reiches
juchen mit der ganzen Sorgfalt, die fie ihren kathe—
tiſchen und edangeliſchen Unierthanen ſchuldig ſind.
nach den Mitteln, un in einer moͤglicht friedlichen
und einer die konfeſſionellen Verhäliiſſe des Reiches
moͤglichſt wenig erſchütternder Weiſe zu einem annehm—
licheren als dem jebigen Zuftande (auf kirchenpoli⸗
tiſchem Gebiete) auf dem Wege der Reichogeſeßzgebung
zu gelangen. Dies ſoll auf einem die Gewiſſenofrei⸗
heir durchaus ſchonenden Wege und in der zurück
haͤltendſten und zaͤrteſten Weiſe geſchehen! Das
ſprach Fürſt Bismare am 14. Mar und dann wurden


tuckhaltenſten und zarteſten Weiſe! die —
Jeſuiten vertrieben, die Puͤeſter in die Gefaͤngniſſe
geführt, die Klbſter geſchioſſen, überhaupt alle jene
geſetzlichen! Handlungen vollzogen, die durch ganz
Deutichland, bei allen Katholiken einen einzigen
Schrei der Entrüſtung erzeugten. Man! ſtörte ſich


denſter Weiſe.
Bismarck im Jahre 1892 zu Kiſſingen — allen
Lonfeſſionellen. Sireit? bedauͤerte! Wir haben dieſes
Beiſpiel angezogen, damit jeder ſich darüber ein Ur—


dient dazu, um die Gedanken zu — verbergen.
Alfo der Ex Eiſerne will ein neues nationales

gartell bilden, und dieſem „Kartell“ Bismarck ſcher
Erfiudung ruft er zu: „Eins aber kaunen und müſſen
wir vom Zentrum lernen. Das ift die Disziplin...
Waͤrum jollen wir unfjern nationalen Neberzeugungen
nicht mit derſelben Energie und Ausſchließlichkeit Folge
feiften, wie die Mitalieder des Centrums von Sieber
und Hitze bis Schorlemer Alſt hinauf, welche alle auf
einen Schlag ſtimmen? Augenſcheinlich hat der
Edle von Lauenburg in ſeiner langen Laufhahn wenig
Bebbachtungsgabe entwickelt. Wir wollen ihu helfen!
Die Dis ziptin des Centrums kommt daber weil
dasſelbe für Wahrheit, für Freiheit und Recht ür
eine heilige Sache kämpft, welche die Pforten der Hoͤlle
nicht überwältigen können, und an der auch „Durch⸗
laucht Oito ſich nebſt ſeinem neuen Kartell die Zaͤhne
ausbeißen mwird. Er jollte doch wiffen: wWaS Häns-
chen, Fürſt Bismarck auf dem Gipfel ſeiner Macht,
nicht lernie, des lernt Hans, der Abgeordnete Bis⸗

mard, nimmermehs — Die Katholiken ſollen
nach und nach abbröckeln, waz „wir“ &. 9.
„Durchlaucht“) mühjam aufgebaut haben. Darauf

erwiedern wir folgendes: 1864, 1866, 1870 / 7, iſt
kein Tropfen kath. Blut vergoſſen worden, keine kath.
Ordensſchiveſer, kein Ordengmanu haben Thränen
aufricht ger Bewunderung fließen machen. Die Katho⸗
lifen find auznahm8los ewig und ewig Reichsfeinde,
grimmigſte Feinde ihres Vaterlandes geweſen, und ſie
haben gejubelt, al8 man ihren edelſten Söhnen
das Land verwiejen Hat; ſie find glücklich, daß ſie
außerhalb ihHres Bateralandes leben müſſen und nicht
zurücfommen dürfen, mweil Bismarck — alle konfeſ—
jionellen Streue bedauert. — Wenn man die
Redercien des Fürſten ern ſt nehmen, d. 9. al tief⸗
innerfte Neberzeugung betrachten müßte — dann ſtände
man dot einem Kaͤthſel! Es giebt aͤher noch mauches

was mau zum Theil jagen darf: Bismarck „als
Erſtern der Negierung“ — giebts nicht mehr!
Bismatckalsa bſol ut er' Herrſcher einer part-
lamentaͤrifchen Mehcheit⸗ — das waͤre ſo etwas, mit
dem der Hett Abgeordnete das erreichen fönnte, was
er bi8 Ddato mit den Herren. „RKeportern“ v erſucht
haͤt Bismarck als Leiter eines ſiegreichen Cartells;
die Regierung Buͤcklinge vor ihm machend und dann
zurücktrelen d; der hoͤchſte Buͤrger des Reiches


in bengaliſcher Beleuchtung als Retter des Reiches

huldvoll verzeihend wieder ans Ruder tretend; Graf

E Herbert hof⸗ und regierungsfahig, lurz, das Haus
Mismarck* wieder auf der alten Höhe. —





