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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 41 - Nr. 50 (20. Februar - 2. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0167

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Aufzüge ng
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Erfheint täglih mit Auenahme der Sonn- und Feiertage
Saͤniſtags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljůhrlich
Mt. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poͤſtauffchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



für S$tadt



Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Ladenburg. Weinheim Schwetzingen Philippsburg
Wiesloch Bruchſal, Bretten Neckargemünd Mosbach,
Eberbach, Buchen, Walldürn, T-Biſchoͤfsh , Werthein: 2C,







At. 4

Berantwortlicher Redattenr:
Julius Jecker in Heidelberg.




*










— — — ——
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſraße 7 entgegen zenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — —
Zur ditnſtboten⸗Fruge.

Allgemein, und deshalb gewiß nicht unberechtigt,
ſind die Klagen der Herrſchaften über die Dienſtboten,
namentlich die Dienſimädchen In einer Gegend iſt
es beſſer, in der anderen ſchlimmer, aber an Be-
ſchwerden fehlt es nirgends! Vor einer Reihe von
Zahren machte ein Witzblatt die Bemerkung, früher
habe ein Dienſtmädchen ſein Jubiläum gefeiert, wenn
e& 50 Jahre bei derſelben Herrſchaft Jeweſen, jetzt
feiere es daſſelbe, wenn es dei der fünfzigſten Herk—
ſchaft eintrete. Ganz unrecht hat der Scherz dicht,
der Wechſel des Dienſtboten⸗Perſonals iſt ein ſo häu⸗
figer in allen größeren und vielfach auch in kleineren
Städten, daß man von einem kraͤnkhaften Zuſtande
ſprechen darf. Es liegt mir fern, die Schuld dafuͤr
den Dienſtboten allein zuzuſchteiben, auch die Herr-
ſchaften haben ihr Theil daran, und eine Abſtellung
der Mängel, oder beſſer eine Linderung kann nur
erfolgen, wenn beiderſeits Abhüife geſchaffen
wird

Von Seiten der Herrſchaften iſt der größte Feh—
ler, daß die Dienſtboten nur als Perſonen betrachtet
werden, von welchen man für ein beſtimmtes Geld
beſtimmte Dienſte zu verlangen hat, weitere Verpflich⸗
tungen aber nicht kennt oder nicht kennen will. Das
Verhaͤltniß zwiſchen Herrſchaft und Dienſtboten iſt
deshalb ein gußerſt kühles; die erſtere fagt ſich:
„Venn das Mädchen foͤrtgeht, habe ich nichts dagegen,
ſofern ich ein anderes bekonime, das inir gleiche oͤder
beſſere Dienſte leiſtet“ die Dienſtboten aber denken:
Was bindet mich an die Herrſchaft, finde ich eine
andere, wo ich e8 bequemer habe, mehr Ausgänge
mir geftattet werden und ich weniger unter Aufficht
ſtehe, ſo wechsle ich lieber heute als morgen den
Dienft”. Aber wenn auch eine Herrſchaͤft don den
beſten Willen beſeelt iſt, wenn ſiẽ ſich auch bemüht,
die Dienſtboten nach Möglichkeit als Familien-Ange-











hörige zu betrachten, ſo wird ſie doch ſehr oft die
Erfahrung machen, daß alle ihre Bemühungen auf
unfruchtbaren Boden failen
Dienſtboten, beſonders der weiblichen, die wir hier
peziell im Auge haben, iſt eine derartige, daß ſie die
Fürſorge als Zwang auffaſſen und in der Ungebun⸗
denheit ihre Freiheit ſehen, die ihnen nicht verküm—
mert werden darf. Wer, namentlich in den Induſtrie⸗
bezirken, die Zuſtaͤnde in den Arbeiterfamilien und
die Erziehung der Töchter zu beobachten Gelegenheit
hatte, wird ſich ſagen mäſſen, daß von einer Anleitung
derſelben zu haͤuslicher Thätigkeit und Tüchtigkeit in
ſehr vielen Fällen gar keine Rede iſt, und wenn es
dennoch in etwa geſchieht, kommt die eigentliche Kü⸗
Henarbeit erſt in letzier Linie. Die Mädchen haͤben
für den Kochherd zum großen Theile gar kein In!.
tereſſe, auch wenn ſie gerne Anleitung haben können,
Ehnen ſie es ab, als ob es Arbeiten wären, die für
ſie keinen Werth beſitzen. Und was verſtehen ſie fonſt?
Grobe Arbeiten, die keine beſondere Geſchicklichteit
erfordern, können ſie ſchon leiſten, aber ſie find „zu



