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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 221 - Nr. 230 (29. September - 9. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0919

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celut tagtich wu Ausnenme der Sorm- und Feiertage

a8 anit Unterbaltungsbeilage, , Wreis wierreljabrlich
30 ‚obne . Trägerlokn. u Pojtauficlag. Beſtellungen
bei ben Wofranftalten ı. bei der Sypebition Zwingerfiraße 7,












Anzeige-Blatt Hir die Amtsbezirfe Hewelbarg
Eabenburg, Weinhein, Schwetzingen, Philixxe
ie8ioch, Grucdhfal, Bretten, Nedargentänd, Mo







— — — —
— — — —
4* Berantwortlicher Redottenr: f 2 ; » AN 444 — Druct. Bexlag u. Expebition von Gebr. quber 3
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— — — —
Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (inel. der
beilage Unlethaͤltungsblatt) für das 4 Quartal
802 zu dem bekannten Abonnementspreiſe wolle man
Dei der nächiten Poſt Anſtalt, bei unſern Boten oder
der Expedition bald gefl! machen.

Der Pfälzer Bote erſcheint täglich und iſt in ca.
600 Poſtorten, worunter Orte bis zu 95 Exemplaren
———

Jaſerate finden durch den Vfälzer Boten die
Dirtſamſte Verbreitung und werden pro Zeile mit nur
10 Pfg. berechnet.

—— 2 —
— — — — z — — — —
— — — — —2



ca Die rvothen Zaufendfafla:

Der ſozialdemokratiſche Vorwärts ſchrieb kürzlich:
Den Zuͤkuͤnftsſtaat ertämpfen, das iſtis worauf es
Afommt. Haben wir ihn, dann wird ſeine En—
Wtung uns keine Schwierigkeiten verurſachen! Das
inuert uns an die Zauber und Schwarzkünſtler,
die gewöhnlich dig drei zählen und das Kunftftück ift
Emacht! Das darf uns aber nicht wundern. Die
derl Ztg. ſchrieb kürzlich ganz zutreffend: Jeder
ben flügge gewordene Sozialdemokrat ſchüttet, ortho⸗
Laphiſch oder unorthographiſch, eine ganze Welt
* Wiffeuͤſchaft“ über ſeine Gegner und Freunde
us.

Der Wiſſens dur ſt wird ſtets unſere Anerkennung
Tür ſich haͤben und der wiſſensdurſtige Mann aus dem
dolte iſt kein Privileg der ſorialiſtiſchen Partei. Wie

Mel Hunderte von Arbeitern haben noch in ſpäteren


nd wie viele von ihnen wirkten ſpäter als tüchtige
ptboliſche Prieſter! Wir wollen nur zwei berühmte
Namen neunen: den Gründer der Geſellenvereine,
Wier Kolping, der bis zu ſeinem 23. Jahre das
Fchuſterhandwerk betrieb, u. Pſarrer Kneipp, der mit
°1 Sahren noch Webergeſelle war.

fn‘“erei; die Leute ſind nur auf Phraſen abgerichtet
Baͤben den Muth, oder beſſer geſagt, die kühne
— mit dem Bewußtſein der Ueberlegenheit

zu behandeln. Intereſſante Erfahrungen kann mon
in dieſer Beziehung machen, wenn man die ſozial—
demokratiſchen Agitatoren über dieſes und jenes reden
hört Sprachliche Fehler, wenn z B. die von den—
ſelben mit Vorliebe, des Nimbus wegen, gebrauchten
Fremdwörter ganz verkehrt angewendet oder falſch
ausgeſprochen werden, ſind verzeihlich: wenn aber


ſich werfen und über Theologie ſprechen wollen, ſo
macht das einen furchtbar lächerlichen Eindruck.

