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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 181 - Nr. 190 (11. August - 23. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0739

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von 1


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— — — Breiß vierteljährlich
* 180 ‚obne Trägerlöhn ı. Pojlanffhlag.. Beſtellungen
— Poftanftalten . bei her Grpebition Zwingerfirabe 7.



füc Stadt



Knzeige-Biatt für die Amtsbezirle Heibelber
Radenburg, Wembeim, Schwetzingen, Philipxebarg
Wiesloch/ Bruchſal, Bretten, Neckaxrgemünd, Meebach
Eberboch Buchen Walldũrn TBiſchofsh. Wertheime.














Lerantwortlidher. Mebakteuı ;
zulius Jecker in Heidelberg.



— — — ——

des Feſtes Mariä Himmelfahrt wegen erſcheint am
kein pfalzer voie. Die nüchſie Nummer wird am
ng mittag erpedirt.

— — — — —
— ** Nummer liegt ur 33 der Unterhaltungs-
2—






Valiliſche Vuthenüberſicht.

O Beidelberg 13 Auguſt.

Es gibt wohl nicht leicht ein Volk oder Vöſkchen
uf diejer Welt, dem nicht zur Zeit irgend ein Kreuz
zuf die Schultern drückt. Es geht damit wie mit
enzelnen Menſchen ; jedwedeim iſt ſein Kreuzlein an—
8 und er muß jehen, daß er mit ihm fertig
4 Deſterreich hat ſeine Czechen, Belgien ſeinẽ
äl en Liberalen, Frankreich ſeine Frau Seperine, die
Luͤberzeugte Soͤzial. Deniokratin ein herrliches Zwie⸗
* mil dem Hl Vater zuſammen — gelogen hat,
3* hat ſeinen Aufſtand, Spanien deren eine
enge, Portugal beſieht ſein Portenionnaie, in welchem
licht allcin mehrere Zimmer, ſondern ganze Etagen
vermiethen find. ‚Stalien: — fiehe Portugal ! und
W, wir Deutichen, nun — wir haben unſern Bis⸗
Mard. Aufathmend. hHörten. wir, wie in Berlin noch
Mmal voͤr einem Hönflein Getreuen die
g?“&e Familie den Duft körnigen Weihrauchs ein—
AtOmete. und. wie der Fürft noch einmal den Mund

Nete, um „feine lieben Berliner anzureden. In⸗
ävijdhen Hatten Ddie : „lieben“ Berliner -aber. das
audern von ihrem „Heben ODtto” gelernt Und

* bisheran nief verſchloſſen in geheimer Herzens⸗
X te ı de8 ‚ Ex - Eijernen . ruhte, waͤs wir. geftern
Wern Lefern und Freunden jchon „weitjehend“ ange:
* haben, ein eber Berliner“ donnerte es aͤuf
4 Stettiner Bahnhof, „frei weck! ins Land hinaus.
3 dem Bruſttone der Begeiſterung brüllte der gute

Ann, der ahnungsvolle Engel, der Familie Bismarck
ntgegen!

Fer zutänftige Kanzler des Reiches
—— Sisrlart teb hochte
* junge Ehemann Herbert zog ſich wie ein ver—
ü Amtes Kind vom Fenſter zuͤrück; es geht nichts
L Bejcheidenheit ! Sein fuͤrſtlicher Vater iſt darin
D ettwas erfahrener, er fchnitt nur ein Geſicht als




Vrud Berlag u. Erxeduion von Gebr guber
| in Heidelberg, Ziwingerfrake 7.

24. Sodtg.





ein anderer Hurrahbruder! ſich zu dem donnernden
Satze verſtieg: „Die jetzigen Machthaber


marck!“



Lande umher, warum ſoll nicht einmal



ſtens eine kleine Mahnung in der Nordd. Allg.“ dar—
nach kommen. — Es iſt ja auch nicht ſchlimm! Die


wenn eine Frohnleichnamsprozeſſion die Andersgläu—
bigen „provoziert“‘ oder wenn ein Stadtoberhaupt


doch wohl endlich
Wir haben das Recht von der Familie Lauen—
burg zu verlangen, daß ſie auch anderen Leuten ein
wenig /Erholung“ gönnt. Inzwiſchen können der
Fürſt und ſein Sohn ſich auf ihre hohen Miſſionen
vorbereiten. Der Vater, um dem Reichstag etwas
auf ſelbſtſtändige Beine zu helfen und ihm das Selbſt—
bewußtſein wiederzugeben, was in der Aera Bismarck
ſo herrlich blüthe, daß es — — „quietſche — der
Sohn, um als zukünftiger Kanzler des Reiches
— hochzuleben.

