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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 29. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0675

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* taglich mit Kusnahme der Sonn- mud Feiertage

ir 1098 mit UmterhaltungsSbeilage. Preis vierteljährlich

Dn .20 ohe Trägerlohn ı. Poftanffhlag. Beflelungen
— — x bei der Expebition Zwingerfiraße 7,

A 68



Berautwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg. !



für Stadt

— Geidelberg, MWittwog, den 27. Inl


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in Heidelberg, Zwingerfiraße 7, 2 Jihtt



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Beſtellungen

! den „jalzer Soten? werden fortwährend bei

— Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
e in anſeter Expebition Heidelberg, ZwWinger»

— entgegen jenommen.

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— — 2

N SN n D LL
—s— — — —

* Zie tiſſiſche Negierung auf der
Unflagebanf,

die m!üät weniger als achtzenn Perſonen ſind es,
ſeit drei Woͤchen vor dem Kriegsgericht zu Sofia
8 der. Bank der Angeklagten unter der ſchweren
u — ſaßen: Theilnehmer der Verſchwörung
Ein welcher der bulgariſche Finanzminiſter Belt—
4 zum Opfer fiel. Unſere Zeit iſt raſchlebig
1 Fergißt ſchnell wichtige Ereinniſſe; die Meiſten
* ſich aber wohl noͤch jenes tragiſchen Er—
Belt ſſes, das Ende März vorigen Jahres den Tod
zur Folge häͤtte. Die Kugel traf den
en: ſie gan dem Miniſterpräſidenten Stambuloff,
tanne, dejjen Befeitigung dem „rollenden Itubel“, -
i D_ÄhgieUen Rußland dis jjetzt noch nicht gelungen
— war von Anfang an tein Zweifel, daß das
1
— bulgariſchen,ropaganda der That“
„r geſetzt woͤrden war. Die Leute, welche dieſe
opaganda der That betreiben, gehen darauf aus,






Kumäniens,
Jechenlands —
— es auf Konſtantinopel befrachtet Um
2* — — iſt den leitenden Kreiſen
ands kein Mittel zu ſchlecht keine
me zu hoch. Unter denjenigen Männern,

Serbiens,

4


Entwickelung zu geben. Dabei iſt Stambuloff ein
feuriger bulgariſcher Patriot, ein ſtolzer, unabhängiger
Kopf welcher das verkommene Rußland verachtet und
Alles daran febt, ſein Vaterland vor deſſen Einflüſſen
und Unterwerfungebeſtrebungen fretzuͤhalten Be—
greiflich baher der tötdliche Haß, von welchem
die kortupien amtlichen Kreiſe Rußlands gegen Stam—
buloff erfüllt ſind, ein Haß, der uun ſchon wieder—
holt ſelbſt vor meuchelnörderiſchen Anſchlägen
nicht zurückſchreckte, um den Mann zu beſeitigen,
weicher als Schöpfer und Erhalter des ei⸗
nigen und ſelbſtſtändigen Bulgarien zu betrachten iſt.


duloffs Leben, welchen gedungene ruſſiſche Kreaturen
im Vtärz vorigen Jahtes vollführten.

Nach mehr denn einem Jahre war es nun der
bulgaciſchen Regierung gelungen, genügendes Be—
laftungsmaterial zu jJammeln, um eine Reibe von
Es befanden ſich
darunter bekaunte und angeſehene Perſbnlichkeiten,


der nach den Weggang des Battenbergers zum Mit-
regenten ernannt wurde, war einer der Angeklagten,
diẽ zumeiſt der Rubrik der verkommenen Exiſtenzen
einzuͤverleiben ſind, die von ihrer Ehre Nichts mehr
zu verlieren haben und ihre Zienſte dem beſten
Zahter zur Verfügung ſtellen. Es ging aber
in dem „Prozeß Beltjcheff “, wie wir ihn kurz nennen
wollen, genau ſo wie in vielen politiſch⸗gerichtlichen
AUften, bei denen eine mächtige Hand hinier den Kuliſſen
mitgewirkt hat: die eigentlich Schuldigen ſind