oder ſie ſind „zu ſchwach“, können es nicht aushalten
— wenn e8 zum Tanze geht, find dafür die doppelten
Kräfte vorhanden. Mit dem Putzen iſt es zuͤmeiſt


leit arkemmt, das macht zu viel Mühe, dazu haͤt
man die Geduld nicht“. Waſchen, und ſer es üüch
nur nebenbei, ift eine Arbeit, welche nur widerwillis


daß das Zeug entweder verdorben oder nuͤr haͤlb rein
wird. Es kommt ſchon häufig vor, daß in Jewöhn⸗
lichen Burgerfamilien Dienſinadchen ihren Sintritt


Gros des gegenwaͤrtigen Dienſtmädchen Perfonals in
den Großſtädien überhaupt nicht zu denken.

Indeß gibt es auch Maͤdchen, welche „kochen kön⸗


27. Sabra: .

keinen ſchönen Eindruck, wenn man gewahrt, wie
junge, kräftige Mädchen ſich an Werktagen fein putzen
und alte, ſchwächliche Frauen mit der Sackleinen—
ſchürze und Holzſchuhen bei den „groben Arbeiten“
ſich abmühen .

Von Erſparniſſen iſt unter Dienſtmädchen vielfach
abſolut keine Rede mehr, was verdient wird, geht an
Putz darauf. Mädchen, welche über eine oͤrdentliche
Garderobe, namentlich an Unterkleideru, verfuͤgeu,
ſind in manchen Städten geradezu eine Seltenheit ge⸗
worden. Ebenſo ſchrumpft die Zahl derjenigen Maͤd⸗
chen immer mehr zuſammen, welche ihre Eltern unter⸗
ſtützen; weit häufiger aber, und beſonders in Gaͤrni—
ſonſtädten, legen ſie ſich Opfer auf für ihren Braͤu—
tigam“ oder „Schaß“ —, ein „Verhaͤltniß“ muͤffen
ſie haben, obwohl an Heirathen nicht zu denken ift.

Auch in ländlichen Kreiſen vernimmt man ſchwere
Klagen über die Dienſtboten; dazu kommt der'ſtei—
gende Zuzug von Mädchen vom Lande in die Staͤdt;
die Staͤdter ſuchen ländliche Dienſtmädchen, weil ſie
dieſelben für unperdorbener, fleißiger ünd folgſamer
halten, als die ſtädtiſchen. Bei der erſten Herrſchaft
ſind ſolche Maͤdchen vielfach unzufrieden, waͤt ſie ſich
in die neuen Verhältniſſe und Krbeiten nicht gleich
ſchicken können und zunaͤchſt nicht leiſtungsfähig und
beweglich genug ſind; haben ſie etwas gelerni, kommt
alsbald die Verſuchung zur Bequemlichkeit, melche in
den meiſten Fällen die Triebfeder zum Zuzug in die
Stadt bildeten; alsbald ſind ſie nicht befjer, vielfach
noch ſchlechter, wie die gefürchteten „ſtädtiſchen Mäͤd⸗
An ihrer Stelle werden immer nene Garni⸗



In einigen ländlichen Gegenden — wir meinen hier
das Emsland,“ den Wahltreis Meppen — iſt noch

Lohne ein feſtbeſtimmtes Quantum Leinen zuͤ Heiuden
3



veräbeln, wenn fie meint, vor ſolchen müſſe man fich
am meiſten hüten.

