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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 15. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1023

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Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippsburg,
Wiesloch/ Bruchſal, Bretten, Ne lorgemünd, Mosgbach

eberbach/ Buchen Walldürn T-B zh. Wertheiwꝛe

AL







gerantwortlicher Kedaltenr:
Zulius Jecker in Heidelberg



Belbern. Miltwoch, en 9 Movember 4



— FA



| Drnet, q ı, Expedition von Gebr. Huber
15 A erg, Zwingerſtraßze 7.





Das unbilige Ruhen des Rilitütyeiſien——
bezuges neben dem Livileinkeunet

Aus Süddeutſchland führen die Militärinvaliden,
welche nachträglich ins Beamtenverhältniß ubergegangen
ſind, berechtigle Klagen über das Ruhen des Militär—
penſionsbezuges neben dem Civileinkommen.

Die verbündeten Regierungen werden ſich der
Einſicht nicht verſchließen, daß aus Billigkeitsrückſichten
mit dem j:Bigen unhaltbaren Zuſtand gebrochen
werden muß.
Fuühren wir folgenden Fall an. Im Jahre 1867
hat ein Hanuoveraner, ein gelernter Schloſſer, den
Vorbedinzungen zur Erlangung einer Stelle, als
Lokoinotibfühter genligt. Da wurde er aus ſeiner
Beſchäftigung in der koͤniglichen Eiſenbahn-Maſchinen—
reparatur⸗Werkſtätte durch Einberufung zum Militär
herausgeriſſen. Ein mit ihm zuſammen arbeitender,
gleichaltriger Lehrkollege, welcher kräftiger aber weniger
gur gebaul war, wie unſer Hannoverauer, wurde
militärfrei.

Unjer Mann machte, den Feldzug 1870/7/1 von
Anfang dis zu Ende init und zwird mit Rückſicht auf
die Foͤigen Lines Sturzes als dauernd ganzinvalide
entlaffen. Er konnte nun an eine Beſchäftigung in
einem Fache nicht mehr denken ; er laborirte erſt noch
dis zum Herbſt des Jahres 1872 und fand ſchließlich
als Eiſenbahnſchaffner Verwendung.

Der frühere Lehrkollege und unſex Mann fiyden
ſich jetzt im Eiſenbahndienſt wieder! Der Lehrkollege
iſt waͤhtend der Dienſtzeit unſeres Hannoveraners
Lokomotivführer geworden und hat ſeine volle Geſund⸗
heit behalten; er hat jebt nach ca. 25 Jahren 2000
Mark Gehalt. Unfer Invalide bezieht als Yahr-
beamter nur 1340 Mark. Keinerlei Ueberlegenheit
des Lehrkollegen begründet dieſen pekuniären Vorſprung;
unſer Invalide haite aber nur das Unglück, im Dienſte
des Vaͤterlandes zu verunglücken.

Waͤre es nicht einfach ein Akt der Gerechtigkeit,
wenn dhne Ausnahme den Feldzugsinvaliden, die für's
Vaterlaud Gefundheit und Leben eingeſetzt haben, zur
theilweiſen Ausgleichung ihres unverſchuldeten peku—
niären Verluſtes der Fortbezug der kleinen Invaliden—
veuſion neben dem Civileinkommen gewährt würde?

An einzelnen Faͤllen aus dem täglichen Leben
wird uns die Härte des jetzigen Zuſtandes eſſt recht
Har Da ift aͤn Invalide in Oflpreußen, der ſich
nach 11 ein halb jähriger Dienſtzeit durch exlittene
Dienſtbeſchädigung ein ſchweres chroniſches Lungen—
leiden zugezogen hat. Mit ſiechem Körper und mit


gedrücktem Geiſte muß er ſchwere Examia abſolviren,
vährend der geſund gebliebene L2jährig Gediente ſein
Examen ohne Gefahr für Geſundheit und Leben ab—
legt. Bei ſeiner Entlaſſung wurde dem Inpaliden
kein Pfifferling gezahlt, während der geſund gebliebene
Mann, der nur 11 Monate länger gedient hat, 1000
Mark erhält. Der Geſunde kann ſich durch Neben—
geſchäfte etwas erwerben, während der Invalide in
Folge ſeines Geſundheitszuſtandes hieran nicht denken
darf. Das Examen hat unſerem Invaliden einen
Blutſturz eingebracht, und jeder Arzt hat ihm noch
beſondere Pflege angerathen.! Wie iſt es aber mit
dieſer beſtellt! 1500 Mk. Gehalt, bei einer Familie
aus 5 Perſonen, und bei den jetzigen hohen Preiſen
aller nothwendigſten Lebensbedürfniſſe! Das Rechen—
exempel, wie es mit der Pflege ausſieht, iſt nicht
ſchwer. Als ſeine Familie noch nicht aus der obigen
Kopfzahl beſtand, konnte die Frau dem Gatten zu
ſeiner Kräftigung jeden morgen ein rohes Ei verab—
reichen; neuerdings kann fie es nur noch während