beſchaͤftigen, die Jenen als Werkzeug gedient haben.
Das waͤr ja auch in der Verhandlung der Fall, die
gegen die Mörder des bulgaxiſchen diplomatiſchen
Agenten in Konftantinopel Dr. Bulkow it ſch eines
energiſchen Staaͤtsmannes von dex Art Stambuloffs


wurde; ſie wurden verurtheilt, aber die wirklichen




anſchläge zu ſinnen! So weilen auch die wahren
Moͤrder Beltſcheffs, welche es eigentlich auf Stam
duͤloff abgefehen hatten: Die Brüder Tu ſektſchief
auf ruſſiſchem Boden, auf dem ihre verbrecheriſchen


u

* der Minifterbräſident Stam buloff in Bul⸗

—2 Der Letztere iſt ein Mann von tiefer Durch—
ug hohen Geiſtesgaben und mit einem ſtaats⸗


ein viel größeres Land als Bulgarien mit Crfolg
u regieren, Ordnung, Friede und eine glückliche

Im Haufe des —

Original Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.)

ihm 3



14.
fel Leonhart ftand am Fenſter ſeines an der Land⸗
dee gelegenen Wohnzimmers Es war acht Uhr vorbei
haitg Augenblict glaubte er den Wagen mit den Rei⸗
gertenb fommen zu hHören. Ungeachtet - der ſich immer mehr
das * Machenden Freude des Wiederſehens war ihm doch
{cox L3 Uchtwer, denn wie und wodurch Konnte ſie nicht
* nächſten Morgen getrübt werden? —
der | * langte der Wagen mit ihnen an, es erfolgte nach
Q Ngen Trennung eine herzlidhe Begrüßung,. von Dder
mifie“b Drothea ihren Antheil erhielt. Seine Schweiter ver-
&, Jagte dann der Hausherr:
ni „Ich


ommen?“



Mtgen ir werden wohl bald Nachricht von ihr erhalten,“
bei 7 gusweichend der Greis. „Es war ihre Abſicht,
. E Antunit bier zu fein —— —
Ditän. Ired mag ihrer noch bedürfen,“ erwiderte der Ca-
* — dann begaben fie ſich das Gartenzimmer
Anna c Dut und Mantel jchnell bei Seite legend wandte
Ucmen ich Onfel Lebnhart zu, umfaßte ihn _ mit beiden
ld und fagte, ihn mit ihren leuchlenden Augen voll
* Liebẽ aͤnblickend:

Du '{mä‘ 4 Leonhaͤrt, es freut Dich doch ganz
Nicht * endlich mwieder Hajt, und ich verfpreche Dir, Dich
‘Uouen‚.‚balb und auf {o lange Zeit wieder verlaſſen zu
Qqui„%ab iſt leicht verſprochen wenn man eben erft. 3zu
ün en !” 7i

— — —

8 ND C 1 i i *

d. brauche ich Dix nicht zu jagen, zumal Euch —

lehr * auc den Capitän an — „die Reije offenbar
an !“






|

|

Die Regierungskreiſe in Sofia wiſſen das ſehr
wohl und ſie erwarteten es ſelbſt, daß eine Reihe
von Angeflagten, denen man keine direkte Betheiligung
naͤchweiſen köuͤne, gänzlich freigeſprochen werden würden

