Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 81 - Nr. 90 (9. April - 22. April)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0363

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


haben:

L

öfür die
delberg

achen _ wil
das nen
eliebige!

e

iß, empfieß


ufer
.

rangportell
ock. /
a

rg

rauerei⸗
jen zu





4*

ih
Virkung
‚förderung 4
5 . z.Erlan®
— j
oit —

Schutzmal”,
— U, M. 2 4
zerl 5
7*

2
t.





Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Samſtags mit Untexhaͤltungsbeilage. Preis viertehährlich
M 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſtauſſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



für Stadt und

ote

Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg

Lanil Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg
VWiesloch Bruchfal, Bretten, Nedargemünd,Mosbach
Eherbach,Buchen,Waldlärn, T.-BifhHof8h.,Wertheim 2C













fl 90 | Verantwortlicher Redatteur:
2 Julius Jecker in Heidelberg.








4
O —

Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
fämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in aͤnſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſtraße 7 entgegen jzenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

5*
— — — — —
— — — —— — — —

* Die Zreimaurerei und die Schule.
Wenn man das ſchreckliche Geheul und die bitte—



Schule in allen Tonarten und in allen Parteiblaͤttern
wiederholt findet, wird man unwillkürlich zu dem Ge—






könne nur auf Commando oder auf gemeinſames
Uebereinkommen zurückzuführen ſein. Wo ſoll aber
wohl dieſes Machtwort, dieſes Commando herſtam—
men, wenn nicht von der Freimauerei, die ſich durch
die ſtreug chriſiliche Erziehung in ihrer Maulwurfs—
arbeit geſtört findet und deren wichtigſten Grundſaͤtze
durch die Durchführung der Confeſſionsſchule umge—
ſtoßen werden. Ja, auͤs der Freimaurerei geht dieſe
Bewegung hervor, wie man ſich leicht perſoͤnlich über—
zeugen kann, wenn die ureigenſten Grundſätze und
Anſichten der Loge über Schule und Volkserziehung
nach ihren eigenen Geſtändniſſen offen bekannt gemacht
werden. So höre und leſe man:

Br. , van Humbeek im belgiſchen Senat 1863:
„Unſer iestes Ziel iſt die Vernichtung
des Katholizismus für immer, weshalb die
Aufgabe der Staatsſchulen iſt, dieſen Cada⸗
ver in das Grab zu werfen.“ — In den Enthüllun⸗
gen Leo Taxils II S. 388 über die Freimaurerei
heißt es: „Der letzte Gegner, welche heute noch der
Freimaurerei zu bekaͤmpfen bleibt, iſt der Katholizismus,
vertreten durch das Papſtthum. Zu deſſen er—
folgreicher Bekämpfung muß der reli—
giöſe Unterricht aus der Schule ver—
bannt werden.“ — Die gedruckte Freimaureriſche
Antwort auf die päpſtliche Encyklika ſagt S. 28: „In
erſter Linie iſt alſo der Religionsunter—
richt abzuſchaffen, welcher ſittliche Verwirrung
in die jungen Gemüther des Volkes trägt
Nebelmaſſen in den kindlichen Köpfen zuſammenballt,
die Entwickelung der freien Gedanken knickt und den





hütte“ heißt es nach Leo Taxil I. S. 388: „Die
tägliche Sorge der Naurer muß der Un—
terricht und die Erziehung in der Schule
ſein. Sie müſſen wachen, daß keine Katholiken
als Lehrer angeſtellt werden,
noch ein Reſt von religiöſer Geſinnung vorhanden
iſt.' — Noch offener und unverblümter ſagt der
„Monde Magonique“ 1846, wie die Freimaurerei


„Zur Wahrung von Geſittung
und Geſetzlichkeit bedarf es keiner übernatürlichen,
eingebildeten Autorität, keines Gottes. Unſer Orden
lehrt die Pflichten im Namen der Freiheit, der Ver—
nunft, im Namen der Geſammtbürgerſchaft. Die


ſchaft. Darum bildet ſie freie Menſchen

ſchafft freie Schulen.“


den verzweifelten Kampf der Nationalliberalen, dieſer
alten Culturkampfpauker, gegen die Artikel von der


ligionsunterricht der Schulkinder und van der Con⸗
feſſionalität der Volksſchulen, die im Geſetzentwurf



Reichskanzler geſagt hat: Das Ganze
zu einem Kampfe des Atheismus gegen den Glauben.