und wenn

muß es ganz

unterbleiben. Und dabei iſt unſer Invalide noch
immer einer der beſtbeſtellten ſeiner vielen Leidens—


Iſt auch in dem vorliegenden Falle die Forderung
bezw. der Wunſch um Belaſſung der vollen Militär—
penſion neben dem Civildienſt⸗Einkommen nicht gaͤnz
gerechtfertigt? Sollte nicht mindeſtens bei Entſcheidung
hierüber anzmaßgebender Stelle die Länge der Dienſt—
zeit, Chargenunterſchied oder Höhe des Eivileinkommens,
fondern fediglich das Leiden, bezweder
Grad desſelben, der Snvaliden in Erwägung
gezogenwerden? Das entſpräche gewiß doch
nur der Billigkeit.

Wenn das Vaterland das Recht hat, Leben und
Geſundheit ſeiner Söhne zum Schutz und zur Er—
haltung desſelben zu fordern, und hieran ſoll Nie—


land die Pflicht, dafür zu ſorgen, daß den an ihrer
Geſundheit geſchädigten Leuten ausreichende Mittel
gewährt werden, welche es ermöglichen, daß die Be—
treffenden ſich ihren Familien ſo lange als möglich
erhalten können.

Beſchäftigen wir uns mit einem anderen Fall. A.
und B., beide Tiſchlermeiſter in , wurden 1870
als Reſerviſten zur Fahne gerufen und nahmen ge—
meinſchaftlich an den erſten Schlachten theil. Beide
wurden ſchwer verwundet und als Krüppel der Hei—
math zugeſchickt, wo ſie alsbald mit dem Zivilder

— 2

ſorgungsſchein, é Mark Kriegszulage und Breſpe55



Mark von der Truppe entlaſfen würden Die Ver—
wundung machte es Aunmöglich, ſeinem Geſchäfte




wieder nachzugehen, und ſo blieb ihm denn ni
anderes übrig/ als von dem Zivilverſorgungeſ
Gebrauch zu machen und die Stellung eines kl
Beamten auf einem königlichen Bureau zu übernehmen

Da ſein Gehalt ca. 1200 Mark erreichte, wurde ihm

die wohlverdrente Penſion entzogen

Seinen Vorkenntniſſen hat er es zu verdanken, daß

er es heute bis zum Sekretär mit einem Gehalte von

1800 Mark gebracht hat, welches eben ausrejcht, um
für ſeine Frau und acht lebende Kinder den knappen.
Unterhalt zu beſchaffen.

Auders aber erging es ſeinem Freunde!

ſelbe, mit Glücksgütern verſehen, vergrößerte ſene

Tiſchlerei, legte ein Möbelmagazin an und beſchäftigt
heute ca. 160 Arbeiter. Als Höchſtbeſteuerter und

erſtes Stadtrathsmitglied e rhebt er noch alt

monatlich feinẽ Nilitärpenſion, ſowie
8 Mark für ſeinen Zivilverſorgungsſchein, und rühmt
ſich noch immer, Indalide von 1870 zu ſein. Es
ließen ſich noch mehrere Fälle aufzählen, in denen
wohlhabende Leute, denen ihre Verwundung geſtattete,
ihr Geſchäft weiter zu betreiben, und die heute 3000
Mark uͤnd viel mehr alljährlich verdienen, immer noch
in dem Genuſſe ihrer Penſion ſich befinden. Iſt das

*
2

gerecht? Walum entzieht man dem Beamten die
Schmerzensgelder? Muß er nicht trotzdem ſeinen

* Ö © x S ; S * —*—
Dienſt ſo gut verſehen wie jeder andere Beamte?

Von keiner Behörde wird ein Invalide bevorzugt.
Alſo laßt ilm doch ſeine Schmerzensgelder ſo gut
wie den reichen Privatperſonen. Er hat ſie ſich doch
wahrlich auch ehrlich verdeent.