ı
|
|
|





Der Prozeß wurde — und das iſt der Kernpunkt der
Sache — gegen Rußlanu d geführt, und deſſen
amtliche und halbamtliche Kreiſe waren es, über die
man zu Gerichte ſaß. Es wurde denn auch während
der Prozeßverhandlungen erwieſen, daß des ſlaviſche
Komite in Odefjfa, die „MNavifche Wohlthätigkeus-
geſellſchaft' das bulgariſche Inſtruktions⸗
komitein Retersbutgu. wie dieſe verſchwöreriſchen
Banden, ſonſt heißen mögen, alle gegen Bulgarien,
den Fürſten Ferbinand und Stambuloff gerichteten
Anſchlage veraſlaßt hatten, und daß ſie die Urheber
der ſchtimmſten Verbrechen find. Stambuloff
delwies voͤr 2 Jahren nach dem Prozeß und nach
der VBerurtheilung des Hauptmannz Paniba “ etwa
zwei Dutzend Perfonen, gegen die Nichis Greifbares
vorlag, die aber in hohein Grade verdächtig Wwaren,
dez Endes Daͤrunter befanden ſich auch die Brüder
Tuſektſchieff. Dieſe Leute, Männer von Fähigkeit, die
bei ehrlichem Handeln ihrem Vaterland viel hätten
nützen können, wandten ſich nach Rußland, wo ſie von
ihren bulgaͤriſchen Genoſſen und den zuſſiſchen Feinden
des „Koburgers“, dem General-Ignatieff und
ſeinen Helfern, mit offenen Armen aufgenommen und
und glech dazu angeworben wurden, um einen An—
ſchlag gegen Stambuloff vorzubereiten.

Vot einigen Monaten machte eine Enthüllung über
die organiſirie bulgariſche „Propaganda der That“,
d. h. des politiſchen Verbrecherthums, welches vor
Richts zurückſchreckt, großes Aufſehen. Es wurde
dabei etwiefen, daß die zegen Bulgariens Selbſtändig—
keit gerichteten Uniernehmungen drrekt durch ruſ⸗
ſiſches Geld veranlaßt wurden, und zwar durch
die 10 Millionen Fres., welche Rußland kurz nach
jener Ausweiſung unter dem Vorwande einer Okku⸗
pationsſchuld von Bulgarien gefordert und auch er⸗
halten hätte. Dieſe Schuld ſollte eine Verpflichtung
Bulgariens für die, Hülfe“ darſtellen, welche Rußland
Bulgarien in ſeinem letzten Unabhänigkeitskampfe gegen
die Tuͤrtei geleiſtet hätte. Jene Enthüllung lieferte
die gravirendſten Einzelheiten über die Organiſation
der don der ruſſiſchen Regierung geleiteten bulgariſchen
Propaͤganda der That“, und um keinen Zweifel
daran zu laſfen, daß die Enthüllung in, ihreneinzeluen
Theilen begtündet ſei, brachte zum großen Aerger der
ruſſiſchen Regierung das amtliche Regierungsorgan
in Sofia alle daruͤber gemachten Miitheilungen. Da⸗
nach hat das gegen Bulgarienz Selbjtändigkeit und


gerichtete „AFtion3tomite“ in Odeſſaſeinen
Sig, es befigt.zehHu —

An DE a



„Ja, ja, das hat ſie, erwiderte dieſer heiter „wenn⸗
gleich jie nur eine Landreije geweſen, die ein Seemann faum
al8 jolche gelten 1äßt. Wbrwechjelung aber ijt im Leben
immer gut, und hat namentlih unjer Kind, und beſonders
al3 wir jo_ unertwartet den Vetter Rudolph Engelbert
44 die Beit nach allen Richtungen hin ſo recht ge⸗
noſſen!!

Als ob Rudolph's Begleitung Dir nicht auch zu Gute
gefommen wäre, )| f
auf den Greis blickend, fügte ſie hinzu: Rudolvh iſt zwar
meujten8 ein jehr erniter, dennoch aber ein lieber, prächtiger
Vetter, Onkel Leonhart, der, wenn er im Herbſt kommt,
auch Dir gefallen wird!



ling unwillfürlich ernſter anfehend. „Wber Rinder, laßt
uns Dbeim AWbendeffen, das Dorothea fertig haben wird,
weiter ſprechen