* u ein Büdagoge der ,modernen
Yictung.




Wiſenſchaft? und
näher zu beleuchten, welche ſich in dem vom be—
rühmten Dr. Dittes herausgegebenen „Bädagogium“
breit zu machen pflegt. Hier
Jahrgang 18ol, II. Heft des genannten, Pädagogium“
veröffentlicht ein Herr Dr. Karl Pilz

gende Behanptungen finden:


brei und Blutwurſt , daß man recht viel Gold im
Beutel behält und vor Fieber bewahrt bleibt (S. Iol).

2) In einem Weinberge am Rhein
einiger Zeit alle Abend ein Lichtſchein zu ſehen; die
Menge hielt es für eine arme Seehe, die keine
Ruhe im Grabe fände. Es war nichts als eine
Mottenfalle (S. 102).

3) Wie in katholiſchen Ländern mit den Heil—






ungen durch Marienbilder und Reliquien
der Abexglaube genährt wird, das iſt woͤhl be⸗
kannt, daß darüber eigentlich kein Wort geſagt zu werden
braucht. So wiſſen wir daß 1732 jeder ) Student
(in ſämmtlichen Welttheilen) ein Aguus Dei, welches
aus von dem Papſte geweihies Wachs beſtand, Tag
und Nacht auf der Bruſt tragen ſollte, um vor Leibes?
und Seelengefahren ſicher zu ſein (S. 1049).
O Es iſt hiſt oriſch nachgewieſen (, daß man
im Mittelalter u. A. den Eſelverehrte und ihn
beim Hochamte mit niederknieen ließ. (Ebend. S. 104).
5 In heutiger Zeit pilgerten ſo viele Tauſende
nach Trier, um bei dem hl. Rocke, der unter den
vielen (über 18) heiligen Röcken als der echte erklärt
worden iſt Glück und Segen zu holen.
So Herr Dr. Karl Pilz, mit dem einem Manne
! der „moͤdernen Wiſſenſchafts“ ſo wohl anſtehenden
Selbſtbewußtſein Einen Beweis für ſeine Be—
hauptungen zu erbringen, hält er natürlich nicht für
erforderlich. Er kennt ſein Publikum, denn nichts iſt
zu dumm, falls es nur gegen Kirche, „Pfaffen“ und
Religion geht.
Aber es gibt doch auch Leute, die nicht ohne

Weiteres auf Treu und Glaube hinnehmen, was ein
„gelehrter Leipziger Pädagoge zu behaupten ſich ver⸗
anlaßt fühlt, ſondern Bewe iſ e verlangen. Zu dieſen
gehört ein Leſer des „Magazin für Pädogigik,“ der
mit Bezug auf obige Sätze folgende öffentliche Auffor⸗
derung an Herrn Dr. Pilz richtet:

Ihren ſämmtlichen Behauptungen fehlt der
Be weis. Dadurch werden diefelben unbrauchbar für
die Wiſſenſchaft und verletzend für viele Mitbürger.
Da Sie aber ohne Zweifel ſolche Sätze nicht nieder⸗
geſchrieben haben, one die Richtigkeit durch That-
ſachen und Dokumente genau zu p rüfen, ſo erlauben
wir uns folgende Fragen an Sie zu richten:

D Anwelchen Ortenam Rhein ißt man
man am Aſchermittwoch Blutwurſt? Bekanntiich iſt
den Katholiken an dieſem Tage der Genuß von Fleiſch⸗
ſpeiſen verboten, der Rhein aber meiſtens von Kaͤ—
tholiken umwohnt. —

! ) Wo liegt der Weinberg, deſſen Anwoh—
| ner eine M o ttenfalle für eine arme Seele hielten ?
| 3) Wann, wo und wie haben Heilungen durch
Natienbilder und Reliquien in kaͤtholiſchen
Ländern den Aberglauben genährt? — Hierbei
ſetzen wir voraus, daß Sie wiſſen, ein Agnuͤs Dei
ſei weder ein Marienbild, noch eine Reliquie

j H Vo iſt das Hiftorijche Dokument. eins
zuſehen, wonach man im Mittelalter den Eſel ver—



ns— — — —_ —
Die Waiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen

von KlaraRheinau. Nachdrug verd.