Moͤchte hierin Abhilfe geſchaffen und endlich der
Nothruf der angeſtellten Invaliden erhört werden!
Ihrẽ verdiente Penſion muß ihnen ſo gut verbleiden,
wie ſie den reichen Privaten verbleibt.

2 ' y e ’
Gegen das avoltolifhe Slaubensbefenutniß.
Für Längin und die Berechtigung feiner freien
Forſchung und ſeiner Läugnung der bibliſchen Heils
hatſachen ſind nach der Bad Landpoſt folgende 99 bad.
proteſt. Theologen () mit Nameusunterſchrifteingetreten:
Ahles, Stadtpfr in Mannheim. Arnold, Pfrein Mücken—





loch. Arnold, Pfr. in Mahlberg. Baſſermann,
Prof in Heidelberg Becker. Dekan in Michelfeld.



Becker, Pfr. in Leimen. Böhringer, Pfr. in König$-
buch. Brombacher, Stadtpfr in Pforzheim Brückner,
Stadtpfr. in Karisruhe. Bürck, Pfr. in Tanneukirch





Sas verlaſſene Gaſthaus.
28) von A. K. Green.

„Jetzt begann die Uhr zu ſchlagen, und mich übertam
das Gefühl grenzenlojer Vertaffenheit, welches dieſer Ton
dem Einfaͤmen ſtets veruxſacht — Sie ſehen, hier habe ich
feine Uhr —; da vernahm ich ein Klopfen an einenı der
Henfter, die nach dem Gaͤrten hinausſehen und durch den
Gitterladen kanen die Woͤrte:

Waſſa Maſſa Felt! —

— „ScH erkannte die Stimme jogleich; eS wax die eines
Dieners von Miß Dudleigh, eines ehrlichen Schwarzen,
der mır {tet3 ergeben gewefjen war, ſeit er mir einmal einen
Einen Auftrag für Miß Leiahton beſorgt hatte, Die
Stimme jeßt u hören/ nach den Gedanken die mich noch
eben befhäftiat haͤtten ſchien mir eine wahre Erlöſung:
Wuyfte ich doͤch nun hoffen, die Nachrichten zu erhalten nach
welchen ich {hmacdtete. Ih war jo erreat, Da ich mur
Mühjamı zum Fenfler wanken und Antwort geben konnte.

„Was der treue Schwarze, nach tauſend Entſchuldis⸗
Uttgen, daß er gewaat hHabe mich zu {tören, mir endlich
Mittheilte, mwar jedoch jo unheildrohend, Ddaß eS mir alle
Faſfung Taubte. Die ſtürmiſchen Leidenſchaften die ich ver⸗
lucht hHatte in meinem Innern zu exſtickex wurden zu neuer
Sluth entfacht:; ich fah ein, daß ich handeln müſſe.

„Hören Sie des Dieners Bericht: Am Abend nachdem
Mr. Urauhart fortgegangen und alle Lichter im Hauje er-
Dichen waren, macdhte Cäjar — 10 GHeißt der NMeger —
Noß einen Gang durh den Gaxten. Da vernahm er
Stimmengeflüifter und als er vorfichtig näher ging, ge-

Abrte er vor einem Gebiih von immergrünen Sträuchern
guf dem ſchnecbedeckten Boden den Schatten zweier
Lerſonen, waͤhrend dieſe ſelbſt ſeinen Blicken verborgen
Waren. Neugierig, waz dies zu bedeuten habe, blieb er in
g‘“.‘qer Entfernung. {tehen und hörte Me Urguharts _1_mb
8* Veightonz Stimmen in ernſtem Geſpräch. Willſt.
D 3 unternehmen ? , Kannjt Du es durchführen ohne
SUtht und Zagen?“ fragte er. „Ih will es unternehmen
wertaͤnt e3 Ddurchführen,“ wär ihre Srwiderung. Der
Schwaͤrze hielt den Athem an, erſchreckt über eine Ent—





deckung, von der er nicht wußte, ob ſie ohne alle Bedeut—
ung ſei, oder vielleicht ſeiner Herrin Kummer und Leid
bringen werde; ſchon in einem Monat ſollte ja ihre Hoch—
zeit ſein. — Die beiden ſprachen weiter: „Du biſt ein
wackeres Mädchen und meine Königin,“ hörte er Urquhart
ſagen, der dann noch einen Kuß oder ſonſt eine Gunſt zu
begehren ſchien, um den Bund zu beſiegeln. Hierauf er—
widerte jedoch ein entſchloſſenes; „Nein“ und die ſeltſamen
Worte: „Ich gebe Dir nichts bis ich todt bin und dann
ſollſt Du alles haben.“ Eine Bewegung, die ſie nun
machten, als wollten ſie auseinandex gehen, erſchreckte den

Schwarzen ſo heftig, daß er, ſich eilig in einem nahen
Gebüſch verbarg, bis ſie an ihm vorüber waren; er ent—

fernte ſich durch das Gartenthor und ſie

— — 1 Gart huſchte in die
kleine Seitenpforte des Hauſes.

