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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 91 - Nr. 100 (23. April - 4. Mai)
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Eſchemt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljaͤhrlich
M, 1.20 ohne Trägerlohn u. Poͤſtaufſchlag Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.

öhLi

2

(6



8



für Stadt



Anzeige-Blatt für die Amtsbezicle Heidelberg
Ladenburg Weinheim, Schwetzingen Philippsburg
Wiesloch. Bruchſal, Bretten, Neckargemund, Nosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.Biſchoͤfsh. Wertheim 2C





2


2 Verantwortlicher Redalteur:

— Julius Jecker in Heidelberg.

— — — —

— — — —



Beſtellungen




raße 7 enigegen zenommen.
B Berlag des „Pfälzer Bote.“
— és — —⏑

: Inarhismus, Sozielismus u. Ciberalismus,

Hb $ ines der bedeutendſten Symptome unſerer Zeit

8 dernichtet, erſcheint er in kurzen Zwiſchenraumen
— wieder. Lange war er mit dem Socialismus
————— Edaß er dex Maſſe als identiſch mit ihm
Tchien Dann trat ein Scheidungsproceß ein, die
Scidliſten erſchienen in den Parlamenten und führten
— mit den Mitteln, deren auch alle anderen

eien ſich bedinen.



1eje8 Reiches; der beſondere Druck, mit weichem die
tige „politijche Ordnung“ auf den Geiſtern

* n Civiliſation ſchien der Anarchismus überwunden
die Humanität“ der Geſetzte und die Allen zu—
Eichelte Freiheit der Bewegung. Und nun taucht
ı, Unheimliche Geiſt wieder auf, gerade auf den Ge-


wa
d It

G3 ,

eat ſich da und dort

ann
—— und in die unteren Schichten derpflanzt wur⸗

Man hat in Frankreich aile möglichen Berühr—


* politiſche Allianz tiefer zu begründen.
54 auf
* Bruder des Nihilismus in den Straßen von Paris.
SE der Anarchismus Iebt. Unbequem wie das Mene⸗
** dox den Augen Belſazars, mahnt er die Welt
2 Ene Exiſtenz Er muß ſeben, in dem Sinne, wie
hrieben ſteht: „Aergerniſſe müſſen kommen,“ er iſt

ꝛttwendige Produkt unſerer geiſtigen Zuſtände,





Seidelberg, Dienitag, den 3 Mai 1692
Ein Prinzip, das in den höchſten Sphären geiſtigen
hier als

politiſches Syſtem Geſtait.
proklamirt die Anarchie für

gewinnen.

die Gewiſſen, für die

ſocialen Leben.

und politiſche Entwicklung nicht ab; auch auf dein
Boden des ſocialiſtiſchen Staates dauern die Dufferenz—
und damit die Parteien fort.
Je großer die Gewalt waͤre, welche im ſocialſtiſchen
Syſtem der Staat, die Organe desſelben beſäßen, um
Centraliſirung, der Die

ſtaatlichen Allmacht ſein.


mus. Er iſt der
Partei im ſoeialiſtiſchen Staat.

vorausgeworfene Schatten
Gewöhnlich betrachtet


lismus, allein dieſe Auffaſſung trifft das Weſen beider
und das aus dieſem folgende Verhältniß beider nicht.
Sie trifft nur zu, ſofern man die Agitationsmethode
beider vergleicht. Beide ſind allerdings einig in dem,
was ſie verneinen und beſeitigen wollen, in der Zer⸗


haben Berührungspunkie in den Mitteln, dieſe zu be—
ſeitigen: Der Socialismus ſtrebt die Umbildung der





Geſetzes an und ſieht erſt auf dem letzten entſcheiden—


der Anarchismus die Mittel der Gewalt, die rebolu—

dex geſetzlichen Ayitation ſetzt Damit aber iſt, wie
geſagt, dex eigentliche Gegenſatz zwiſchen beiden noch
nicht berührt; dieſer träte, nachdem der Socialſtaat
organiſirt wäre, orſt recht hervor.

Der Socialismus, bemerkt das „Basler Abl.“,
will nicht den Staat zerſtören, im Gegentheil, er treibi
den modernen Staatsbegriff auf die Spitze und zieht

potenz des Staates; er überträgt ihm alle Funktionen
der Geſellſchaft, läßt das Individuum, alle Vereinig—
ungen im Staate aufgehen. Der Socialismus ift

wie die Flüſſe zuſtreben.
menſchlichen Natur müßte dieſes Syſtem,

bildungen wecken.

| Drug, Berlag 1, Expedition von Gebr guber
in Beidelberg, Zwingerſtraße7.

