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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 131 - Nr. 140 (11. Juni - 23. Juni)
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Eſcheint täglich mit Auenahme der Sonme und —



























+ ‚n f n v Unzeige: Siatt für die Amtsbezirke Heidelher 3
;}v”)‘—";mflm_;ß mit Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlich ; u‚i_'‚ € [‚ü‚ü‚z‚ gäflg Lan „ Eodenburg, Weinbeim, CAwebingen, Phuppedurg
244 1,20 obre Trägerlohn u Poftanffchlag. Beſtellungen ; S ; Wiesloch, Bruchjal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach
dei den Bofanftalten . bei her Expedition Zwingerſtraße. — — — Werheim zC,
— 2 — — — * — —
Berantwortlicher Redakteur: } v 246 Druc/ Berlag u. Expedinon von Gebr. guber 7
2 2 . Julius Jecker in Heidelberg. heidt ktg, dien lig, den à. lll h? m Beidelberg, Zwiugerſtratze 7. . subm
B \ , — — — — — —— 2— —— — — — ⏑—







Zum Abonnement auf das
lll. Duartal

loden wir ergebenn ein. Der Pfälzer Bote feſt auf
* Boden des Eentrums ſtehend, ſſt mit Erſolg be-
* die politiſchen Fragen mit Ruhe und Klaͤrheit
dieer volksthümlicher Form zu behandeln, den
ereſſen aller Stände gerecht zu we-den, namentlich
die berechtigten Forderangen des Bauern, Hand?
Ter- und Arbeiierflandes hervorzuheben und zu
ertheidigen
8 Grundſatz der redaktionellen Leitung des Pfälzer
eten iſt kurze, knappe, aber alles Weſentliche
Ungende Berichterftattung auf allen Gebieten, wo—
Urch eine Reichhaltigkeit des Inhalte8 erzielt wird,


zu finden iſt.

Für Unterhaltung und Belehrung ſorgen zahlreiche
uictonn und das ſonntägliche Untechaltungsblatt.
waller Sorgfalt wird aus dem Pfälzer Boten
Zwedes ferngehalten, was das jugendliche Gemüth
Leſen könnie. Deshalb eignei ſich der Pfälzer
doie ganz beſonders zur täglichen Familienlectüre!
* Inſerate finden in Folge des großen Leſer—
puiles des „Pfälzer VBoten“ groͤßtmbglichſie Ver—
Teitung.

edaction u. Verlag d. „Pfälzer Voten.“


K, die Zrohie der Krltfeſchichte.

Daß die Geſchichte eine Lehrmeiſterin ſei, iſt eine
2 die jeder im Munde führt; daß man aber
dieſe Lehrmeifterin Hhöre, iit fo felten, wie damal8,
derjenige, welcher durch die Geſchichte lehrt und
krichi von Ohren redete, die nicht hoͤren und von
Ben, die nicht ſehen In heutiger Zeit, wo alles
\ überftürzt, {heinen dieje Lehrer der Gejchichte fich


Ien. oͤfters die Regierenden und das Volk auf die—
* hinzuweiſen. Man hat ſchon öfters auch geredet
Irouie der Geſchichte, man könnte manchmal fogar
* en von Sarkasmen der Weltgeſchichte.
e aus dem Ende des letzten und dieſem ganzen
uudert dieſe Jronien und Sarkasmen zuſammen—
tellen, e3 mwürde eine ſtattliche Reihe geben.
.. Die Bourbonenen verırieben die Jefuiten als Hin⸗
X"mfi ihrer Macht und zwangen den Bapft Clemens
1V den Orden aufzuheben; — bald ſah man die
G, 0ne Dder Bourbonen zujammenftürzen und fie in
uropa als Flüchtlinge umherirren.


In ihrer Verblendang ſuchten die geiſtlichen Kur—
fürſten auf dem Emſer Congreſſe 1785 die Macktbe-
fugniſſe des Papſtes zu mindern und die ihrigen zu
erweitern; — ein paaͤr Jahre nachher wuͤrden fie
ihrex Kurwürde und ihrer gaͤnzen Siellung beraubt.