Mit dem Namen Sozialdemokrat ſcheint ſchon das
Privileg der Schlagfertigkeit und Allwiſſenheit ver—
bunden zu ſein. Sie ſprechen über Alles.
München hat jüngſt ein ſozialiſtiſcher Bierwirth über
Wohnungsverhältniſſe im oſtrömiſchen Reiche




liche und Unmögliche geſprochen, über die Jeſniten—



laube oder ſonſt einem „Quellen“werke als Grundlage
— ülber Aſtronomie, Zoologie, Darwinismuz 20,
kurz und gut, es ſoll uns nicht wundern, wenn dem—
ein ſozialiſtiſcher Schuſter lateiniſche Oden

ein nüchterner Beobachter den Worten des Vorwärts
daß, „wenn man ihn einmal hat ſeine Einrichtung
keine Schwierigkeiten mehr mache,“ nicht ſo ohne
Weiteres, nur deshalb, weil es der „Vorwärts? ge—
ſagt hat, Glauben ſchenkt. Die franzöſiſchen Sozia—
liſten ſcheinen auch der Anſicht zu ſein. daß man den
Schleier des Zukunftsſtaates etwas lüften müſſe Der
poſſibiliſtitſche Kongreß, welcher vor einigen Wochen
in Paris tagte, haſte als Hauptpunkt zur Diskuſſion
geſtellt: „Einrichtung der Geſellſchaft nach dem Siege
der Revolution Der paͤriſer Berichterſtatter des
Vorwärts meint, daß je näher die Sozialdemokratie
an der Eclangung der Macht ſei, um ſo mwehr man
ſich mit der Frage befaſſen müffe: Wie ſoll der Zu—
kunftsſtaat ausehen?“ Die Diskuſſion habe in Paris
zu keinen praktiſchen Ergebniſſen geführt. Das
glauben wir gerne „Naive Schilderungen?
iamen, wie er ſagt, zum Vorſchein. Gewiß! Ar
dieſem Punkte angelangt zeigt ſich die Unhaltbarkeit

Yn

des Sozialismus. Die deutſchen Sozialiſten ver—
weigern daher kluger Weiſe die Antwort auf die
Frage. Sie fürchten, ihren Wählern moͤchten die
Augen aufgehehen ob ſolcher „Bellamitäten!. —


teles überſetzt, ohne Griechiſch zu verſtehen. Ent—
gegenſtehende Meinungen werden mit mehr oder
minder großer Eleganz, ſo mit dem Ellbogen hinweg—
gewiſcht Die ſozialiſtiſche Preſſe, ſelbſtverſtäͤndlich,



ein anderes Organ

Alles verſteht ſich vom
Rand alle Welt,

ſo weit ſie nicht ſozialiſtiſch iſt,


Volk iſt bankexott — aber morgen wieder luſtig,
denn die Sozialiſten verſtehen nichts ſo gut, wie




Vorträgen wird noch getanzt,

dazu die übliche Au—
nonce im Vorwärts mit; Ende??? Leute,

von dem gleichen Geſichts—
punkte aus, den der Pariſer Berichterſtatter des Berl.
Vorwärts angibt, Näheres über den Zukunftoſtaat
zu erfahren. „Je näher die ſozialiſtiſche Herrſchaft
deſto nöthiger iſt die Beantwortung der Frage,“ ſagt
dieſer. Bebel und Engels haben das Jahr 1896
als dieſen Zeitpunkt prophezeit. Alſo nur noch etwas
über 3 Jahre Zeit, bis zur ſozialdemokratiſchen






ung, oder ſtinkender Dummheit, die nicht ſozialiſtiſchen
Waͤhler ſind Gypsköpfe („Vorwärts“ Nr. 212) . ..
Alles wird ohne Gnade niedergeſchrieben, ausgenommen
die Juden. Für die Juden

Die Sozialiſten, die ja Alles wiſſen,

wiſſen, warum ſie die Juden loben.
Jammerſchade iſt, daß ſie nur das Eine nicht

wiſſen, wie ihr Zukunftsſtaat ausſehen wird und daß



Alles wiſſen die Sozialdemokraten zu reden, nur
nicht über die Hauptſache!
2 —
* Ubg. Muler in Zreiburg.
Die von der freiſinnigen Partei auf

Dienſtag Abend 8 Uhr in der Gamhrinushalle aube⸗
raumte Verſammlung war nach dem Bericht des Freib.
Boten gut beſucht. Heir Rechtsanwalt Frommherz




den willkommen hieß und erklärte, es werde nach dem
Vortrage des Hru. Muſer freie Diskuſſion geſtattet

politiſchen Partei nur ein Redner zugelaſſen werden

leitend, er ſei nicht Gegner einer ſcharfen Kritik ſeiner
Vorträge; aber er ſei Gegner einer Kritik im ſoge—