Wir haben trotz der ſtillen, der parlamentsloſen
Zeit keinen Mangel an Stoff. Die „Seeſchlange“ iſt
darob ſo unmuthig, daß ſie ſich bis dato noch nicht
gezeigt hat. Es bedarf auch keines Meerwunders —
man kaun ſich ohnehin genug wundern. Sei es über
den Verbandstag der Poſt⸗ und Telegraphen Aſſiſtenten,
der trotz dem „weiſen Verbot von Urlaubsbewilligungen“
ſehr ſtark beſucht war, oder ſei es über die neue
Freundſchaft? Rußlands Bleiben wir in der Reihe!
Die Poſt und Telegraphen Aſſiſtenten ſind mu⸗
thige Leute; ſie haͤlten trotz Nelaubs⸗Verbot und Maß⸗
regelungen an ihren Rechtsforderungen feſt; und das
iſt bravo! Wenn Fürſt Bismarck ſich nicht den Mund
verbinden
hindert, dann ſoll auch Tauſenden von braven Beamten,
die dem Herrn Stephan den Ruhm der Schneidigkeit
und Findigkeit — verſchaffen, das Recht zum Reden
nicht derkümmert werden. Und doch lautete das Ver⸗
bot für den Verbandstag, daß politiſche Erörterungen

wer den dürften. „Leider“ ſind Gedanken zollfrei, und
Ideen laſſen ſich nicht durch den Polizeiknüppel todt—
ſchlagen.

die Zorlver handluangen mit Rußland
haben begönnen, und das Leiborgan des „Privat—
mannes“ ſpricht ſchon wieder von der Unfähigkeit der







deutſchen Unterhändler“ Vor der Hand weiß man
nur, daß Rußland eingeſehen, daß es den deutſchen
Markt nicht entbehren kann. Bis wir Näheres hören,
freuen wir uns ſo jehr, als — die Franzoſen ſich
Sorgen machen. Inzwiſchen
SFeketarinoslaw in Rußland eine Filiale für Stahl—
kanonen. Wo iſt da der Weiſe, der mir ſagen kann,
was dieſer Schritt bedeuten ſoll?“ Oeſterreich⸗tngarns
Katholiken ſind in Linz zu ihrer 3. General⸗-Verſamm⸗
lung vereinigt. Das katholiſche Bewußtſein ſcheint
ſich alſo doch ganz gewaltig zu heben, und es werden
nun dem erſt dritten Katholikeutage, wohl ſchnelter
Unſere deutſchen Ab—
geordneten, Orterer und Porſch haben die Grüße und
Sympathien der Katholiken Deutſchlands überbracht,
und der päpſtliche Nuntius Mſgr Galimberti ſpendete
den Segen des hl. Vaters — In Rom haben die
Liberalen wieder einmal mit ihrer unvergleichlichen
„Bildung“ geglänzt, die Co lumbus-Büſte wurde
von einem Methodiſten⸗Prediger niedergeriſſen, und
die Mitglieder des kathoͤliſcheu Volksvereins La Ro—
manina, welche die Büſte bekränzen wollten, mußten
vor den Faͤuſten des liberalen Pöbels in eine Kirche
flüchten. Warum haben ſie aͤber auch die „edlen“
„gebildeten? Liberalen ſo gereizt? — Frankreich
feiert den Sieg der Republikaner bei den General—
rathswahlen; 195 Sitze gewannen ſie, und die Kon—
ſervativen verfügen nur mehr in ſechs Departements
über die Mehrheit; — eine ſchwere Niederlage! —
Im engliſchen Paͤrlament wuͤrde am Montäg die
Thronrede verleſen, und dann berieth die neue Mehr⸗
heit, die Form, in welcher man dem Kabinet Salig—
bury den — Stuhl vor die Thür ſetzen ſoll — In
Belgien dauert der Congoſtreit noch fort und nimmt
das Intereſſe deshalb etwas mehr in Anſpruch, weil
die öffentliche Stimmung durch die Ausſicht auf
das „Allgeneine Wahltecht! beruhigt ſein ſoll.
— In Marocco hat ſich die Vorſicht des
Gouverneurs von Tanger als nützlich erwieſen.
Beim letzten Kampfe ſchlugen die Angheras die
total. Dieſe flüchteten und
ſtürmten in Tanger ein, allwo ſie Feind und Nieder—
Die Stadt⸗
truͤppen machten von ihrem Hausrechte Gebrauch,
warfen die Regierungs⸗Marodeurre zum Tempel hinaus
u. ſchloſſen die Thore — In Afghaniſtan wird die Aus⸗