Bei der Sätkularifatiou wuͤrden die Kiöſter, die
Wohlthaͤter ihrer ganzen Umgegend in geiſtiger und
materieller Hinſicht, Zufluchtsſtaͤtte der rmen, Be—
förderex der Wiſſenſchaften und Religion aufgehoben;
— ietzt dienen ſie vielfach als Kaſernen, Irrenhäuſer
und Gefängniſſe.

Die Staaten hofften ſich durch die Säkulariſationen,
wie ſie beſonders Italien noch in letzter Zeit betriebö
und betreibt, zun bereichern; welche koloſſal Schulden

haben aber alle Staaten die ſich daran betheiligten.

zurück, welche zahlreiche Fälle von Ironie bietet uns
der Lauf der Weltgeſchichte. Da ſitzt der Einſiedler
im Sachſenwald, der einſt jede freie, berechtigte Aeu—
ßerung über die Regierung als unerlaubte Oppoſition
hinſtellte.
der Geſchichte gezwungen, die regſte Oppoſition zu
machen, jondern foͤrdert ſelbſt die Parteien auf, nicht
die Rechte des Volkes verkümmern zu laſſen und
friſchweg zu opponiren und bringt Sachen an das
Tageslicht, für die früher wenigſtens ſchon ein Dutzend
Straf- Anträge bereit gelegen hätten.

Die katholiſche Kirche wolle man im Kulturkampf
in Preußen unterdrücken und zu einer Nationalkirche
zuſammenſchweißen;
treten: ſie ſteht jetzt viel lebensvoller da und von
dem Indifferentismus und der Religionsmengerei iſt
ſie weiter, als jemals früher, entfernt


Lande heraus. „Sie wiegeln das Volt auf“, hieß

es von ihnen, wie von ihrem Meiſter. Iſt jetzt denn
nun Ruhe im Lande? Ach, erſt recht Unzufriedenheit,
revolutionäre Beſtrebungen.

Man ſpricht von Gütern der todten Hand: in
Frankreich ſucht die gottentfremdete Geſetzgedung den
Ordensgeſellſchaften allmälig ihr genzes Vermögen zu
nehmen. Sind denn nun die Güter flüſſig gewoͤrden?
Ach ja, der Art, daß nach Dr. Daniel die Hälfte des
Nationalvermögens Deutſchlands, welches auf 450
Milliarden Mark geſchätzt wird, alſo 230 Milliarden
im Beſitz von Juden iſt. Bleichröder, deſſen Vater

noch ein armer Buchhändlex in Poſen war, brſitzt
700 Millionen. Wo iſt das Kapital
flüſſig zum Beſten des Volkes? Man

|
|
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|

verbot die



7 — — —

Original-Novelle von Leo Werner.
(Nachdruck verb)

ige; Sit das Bergwerf wieder Hergeftellt, fo ift e& wahr-
Un

16

Ulich doch mindeftenz 500,000 bi3 600,000 Me. werth
Sir dann miüffen Sie alle ihr Geld bekommen. Treiben
8 über die Wngelegenheit zur Subhaftation, { verlieren
Hen [ait ihre ganzen Forderungen. Bejonders möchte ich
Erler, den größten Gläubiger bitten, feinen Einfluß
Mey 1D _3zu machen, daß das Arrangement zu Stande kom-
88 Dasſelbe iſt in Zhrem Intereffe, Herr Erler, denn
auch den Werth Ihrer Hupothek, welde unter
ni„btunben nur halben Werth hat, wenn Sie mir nämlich

t beiftehen, das Bergwerk zu retfen.“ *
eita IIch trete dem VBorfjchlage bei und bewillige meiner-
@Ue in Darlehen von 30,000 M.,“ erklärte der Banquier
uufßr. jetzt, „und die anderen Herren mögen die 10,000 M.
2 oder den Betrag von 50,000 M, falls nicht