Im Haufe des Dorföokiors.,

35) Original⸗Erzählung von Mary Dobſon.
(Nachdruck verb.)

Zwei Steine ſtanden zu Häupten dieſer Ruheſtätten,
der größere: trug die Namen:
„Sophie Engelbert“, und deren Geburts- und Todestag

— FHeineren aber befand jichH nur die InfOLift.

„Dem einzigen Tocdhterchen.“ Schweigend blickten
lange die Drei auf. dieje Gräber und ihre Leichenfteine, die

Gefchwijter zum erften Mal als jolche auf da ihrer Mutter
Capitän Eiqhöfeld. auf das jeines eigenen Kindes, . Tief-
bewent {tanden fie da, ‚die Zeit z0g an ihrer Erinnerung
doruͤder Anna’s Augen begannen feucht zu werden, und
Mit jtockender Stimme Jagte endlich ihr Bater :

„Hier aljo, - unter - diefen immergrünen: Hügeln Liegen
{o - Yange jhon mein Kind und Eure Mutter gebeitet !”

_ Eine Erwiderung erhielt er nicht. drun von ihren Ge⸗
fühlen übermannt brach Anna in Thränen auz und lehnte
Tautweinend gegen die Thür des Grahes Ihre Gedanken
und Embfindungen. veritehend, umfaßte : der Capitän lie
ſanft und- fuhr, fich zu ir neigend, fort : ;

„Du aber, mein. Herzenskind, . bijt mir als Crjaß ge-

Worden, und die Höchite Freude Meines LebenS gewejen E

Hingerijjen von ihren. Gefühlen, hatte Anna die
Antwort auf den Lippen, welche {hon einmal“ ihren Bater

Bereizt.. Sie unterdrückte fie Daher, und ſich feſter an ihn

Ichiegend; brachte Jie, Kaum, hürbar die Worte hHervox:

„Bater, mein lieber, theurer Bater.!” —

Sa, der bleibe ich, ſo lange mir der Herr im Himmel
das Qeben läßt,“ vérſetzte er ſo bewegt wie zudor und
drücte einen innigen Kuß auf ihre xeine weiße Stirn.

„Bater, Baler, ſprich nicht alfo, . denn was ſollte ich
vohl ohıre Dich — auf-der-weiten, Weiten Welt, Die auch
OÖntel Leonhart jeden Tag verlaſſen fann !” vief Anna
In Erregung und drängte ſich noch feſter an ſeine

ruſt.

Dann haſt Du Deinen Bruder, Anna, _entgegnete,
feine Betwegung beherrichend, der Capitän, und fich zugleich
an dieſen wendend, fügte er eindringlich, ja, feierlich hinzu:



Rudolph, gelobe mir an dieſer heiligen Stätte, am Grabe
Eurer Mutter, nach beiten Kräften der Rathgeber, - Schuß
und Schirm Deiner Schweiter jein zu wollen, falls der
Herr mich von diejer Erde hinweg nehmen follte, ehe
ich ſie einent ! anderen.. gefeglichen Beſchützer ans Herz
fegen fann,“ und, bei diejen Worten hielt er ihm ſeine Hand
entgegen. * *
Erief bewegt und gar jeltjam er riffen, hatte Rudolph
Engelbert _ jeine Aufforderung und Mahnung-vernommen,
und ſeine Rechte in die des Capitans legend leiſtete er das
von ihHm geforderte Verſprechen. Seine Hand kräftig
umfaſſend, wandte dieſer ſich dann an ſeine Tochter und
fügte hinzu: *

„Und. Du, Anna, verfprich au Du mir, Dich fo lange


vertrauen zu wollen — —

— — Thränen waren wiederun heftiger gefloſſen, und
in der höchſten Erregung antwortete ſie:

„Vaͤter, ich verſpreche Dir, was Du von mir begehrſt⸗
wozu er, da Du doch gefund und kräftig biſt, dieſe Für⸗
ſorge?