12)

ſie — kein Hehl — daß fie noch nie gedient 2




ſo wenig einex Bewerbexin um dieſe Stelle, daß man ſie
in dem boarnehmen Hauſe in das Empfangszimmer führte.


die Wände, ein werthvollex Teppich
faſt verſant bedeckte den Boden. Die Dame des Hauſes
Leß nicht lange auf ſich warten. Sie erſchien in eleganter
Morgentoilętie. vchmüthige, Herablaſſung in jedem
Zuge des, ſtolzen Geſichtes. Mit einer höflichen aber
4 Geberde lud ſie ihre Beſucherin ein, Platz zu
nehmen

„Man fagte mir, Madame,“ begann Martha ſchüchtern
und verzant, „Daß Sie _ ein Zimmermaͤdchen ſuchen. Ich
möchte mih um dieje Stelle bewerben.”

Maßlojes Staunen malte ſich bei diejen Worten in
den Zügen der feinen Zvau. Sie erhob fih Haftig, durch-
eilte das Zimmer und klingelte haſtig. Ein Diener in
aoldſtrotender Livree ſtürzte herbei und empfing den auf⸗
gereaten Befehl ſeiner Herrinn

Fuͤhren Sie diefes Maͤdchen, in die Küche, und rufen
Sie die Haushälterin herbei — Die junge Berfon _em-
Fiehlt ſich als Zimmermädchen — aber ſagen Sie Frau
Mohr/ es werde nicht gehen — ſie hat meine Nerven der⸗
maßen erſchüttert, daß ich ihren Anblick niemals werde er⸗
tragen fönnen.” } -

Damit verſank die emporte Dame in die ſchwellenden
Polftex eines luxuribſen Seſfels und fächelte ſich in nerv
Jex Weiſe mit einen prächtiaen dächer Kühlung zu. Der
Lafai verſtand den Wint und gab dem zitternden; Mäd-
44 ohne weiteren Umſtände das Geleite bis zur Haus⸗

re.

Derartige Scenen hatte die arme Martha noch gar
baͤufig durchiumachen. aber tros aller Demüthigungen, denen
fie fi® unterzog, Fonnte fie nirgend3 ein Engagement fin-
den. Bald war ihre große Iugend und Unerfahrenheit —


Die Lage des armen Kindes wurde immer
troſtloſer.

Zu Tode erſchöpft, teat Martha eiues Abends auf
dem Beimweg in einen Laden, um einige kleine Einkäufe
zu machen, und vermißte dann,

dex Hoffnung, ſie vielleicht in dem Laden neben ihre Taſche
geſteckt zu haben, aher die Verkäuferin konnte oder wollte
keine Auskunft, darüber geben. Martha ſuchte auf der
Straße mit peinlicher Sorgfalt, aber trotz dem ſie zwei—
oder dreimal wieder umkehrte fand ſie keine Spur von
dem Vexmißten Dieſer neue Schlag ſchmetterte die Aermſte
faſt zu Boden. Sie war nun buchftäblihH mittelloZ — eine
Bettlerin im Sinne des Wortes. Die fo lange gefürchtete
Kriſis war eingetreten, und ſchon morgen 'ſtaͤnd ihrer




da fie die Fällige Miethe nicht bezahlen fonnte. Plößlich
fuhr ihr ein Gedanke durHh den Sinn ; es fchien ein lebter
iowader Hoffnungsftrahl zu fein, und Martha Mammerte
ſich daran, wie der Ertrinkende an einen Strohhalm.