Tu

trägliche Feſſel empfindet, folgte die Verneinung des
9 Ö 3 g

{
{


beruht, wonach der Perdel, wenn er nach einer Seite
von der Mitte abgewichen iſt, ſobald er freigelaſſen
iſt, eben ſo weit nach der entgegengeſetzten Seite ge-
trieben wird Der Theil der Geſellſchaft, der nicht
auf der Mitte, d. H. auf der Linie des natürlichen
verfällt darum, ſobald das
materielle Jutereſſe, das der Socialismus verheißt,
befriedigt iſt, dem anderu Extrem, der Verneinung des
Stgats! den er nun als Laſt empfindet. Dieſen
Schritt hat der Anarchismus voͤrausgethan, wie fa
auch das ſtaatliche Prinzip desSocialis—
mus im Liberalismus ſchon längſt ge—
geben iſt. Darum leugnet er jede Art höherer Ge—
walt über den Eirzelwillen den Staat, jedes Gefetz,
jede Art pon Obrigk it. So lächerlich und ungefähr
lich er erſcheinen mag unter den beſtehenden Verhätt—
niſſen, ſo große Gewalt über die Geiſier, die außer—
halb des Chriſtenthums und des Glaubens an Ane
höhere Rechtordnung ſtehen, müßte er im ſozialiſti—
ſchen Staate gewinnen So groß die Staatsallmacht
wäre, ebenſo ſicher müßte alles Gefühl der Unbe—
friedigten, der Enttäuſchten, Vexletzten und Zurückge⸗
ſetzten, gegen den Staat, die irdiſche Vorſehung, ſich
richten, und ebenſo intenſiv zum Haß gegen denſelben
ſich ſteigern.

So iſt der Anarchismus die letzte logiſche und
pſhchologiſche Conſequenz aus der Wurzel des Libe—
ralismus, aber auch ſeine praktiſche Widerlegung, die


beſtehen kann.

Die Badiſche Landes zeitung, welche über
unſere neulichen diesbezüglichen Ausführungen ſvottet,
mag ſich das merken und hinter die Ohren ſchreiben
Die Thatſachen ſprechen für uns und au der Hand
dieſer Thatſachen „ſoll der katholiſchen Bevökerung
nachgewieſen werden, daß auch der National!
Iberalismus, ſo wie er in der „Bad. Losztg.“, ſeit


ſtufe zur Socialdemokratie (und in letzter Linie zum





Das neun erfundene Surrogat für den
Yntrag Menzer.

Unter dieſem Titel bringt dex „Pfälziſche Kurier“
einen offenbar aus Tabak bauenden Kreiſen ſtammen⸗





Die Waiſe.

Originalroman nach dem Engliſchen

von KlaraRheinau. Nachdruck verb.
der 4 nein. Dolly Sie müſſen ſchreiben,“ beharrte

Tanke. „Niemand ſonft würde es mir recht maͤchen“

An d D wurde denn unter PaulzZ Anleitung ein Brief
Va Somers verfaßt, welcher dem alten Herrn von
jr Erfranfung Kunde bringen und deffen Befuch nach
hor e:°t Genefung in Ausficht ftellen Jolte. Der Kranke
lnd ; dieje NMachricht werde Marihas Beſoraniß mildern,
3 Efli'o wäre es wohl auch gewefen wenn der Brief feinen
die w‘“mungéort erreicht hätte. Wlein Frau Molter hatte
wi xrifte nicht ausführlich genug geſchrieben und das
Nagı e Schriftftüc nahm feinen Weg nach Süden anftatt
5.]3%[ Corden. Es dauerte noch eine geraume Weile, ehe
bgnn NO Fräftig fühlte, eine Reife anzutreten, und ſelhſt
Einea 9 gegen den Willen des Arztes, der die Gefahr
tine m_ucfiaflä für den Rekonvaleszenten befürchtete, Allein
dießeig Unxuhe drängte Paul zu grötzerer Eile Der
ün Herrr Somers waͤr ohne Exwiedetung geblieben.
itzue f in Vrtomaſſutzgen übex den Grund dieſes
Nie ; enden Schweigens. Die Wahrheit alein kam ihm
8 R den Sinn, und {o {hrieb er nicht zum zweiten Mal
erh I%utä;t‚ eine ent{dhiedene Abweijung von Martha zu
füheer e &r wollte abwarten, bi3 er yerfönlidh feine Sache

hren fonnte.
fre Nach iner anftrengenden Reiſe erreichte er endlich das
don liche Dörfhen und hörte zu jeinem größten Schrecen
jein dem Tode des guten Schulmeifters und dem Weggehen
4 Tochter. Baulz verzweifelte Miene erwedte die

— des
E Staulein Somerz ‚ohne Zweifel leicht aufzufinden fei,
— Mann Fonnte fich jedoch nicht verfagen, eine An-
ü)utung fallen zu laffen, das Martha an-die Treuloſigteit
geglaubt, und daß der alte Schulmeifter
fübb\efen_t ®lauben geftorben jei. Wer Könnte Baulz Ge-
dey ıe Ichildern, al3 er dieß vernahm? GSo-hatte
8 Zod des guten Mannes verjhuldet, den er

en Vater geiiebi! Würde Martha an feine Unjchuld

2}‘)











glauben oder Un als den Urheber ihres Unalücks ſchroff
zurückweiſen? In ſeinem elenden Zuſtande war Paul fehr
geneigt, alle Dinge don dex ſchlimmen Seite zu ſehen und
er fühlte, das Ddiejfe Erjchütterung böfe Folgen für ihn
haben fönnte, „Und Sie wiffen gewiß, daß fein Brief an-
fam ?“ fragte er mübe. S

„Sanz gewiß, Herr. Ladwell.“ $

Bauls Seelenqualen waren ſo unerträglich, daß ſie
ihn am klaren Denken hinderken S3 dauerte eine Weil
ehe er ſeine Gedanken ſammeln konnie.

