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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 15. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1007

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— täglich wit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Samftage mig UnterbaltungsGeilage, Preis vierteljährlich
— — — Befiellungen
el den Moftanfalten u. bei ber Eyrpebition Zwingerfiraße 7.

. Dl



Berantwortlicher Redakteur:
Julius Jecher in Heidelberg.




Nzeige=Wlatt für die Aıntsbezirke Heidelberg,
— — Schwetziugen, Vhilippsbur!
— — — Ne > — —
— — — — 3h. Wertheimyt.
| Drug, Bexlag u. Expedition von Gebr. guber 77 *
| m Heivelderg, Zwingerürake 7, i. dahrt



in Shwindler al8 Walie- gegen die Fefniten.

zri Das „Stuttgarter Evangeliſche Sonntagsblatt“
ingt in Nr. 43 vom 23 Dft. 1892 Folgendes::

y „Sejnitijlcher BekehHrung Seifer. Kommt
Anfauͤge Auguſt d. J ein hungriger evangeliſcher
Fandwerksburſche aus Würitemberg auf ſeiner
erſchaft nach Feldkirc und bittet im dortigen
itenpenſionate um Zehrung. Dieſes wird ihm
S°*Währt; auch wird er nachdem er auf Befragen ſich
Ketzer belannt, freundlichſt zum Bleiben aufge-
6* Er wird mit kleinen Arbeiten im Garten

uftraat
Lben *
ſe ſei, daß er ſogleich (katholiſchen) Unterricht.
)me. Am andern Tage mwird’s noch dentlicher :
Qer Pater Magiſter macht ihm den Vorſchlag, er ſolle


nun mit ſüßen oder ſauren Worten kommen: die
Bekehrung der ketzeriſchen Proteſtanten zu ihrer
„alleinſeligmachenden“ Papſtkirche.“

Auf dieſen Artikel ließ P. Groß, Rektor des

Penſionates, folgende „Berichtigung nach dem Geſetze“
an Herrn Redalieur Pfarrer Held in Stuttgart
abgehen.
Berichtigung nach dem Geſetze

In dem Artikel des „Stuttgarter Evangeliſchen
Sonntagsblaites“ Nr. 43 vom 23. Oktober Jeſuiti—
ſcher Bekehrungseifer, iſt
unwahr, daß der Handwerksburſche zum Bleiben auf
gefordert worden iſt, und ihm geſagt wurde,
er brauche nicht ſo viel zu ſchaͤffen, er ſolle
ſogleich katholiſchen Unterricht nehmen;
er ſolle Laienbruder des Jeſuitenordens wer—
den oder, wenn er Geld habe, in ihre Miſ—

unwahr,

am dritten Tage kam Nachricht von Schwyz, die
Sache mit dem Koffer fer nicht wmahr und man möge
fih vor W. T, wohl in acht nehmen. .

P. Miniſter rief ihHu fogleih au die Pforte und
erklärte ihm in Gegenwart eines Zeugen, er ſei ent—
laſſen, denn die Sache mit dem Koffer jei erlogen,
und er könne ihm deshalb auch in ſeinen anderen
Ausſagen keinen Glauben ſchenken.

Tging, ohne ſich mit einem einzigen Worte
zu vertheidigen Ein anderer evangeliſcher Reiſen
der hat ſich im Monat Auguſt d. J. an der Pforte
nicht angemeldet.

P. Groß, 8S. 4.

Rektor des Penſionates „„Stella matutina“ in Feldkirch.
Berr Parrer Held hat augenſcheinlich gedacht, es
würde in Feldkirch bei den Zeſuiten ſo gemacht wie
in manchen proteſtantiſchen Anſtalten, eiwa wie in

8 —. C
W —

— uder des Jeſuitenordens werden,
a U, wenn er Geld habe, in ihre Miſſion eintreten.