Strümpfen bezichen; daͤſſelbe iſt ſo reichlich bemeſſen,
daß es in der Regel im Jahre nicht verbraucht wird




gerade diejenigen, welche am wenigſten verſtehen, am


gorie angehörig, ſie wollen aus Gnade und Barm—
herzigkeit „einige Hausarbeit mit übernehmen“, aber
gegen einen bedeutend exhöhten Lohn und Befreiung
von jeder „groben Arbeit“
für die älteren Aushülf-⸗Frauen:



Formund und Mündsel,
Orginalroman von Marie Dobfon.

Als nach einer HNeinen Weile er in eleganter Mittags-
toilette wieder erfchien, gefellte er fidh zu Frau Walldorf,
weldhe ihn über feine Familie und Bahia zu {prechen ver-
anlaßte, mwobei er jedoch oft nadı Elfriede hHinüber blicte,
die in ruhigjtec Weife mit ihrem ehenfo erniten Vormund
ſprach Dann ward daZ Mittagefjen gemeldet, und mit
gewandter Höflichkeit reichte er fjeiner Wirthin den Arm,
Marga ward von ihrem Verlobten zu Tijche geführt, und
Everhard Walldorf begleitete jein Mündel inzZ EChzimmer.

26)


Iich böflicher Weiſẽ beantiortele was, wie den übrigen
Tiichaenoffen nicht entging, er mit einigem Befremden
empfand.
‚ Nach dem Wittageſſen begab ſich die kleine Geſellſchaft
in _ das Wohnzimmer, wo, Wwie alltäglidh, Elfriede den
Kaffee bereitete.
xthur zu ihr hinüber.
Cberhard Walldorf {pradh, Hatte fich zu ihr gefellt, und
mußte ihr etwas ‚Scherzhafte8 erzählen, denn fie Lachte
herzli was, ihrem {o jugendlihen Geficht einen unbe-
Ichreibliden MReiz verlieh. Sich jeiner ihn beobachtenden
Wirthin zuwendend,
ſtimmung!
* 7 2 * doch 2— ich 4*
geglaubt! — ie immer ſo ernſt wie heute,
Hran Waldorf ?“ *
„a ; Meiften8 Gerr Sommerfeld,“ antwoetete dieſe
fivgegge"d) ſie auch die Heiterkeit u. Munterkeit ihrer Jahre
i
„Könnte I9 mi doh davon überzeugen,“ rief Arthur
Sommerfeld u. blickte wiederum nach jetner Stieffchwejter,
die jeßt lebhaft mit Dr. Hirfchfeld ſprach „SIhr ernftes
eficht mürde unferer Mutter faum gefallen, Ddie eine an-
dere VBorftelung von ihrer Tochter hat.“



„Und doch dat ihre Mutter den Ernit ihrer Tochter
zum großen Zheil veranlaßt,“ fprad mit Nachdruck Frau
AWalldorf, und alZ dann der junge Mann fie überrafcht
anblidte, {dhilderte fie ihın in eingehender Weije Elfriedens
bisheriges Pflichtleben um nur Ddie Anſprüche ihrer
Mutter an ibrem Sleiße zu befriedigen. Er hörte ihr ſo
aufmerfjam zu, und fagte dann fait traurig:

„ „Meine Mutter, Frau Walldorf, ahnt wenig, daß die
glänzenden Schulzeugniffe ihrer Tochter, die immer in
ihrer Familie heſprochen wurden, auf diefe Weife erkauft
find! — Sie ift {hon jeßt {tolz auf fie,
Bahia_der Ge genftand allgemeiner Bewunderung fein wicd
wenn ich ihc_aber {hreibe —“