Ich babe eine ſchwere Kraͤnkheit durchgemacht, wie
ich Ihnen ſagte, brachte er endlich mühfam Hervor, „und
ich fürchte, ein Rückfal iſt im Anzuge. Laffen Sie mir
ſofort ein Bmmer herrichten; ich woͤchte mich niederlegen,
um neue Kräfte zu ſamnieln Sie würden mich zuͤ Daͤnt
verpflichten. wolllen Sie mir inzwiſchen bei dem Yfarrer
die Wreſſe Fräulein Somers heſoraen“

Der aute eannn beeilte fih, den Wunſch ſeines Gaſtes
zu erfüllen, fehrte aber mit früber Miene zurücd. Der
Heiſtliche wußte ebenfowenig von Martha - al8 er jelbit ;
ſie hatte ſeit der erſten Woche ihrer Abreiſe nichts mehr
von ſich hören laſſen.

Ein ſeltſamer Zufall wollte, daß an dieſem Abend der
verloren geglaubte Brief endlich an ſeinem Beftimmungs-
ort eintraf, Er war nach langen Irrfahrien von der
Oberpoſtbehörde gebffnet und an eine rimhtige Wdreffe
befürdert worden. Doch da der Adreffat verftorben war, ;
hätte e& neue VBerwiclung gegeben, wenn niht Baul fich
als Eiaenthümex ausgewieſen und den Brief nicht bean-
wrucht hätte. Sr münfdhte ihn zu feiner Rechtfertigung
aufzubewahren.

Troß der eindrinalichſten Vorſtellungen des autherziaen
Virthes machte Paul. ſeiner Schwaͤche nicht achtend,
fid am nächlen Morgen auf den Weg nach der Stadt.
A8 einzigen Schlüffel zu Marthas Auffindung befaß er
den Namen des Hötels in welchem fie abgeftiegen. uUnDd
die Nödreffen der verfchiedenen Herren, an weldhe fie Em-
pfehlungsfchreiben hHatte. Eine Nacht erquidenden Schlafe
hatte ihn geiftig und körperlich erfriſcht und er hoffte mit
Zuverſicht auf guten Erfolg.

— — — —










Ahein er ſollte ſich bitter enttäuſcht ſehen. Der be⸗
tagte Geiſtliche auf deſſen Beiſtand er hauptfächlich ge-
vechnet, war todt, und Ddie Hübrigen Herren geftanden zu,
daß fie fihH nie um Fräulein Soniers gefümmert hätten.
Von dem Augenblick an, da ſie das Hotel verlaffen Hatte,
war jede Spur von ihr verloren. Pauk: ließ in verſchie⸗
denen Beziehungen Erkundigungen nad Martha ein-
ziehen, aber ahnüngslos, mwie groß ihre Armuth, überſah
er gerade jene, wo er fie am eheften hätte entdecfen Fonnen.
Schließlich gelangte er zu der Neberzeugukg,fie habe ihren Na⸗
men geandext um ſich vor ihm zu verbergen und er befuͤchte
nun perſönlich alle Lehranftalten der Stadt,: da er ſicher
annahın, daß Martha.in einer derfelben Anftelung geſucht
und , gefunden Habe. Allein nirgend3 wußte man etwas
vrn der Vexmißten In tiefſter Niedergeſchlaͤgenheit durch⸗
Gritt Baul die Straßen, in der Hoffnung;, dem geliebten
Mädchen einmal zu begranen. Manchmal fIhlug ſein
Berz. hoch vor Freude auf, ‚wenn er in der Ferne feine
geliebte Geftalt zu erbliden glaubte, aber jedesmal war
eS eine Zäufhung, die in von Meuem muthloz machte.
was Wwaren feine Leiden im Veraleich zu
denen der armen geliebten Matha? Er juchte in -ftetem
Miberfolg nach . einer geliebten Berfönlichkeit, die ihm
hoffnungeles verloren ſchien aber Martha glaubte ſich
freul08 verlaffen und hatte dabei ſteis gegen die Noih des
VebensS anzukaͤmpfen Doch ſie litt geduldig und ohne
Murren, was der Himmel ihr auferlegt, während Baul,

Zıblauf des Winter3 den Entjhluß faßte, England zu ver-


(Fortſetzung folgt.)


 
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