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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 81 - Nr. 90 (9. April - 22. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0343

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Erſcheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiextage
Samftag8 mit. UnterhaltungSbeilage. Preiz vierteljährlich
ME. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poftauffchlag. Beftelungen
bei den Poftanftalten ı. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.




für Stadt



Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch. Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.Biſchöfoh. Wertheim ꝛc








Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

Ar © |

— — — ——
Beſtellungen

auf den „Bfälzer Boten // werden fortwährend bei

ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.

ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗

traße 7 entgegen jenommen. »
Berlag des „Pfälzer Bote.“

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— — — —

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$ „Ult”fatholifde „Charitas!
Ein offenes Wort zur Aufklärung.
Heidelberg, 13. April 1892.

Am letzten Samſtag Morgen wurde bei dem
römiſch⸗katholiſchen Pfarramt an der Jeſuitenkirche
die auf den Nachmittag des 10. April feſtgeſetzte Be—
erdigung der Leiche einer Frau angemeldet, welche
der tatholiſchen Kirche von jeher angehörend, während
ihrer Krankheit wiederholt — zuerſt vor mehreren
Wochen in ihrer Wohnung, und zuletzt am Tage vor
ihrem Tode im hieſigen academiſchen Krankenhauſe —
nit den hl. Sterbeſakramenten verſehen, als Glied
der römiſch katholiſchen Kirche eines erbaulichen Todes
geſtorben iſt. Am Abend des gleichen Tages erſchien
der römiſch⸗katholiſche Sohn der Verſtorbenen im
Pfarrhaus und erklärte unter ſichtlicher Erregung
und großem Bedauern, daß er ſeine Mutter nicht
rdmiſch⸗katholiſch beerdigen laſſen könnte da ihm vom
„alt“katholiſchen Pfarrer beſtimmt erklärt worden ſei,
daß die Auszahlung des Sterbegeldes der „Charitas“,
zu der die Verſtorbene gehörte, nicht erfolge, wenn
die Beerdigung von der römiſchen Kirche gehalten
würde. Trotz den Vorſtellungen des betr katholiſchen
Geiſtlichen blieb der Mann, gezwungen durch die
Rückſicht auf das zu erhoffende Geld, bei ſeinem
Vorhaben: Die römiſch⸗katholiſche Frau mußte von






Art der Behandlung eines Leichnams — wir wollen
andere Ausdrücke, die die Sache beſſer bezeichneten,
nicht gebrauchen, es gibt auch faſt keinen, der bezeichnend
und zugleich ſtrafrechtlich zuläſſig wäre — iſt uns
Anlaß,
„Charitas“ zu machen, welche Manchen, vor allem
Römiſch-Katholiken, welche Mitglieder des alt⸗
katholiſchen Sterbekaſſenvereins ſind oder werden
wollen, Anlaß zu ernſterem Nachdenken geben dürften.


nicht deswegen geſchrieben ſind, um gegen den alt—
katholiſchen Pfarrer Dr. Stubenvoll vorzugehen.


Originalroman nach dem Engliſchen
7) von Klara RKheinau. Nachbruck verb.

Du wirſt mich zwar in viexzehn Tagen wiederſeben.
wie e& au fommen möge,“ fagte er, „aber i dente
* möchteſt auch vorher gern ein Lebenszeichen von mir

aben.”

Maxthas Augen ſtanden voll Thränen, obgleich fie
f zu einem Lächeln zwang. Al3 aul außer Sicht war,
eilte fie auf ihr Zinimer und weinte, als ob ihr Herz
brechen müſffe.
Die nächſten Tage vergingen für Vatex und Tochter
in etwas trübjeliger Weiſe Beide vermißten Baul mehr,
als fie einander geftehen mußten ; denn jein heiterer, liebens-
wärbiger Umgang war ihnen faft zum Lebensbediürfni?
geworden Wenn die Dämmerung hereinbrach, blickte
Martha wohi ein Dugendmal von ihrer Näharbeit auf,
um zu ſehen, oh Baul nicht des WegeS daher kemme und
feufzte dann tief auf bei dem Gedanken an die weite Ent-
ernung, die jebt zwifdhen ihnen lag Der alte Schulmeiſter
brachte e3 nicht zu Stande, wie in fruͤheren Heiten {till
Über feinen Büdhern zu fiben; er erhob fid alle paar
inuten, madchte einige Schritte dnr das Zimmer und
kebrie wieder guf feinen Sig zurüd, um im nächften Au-
genblid das Mandver zu wiederhHolen. Balo wWwar er im
Sarten; bald in der Vorhale oder auf dem Wege zur
Brüce, e& jchien, al fhaue er überall nach dem ent-
{wundenen Gefährten aus. E3 war eine Zeit gewejen,
b__a Martha jeinem Glüde genügt hatte, doch dem war nicht
länger fo; Baulz Abreije hHatte eine große Lüde in feinem
— gelaffen.

