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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 221 - Nr. 230 (29. September - 9. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0907

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— —
Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (iuel. der
Beilage Unterhaltungsblatt) für das E Quartal
1892 zu dem bekannten Abonnementspreiſe wolle man
bei der nächſten PoſtAnſtalt, bei unſern Boten oder
in der Expedition bald gefl machen.

Der Pfätzer Bote erſcheint täglich und iſt in ea.
600 Poſtorten, worunter Orte bis zu 95 Exemplaren
derbreitet.

Iuſerate finden durch den Pfälzer Boten die
wirkfamſte Verbreitung und werden pro Zeile mit uur
10 Pfg berechnet.

B - — F a
— ——

— — —
Lihluelht in Sreiburg )

Der Diktator der deutſchen Sozialdemokratie,

Herr Dr. Liebkneht, hHat Donnerjtag. Abend, in

zer Saͤngerhalle dor einer großen Zuhbrerſchaar ge⸗—





ſprochen Derr Liebkuecht hatte vorgus verkünden
läfjen, daß er hier in Freiburg über „Die politt-

ide Lage unddie Sozialdemofratie |prechen

werde Wenn Herr Liebinecht ſich aber ſeine hier
gehaltene Rede zuvor überdacht hatte, ſo war die
Lugabe des Themaͤs jedenfalls unrichtig. Denn im

erften Theile erläuterte Heır Liebknecht feine Privat—
anficht über die ,Elſaßz lochringiſche Frage“ und ſprach
über den Militarismus.. Was er in letzter Hinſicht
ausführte, war eine ganz nette Plauderei, die auch
ebenjo gut aus dem Muͤyde eines Demokraten oder

reiſinnizen hätte fließen können Im letzten Teile
des Referats“
des joziaͤldemokrauſchen Programms heraus, beſprach



mus und Kollektivproduktion, ohne aber irgend etwas
vorzubringen, was man nicht tagtäglich in ſozialiſtiſchen



diel klarer und ausführlicher entwickelt hatte, Als
Liebknecht ſchloß, war wohl bei allen ſelbſtſtändig
urtheilenden Zuhörern das Gefühl der Enttäuſchung
vorherrſchend.

Hr. Liebknecht erinnerte an ſeine Erlebniſſe im
dadiſchen Aufſtaude und ſagte, er ſei kein Fremdling
hier in Freiburg, da er bereits um Neujahr 1849
„Bürgerkecht“ bei uns erworben.

— — —

— Nach dem Freibg. Bote

—e blaue Schleife.

17) Hiſtoriſche Novelle von Antonie Heidſiec
(Nachdruck verb.
Schluß)

Jetzt glaubte Heinrich Alles geſühnt, was noch vor
Kurzent zwiſchen ihm und ſeinex Gattin geſtanden. Mit
ausgebreiteten AUrmen eilte er auf Hatharina zu und rief:
Reine einzige Katharina, Alles ſei vergeſſen, komm
m meine Arme.“

Sie aber trat einen Schritt zurück, ſtreckte abwehrend
den Arn vor und fagte : —

I ch laſſe mir nichts vergeben, was ich nicht verſchuldet
dieſe Stunde hat ung für immer getrennt.“

„Käthe,“ rief der Koͤnig erſchrocken. —

n „S3 Hing am feidenen Jaden, Ddaß ic nicht Anna
— Schickjal theilte, denn Maieſtät haben an mir ge-
3weifelt. Dies Blatt {teht als dräuende Wolfe ewig trennend
3tvijchen ung, damit reichte jie ihm das von ihrer Kammer—
Trau ihr zugeftellte Schriftitüick.