„Seien Sie in Ihrem Schreiben vorſichtig, Herr
Sommerfeld,“ antwortete nohmalz3 mit Nachdruck Frau
Walldorf und regen Sie Elfriedens wegen, die Sie über-
haupt erſt kennen lernen müffen, Jhre Mutter nicht auf.
Sie dürfen nicht vergeffen, daß fie feit ihrem 9. Yahr
nicht von deren Liebe und Sorge umgeben i{t, und di 1e

jo verfügt eS über eine anfehnlidhe Menge der noth-
mendigften KleidungsSftücke, dıe wenn es in die Ehe
halten. Es wird ſich ſchwer ermöglichen laſſen, eine
ſolche Sitte, wo ſie geſchwunden iſt, wieber einzufuͤhren;





der dagegen in reichlidem Make empfunden — —”
„Sollte fie das nicht haben überminden Können, und
mich de8halb in fo zurüchaltender Weije behandeln ?”
fragte er Ihnell und in fajt {chmerzlidem Ton. Frau
Bahdorf zuckte die Achfein, Konnte ihm aber Feine Ant-
wort geben, denn eine der Dienerinnen erfhien um El
frieden eine Antwort zu bringen. Diefe

hatte auch Dr.,


verließ.


Kaffee Hräfentierte, erkundigte Ddiefe fich, ob Elfriede beſon⸗
dere Nachricht erhalten
Frau Feldmann reiſt morgen in
.. . 3Urüß und wil Eifriede lebewohl fJagen,“ “antwor-
tete Marga und hrachte auch den beiden übrigen Herren
den Kaffee, indes Frau Walldorf zu ihrem, fie fragend an- }
ſehenden Gaſt ſagle:
Frau Feldniann war Dienerin im Hauſe von El- !
friedens verftorbenem Onkel, dem Ihre Mutter fie bei der
Abreiſe nach Bahia übergeben, waͤs Sie auch vielleicht }

ſilbern“ und oft genug zu Spottpreiſen. Nur mit
Hilfe de Sparkaſſenbücher läßt ſich noch in etwa der
— ——— T



So,“ unterbrad lebhaft Arthur Sommerfeſd, „denn
e Äutter fteht mit defjfen Schwefter, Frau Linden, in
ranzisko in Briefwechſel
ie hat ſich ſeitdem verheirathet,“ fuhr Frau Wall⸗
und iſt bereits Wittwe geworden, ernährt fich
da fleibig und geſchickt in ihrem Wohnort in recht»
Weiſe. Alliährlich beſucht ſie ihre Dhiefigen Ver-
ten und auch Elfriede, die für ſie eine aroße Zuneig-
ewahrt was dieſe ebenſo erwiedert !“
Die Fran ſoll eine Unterſtützung haͤben!“
icheim Eifer der junge Mann.
as iſtnicht erforderlich. entgegnete Frau Walldorf
Seldmann ift gefund und kaum 40 Sahre alt.
Keranlaſſungen ſchictt Eifriede ihr von
chen Taſchengeld ein Geſchenk 7
en ibrxem Taſchengeld, das doch zu iibrem beſon⸗
Veronügen ſein ſoll!“ rief Arthur Sommerfeld










rief in



„„Sie iit für ſid ſehr ſparſam, verfeßie Frau Wall-
DOLT, „UNnd Hat daher fetS zu wohlthätigen Zweden, die
ıer Die größte Freude gewährt haben, genügende

Das alles werde ich uuſerer Muttex Erichten. damit
ſe das Taſchengeld ihrer Tochter erhöht!“ rief Axrthur
Sommerfeld nit leuchtenden Augen und höher gefaͤrbten


Unterlaſſen Sie auch das Herr Sommerfeld,“ ant⸗
wortete entſchieden ſeine Wixthin. Mein Sohn iſt voͤn
Ihrer Mutter ermächtigt, erforderlichenfaͤlls Elfrieden vie
Summen zu befonderen guten. Zwecden zu neben, und



Herr Walldorf kontrolliert alſo Frau Römers Aus⸗


Dr. Hirfdhfeld {prach,,der.junge Mann.
(Zortfegung folgt.)


 
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