Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 26. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



t was

ſie
önne

Der




die Dame

Lotterien

erliert!

dien aus—

nweh ver⸗

eh es ja,
ter meine
ht! Eine

ing, daß
um den
denſelben

daß es
mt!

u neues
nir uud

meinige


— aber

Zürich,
leich die
ſte und
rſchaut
re auch
iicht in
ſte und
hen.”

elberg



ra.



ba

{ 4
— — Weiertage
Samftag3 - Yante — — —
Mi. 1.20 ohne '4 VPoſtauffchlag. Beſtellungen
bei den Poftanftalten u. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7,










Erſcheint 1A34 m

Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.





— — —
Beſtelluugen

uf den „Pfälzer Woten*“ werden fortwährend bei




für Stadt ——

ſozialiſtiſcher Anweiſung geſtalteten Verhältniſchen
Menſchen bleiben, nur mit dem Unterſchiede, daß die


{


ſtraße 7 entgegen ſenommen.
Berlag des Pfalzer Bote.“

— — — —
- „Der Himmel auf Erden“





Gregorovius (Ereis 1 Marh. Wir bemerken
ausdrücklich: es iſt kein Buch, welches man der heran—
wachſenden Jugend in die Hand geben könnte, auch
iſt es kein Buch für die Fraͤuen, aber alle Männer,
deren Pflicht es iſt, weiterem Uebel vorzubeugen und
die zu dem Ende die Folgen der ſozialdemokratiſchen
Irrlehren ſich recht klar machen wollen, ſollten es
leſen. Wir haben nie in ſo anſchaulilicher Weiſe die
Unmglichkeit einer dauernden Durchführung der
ſozialdemokratiſchen Ideen darlegen geſehen, wie in




einer Hölle machen. Den Schluß bildet eine Unter—
haltung zwiſchen einem älteren und einem jüngeren
welche einen zuſammenfaſſenden Rückblick
„Ich habe ſchon oft

nie eine genügende Antwort erhalten

geiwefen, D
Zukunfts-Himmel in der Zeit der alten Orduung
„Woher es kam“, antwortet der



ſchaften und deren Einfluß auf die Ge—
ſtaltung der „neuen Ordnung“ draſtiſch und
plaſtiſch zu ſchildern, iſt dem Verfaſſer in pſychologiſch
meiſterhafter Weiſe gelungen. Wo aber die Leiden⸗
ſchaft herrſcht, dort kann der Himmel nicht ſein und
ſo iſt der Titel der Schrift auch nur ironiſch zu
nehmen. Auch nimmt der Verfaſſer keinen irdiſchen
Himmel von unbegrenzter Dauer an, ſondern er ſucht
nur den „Himmel auf Erden in den Jahren 1901
bis 1912* zu ſchildern — und welchen Himmel! Die
Sozialdemokraten ſtellen ja die Umgeſtaſtung des ir⸗
diſchen Jammerthales zu einem Paͤradieſe als das
Ziel ihres Strebens hin; Gregorovius meint nun,
wenn man einmal annehmen wollte, daß die Sozial—
domokratie bis zum Beginne des nächſten Jahrhunderts
in Deutſchland zum allgemeinen Siege gelangen würde,
daß die dadurch heraufbeſchworene Mißwirihſchaft in
wenigen Jahren bereits ein Ende finden werde. Die
obigen Blätter — nachträglich als kurzer Abriß


herrſchaft im Jahre 1912 aufgeſchrieben — rerſuchen


zu zeigen, wie die Menſchen auch unter den nach

— — ilðegax&ò.
2) (Ser Wahn iſt turz die Reue lang)

Frau A ſah das viele Geld ein und ausgehen und
glaubte ihrem Manne wieder, wie in den erſten Jahren
ihrer Ehe. S

Das war unverantwortlihe Blindheit. { .

Nach den traurigen. Erfahrungen, welche fie an ihm
gemacht, Hätte fie wijjen müffen, Daß, wenn er viel unter
die Hände befam; viel vergeudet wurde. f 3

Aber wen Gott ſtrafen will, den ſchlägt er mit

Blindheit.

Hildegard kannte ſein Fehler, ſie wußte ſogar, daß er
die ehHelide Treue nicht hHielt; das mwar ja das Stwas,
Welche® friedenftörend zwichen den Beiden ftand, und
dennoch hHoffte und glaubte fie, er werde daz verlorene Ver»
Mögen wieder zu erwerben wifjen. Für al das Leid gber
er ihr zugefügt, ſuchte ſich das thörrichte Weib
ur
In Vorausficht iHres demnächftigen Reichthums große Sum-
men hiezu. —

DHeuer batie die Familie S. daz Glüc, ein ſchönes,
Hocherhabene3 Teft zu jeiern. Fojeph empfing das Satra-
* der Prieſterweihe und durfte alſo die erſte hl. Meffe

en.