— Das verlaflene SGaftbaus.
von A. K. Green. @

A Die junge Frau war tief verfchleiert, 10 Daß ich ihr
— konnte, aber ihre ſchlanke anmnthige
i eitalt gefiel mir auf den erſten Blick Als ſie wich ſah,
„Elte (ie die Arme nach mir aus, wie um eine Freundin
mo Carüken. Das nahımr mich natürlich tür Ke ein. Er
N Ahie mir gleicdh feinen angenehmen Sindruc, obwohl
i\‘"& Nicht Leugnen 1äßt, daß er eine hühſche Erſcheinung
iauch Fonnie er jehr Höfliche Reden füühren, wenn er
Meiner Anfiht nach kümmerte er ſich aber zu
ig am jeine leidende junge Frau und allzıviel um fein
me—““ff. Waͤre die aroße Kiſte mit Goldſtücken gefüllt ge⸗
ner doͤr fie wichl LKebevoller betrachten Können DDer
* Beſoraniß an den Tas legen, ob ſie quch vorſichtis
* Q getragen werde Er ſagte, es ſeien Bücher darin,
an das ;{t Doch Feine Jolche Koftbarkeit, Daß er dariüber
{ei S andere zu vergeffen brauchte und es Iremden überließ,
rzarien ſungen Frau aus dem Wagen zu helfen und
bra Eingangsitufen hinauf zı geleiten? Aber was zer⸗
— mir noch-den Kopf darüber. Die Männer ſind
Aue Mal _ anders . geartet als wir Frauen und müſſen
© anders heurtheilt werden. nr .
ich mich wohl noch erinnere, wo ich ihr Geſicht
Dop . gefehen habe? D ja, e8 war im Wohnzimmer,
.xsurt‚ atte- . Tie Ilaß genommen, - während ihr ann das
änüf)g befichtigte, um. 3zu beſchließen, welches Zimmer er
wolle. Viet ſtaͤnden leer darunter zwei von den

Verft

im ganzen Gaſthaus, aber er

n und freundlichſten im,a— aber

8 fie * nicht in Augenjhein, . fondern entſchied ſich

p daumpfiges, düſteres Zimmer, im Erdgeichoß, Das

‘nein lange. nicht- mehr. .. benußt worden ‘ war. Er

u e8 jei am bequemiten, die große Kiſte dorthinein
Fffen

daß ärgerte die ewige Sorge um die Eiſte ſo ſehr.
Bewes) in das Wohnzimmer zurücklief, um-die Dame zu
“heß%e“' jelbit Siniprache gegen Ddie unglinitige Wahl zu
— x Yuf der Schwelle blieb ich jedoch betroffen, ſtehen

rau Urauhart, fo hieß Die junge Frau, wie ich bald










im Spiegel mit ſo traurigen, forſchenden Blicken, daß ich
ganz vergaß, weshalh ich zurückgekommen war, und nur
daraͤn dachte, wie ich ſie wohl kröſten könne. Sobald ſie
jedoch meinen Schritt vernahmi, zog ſie den Schleier wieder
herab, den ſie zurückgeſchlagen hatte, trat ſchuell auf mich
zu und fxagte, ob ihr Mann ſich für ein Zimmer ent—
ſchieden habe.

Ich, beiahte dies, und bedauerte nur,
freundlicher ſei; aber ſie achtete nicht auf meine Worte,
ſondern verlangte nur nach dem bezeichneten Gemach ge⸗
führt zu werden Während ſie mit ſchnellen Schritten die
Halle hinunterging, hatte ſie den Hut aͤbgenommen, ſo daß
ich ſie genau betraͤchten konnte; ſie war nicht gerade ſchön
zu nennen, aber jede ihrer Bewegungen hatte etwas un-
gemein Anziehendes Ihren Anblick, als ſie die Schwelle
überſchritt, werde ich ſo bald nicht vergeſſen. Aus irgend
einem Grunde ſchien der Moment für ſie von einer
Wichtigkeit zu ſein, die ich nicht zu faſſen vermochte. Ich
gewahrte das an ihrer ganzen Haltung an der Art, wie
ſie das Haupt exhob, an dem plötzlichen Erbleichen ihrer
Wangen Der halb, unterdrückte Ausxuf, mit dem ſie
ſtehen blieb, als ihr Auge das Innere des Zimmers über—
flog, verrieth ihre geheime Aufxegung. Die Urſache der—
ſelben habe ich nicht entdecken können Sie trat ein und
* murmeln: „Getäfelte Wände! — o Gott, ſchon
o bald!