* Der König nahni es und las es, dann brauſte

auf:

m „Schuritiche Diener, die jedes im Zorn ausgeſprochene
Wort ihres Herrn gleich ausbeuten! Damit zZerriß er
le Schrift, wie er einſt des Todesurtheil der iriſchen

efangenen zerriſſen haͤtte und trat noch einmal auf ſeine
Gattin zu.
Einzige. liehe Käthe,“ _ bat er, „vergieb Mir, wenn
do Dich ungerechterweije gekränkt habe, fordere Alles von
rVas Du willit, aber vergiß und ſei wieder Meine
Herzenskäthe wie früher.“ —

Was fie gewollt, als ihr der Zutritt zu dem zürnenden
hatter verweigert ward, es war . mun . gefchehen, ſie
ütte volle Sühne, . England3 König hatte ſie vor Zeugen
Um. Berzeihung gebeten.

„BWenn. Majeität mir. die alte Liebe und das Bertrauen
5uriicfgeben woßlen, {jo jei Berföhnung zwiſchen ans, denn
lücklich bin ich mur am Herzen meines Gatten.“

Von dem Dich auch hinfort nichts mehr reißen ſoll,“
Verficherte er, al er fie innig umarmte.


, DAl
ach, Buchen Walldürn,





Niltpolh, en 5 Öftober

ein Kämpfer für die Freiheit und Deutſchlands
ſen in Lörrach aufgegriffen und nach Freiburg
in's Gefängniß eingeliefert worden. Die „Einigung“
welche Bismark dem deutſchen Reiche gegeben habe,
entſpraͤche nicht den Erwartungen, welche die Freiheits—
männer von 1848 gehegt; Damals habe man an eine
Einigung alber deutſcher Brüder, die Deutſchen in
Oeſterrelch mitinbegriffen, gedacht; man wollte eine
Einigung von Unten. Es erfolgte aber eine Einigung
von Oben. Bei einer ſolchen mußte es, je nachdem
ſie von Preuben oder Oeſtexreich ausging, auch zu
einer Vergrößerung Preußens oder Oeſterreichs kommen.
Dieſes wollten die Idealiſten von 1848 jedoch nicht,
weil bei ſolchen Beſtrebungen die dynaſtiſchen Inter—
eſſen vorhertſchend und ausſchlaggebend ſeien. Auch
entſpreche das von Bismarck geeinigte deutſche Reich
nicht den Eiwartungen, weil die 1848er ein freies,
geeintes Deutſchland wollten; ebenſowenig die Art der
Einigung: man habe das verwerfliche Mitteh eines
Bürgerkrieges gewählt, und die Hülfe des Auslands,
namentlich Frankreias und Rußlands, angerufen.

Perſönlich bemerkte Liebkuecht noch: er habe ſeine
Reiſe nach Frankreich zum Sozialiſtenkongreß unter—
nonimen, weil es für die deutſchen „Genoſſen“ galt,
den franzöſiſchen „Genoſſen“ einen Gegenbeſuch ahzu⸗
ſtotten, für deren Theilnahme an unſeren Kongreſſen.
Dann ſei es nothwendig geweſen, in Frankreich die
lügenhaͤfte Meinung zu widerlegen, als ſeien die
deütſchen„Genoſſen“ Chauviniſten und ſtaatsfreundlich
geworden.

Soviel im Allgemeinen.
Ausführungen des
Einzelnen.

In Marſeille ſei auch die Trage bezüglich Elſaß—
Er, Liebknecht, habe ſchon
vor dem Friedensſchluß, vor der definitiven Zurück—




Folgen wir nun den
Soͤzialdemokraten⸗ Führers im

der Zankahfel in der äußeren Politik, bleiben werde.
„In Frankreich habe ich geſagt:
gehörl nicht Deutſchland, nicht Frankreich, es gehört
ſich ſelbſt. Ich ſchmeichle mir, daß mein Wort in
Fraukreich etwas gilt. Wenn ich in Frankreich er⸗
kläre, daß Elſaß⸗Lothringen niemals werde an Frauk—
reich — — daß Deutſchland ſo gerüſtet iſt,
daß ſelhſt das verbündete Rußland und Frankreich
ihm nichts werde anhaben können, — ſo wird dieſes
Wort in Frankreich gehört werden.“

„Meine Anſicht geht dahin, daß Derjenige, welcher
Augriffskrieg uͤnternimmmt,
7 7 nur nberließ fie ſich diefer Umarmung dann