Hu diejem Fefte gab e3 in der Jamilie zwei von ein-
ander fjehr verfhiedene Borbereitungen. Zoſef bereitete ſich
D tief, ernſt und waͤhrhaͤft aufrichtigen Berzeys auf das
ehe Umt eines Seeljorger® duͤrch Gebet, Faſten und

venge Bußübungen vor, daß er als bieichex, abgezehrter

Sagleling aus dem BPriefterjeminar heimfehrte, 10 zwar,

e man für Jeine GefundHeit beforgt war und felbit die
erzte für dieſelbe fürchietẽ.

8 DHildegard dagegen traf ganz andere Vorbereitungen.
te_entfalteie eine jolche Kleiderpracht an fich und ihren
Indern, o daß e8 an das Fabelhafte gernzte.

eit Eine fingerdide aoldene Kette Iag um den Halz der

äi[;g ean und die Finger waren voll der Koftbarften

2



Wie wird ſich Zoſeph freuen, wennwir ihm zu Ehren






ich, was ich vor Jahren nicht wußte, als ich mich
mit fortreißen ließ von ihren unſeligen, wahnwitzigen

heit, die die Menſchen ergriffen hatte, ein ſchwerer,
alles Denken, alles Fühlen, alles Wollen beherrſchen—
der Wahnſinn war es, ein Fieber, viel ſchrecklicher
als das Fieber, das den Leib zerſtört. Aerzte gab

wollten; aber wer von uns Arbeitern hörte auf ihre
Stimme, wer von uns glaubte, daß ſie es gut mit
uns meinten, wer hörte von uns auf die Stimme der
Wahrheit? Niemand, Niemand, denn die Lüge herrſchte
allein, ihr allein glaubten wir, ihr allein foͤlgten wir,
alg ſie uns ins Verderben führte. Und doch war
unter den Führern Anfangs mancher redliche Mann,
mancher, der es wirklich und wahrhaftig ehrlich mir
dem ganzen Wahnwitz meinte, der die Waͤhrheit in
den Händen feſtzuhalten glaubte, ob es gleich die
Lüge war. Und es wäre ja vielleicht auch alles gut
geworden und der Himmel auf Erden, mit dem fie
uns arme Arbeiter immer und immer wieder gelockt
haͤtten, der ſozialdemokratiſche Himmel auf Erden, er
wäre vielleicht doch gekommen, wenn in der Berech—
nung der Führer und Gefährten nicht ein Fehler, ein
einziger Fehler geweſen wäre.“ — Und der war?“
rief geſpannt ſein Begleiter.
wenn alles gleich gemacht würde, wenn keinem etwas,

Jedermann als ein Glied der
fühlen und in ihrem Dienſte willig arbeiten würde,


e-B fafi für die Murtsheurte Aerdelber
— Sqmegincen, Philippsburg,
— ruchlal Breun, Neckargemund, Mosbac;
berhach, Buchen Balldurn C Biſchofed. Wertheim!



„ — — — Gebrt guber 47
— 2— ebr |
in £eidelberz, Amingerfürake 7: (: Sflblfl

glauben! Als oh der Menſch aus ſeiner Haut heraus
könnte, als ob einer ſo ohne weiteres ein vollkommenes
Weſen werden könnte, ſelbſt wenn er eins werden
wollte! Kann man aus einem Wolf ein Lamm und
aus einem Habicht eine Taube machen? Wahnwitz
war ein ſolcher Glaube, aber wir hatten ihn allẽ, bie
uns die Augen aufgingen und wir gewahrten, daß die



das Beſtienhafte im Menſchen zur Entfaltung brachte.
Währenddeß waren die Beiden in die Nähe einer


weithin in die Lande ſchaute. Die Strahlen der unter-
gehenden Sonne trafen ſie und hoben ihre edlen
Formen wirkungsvoll vom Abendhimmel ab. Wie
Feuer funkelte und blitzte das goldene Kreuz, das die
Kuppel krönte und ſandte ſeine goldenen Strahlen
über die große Stadt, die ſich zu den Füßen der
Kirche ausdehnte. Es war die Sühnekirche die das
von der furchtbaren Krankheit geneſene Volk ſeinem
alten Gott geweiht hatte. Beide Männer ſtanden ſtill


Gotteshaus ein Denkmal, errichiet zur Mahnung für
kommende Geſchlechter.

Der tiefſte, letzte und eigentliche Grund,“ ſagte
der Alte, ſich mit einem erſten Blicke an ſeinen jungen
Gefährten wendend, „der Urgrund für die die ſchwere
Krankheit der vergangenen Zeiten iſt, daß wir Men⸗
ſchen ein altes Wort verlachten und verſpotteten und
dann vergaßen — das Wort, das Du dort über dem
Eingarge in goldenen Buchſtaben leſen kannſt. Wögen
unſere Kinder und Kindeskinder es niemals vergeſſeul“
Und mit lauter Stimme las er: „Irret euch nichtt
Gott läßt ſeiner nicht ſpotten!“ —

Mit Recht hat der Verfaſſer — der nach der
Faſſung einzelner Stellen Proteſtant iſt — in der
Gottentfremdung den letzten Grund der Sozialdemo⸗
kratie entdeckt und Rettung von dem Uebel kann uns
nur werden, wenn die weiten Schichten des Voͤlkes