Bald ſaßen ſie an dem, von dieſer fürſorglich verſehenen
Tiſch und Vater und Tochter erzählten don den letzten
Tagen ihres Aufenthaltes in Münden, und kamen dabei
oft auf Rudolph Engelbert zurücg, von dem ſie ſich in
Dresden getrennt hHatten, Als Anng ſeinex großen Geſchick⸗
ſichkeit erwaͤhnte, ſaͤgte Onkel Leonhart, der in einem hei⸗
teren Geplauder ſeine ſchweren Sorgen etwas vergaß, und
den Capitan bedeutungsboll anblickte: ;

„Bon ſeiner Geſchicklichkeit kann ich mich bald über
4* denn ein zwar noch eingepackter Beweis iſt bereits
hier — —“

Wie iſt das möglich, Onkel Leonhart?“ fragte ſchnell
Anna, an ihre eigene Arbeit denkend. „Zu meinem Be-
ibä)@xém fanı Herr Engelbert das Bild erſt in einigen Tagen

iden — —”

Das Bild, welches hier iſt, hat Dein Better nicht ge⸗
jchickt,“ erwiderte der Greis. während Capitän Eichsfeld
mit flillvergnügtem Geſicht daſaß.
D .3 . muß. aͤber doch ſo ſein, und er hat mich über⸗
Taſchen wollen/ entgegnete nachdenklich Anna. Wußte er
doch, wie jehr e8 mir am Herzen lag, es bei nüſerer An—
kunft zu haben! ;

„So haft Du e& wohl gemalt ?” fragte lächelnd Onkel



Leonhart. Vielleicht gar, um hier Jemand damit zu über
raſchen?“

Anna erzählte mun eingehend von ihHrer in Dresden
angefertigten Arbeit, und fügte dann, abwechſelnd beide
Manner andlickend mit einiger Ungeduld hinzu

Was ift es aber mit dem andern Bilde —“

„Nun, da auch von diejent bereits die Rede geweſen,
magſt Du e& nach dem Sfjen erfahren,” antwortete heiter
ibr Vater, „obaleich erft morgen die Sache in aller Ruhe
zur Sprache fommen. jollte. Sicherlich aber würdeſt Du
die ganze Nacht nicht {Ölafen, wollten wir Deine Neugier
nicht befriedigen!“

Anna lachte, daz Gejicht des Greiſes jedoch ward
wiederum erniter, was Capitän SEichsjeld nicht entging, er
indeß feinem Befinden nach alleır Aufregungen Ddes Tages
zujchrieb Na beendetem Mahl begaden ſie ſich in ſein
Bimmer, wo die bereits vom Deckel befreite Kiſte ſtand
und Annas Ungeduld gewahrend, forderte er fie zum AusS-,
paden derſelben auf. Dieler Aufforderung jOnell nach-"
fommend, mwar bald der Schuß des werthvollen Rahmens
wie der Malerei Hintwveggeräumt, und nur noch eine leichte
weiche Hulle verbarg diele ihren Bliden. Zögernd und er⸗
wartungsvoll 30g e dann auch dieſe ſoͤrgfältig hinweg,
und rief in freuͤdigſter Ueberraſchung:
Das muß Rüdolphs Maifee ſein,
ſchrieben!“

Hinzutretend nahmen nun
aus der Aiite, und richteten es ſicher auf.
Qichter herbeigeholt, und Rudolph Engelberts
Schöpfung einer eingehenden Prüfung unterzogen,
Anna lebhaft und mit leuchtenden Augen fjagte :

„O, wie jHdn, wie ſchön iſt das Bild und beſonders
die reizende Maifee !“ .

„&3 ijt in der Taat ſehr gelungen, ſagte auch Capitän
Eichofeld waͤhrend Onkel Leonhart die Malerei noch immer
Durch jeine Brille betrachtete, „und nun freue ich mich doppelt,
daß wir es beſitzen, odex vielmehr Du, Anna, denn Onkel
Qeonhart und ich ibir ſchenken es Dir.“

Fortſetzung folat)

wie erzſie uns be—

die Männer es vorſichtig
Dann wurden
liebliche

bis


 
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