ſion eintreten;

Godesberg bei Herrn Axenfeld.
unwahr, daß irgend ein Jeſuit ſeinen evangeliſchen

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* die Perſon Lutheis in ſchmamhlichſter
S e beſcimpft 6. B. Luther ſei mit 7facher Kette
der Hoͤlle angebunden u. ſewy; dagegen werden
Ugeblichen Vorzüge der römiſch jeſuitiſchen Kirche
2* ieſen, und der arme Ketzer wird zu allen
46* und Goͤttesdienſten geführt In ſeiner aller—
* durch eigene Unvorſichiigkeit mitverſchuldeten
4 ſchrieb der Bedrohte ſeiner Mutter, die ihm den
* Rath gab, ſofort von den Jeſuiten ſich bos
8 machen. Das that ſer denn auch zur großen
— der Jeſuiten, die ihn zum Abſchied er—


* ritemberg das Kloſter Beuron beſuchen und
& ſich berachen laſſen. Deu UNebertiritt- Fönne
— Aufſehen ganz gemüthlich abmachen Vor
em aber ſollte er keinem evangeliſchen Pfaxrer
as vertathen Der 1Sjährige Jüngling ging trotz
ienverbet mit ſeinen inneren Zweifeln und
pfen zu einem evangeliſchen Geiſtlichen und zog
üß daunen mit neugewonnener evangeliſcher Glanhens⸗
eugung er wird wohl künftig die liſtigen
ſuitennet durchſchauen und zerreißen.

dienen vor den Jeſuiten und überhaupt

vg
?gofte_rgaflfreunbid)ah, wie ſie im Drang der Noth

W vielen evangeliſchen Reiſenden angeſprochen wird!

— auf was die Jeſuͤiten, deren der
— —— 1069 zählt, hinarbeiten, ob ſie




Weiſe beſchimpft habe, z. B. Luther ſei mit


odex die römiſch-jeſuitiſche Kirche anzupreiſen
verſuchte;
unwahr, daß die Jeſuiten über ſein Weggehen große
Bekümmerniß hatten und ihn ermahnten, er
ſolle das Kloſter Beuron beſuchen, und dort
ſich berathen laſſen;
unwahr, er ſolle keinem evangeliſchen Pfarrer
verrathen.
Der wahre Sachverhalt iſt vielmehr folgender:
P. Miniſter Amſtad wurde

mittags zu einem Handwerksburſchen Tauns E
Del Sumigart. ıng ©prechzimmer gerufen,

etwas

werden, er laſſe ſich von
Niemand abbringen, auch

ſeiner Ueberzeugung von
nicht durch ſeine eigene


ſie ihn vor dem Abfalle warnte. P. Miniſter ent—
gegnete ihm, das Katholiſchwerden gehe weder ſo
ſchnell noch ſo leicht; denn er
beſſer kennen lernen und dann ſich an einen
kath. Pfarter wenden, am beſten an den katholiſchen
Pfarrer in Stuttgart. Darauf erwiderte, T. er habe
kein Geld, ſei arbeitslos, ſein Koffer ſtehe im Kolleg


geben 3 .
Man ſtellte ihn verſuchsweiſe an, fand aber für
gur, gleich Erkundigungen über ihn einzuziehen. Schon




Aus Baden.
Heidelberg, 3. Nov. 1892
O. die Wittenberger Kaiſerrede wird heut—
ſchon in dex Preſſe vielfach beſprochen und wird auch
für die nächſte Zeit Gegenſtand vielfacher Erörterung
ſein. Das merkwürdigſte dabei iſt daß der Liberc
lismus de. Worte des Monarchen bereits für ſich
auszubeuten ſucht. Die Badiſche Landesztg. z. B,


ſtenthum, iſt über die Kaiſexrede hoch erfreut, be—
Und doch ſind

lichen Liberalismus, deſſen Wucht noch dadurch erhobt
— — — Qa GIS-QDET

— — — —— —⏑ ! j

Biſchof der preußiſchen evangeliſchen Landeskirche ſich
offen und frei auf den Boden des vom Liberalismus
hat. Uns und aͤllen unſeren Mitchriſten durch
Jeſum Chriſtum ein ſeliges Eudein Gewiß—
heit einer fröhlichen Auferſtehung zu be—
bcheren“, ſo heißt es in der Urkunde und gerade
dieſe Auferſtehung wird von den liberalen Paftoren
Wie wir zu dem
die geſammite Chriſtenheit verbindenden Glauben
an Jeſum Chriſtum, den Menſch gewor—
denen Gottes ſehn, den Gekreuzigten
und Auferſtandenen ſtehen .“ , fo hHeißt es

zu den Anſchauungen der liberalen Richtung in der
evang Kirche, welche den Menſch gewordenen Gottes⸗