Endlich kam der Sonnahend heran, der Tag an dem
Bauls fehnlichit erwarteter Brief eintreffen jolte. Slei®
nach dem Mittagsmahl nahm Herr Somer3 fjeinen Stod
und machte fih auf den, Weg na dem Poftamt im Dorfe,
während Martha in freudiger Erregung in der Heinen

orhalle des Bater3 Rückkehr erwartete. Die Sonne ver-
jant fhon bhinter den Wipfeln der Bäume, als der alte
Schulmeifter endlid um die Ede bog. Mit einem Iubel-








| in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.



Dazu wäre uns die Perſon des betr. Pfarrers doch
nicht wichtig genug. Zwar

ſolchen Herren eigenen „Selbſtgefühl“ behauptet, daß
er einer der „Beſtgehaßten“ der altkatholiſchen Secte

und er ſuchte in dem Organ der „Eharitas“,

des „Martyrers“ einen Erſatz zu finden. Indes
war dieſer Verſuch ſehr unglücklich. Wir wiſſen
ſnicht, woher Herr Stubenvoll den Anlaß nimmt, zu
glauben, daß er der „Beſtgehaßte? ſei.
dem Umſtand, daß er „altkatholiſcher“ Pfarrer iſt?
Die Zeiten ſind ſelbſt bei Leuten, die nie oder nicht
mehr zur kath. Kirche gehören, vorüber, wo um das
Haupt eines von der Kirche abgefallenen Prieſters
ſchon deswegen der Schein der Gelehrſamkeit geſehen
werden wollte, weil er — aus Ueberzeugung natür—
lich — gegen den „Unfehlbaren“ ſtimmte und untreu
geworden feinen hl. Gelübden — aus Ueberzeugung
natürlich! — ſich „ein Weib nahm.“ Die Gelehrſam—
keit iſt ſo groß nicht und auch Herr Tr. Stubenvoll
hat, wie er neuerdings eklatant zeigte, keinen Grund,
ſich um ihretwillen für bedeutend zu halten. Was
ſollte uns ſonſt Veranlaſſung geben, gegen ihn auf—
zutreten? Kein einziger der hieſigen römiſch⸗katholi⸗
ſchen Geiſtlichen hal — ſoweit uns bekannt, — bis⸗
her der Perſon und der Thätigkeit des altkatholiſchen
Pfarrers einige Bedeutung beigemeſſen, wie denn auch
kein einziger bei der Beſprechung ſeines Plagiates
betheiligt war. Nein, die altkathoͤliſchen Pfarrer wer—
den, zumal wenn ſie Ordensleute wie „Pater Beda
Stubenvolt“ geweſen ſind, jedem römiſch ⸗katholi⸗
ſchen Prieſter bei dem Gedanken an den Unterſchied
zwiſchen einſt und jetzt nur das Gefühl tiefen Mit—
leids erwecken. Nicht gegen ihn ſoll das geſchrieben
ſein, wohl aber um einigen Leuten die Augen zu öff—
nen über Weſen und Zweck der altkathol. „Charitas“.