ſeine Wünſche, Hoffnungen, Begehrungen und Leiden—
ſchaften dem Wohle aller unterordnen würde, daß

ſchaffen, wirken, handeln, leiden und
Es war Wahnwitz, ſo etwas zu

jo gepußt find,“ fprach fie. .. S —

Aber Joſeph hHatte feinen Sinn für all djeſe Hoffart:
er ſah und hörte nichts von der Außenwelt; ſein Fnneres
war aͤbgeſchloſſen und ganz erfüllt von der Gnade Goͤttes,
der Heiliokeit des Augenbiicks und der hHohen Handlung,
die er zu verrichten das Glück hatte.

Das betrübte Hildegard beinahe. So weit war es mit
dieſex gekommen.

Abex nicht lange dauerte dex verwerfliche Prunk.
Batte ſich K durch den Verkauf ſeines Eigenthums vor
dem Concurs gerettet, ſo konnte er dieſes nun nicht mehr;
er mußte denſelben durchmachen. Arm, bettelarm waren
ſie nun mit ihren zehn Kindern.

Eines nach dem andern wurde zum Dienen geſchickt,

deren leben,
dulden würde.


Aller zu ſtillen, weun man ſich zu Tiſch jeßte.

FedeS machte dem Andern Vorwürfe, die eingetretenen
Verhältniſſe verſchuldet zu haͤben.

Guſtav, welcher entſchieden die Sauptſchuldetrua, ſuch⸗
te dieſelbe auf Hildegard zu wälzen durch Aufdecken ihrer


konnte demſelhen auch ietzt noch nicht entſaaen.
daher Unterftügungen voͤn dem geiſtlichen Bruder ſeiner
Frau kamen, dann verbrauchte er das Geld allein für ſich
und ließ die Familie darben.

nicht. Hildegard ſollte ſehen, wie ſie fich durchbraͤchte


Unalücdlidhe gegen die bittere Noth. Auf alle möglidhe






Der Himmel auͤf

wäxtigen Lebens zu löſen und uns mit den Leiden

wollen iſt ein wahnwitziger Titanenkampf.

Frühlahr entaeagen, weil dann wieder eines der Kinder
der Schule entlaffen, unter fremden Leute in den Dienft
geſchickt werden fonnte.

Die älteſte Tochter war bei dem frommen Zoſeph,
welcher Hildegard bereits fein ganze& Vermögen na und
nach zugeſchickt hatte und nun von feinem jchmalen Ge-
halt zu erübrigen ſuchte, wo es immer nur mbaͤlich waͤr
um die arme Schweſter damit zu unterſtützen Guſtaͤx fant
immer tiefer er führte ein laſterhaftes, gewiffenlofes Leben
und rief ſo den Fluch Gottes auf ſich herab⸗

„Deſes elende Leben iſt mir verleidet hier!“ ſchrie er
eines Tages. ‚Verſchaffe mir nur ſo viel Geld, daß ich
nach Amerika gehen kann, und ich will dir dankbar ſein
mein Leben lang.

Wenn X. ſchon vor Jahren nach Amerika gegangen

wäre, ſo hätte er doch ſeiner Familie nicht jeden Moth»
deſſen er habhaft werden konnte, verſchwenden
können.

Hildegard machte ſich auf und bettelte bei allen Ver⸗


ihren Mann hatte.
VieNeicht befferte und befehrte er er fih dort und kanr
wäter als geordneter Nann zurüch Auch fie jelber hatte




in die Gaͤſthöfe der Stadt fienähte, ftricte und verrichtete
manchmal die ſchwerfien Arbeiten, nur um ihren zehn
Kindern ein Mittageſſen zu verdienen. *
Ach, wie oft und wie lebhaft erianerte ſie ſich au die
Worte des damaligen Knaben Iyſexh; Dieſer Nann
wixd dich nicht glücklich machen! Dieſe Worten hatten
nicht nur prophetiſchen Klang gehabt, ſie waren in der
That prophetiſch geweſen.
Wie lange gingen doch die Zahre der Notb dahin:
da waren die Jahre des Ueberfluffes viel ſchneller zeron⸗
nen. Mit wahrer Sehnſucht blickte man dein Kommen des

garb betete, jeit fie in Noth war, wahrhaft auz aufrichti-
gem, reumüthigem Herzen heraus. 5
Taufendfach bat fie dem edlen Bruder ihr leichtfinni-
ge3 Gerede von damals ab; ihre Unficht dalber hHatte fich
vollſtändia geändert.
Sultay . reifte nach Amerika ab: er hatte Hildegard
noch alle möglichen guten Dinae verfprochen, bevor er
ging. ®eld wollte er Ihiden, Geld im Neberfluß. „Du
joflit dann, wenn ich treich zurückomme, eine ſchwerere
Ubhrfette bekommen, als du eine hatteſt in unſerer guten

Zeit.
(Schluß folat.)

















































































 
Annotationen