meldet. Der letztere verfügt angeblich über ein Heer


ernſter Kampf ſteht bebor England, Rußland und





— — Dorfdoktors.

Original Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.)

ſie nein, Rudolph, Du darfſt nicht gehen erwiderte
Und Onell. „Denke nur, wa3 unterdeß beſchehen könnte,
9 — ich wäre dann ganz allein —“

nbiefi'%r' Thurnau wird KRath Wwijjen,“ antwortete er.

&OL auch Läßt er ſeinen Kutſcher hinüber reiten *“

aß das Telegramm an Onfel Leonhart vorerft eine
fie Deutung auf unferes Vater3 Krankheit fein,“ unterbrach
chb‘ n fürforglich, „und verſprich ihm baldige weitere
darf e Dr. Schwarz kanı die Wahrheit erfahren, doch
%ebeier ſie ihm nicht mittheilen. . Auch ihm fage eine %weite
ir ſche zu, und mag der Himmel wiſſen was ſie enthalten

41)



nnd

10 g}“bo{vb Engelbert verließ ſeine Schweſter, um deren
— Andrdnungen aͤuszuführen, ſie aber nahm
ſch lat am Bett ihres Vaters wieder ein und begann
Ur hren traurigen Gedanken zu überlaſſen Doch blieb
eine üzu kaum die geit! denn der Capitän erwachte in
Und 9l neuen Fieheranfall und untex heftigen Schmerzen
Dr. SNa waͤndte die verordneten Mittel an. Als bald
e ufnau erſchien, betrachtete er ſeinen Patienten mit
Ain ichen Blicken vermochte aber der eingetretenen Ent-
Und gß gegenüber feine weitere AÄnordnungen zu geben,
Der 5816 Geſchwiſter ſchickten die zweiten Teleovamme ab.
mit 4 Lte welcher auf etwaige Autwort gewartet, kehrte

Lrſoichen von Dr. Schwarz zurück und dieſe lautete:
—— Langenberg und ich reiſen mit dem nächſten Zug.

oteert oet noch heute bon Herrn Leonhart, der

4
Nudolph Engelbert ſeiner Schweſter dies Telegramm
— 4 4 —

en herr Langenberg . muß dennach ſchon angefonınıeN
und D T wird. durch Onfel Leonhart Alles erfahren haben
„ 9g Vater fich freuen; Hn z jehen 1 —

hebeq?‘. Nachmittag einesılinze: Weile : ſchmerzen UND
Tefeg :, erfuhr Capitän- Sihsfeld Ddurch Anna, daß Ddie
Amme aͤbgefchickt

mitt

woͤrden und welche Antwort da—




er dann:

„Es freut mich daß Alle kommen, beſonders aber,
daß ich Herrn Langenberg wiederſehen werde Mit weni
aber mag Onkel Lebnhark reiſen? — Schickt ihm noch ein
Telegramm, Ddamit er genau ſeine Ankunft angiebt und
RKudolph ihn au .. . . abholen kannn !“

Gegen Abend haͤtte wiederum der Zuſtand des Capitäns
fich verfchlimmert und ! in angſtvoller Erwartung hielten
die Gejchwijter . bei.ihn Wacht. Am Morgen erſchien Dr.
Thurnau bei feinenr Batienten, der faſt immer bewußtlos
gewejen, und fonnte ihnen nur den früheren Troſt geben.
daß bei ausdauernden Kräften noch immer Hoffnung auf
Geneſung ſei