Es iſt hier bekanntlich vor etwa drei Jahren ein
altkatholiſcher Sterbekaſſen Verein gegründet worden






unter dem einladenden Namen „Charitas!, deſſen Zweck
ſein ſoll „den Hinterbliebenen von Mitgliedern des
Vereins beim Sterbefall einen Beerdigungsbeitrag zu
leiſten, oder wie die neuen Satzungen ſagen,
„gegenſeitige Unterſtützung bei Todesfällen“ zu ge—
währen. Wenn das der einzige, nächſte und letzte
Zweck des Vereins wäre, ſo ließe ſich dagegen nichts
einwenden. Die Geſchichte der Gründung des

ruf lies Maxtha ihre Arbeit in den Schooß ſinken und
fprang dem Vatex entgegen. Doch als ſte näher kam, ent⸗
ging iar der truͤbe Anedruck ibrer Zuͤge nicht und die
Wahrheit errathend, aber nicht, darnach zu fragen wagend
leatẽ ſie bebend eine Hand auf ſeinen Arm, Ein melan⸗

hatte teinen Brief. Martha brach in Thränen aus.Gib
Dich zufrieden, Kind,“ tröſtete der Vater, die Weinende
liebevoll an ſich ziehend; Er wird am Montag kommen.

Vater nicht zu betrüben.
bis zum Montage,
würde!

Sobald die Schule am Morgen geſchleſſen war, begah
der alte Herr ſich abermals nach dem Dorfe. Dietzmal
litt es Martha nicht im Hauſe, und ſie gixg dem Vater
bis zur Kirche entgegen. Er lächelte beim Räherkommen
und Martha war überzeugt, daß der erfehnte Brief ne-
kommen Ahein in ihrer Aufregung entdeckte fie nicht,
daß das Lächeln nur ein angenommene3 war, um ihr
ſo lange als moalich die Täuſchung zu bewahren.

‚ „Den Brief! lieber Bater, den Brief!“ rief fie eifrig
die Hand dem Zurückehrenden entgegeyſtrecend

Länger ließ fid nnn die Wahrheit nicht verhehlen.
„Ich habe keinen Brief,“. fagte der Greis mit kaum ver—
nehmharer Stimme.

30g ihre Wanden, während ſie wie zu Stein erſtarrt ſtand.
Dem alten Manne traten die Thränen in die Augen. Er
konntees nicht ertragen, dieſen traurigen Blick, diejen troft-
loſen Ausdruck zu fehen.
Nein mein Kind. ſagte ex nach Entſchuldigungen ha⸗
Gend.die er felhſt nicht alaubte, Ohne Zweifel fand Paul
ſeinen Vater recht eigenſinnig und will erſt ſchreiben, wenn
er ugs beſfexe Nachricht aeben kann

Alein Mariba ſchuttelte unalauhig das Haupt. Heiße
Thränen überftrömten ihr blafjes Gefihthen, aber fie ver-



mochte nicht zu {prechen-
kämpfte ſie mit aͤller Macht gegen die Schwäche an,













— u. — — — uber ; & 7
/ Aur 37 Zabtg.



Vereins, ſein bisheriges Auftreten und Wirken zeigen
uns zu deutlich, daß unter dieſem Gewande chriſt⸗
licher Nächſtenliebe nichts anderes ſo ſehr geför—
dert werden ſoll, als die — armſelige „altkathollſche“
Bewegung ſelbſt.

Die Kenntniß dieſes Umſtandes muß allein ſchon
für jedes wahre Glied der römiſch-katholiſchen Kirche
genügen, ſich von einem Verein loszuſagen oder dem—
ſelben niemals beizutreten, deſſen letzte Tendenz die
Bekämpfung der kath. Kirche iſt. Zur Begründung
des Geſagten, daß nämlich der altkatholiſche Sterbe⸗
kaſſen⸗ Kerein Charitas gegründet wurde, um der alt—
katholiſchen Sache Vorſchub zu leiſten. brauchen wir
nur auf den 88 der auf der Genexalverſammlung
vom 9. Dezember 1888 beſchloſſenen Statuten hinzu?
weiſen, der wörtlich folgendes fagt:

a Beitreten kann dem Verein iedes männliche oder
weibliche Mitalied einer altkatholiſchen Gemeinde von 20
Jahre an

E. Die Angehoͤrigen anderer Confeſſionen, die mit
Mitgliedern des Vereins nahe verwandt oder Freunde
deralttath. Sache ſind koͤnnen ebenfalls heitreten

Altkatholiken. die durch ixeend einen Grund aus
der Gemeinde austreten, ſagen ſich hiermit ſtillſchweigend
von der, Vereinskaſſe loz. Solchen ſteht keine Berufung
an die Genexalverſammlung und kein Anſpruch auf Eni
ſchädigung zu.

d Ebenſo verhält es ſi mit Mitaliedern der Sterbe⸗
kaſſe, die durch Wort oder Schrift die altkath. Sache
zu ſchädigen ſuchen

e, Im Fale _ ein altfatholijhe3 Mitgkied
in Folge Beſtimmun ſeitens der Hinter.
bliebenen von derxömiſchen Kirche beerdigt
wird, fällt aleichfalls aller Anfpruſch auͤf
die Kaſſe weg.