Y nöthig jein Jollte.“

Ern‚igIOO‚OOO M. ſind zu viel für die übrigen Gläubiger,“
dint Tte jetzt Herr Faber. „Sie haben die größten Ge-
—— Herr Exler, und koͤnnen deßhalb auch das
Überp .. Rijifo tragen. Wir wollen zujammen 50,000 Mark
ftä„b‘!‘ff)men, und falls weitere 50,000 Mark für die voll-
Mteme Wiederherſtellung des Bergwerkes nathig ſein
Erler Dazır noch 20,000 Mark bei-
é‘. wWährend wir uns in den Reft theilen würden.“
der &tNige Gläubiger, zumal der ſpindeldürre Mann mit
e opponirten noch heftig gegen dieſe Vor
ſchi i gber fie blieben in der Minderheit und fügten fich
8 den Zuͤreden Lünnemannz, Leirners und Erlers.
* urde nun ein oͤrmlicher Vertrgg zwiſchen den
— und Ludwig Malten, als dem Bevollniächtigten
M bier S, in der Weije abgejchloffen, dag Ddie erfteren
Und ;&muten die Summe von 130,000 M.. zur Rettung
melcf‚e ‘ebetf)erfteflnnq der Felix-Grube beizuftenern Hatten,
Weite 5 umm nebit den übrigen Forderungen aber als
SODhothek . auf das Bergwerk einzutragen mar und

friſt ausbedangen. Die 120.000 Mark, welche Ludwig
Nalten und die Herxen Leixner und Lünnemann vorſtreck
ten wurde nur ats Gefällickeit gegenüber Herrn Hülſemann
angeſehen und blieb bei der Abmaͤchung mit den Gläuͤbigern
außer Betracht.

Ludwig Malten athmete erleichtert auf,
trag mit den Gläubigern fertig war. Nun hatte er zu—
nächſt doch das Schlimmſte von dem ehrwürdigen Haupte
des alten Hülſenaun abgewandt, und konnte mit voller
Thatkraft den Verſuch einer Rettung und Wiederhoͤluͤng

te auf das ſchließliche Gelingen ſeines Plaͤnes

Freudigen Herzens
begleitet von den Herren Leixner und Lünnemann nach deni
Hülſemannſchen Laudhaus, um dem tiefgebeugten Berg⸗
werksbeſitzer und der geliebten Braut die hoffnungsvolle
Nachricht zu überbringen.

Die Begebenheiten der legten Woche hatten den Commer—
zienrath Malten in eine große Jeeliiche Aufregung gebracht.
Duch die ſeltſame Abmachung mit dem Banquier Buchhold
war der Commerzienrath nicht allein in eine verhängniß-
polle Abhängigteit von diejemn verfhlagenen und unter
Unſtänden ſehr rückſichtsloſen Manne gerathen, ſondern
Malten ſah zu ſeinem Schrecken auch nur zu bald ein, daß
die Ereigniſſe einen ganz anderen Lauf naͤhmen als er
wünſchte Sein Sohn war um keinen Preis der Welt
dazu zu bewegen geweſen, die heimliche Verlobung mit
Käthchen Hülſemann aufzuheben, und hatte der darſiber
zwiſchen Vater und Sohn ansgebrochene Meinungsitreit
zu einem vollſtändigen Bruche zwiſchen den beiden geführt.
Ludmig hatte das väterliche Haus und Geſchäft vercaͤffen
und der Commerzienrath ſah ihn nicht. mehr/ ſondern hatte
nur erfahren, daß Ludwig als Bevollmächtigter von Herrn
Hülſemann thätig ſei. 2

Der Verluſt des einzigen, braven Sohnes und die
trübe Ausſicht, das dem Banquier Buchhold gegebene Ver-



— Nündigung — die Gläuͤbiger naͤch Jaͤhres












ſprechen nicht halten zu koͤnnen, ſowie die ſeit dem Weg⸗

hatten, die jungen Leute auf dem Gymnaſium ſittlich
gut zu bewahren. Da kamen nun plötzlich an einer
Keihe, Gymaaſien ſtudentiſche Verbiudungen zum
Vorſchein Die jungen Leute wollen ja gerne dei⸗
ſammen ſein. Aber aͤnſtatt zu beten gefiel es ihnen
beſſer zu kneipen und noch ärgere Dinge zu treiben;
der, Segen einer ſolcher Verbindung iſt'neulich ja
durch den Gießener Fall kraß genng zů Tage getreten!

Von conſerpativer Seite iſt früher oft'ſchwer ge⸗
nug auf das Centrum geſchimpft worden; ‚Kreuzztg.“,
Reichsbote', Stöcker uſw. gingen wahrlich nicht zari
mit ihm um. Jetzt, nachdem das Volksſchulgeſetz gefallen
iſt, wird von denſelben gegen die Kathoͤlitenfuͤrcht
agitirt und es iſt für uns ein Hochgenuß, diefe gan z
andere Tonart anhören zu lönnen.