Das verlaſſene Gaſthaus.
4 von A. K. Green.
— Thor war ſchon im Begriff ſie um VBerzeihung zu
Dır z DOh bezwang ich mi und rief ausS; „AWo, würdeft
® 4* Wieder eine Liebe finden wie die meinige, Marah ?
Tei und Schätze fönnten Dir doch nicht volles Genügen
i ‚ das vermag nur. Ddie Liebe. Du würdeſt Tich un—
aus O Hühlen und den Tag verwünjchen, an dem Du Dich
villſt Meinen Armen riſeſt — Du gehörit mir an, warum
Du micdh nicht glüclich madhen ?“ ; .
„ eine Ablicht,“ murmelte ſie, „iſt Dich zu heirathen.
den 4 dann?“ Die Woͤrte kaͤmen mir unwillkürlich von
en

29

— uiß die Augen weit auf und blickte mich an, als
din ja Jlamme alle meine Zweifel verzehren. „Dann
© Deine Frau,“ jagte fie ernft. ——
Vier 1379 Nel ihr zu Züßen. „ Geliebte meines Herzens,
Doffen”” „Du folljt glüclich werden. Ich will al Dein
1E q Srfüllen, Dein Wille Joll Gejeg ſein für die, welche
ſolit 4 DichH hHerabfchauen. Du ſollſt im Wagen fahren,
der ganzen Welt —“ 2
cchtlich l Frau Felt fjein,“ fagte fie mit dem halb ver—
N Vachen, das ſo oft in ihren Worten Hang.

(ehte" 7, . war i Ddenn wieder ihr Stlave geworden und
Stund diejer mir trog allem füßen Dienijtbarkeit, bis die
er Trauung herannahte und ich mich anſchickte

( ah * —

Stadt 8Ur Rirche abzuholen, wo ſie im Beiſein der halben
e 2" ‚Chebund mit mir ſchleßen jollte. — ;
— —— werde ich nie vergeſſen. Es war ein

— — ag; wvom blauen Himmel fchien die Sonne auf
Stürm Erde hHerab, feine Wolfe verfündete den nahenden
oh x O glaubte Hügel zu Haben, {o_leicht und

Verrei Sl mir zu Mauth. Auch wußte ich da Urauhart

da * ſa und * Mie nicht beiwohnen werde. Bald

— geſchilderten Unterreduns hatte er in Miß

Wacd Uftrag die Stadt verlaſſen und jollte nicht eher

iu e al3 bis arah mindeſtens eine Woche mit

betirathet mwar. Richts ſibrte alfo mein Glück und
das Kauz fröhlichen Herzens.

Miß Dudleigh kam mir zuexſt entgegen. Sie ſtand in
der großen Halle der Sonnenſchein ſpielte auf ihrem
Hauchte und ſi ſah in dem ſtrahlenden Feſtaewand faſt
glücklich aus. Aber wie wenig alich ſie doch ihrem frühexen
Selbſi mir war, als müſſe ich ihr mein Herz ausſchütten,
müſſe ſie anflehen, eine Verbindung abzubrechen, die ihr
weder Glück noch Ehre bringen und nicht zu ihrem Frieden
führen könne! Aber ich ich fürchtete dadurch meine eigenen
Hoffnungen zu zertrünimern Sch Selbſtſüchtiger fürchtete
ſie frei zu ſehen ich fürchtete wes? Schon wußte ich
es nicht mehr, denn in dieſem Augenblick fiel ein Sonnen—
ſtrahl auf die Treppe und in mein Herz heinein; als ich
aufſchaule ſah ich Marah, hexabkommen — mit meiner
Vernunft war es aus, ich ſchwelgte nur noch in der Freude
des Augenblicks.