In einer, wie es ſcheint, — ein Datum iſt nicht
angegeben neuen Faſſung der Satzungen dieſes
Vereins, heißt es deutlicher als früher, im S 3 Beitritt:

„Mitalieder fönnen .nur Altkaiholiken und Protes
ſtanten beiderlei Geſchlechtes vom 50 Zahre werden
Dex Beſitz der Satzungen gilt als Mitaliedskarte
und in 8 8 wird gefagt:

Altlathgliken, die aus jraend einem Grunde in die
römijche KirhHe zurücktreten, ſgaen ſich hiermit auch
von der Vereinskaſſe los. Im Fall ein altkatholifches
Mitalied von dex römiſchen Kirche beerdiet wird, fällt
aleichfalls aller Anſpruch an die Kaſſe weg“

Wenn ein Katholik dieſe Satzungen lieſt, ſo kann
es ihm nicht mehr unklar ſein, was er von dem
Verein, der ſich,Charitas nennt, zu halten hat.
Wenn trotzdem manche Katholiken, alſo Mitglieder der
römiſch-katholiſchen Kixche, die es ſind und bleiben
wollen, dieſem Verein beigetreten ſind, ſo iſt das wenn
gleich nie zu billigen, doch zu erflären aus dem Umm
ſtand, daß ſie den eigentlichen und letzten Zweck des





allmählich verſiechten ihre Thränen, Sie ſchmiegte ſich
zärtlih an den Vater an und bat leife: „Laß unz heim.
fehren.“ Schweigend [ritten die beiden betrübten Menfdhen
nebeneinander her, aber ihre Sedanken arbeiteten una

fäjfig. Der alte Mann, mit jeiner qrößeren Lebenzerfal“
rung, war ein ſeltſamer Argwohn gekommen, und obgiei
er dieſen als ſeines edlen Freundes unwürdig zuruͤckwie

E drängte ex ſich doch immer wieder in den Vordergrund


nur um den einen Punkt; Vaul mußte krank, ja fterbend
ein ſonſt hätte er ibr geſchrieben E3 war ein trauriget
Tag in dem keinen Häuschen Der Vater verſuchte ſein
Kind zu tröſten und aufzurichten, aber er that e& m it

Pauls war ſoviel weniaer ſchmerzlich als feine eigene Un-
nahme, daß er mitleidig beichloß, ihHr feine Unficht vorzu-
enthalten. DochH troß ihrer jhlimmen Vorahnungen rech-
neten fowohl Bater wie Tochter ganz fiher aufeinen Brief
am nächften Abend. AWlein vergeben3; ein Tag um den
andern xeraing und wieder tam der Sonnaͤbend heran,
ohne daß von aul eine Nachricht eingelaufen wäre. Feden
Nachmittag na Schluß Dder Schule begab i Verr
Somer8 auf daz Boftamt im Dorfe, und der Boftmeifter
bemerkte ſchließiich die zunchmende Ungit, mit weldher der
alte Herr nacdh einem Briefe fragte, und die fhmerzliche
Enttäufhung, welche die verneinende Antwort ftet3 in jeinen
Bügen hervorbrachte. Aın Sonnabend hatte Herr Somerz
O Ihon fehr frühe auf den Weg gemacht, denn er wollte
beim Eintreffen der Boft ſchan an feinem Ylage fein, Er
hoffte zuverſichilich Baul unter den Baffagieren zu finden
und hatte auch feine Tochter in diejem Glauben beitärkt.
Martha . befand fih wie. gewöhnlih auf ihrem LQugauz
neben der alten Kirche, und als fie ihren Vater allein,
mit jhwankenden Schritten und niedergejÄlagener Miene
daherkommen ſab/ wußte ſie Ihon, daß er das Schlimmite
zu berichten habe.

Gortſetzung folgt)


 
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