4. Kapitel.

Während der langen Stunden, welche Maxthg ſeit
Vochen ahein in ihrem Zimmer zugebracht, hatte fie fich
damit beſchäftigt ein feines Taſchentuch zu ftiden — eine
Arbeit. in welcher fie e8 bi8 zur Meijterfhaft gebracht.
Zwer war die Stiderei noch unvoNlendet, doch vielleicht
fand fih ein Gefjchäftsinhaber, der ihr eine Heine Summe
darauf vorſtreckte und den Reſt des Kaufpreifes zurüchält
bis fie Ddie fertige Arbeit abliefern Konnte. In Ddiejer
Hoffnung uͤch wiegend, begab Martha fidh früh zur Ruhe.
Sie fühlte ſich faſt erſtarrt vor Mälte, denn. jeit drei Tagen
xerſaate ſie fich aus Sparſamkeſt ſeibſt ein jdwadhes Ofens
feuer. “Nach einer unruhig verbrachten Nacht erhob. fie. fich
mit Tagesanbruch und verließ daz Haus, odYne nur eitnen
DBifien genoffen zu haben, E3 war ein bitterkalter Win-
termorgen. Ein eifiger Nordoſt fegte einen Hagelſchauer


durch die Straßen, und die wenigen Fußgänger, welche ſich

draußen befanden, zogen es vor, den Zahrweg zu benüßen

da die Trottoirs zoſldick mit Eis bedeckt waren. Rieſige

Eiszapfen in phantaſtiſchen Formen hinaen von den Dach⸗

rinnen der Haͤuſer herab; der Wind heulte um die Ecken,
raſſelte an den hohen Fenſteriäden — es war ein Tag an
weldem man feinen Hıund vor die Thüre gejagt hätte.
Martha trug einen alten, abgenüßten Regenfhirm, aber
diejer mar bald mit einer diden Cisdecke überzogen und
widerftand nur ſchwach den Heftigen Windftößen. Ihr
dünner Shawl war ihr einziger Schutz gegen Käffe und
Kälte, Bald jagte ihr der Siuxrm den Haͤgel ins Geſicht
daß ſie momentan ganz geblendet war; dann wieder er-
faßte er,' um eine Cde Jaufend, ihre ganze zarte Geftalt
und trieb ſie willenlos die Straße entlang So war die
Lermſte zwei Stunden lang in dem Weiter umyergewan-
dert und hatte in iedem vaͤſſenden Ladengeſchaͤft an dem
lie voriberlam. ihr Taſcheniuch zum Vertauf anoeboten
aber überall vergebens, Niemand bezeinte Luft, die un-
vollendete Axheit auch nur aͤnzuͤfehen Gebrochenen Herzens
mabte. ſich Maxtha endiich auf den Heimmweg. Doch wie
follte fie ihrer Wirthin gegenübertreten? So Iange noch
ein Schimmer von Hoffnung geblieben war, hatte fie tapfer
dem Sturm und Hagel Trog geboten; doch nun {Hlich fie
mübde dahin, ais ob fie fürchte, ihHr Ziel 3zU erreichen.
Laſtig durcheilte fie Ddie enge Hausflur, erflomm die
ichmale, düftere Stiege und Hujdte in ihr Dachftübchen,
deſſen winziges Fenfter nach einem von Mauern umfhloj-
ſenen Hofraum ging. Sine eijerne Beitftelle, ein Tijgh,
ein einziger Stuhl und Marthas Koffer bildeten die
ganze Ausftattung de3 Zimmer3, an deſſen Wänden viele
feuchten Stellen. zu entdeden waren. Martha warf Hut
und Shawi auf das niedrige Bett, Aank-auf -ihren. Stubh!;
Iehnte die Wrme auf. den Tiſch uw verarub ihr Geficht
iſt den Händen. In der näͤchſten Selunde verlot fie den
feßten Reft. ihrer mühjam bewahrten Faffung. Lautes
Schluchzen erfchütterte ihren Köürper, und ihre Yual machte
fio jcOließlich in dem Worten Yuft: „O, Vater im Himmel”,
rief ſie das thränenüberſtrömte Antliß erhehend, ig e&



leine Hilfe für mich? Haſt auch Du mich verlaffen ?” Ihre


 
Annotationen