„Seit ſich dies am vergangenen Abend zugetragen,
war der arme Schwarze faſt vierundzwanzig Stunden
lang in der qualvollſten Ungewißheit geweſen, wem er

anvertrauen ſolle, was er auf ſo verſtohlene Weiſe in
Erfahrung gebracht hatte. Seiner Herrin davon Kunde
zu geben, dazu fehlte ihm der Muth, und endlich hatte ex
an mich gedacht, als ihren beſten Freund. Vemuthlich
wiffe ich ja fhon, daß mit Miß Leiahton etwas nicht
in Richtigkeit ſei und deßhalb hätte ich ja wohl nicht
Hochzeit mit ihr gemacht als alles dazu bereit war und
der Pfarrer ſchon am Altar auf uns wartete.

„Dieſe letzte Anſpielung, die Cäſar. machte, ließ ich
unbeachtet; unzählige Fragen brannten mir auf den Lippen.
Athemlos forſchte ich ob er denandern Dienern ſeine
Entdeckung mitgetheilt habe, ob Miß Dudleigh ausſähe,
als ſchöpfe ſie Verdacht.

Ec erwiderte, er habe gegen keine Menſchenſeele
etwas davon erwähnt, es nicht einmal ſeiner Frau erzählt;
Miß Dudleigh aber ſei neuerdings ſo viel krank, daß man
nicht wiſſen könne, ob ſie daneben noch andern Grund zur
Sorge habe.
ſei, könne jeder ſehen.


Herr zu werden, um nur an Honora zu denken. Ganz


gelang mir das freilich nicht, aber ich war wenigſtens im
ſtande ihr einige Zeilen zu ſchreiben, welche ich dem treuen
Schwarzen für ſie übergab:

„Verehrtes Fräulein!

Verzeihen Sie meiner vielleicht allzukühnen Freund—
ſchaft, äͤber eine innere Stimme drängt mich, Ihnen zu
ſagen, daß, wenn Sie vor Ihrem Hochzeitstage odex an
demſelben des Rathes und Schatzes bedürfen, ich alezeit
Ihres Befehls gewärtig bin.

Ihr ergebeuer Diener
Mark Zelt.
erwartete ich keine Autwor
und erhielt auch keine. Ich glaubte damals, mein Ver—
hältniß zu ihr geſtaͤtte mir nicht, noch weiter in ſie zu
dringen, aber ſeitdem iſt es mir oft zweifelhaft geworden,



„Auf dieſe Botſchaft



ob ich ihr nicht hätte mittheilen ſollen, was ich durch den
Schwarzen wußte, damit ſie felbſt über ihr Geſchick be—
ſtimme. Es war für mich nicht leicht, eine Entſcheidung
zu treffen, was die Pflicht mir in dieſem Falle gebot.
Das unglückſelige Geheimniß ging mich perſönlich zu nahe
an, ich war unfähig, mir ein klares Urtheil zu bi
Dazu kommen noch Miß Leightons räthſelhafte We
Ich werde Dir nichts geben bis ich todt bin, und da
ſollſt Du alles haben.“ Das verlieh der ganzen Sz
einen ſo unheimlichen Anſtrich und wetkte ſo ſeltſame B
muthungen, daß ich nicht wiſſen konnte, für wen die
Zukunft Kummer und Leid in ihrem Schoyße barg.

Bis ſie todt wax! Dann wollte ſie ihm alles
— Wals für räthſelhafte Worte waren das? Von
und Sterben konnte doch, bei Marah keine Rede ſein?










n



Benn einem Leben Gefahr Drohte, 1o war es nur
Miß Dudleigh3, die, wie das Gerücht ging, immer
Ichmwächer mwurde, obaleich alles nur Erdenkliche zu ihrer

Pflege geſchah und

ein Arzt nach dem andern
gezogen wurde.

zu Rathe

Fortſetzung folgt)


 
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