In Frankreich unterdrückt man jedes freie Wort
der Kirche und des Klerus, ſchützt ſogar die Wnar-
chiſten, die in die Lirche eindrangen, um die Prediger
zu ſtoͤren, Zur ſelben Zeit muß aber Paris zittern
vor den Dynamitbomben dieſer Anarchiſten.

Man hat die Innungen, die Meiſtervereine auf—
gehoben, weil ſie den Einzelnen zu viel Zwang auͤf—
legen, dafür hat man die Freizügigkeit, Gewerbefreiheit
als Palladien der Freiheit dẽs Individuums, als
Quellen des Glückes und Wohlftandes geprieſen.
Was hat man erreicht? Die Handwerker find diel

ſach Sklaven der Fabrikantek geworden, in den
Strikes haben ſelbſi die Genoſſen der Arbeit ihren
Mitarbeitern durch Drohungen und Mißhandlungen
einen Zwang aufgelegt, wie er früher in den In-
nungen bei weitem nicht beſtand, die Freiheiten ver—
: wandelten fich in Zwang und Skaverti.



* Die Wahlfravalle in Belgien.

Wie vorausgeſehen iſt der Wahltag in Belgien
nicht ohne ernſtüche Cravale verlaufen. In Pruͤſſel
| fam e& mur in einem Falle zu Gewaltſeenen Nach»
mittags fuhren einigẽ junge Katholifen in einer
Droſchke über den Bonlevaͤrd gegenüber dem Vereinzs
lolale der Radikalen und ſolien nach liberaler Dar.
ſtellung angeblich provieirend ſich benommen haben.
Eine crregte Menge zwang ſie bald auszuſteigen, und
Es lam zu einem Bandgenienge, aus welchen die drei
jungen Leute blutüberſtroͤmt und halbnackt hervorgingen.
! Der eine trng Nicht® mehr als einzelne Veßen eines
um die bloßen
beiden Anderen

Beine hängendes Beinkleid. Die


mußten mehr nackt als bekleidet in nahen Häuſern
gange Ludwigs geſteigerten geſchäftlichen Sorgen drückten
den Commerzienrath beinahe nieder Doch immer und
immer wirder raffte ſich der gequälte Räaͤnn wieder auf

So aufgebracht Malten auch zuweilen über ſeines
Sohnes Handlungsweife war, :fo Fonnte er auf die Dauer
doch demſelben im Herzen nicht zürnen, demnn er wußte nur
zu genan daß Ludivig lediglich aus den edeliten Beweg⸗
gründen jo gehandelt haͤtte wie er e& gethan hatte, aber
dem_ Stolze des Vaters widerjtrebte e8, ausS eigener freier
Entichließung jich mit dem Sohne zu verſöhnen, und {o

Malten wuͤßte im Uebrigen auch nur zu genau, daß


jest mit Ludwig vexſohne. denn diejer febte
alle Mittel in Bewegung
vetten, und da Konnte e3
} Vater in Anſpruch
nehmen würde, wenn er mit dieſem wieder ausgeſöhnt
war Dadurch wären aber nicht nur des Commerziest-
raths jebige finanzielle Mittel in verhängnikvolle Mitlei-
denſchaft gezogen worden, Jondern eine ſolche Haltung
hätte auch den Banquier Buchhoͤld im hohen Maße gegen
ihn aufgebracht.
Den kleinen Banquier

ſeit dem Weggange Ludwigs

um Hülſemanns Bergwerk zu

fürchtete der Commerzienrath
überhaupt wie das Feuer und
ſuchte einer Begegnung mit ihm auszuweichen. Unruhig
Ang auch heute Nachniittag wie an den vorhergehenden
Tagen der Commerzienrath in ſeinem Gaͤrten auf und ab,
und rief mwiederholt hHalblaut:

„O. mein Kopf, mein Kopf! Er wird mir noch zer⸗

ipringen! Ich, finde, keinen Ausweg aus dieſem Labh.
vinth ! Soehne ich mich mit Ludwig aus und frete ich auf

Hüljemanns Seite, ſo wird mich Buchhold unfehlbar ge⸗

M. kann ich ſchwerlt
am 7. Oktober ſchon zahlen.

(Jortſetzung folgt)


 
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