Der Sinn dieſer Worte blieb mir verborgen, aber ihr
ganzes Benehmen war überhaupt unerklärlich. Schon in
der nächſten Sekunde war jedes Zeichen von Erregung
aus ihrem Weſen verſchwunden, ſie ſtand ruhig und un—
beweglich mitten im Gemach! Nur die fahle Bläſſe war
nicht voͤn ihr gewichen; ob dieſelbe abex aus einer ge—
heimen, unbeſtimmten Furcht entſprang, oder aus willen—
loſer Ergebung in das Unvermeidliche, vermag ich nicht
zu Jugen.

Vielleicht wäre mix die Lage der Dinge vexſtändlicher
geweſen, hättte ich nicht ſie ſondern ihn angeſchaut. Er
ſtand in einer der düſtern Ecke links von der Thür, aber
erſt als ſie an ihm vorüberglitt und ſich auf einen Stuhl

daß es nicht

fallen ließ mußzte ich unwillküxlich nach jenex Richtung
blicken. Es war aber bereits zu ſpät;er hatte das Geſicht
abgewandt und ſchien neusieris in dem altmodiſchen
Zimmer umherzuſpähen. Von Zeit zu Zeit ließ er einige
Worte fallen, wie: Hoffentlich biſt Du nicht zu angegriffen,
meine Liebe. — Wirklich ein jchönes altes Haus — ganz
im engliſchen Stil, nicht wahr?“ — woxauf ſie mit einent
Laut oder einem Nicken des Kopfes antwortete. Ploͤtzlich
jedoch glitt ſie ohne irgend welche Vorbexeitung vom Stuhl
herab und lag völlig bewußtlos auf den alten wurni—
ſtichigen Dielen am Boden.

Ich ſtieß einen Schreckensruf aus: auch er ließ einen
Schrei hören, doch blieb er wie angewurzelt auf ſeinem
Plaͤtze ſtehen, während ich die Ohnmächtige in meinen
Arnien aufhob und auf das Bett trug, Als ich mich ent—
rüſtet nach ihm umſchaute, ſah ich, daß er den Fuß auf
die Kiſte geſetzt hatte, nehen der er ſtend, wie um ſein
Eigenthum zu wahren Meine aufgebrachte Miene be—
merkend, eilte er jedoch herbei und bot mir ſeinen Beiſtand
mit jener herzloſen Befliſſenheit an, die kaum zu ertragen
iſt, wo es ſich um Tod oder Leben handelt. Ich nahm
ſeine Hilfe ſo wenig wie möglich in Anſpruch, und es
gelang meinem fortgeſetzten Bemühungen endlich, wieder
Leben in die ſtarxen Glieder der Aermſten zu bringen;
ihre Bruſt hob und ſenkte ſich, und ich ſah, wie ihre Augen
lider zuckten. Da wandte ich mich ſo ruhig nach ihm hin,
wie mir das bei dem Mißtrauen und der Abneigung, die
ich gegen ihn gefaßt hatte, möglich war, und fragte, wie
lange ſie ſchon verheirathet ſeien?

War denn Zas noch derſelbe Herr mit den feinen
geſellſchaftlichen Manieren? — Zornesröthe ſtieg ihm ins
Geſicht ſeine nux übertünchte, rohe, gewaltthätige Natur
ſchien zum Ausbruch zu kommen. „Wer erlaubt Ihnen,
mich danach zu fragen?“ rief er leidenſchaftlich,waͤs
giebt Ihnen das Recht dazu?“

Ehe ich jedoch etwas erwidern konnte, hatte er ſich
ſchön gefaßt und den gleißenden Schein falſcher Höflichkeit
wieder angenommen.

(Sortjeßung folgt.) —








































 
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