„Mojeftät, dies Zunmer umſchließt, hoch Jemand, den
vorhin Ihr Königlicher Zorn ral Da Sie aber dem
Schuldigen verkündeten, mein Schickjal jolle auch das jeine
jein, Jo denke ich, wird die Sonne Ihrer Gnade auch Graf
Norfolk wieder leuchten.“

Ahe mein lieber Graf, ſagte der Lonig ſich nach ihn
umjehend, „tragen Sie es Heinrich dem Achten nicht nach,
daß er einen Augenblid lang. vergefjen konnte wie Sie ihm
einit zu Floddenfleld das Leben retteten. Ihren Ungehorjam
wollen Wir verzeihen, weil er eine Schuldloſe rettete und
Uns erhielt.
ſchaft, heute vexſzhnt jie Uns.“ 'D
Hand, die Norfolk ehrfurchtsvoll küßte.


ich, Waieſtät, möge nie wieder eine Wolke zwiſchen mein
Königspaͤar treten
— „Aber jenes Brautpaar, Katharina,“ fragte der König
auf Anna und Suffolt deutend, „was machen Wir mit
den Beiden?“
Sie tühlten ſich ſchuldig, die Beiden, gegen Katharinen
und in ihre Hand war Ddie Entfcheidung gelegt, die
mindejtenz Berbanmung vom Hofe lauten mußte, wie ſie

meinten.

Ich danke, Maijeſtät,! erwiderte ſie lächelnd, „die
führen wir ſo baͤld wie möalich zum Altar, damit ihre un—
erlanbten Zufammenkfünfte mich nicht mehr verdächtigen.”

— „Mylady, Sie konnien uns vergeben,“ {prach Suffolk
7 — zutretend, und die zögernde Anna mit ſich
ziehend
; glücklich in neuen Verhältniſſen, ich zürne nicht,“
agte ſie.

Majeſtät, wandte ſie ſich dann ſchelmiſch zum König,
Ihre Gemahlin ſteht vox Ihrem Koͤniglichen Angeſicht
Hand in Hand mit ihHrem Oberſtalmeiſter ich hoffe Sie
werden das Verbrechen nicht auf Towerhill ſühnen.“

Al3 Antmort nahm der Koͤnig, die verhängnißvolle
blaue Schleife und reichte ſie Katharinen mit den
Worten:











— — —
rg. Zwingerſtraßke 7, | dr



werden wird. Werden wir aber angegriffen, ſo geht
het uns der letzt Mann in den Keieg und wir werden
ſiegreich zurückkehren.“

Es diebt eine elſaß⸗lothringiſche Frage.“ Rußland
allein hat die Vortheite unſerer jebigen auswärtigen Bo-
litik. Die ruſſiſchen Mäuſe tauzen über den Tiſch, weil
die „Kagen“ Beuifchland und Frankreich nicht zu Hauſe
jeien. 1870 habe er gegen die Annexion proteſtirt weil
damit dDer Schwerpunktder curopäiſchen Politikpon Paris
nicht nach Berlin, ſondern nach Petersburg verlegt würde.
Schon damals habe er die Vergrößerung der deutſchen
Armee al8 unvermeidlich vorausgeſehen und vorauz—
geſagt. m Kriege mit den „zwei Fronten!, alſo
Deluͤſchlauds gegen Frankreich und Rußland, ſei vor—
gebeugt durch den ſog. DYDreibund; er ſpreche vom
„Jogenänuten“ Dreibund! weil In Stalien der Drei—
Bund unpopulär ſei, und erſt recht unpopulär werde
un Falle eines Krieges ſo daß man kaum auf Italien
rechnen fönne, Cr ſage dies auf Grund genauer
Keuntuiſfe der italieniſchen Verhältniſſe.