„Die Großmuth ihrer Konſine hatte üe zur Hochzeit
gefchmüct. Daͤs ſchwere gelbe Brokatkleid, daz ſietrug.
ſtrahlte in Morgenlichte mit goldigem Glanz. In Falten
Iag das Bruͤſttuch/ waͤhrend deſſen Vexfertigung ich ſo viel
Qual erlitien hatfe, daß jedes geſtickte Blatt mir noch
davon zu erzählen ſchien; daran befeſtigt war der üppige
Vlumeůſtrauß der ſich von dem Hals abhebend, ihre
Schoͤnheit zu vollenden ſchien. In dem prachtvollen Haar,
daa fie kunſlvoll über der Stirn aufgethürmt trus hlitzte ein
großer goldener Kamm und an ihren Armen ſrrahlten zwei
Spangen von vorzüglicher Arbeit, ein altes Erpſtück meiner
Kamilie. Sie war fchön wie ein Traum, ſtolz wie eine
Königin, kalt wie ein Marmorbild, aber ſie war mein.
Schon wartete ja der Geiſtliche auf uns am Traualtar und
der Waͤgen ſtaͤnd angeſchirrt vor der Thür, um uns zur
Kirche zu fahren. —

„Wir fjaßen . zujammen darin. Van viex prüchtigen
Schimmeln gezogen, fuhren wir in Miß Dudleighs Staat3-
kulſche durch den Park, der die herrſchaftliche Beſitzung
von der Straße treunte, wo ſchon dichtgedrängte Schaaren
von Menſchen harrten, um die größte Schönheit Albanys
zur Trauung fahren zu ſehen. Hiuter uns kan Miß Dud—
leigh im Wagen und das laute Staunen der Menge, das
unſer Erſcheinen begrüßte, verſtummite erſt, als auch ſie
vorüber war; wußte man doch, daß ſie nach kurzer Friſt


blendendem Glanz der Schönheit, ſo doch von noch reicherer
Pracht umgeben Zudem war Honora Dudleigh in ganz
Albanh als Wohlthäterin geliebt und geehrt; ſeit ein
Schatten auf ihr eigenes Glück egefallen war, kannte ſie ja
auch das Elend des Lebens aus eigenex Erfahrung.
„Wir fuhren weiter; Marahs Wangen glühten vor
Luſt bei dem ſtolzen Triumphzug und ich hörte in meine
Freudentaumel kaum die halb ſpöttiſchen Bemerkung
derer, welche mit Staunen das ſchlichte Aeußere des Mat
wahrnahmen, dem es gelungen war, dies ſchöne Weib e
Gattin heimzuführen. Bexeits war der größte Theil d
Weges zurückgelegt, das Geläute der Kirchenglocken drang
zu uns herüber. im nächſten Augenblick wäre der Kirch⸗
thurm ſelbſt vor uns aufgetaucht. Da fuhr plötzlich das
Weib neben mir heftig zuſammen — ſie, die ich liebte, die
mir auf immer angehören ſollte, xief mir gebieteriſch zu:
„Wende die Pferde, Mark delt laz den Wagen um—
kehren! Ich faͤhre heute nicht mit Dir zur Kirche und
wenn Du mich auf der Stelle umbringſt.“
_ ch habe ſagen hören, daß Leute bei einem Feſtmahl
ſaßen, als eine verirrte Kugel dahergeflogen kam Solch
eine Kugel traf mich damals mitten ins Herz. Entſetzt
blickte ich Marah an.






Zehntes Kapitel.
Am Fuß der Treppe.

„Du glaubſt, ich treibe mein Spiel mit Dir,“ ſtieß ſie
keuchend hervor, „Du irrſt Mir ekelt vor dieſer Hochzeit
und ich kehre um Wenn Du willſt, ſo tödte mich hier an
Deiner Seite. Du trägſt ja immer einen Dolch bei Dir
ſtoße ihn mir ins Herz; die rothen Blumen an meinem
Buſen werden die Wunde verdecken. Stoß zu, wenn Du
willſt, aber wende die Pferde.“

„Kein Zweifel, es war ihr furchtharex Ernſt; vergebens
ſchrie mein troſtloſes Herz. daß Glück und Ehre auf immex
verloren ſei. Ich lehnte mich zum Wagen heraus und
befahl dem goldbetreſſten Kutſcher zurückzufahren, weil
Miß Leighton plötzlich krank geworden ſei, dann wandte
ich mich zu ihr und ſagte mit eiſiger Ruhe:


 
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