ı Statt einer Ertwiderung legte er ihre Hand in , die
ihres Bruders, Der e mit feltem Druck - in der ſeinigen
hielt, dann aͤber Jahen voll Schrecfen die Geſchwiſter die
jtattliche Geftalt - des Capitän’s wanfen, und ihn ſchnell
umfafiend, jtüßte Kudolph Engelbert ihır mit ftarkem Arm.
Boll namenlojer Angit jah Anıa feine Augen 1i& {Hlieben,
mwährend er zugleich einige unveritändliche Worte hervor
brachte, und nicht wiſſend ob er das Bewußtſein verloren,


an.

Glücklicherweiſe hatte der Unfall einen Zuſchauer gehabt,
der über Dden Kirchhof gegakgen, .. und. Diejer, trat ſchnell
Hinzu. Sich an Rudolph Engelbert wendend, fjagte er
überrajcht. und blicte zugleich auf den regungsloſen Capitän:

Sie Jind es Herr.Engelbert ? — Aus der Ferne habe
ich dieſen Herrn umſinken ſehen !

„Sa, Herr Doctor,“ entgegnete Dder Maler den jebigen
Dorfarzt. vou jeinen Geburtsorte Her, wo dieſer einige
Zaͤhte brattizirt hatte, kennend. „Herr Eichsfeld iſt hier

ploͤtzlich beſiinungslos geworden

Der Arzt. unterfuchte den Puls und Herzichlag, ‚ und
einen. theilnehmenden Blig auf Anna’s bleiches, beſorgtes
Geficht werfend, ſagte er

Hier ijt augenblickliche Hilfe erforderlich, und wir
wollen den Hern un mein Haus tragen !“ Am Hauptwege
des Dorfes üegend bezeichiete er es Anna genaue for⸗
dertẽ fie auf -zu feiner Frau zu gehen und iIhr Kommen
anzuzeigen. wie auch ihr etwa begegnenden Maänner ent-
gegen zu ſchicken Yır zögernd, Ddenn ſie wäre lieber bet
ihrem Bater geblieben, entfernte ſie fich, gefolgt von ihrem
Bruder und dem Arzt, mit dem ſchweren Körper des no
immer Bewußtlojen. Vor einem Hauſe ſtanden verſchiedene
von der Arbeit heimkebrende Landleute, denen ſie den er⸗
Haltenen Auftrag mittheilte, und die umlichtig genug waren
eine vor der Ihüre ftehende Bank aufzıunehmen unDd damit
ibrer Wweifung Folge zu leiſten Sie kamen wrn recht⸗
zeitig, Demm - Ddie Krafte Dder beiden Tragenden ließen nach,
und Capitän Eich3feld _ ward von ihnen in das Dorfdoctor-
hHauz gebracht, das unterdeß Unna erreicht hatte. Seine
Gattin, von den Geſchehenen in Kenntniß geſest richtete
jchnell ein ‚Zimmer zur ebenen Erde ein, während ſie vor
der Thür den traurigen Zug erwartete. Den dieſem vor⸗
ausgehenden Arzt erblidend, jragte ſie in der größten Auf—
regung :

Herr Doktor, was mag meinem Vater zugeſtoßen ſein
der vor kaum einer Biertelitunde noch gefund und mMuUnter
war; und _ auf Dder Fahrt von . .. . Hierher ſich eben ſo
wohl befunden ?“ }

„ mwerde _ aleich jehei,“ exwiderte Dder Avzt mit
ernitem Gejicht. E3 tritft Jich glüclich genug, daß ich dieſen
Morgeir hier anıvejend bin — —" .

„Sie-halten feinen-Zuftand doch nicht für bedenklich?“
fubhr ihn angitvoll. anblidend, Auna fort.

Wir wollen das Beite, Hoffen, mein Fräunlein,“ ant-
wortete auzimeichenDdD. Doctur Thurnan und wandte fich den
Rommenden zu die vonihm geführt, den Bewußtloſen in
das für ihn- beitinmte -Zimmer- trage, (AUOraAt ına Das-
jelbe ebenfaͤlls betrat während die Kandleute ſich wieder
entfernten. Goͤrtſ. folgt)


 
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