Reduer zeht nun auf die Entwicklung des Mili
taridinus im deutſchen Reich näher ein; er übt ſcharfe
Aritif an denm Syſtem der ſtehenden Heere und hebt
die guten Seiten der Milizheere hervor. Zu einem
Anzriffskriege ſei ein Milizheer allerdings nicht
brauchbar, um ſo tüchtiger ſei es im Vextheidtguxgs—
kriege! und nur zu diefem Zwecke ſollen ja de Heere
dienen. Auf die neuen, uͤdch ſchwebenden Militär-
Vorlagen eingehend, meinte Reduer, daß unſere Leiſt⸗
ungsfaͤhigkeit für Militärzwecke an der äußerften
Grenze angelangt fei. Ehe wix unſere Neuerungen
auf militärijhem Gebietẽ durchgeſührt haben, ſind
uns die Franzoſen ſchon wieder mit Neuerungen
ihrerſeits zuvorgekommen, und müſſen wir dann ſchon
wieder uns beeiten ſie einzuholen. Caprivi habe ge—
ſagt, eine kurze Militärzeit genüge nicht, um Dden
Soͤldaten den echten „militäriſchen Geiſt“ einzuflößen.

Unter militäriſchem Geiſte verſtehe man den blinden
Gehorſam, der event auch Folge leiſtet, wenn es
gegen Vater und Mutter geht Unſere —
ſoliten vielleicht weniger auf die Ruſſen und Fran⸗
zoſen eingedrillt werden, als auf die unzufriedenen








„inneren Feind“. 1848 haben manche von Deujenigen,
die ſpäter! für alle militäriſchen Forderungen eine
Hurrah Mehrheit bildeten, ſich gegen die ſehenden
Heere erklärt. Jetzt ſtimmen ſie für das Militär,


die ſie anders nicht bekämpfen können, niederzuhalten.
Das Berliner Weltausſtellungsprojekt habe die

Sieh dieſe Schleife, ſie drohte Uns füx immer aus
einander zu reißen, nimm fie jebt von Mir als ein
Beichen unjerer Verfohmung und zeig fie Mir, {o bald ſich
je wieder etras zwiſchen Uis drängen ſollte. Dann will
Ich Mich eriunern, daß Ich meiner Katty eine trübe
Stunde bereitet, und unmerdar fortan bemüht ſein, Dich
diefelbe vergeſſen zu machen.!

„D mein Gemahl” rief jeßt Katharina weich und
doch glücklich über die Liebe, die ihr ſichtlich in dieſer
Stund? von Englands König entgegengetragen wurde,
denn nur diefer hatte ſie den erungenen Sies zu
danken, und diesmal erwiderte jie des Königs Umarmung
indenmt fie die vollen, weißen Arme um ſeinen Nacken

E war ein heiliger, weihevoller Augenblick als dieſes
öanigliche aar ſſich in Liebe wiederfand nachden der
Seijt und Ddie ESnergie Ddiejer zarten, kleinen Frau die
Schranke niedergerifſen, die die Eiferſucht ihres Königlichen
Satten bereitz aufgebaut hHatte, und wie ein Leijer Geiiter-
hHauch wehte e3 durch das Zimmer, in dem es ſtille ward,
als Mın in Aym das Aönigspaar die neue Beceinigung
feierte, die zwar kein irdiſcher Prieſter ſegnete, wohl aber
der große Prieſter droben.

Humoriſti ſches
Frühere Einfachheit.

„Ganz ſchrecklich iſts, was die Aerzte heutzutag wegen
jo ein bifiel Blutandrang gegen den Sopf fir Umftände
machen, da Jofl man jeine ganze Lebensweiſe andexn, Diät
Halten im Sien unDd Trinken/ turnen und täglich fpazieren
gehen. Früher hat man 10 einem Patienten ganz einfach
in Slajchen Medizin geben, _ein. paar Mal g’IHröpft und
zur Ader glafjen und höchitens dazwijchen nein einen
Senfteig oder ein Blaſenflaſter g'legt; aus war's!“

* *
*
Theituns.

Sr ; „Freund und Leid werden wir fheilen.“ —
Zic: Gewiß, aber ich bekonıme Ddie Freudl


 
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