In einer ſpäteren Stunde traf ein Telegramm von
Onkel Leoͤnhart ein durch das er anzeigte er Wwerde am
NAbend mit dem letzten Zage eintreffen und gegen 10 Uhr
Tanaten Georg Langenberg und Dr. Schwarz an, denen
ein Wagen entaegengeſchickt war wie ſie auch durch einige
Beilen von dem Befinden des Capitäns in Kenntnik ge-
ſetzt worden Nach der
Dr. Schwarz, ob ſie den Kranken fehen dürften und Dr.
Thurnan erwiderte : d ;

Herr Eichsfeld wird, ſobald ex von Ihrev, Ankunit
Hört, die3 gewiß verlangen und vielleicht trägt S auch 3zu
jeiger Beruhigung bei, Siegejprochen zu hHaben, wenigitens
Sie hier im Haufe zu wijfen; für den Augenblick aber darf
jein Schlaf nicht geſtört werden zumal meiner Berechnung
naͤch eine Entſcheidüng nahe iſt!“

8

Und voll Augſt und Spannung erwartet, trat dieſe
Entſcheidung ein Capitän Eichsfeld hatte längere Zeit In
unvuhigem - Halbjchlimuner gelegen! während deſſen Anna
i anırzaufseinige. Mlinuten verlaflen,. um Ddie Augekomme—
nen 3 bearüßen, wWeIcdhe-ihr ihre Herzliche Zheilnahme 1Der
Die... 19 plüchẽ Erkrauking ihres Vaters ausſprachen.
MAuf ihrẽ Fraͤaͤ nach Ofıfel Lernharts Reiſe hatten ſie
ihr mitgetheilt! daß er in Begleitung von Marie Langen-
derg kömmen werde, wodurch ſie erführ, daß dieſe ihren




Bruder nachH .. ; . begleitet, und ſchon mit dem Greiſe
befannt geworden, waͤs ihr ſeinetwegen zur großen Be-
ruhigung gereichte. —

Dem unruhigen Schlummer des Capitäns folgte ein
heftiger Schmerzen⸗ und Fieberanfall, während deſſen die
Geſchwiſter und Dr. Thurnau an ſeiner Seite ſich befanden
er aͤber gänzlich bewuüßtlos war und nach und nach ein—
ſchlief Anfanglich ‘ war der Schlaf durch lautes Aechzen
und Stöhnen unterbrochen, dann aber ſo ruhig daß man
nichHt eintmal Ddas Arhmen bemerkte, und nur der Puls und
Herzihlag das noch andaͤnernde Leben verrieth! Anna
und ihr Bruͤder ſaͤßen in der Nähe ſeines Bettes, Dr.
Thurnan fah, ſo oft er konnte, nach Hm, und Georg Lan-
genberg und Dr. Schwarz warteten voll ängſtlicher Span—
nung auf ein Lebenszeidhen von ihm. Endlich begann der
Tag fich zu neigen, und Rudolph Engelbert mußte ſich zu
Onfel Leonhart’8 Empfang na . . .. begeben, J0 gern er
au die Entidheidung hHätte eintreten Jehen. Er unternahm
die Faͤhrt mit ſchweremn Herzen und konnte kanmn das Dortf
verlafien und Ddie Landjtraße erreicht haben, al Dr. Thur-
nait, Dder fich zu ſeinem Kranken begeben, deſſen Augen⸗
fider. zucen. zı jehen .. glaubte,. und auch eine Beweguns
in der Linfen Hand. ‚bemerkte., Bedeutungsvoll suf Anna
blicend gab er dann auch den im auliegendengZimmer
weilenden Männern ein Zeichen und wandte fich Darauf
den Belle wieder. zu.. Nach wenigen Secunden {hon
rührten ſich veide Haͤnde des Capitäns, _ in jeinen Augen
zucte e3 mertlich, Mmit “ einemt tiefen Seufzer IOlg er
danıu diefe auf, und blickte -auf Ddie anjdheinend rUhig Da-
fibende Anna zu der er in nächſten Momient ſagte:

Ich habe wohl lange geſchlafen Anna ?” .

Sa/ Vater,! erwiderte ſie ſich gewaltſam faſſend, und
fühlſt Dich gewiß wohler —, *

Viel wohler/ Kind! und mit der Hand auf die Bruſt
und das Heuz Ddeutend, fügte er hinzu.: „demmu hier fcheinen
die hurchtbaren Schmerzen verſchwunden zZu fein.”

Fortſetzung foͤlgt)


 
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