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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0519

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Vognr “Zalig mi Augnahme der Sonn- und Feiertage
oehez mur Luterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
U, 190 obne Tragerlohn u. Poſtauffchlag. Beſtellungen
— — — — Zwingerfiraße 7.



für Ktaclt



2 19 Berantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

4




änzeige- Blatt ür die Amtsbezirle Heidelberg
burg Weinbeim, Schwesingen, PYHUuppsburg,
Werloch Bruchſal, Bretten. Neckargemünd, Mosbach
— — —— — — —



Drud, Serlag u. Exxedition von Gebr. guber »
in Beidelberg, Zwingerſtraße 7. 2 I.



8 v

— — — — * — — — — — — —⏑
8 2 2* — 2 ® C

— TE Uns jcheint nun, daß Dieje Gewichtsverminderung Sonne auf den Helmipitzen funkelt. Man hat ſchon

Beſtelluugen

ff * ä ; i
‚ en „Wiälzer Botem? merdben fortwährend Dei


vie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
Taße 7 entgegen zenommen.

— Veriag des „Bfälzer Bote.“
— ss “— — E

f 1 ’ *

N. 3Zur Bekleidung unferer Soldaten.

aß eine neue Militärvorlage in Sicht iſt, wird
G wohl von keiner Seite michr beſtritten werden.
edtt ſich dabei um die verſchiedenſten Dinge; man
* von der zweijährigen Tienſtzeit und der damit
o Vermehrung der Cadres Es tauchen auch
* * Nachrichten auf von der Reorganiſation der
———— Wir wünſcheu nur, daß
9 Eehr entſchieden gehaltenen Erklärungen im bayer—
* Landtagsabſchled nicht blos den Ständen, ſon—
ern H im Bundesrathe abzegeben und dort behaupet
bqtrben- Unter Zuhülfenahme der bayeriſchen Reſer⸗
ig Ote find wit hann wenigſtens vör Ruͤckſchriten
4 Man fyricht endlich aͤuch von neuen Aus—
e 98: und Bekleidungsftücen, und das iſt recht



etzt

r4i denn nach der greßen Vervollkommnung
der %flfien und nach der voͤllſtändigen Aenderung in

Wer ‚g‚ßelie der Kriegführung iſt das unhedingt noͤth—
8* 1g. Nır mit Einzelnem, was darſber verlautet,
8 wir uns nicht einverſtanden erklären, und wir
Eſghen uns dazu Linige Bemerkungen.

f Dr einigen Jahren hat man die Laſt, welche der
— zu tragen hat, vermindert Dieſe Ver—
Mır Fung iſt aber jetzt durch die Vermehrung der
*— und die kraͤgbare Zeltausrüſtung wieder
Fetcen, und es ſoll ſich nun auf's Neue um eine
—— — dieſer Laſt handeln. Das wäre außer—
—844 wuͤnſchenswerih. Aber ſo wünſchenswerth
Die Uncip, {o jonderbarer berührt uns die Anwendung.
* Metalltheile am Helın und an ſonſtigen Aus.
8 UNgSftücfen joNlen in’3 Künftige von Aluminium
gen%q“fit werden. Zum Mantel ſoll weniger Stoff
&e die Stifelſchäfte ſollen von leichterem
ele; die Drillichhoſe durch eine leinene
und die Tuchhandſchuhe ſollen im Sommer zu—
Feſen werden. Dagegen ſoll als etatmäßiges
Foͤraugsſtück eine Litevta, d h. ein, blouſenartiher


* — — w

Y — große —

Original⸗Novelle von Leo Werner.
Nachdruck verb.)

— Unglück ihres Vaters kann mich unter keinen Um—
re derailaſſen, mein gegebenes Wort zu brechen Das
vie, Schurtkenſtreich, der mir das Leben verbittern
89 Unge ich athmiete.
toͤn Dir ſcheint leider die Vernunft nicht Gehör
\ * 45 Ich habe Dir ja nun wiederholt erkläxt, daß
Icht 7* in hohem Maße bedauere, daß wir Hüljemann
Mt, %‚effen fönnen, und daß es mir fehr fchwer geworden
4 * zux Aufhebung der Verlobung zu rathen. Aber
Tin eneme Nothwendigkeit zwingt mich dazu, Dir dies
Mit Mei anzurathen. Was ſoll ich in dieſex ernſten Lage
— — Gedanken hinter dem Berge Halten, Ludwis?
© x 8 Dir nur noch, daß ich große Vexluſte gehabt
daß es dringend nöthig * daß Du in xekuinärer
me günitige Heiratlh machit, wenn ih Dir unfere
ß „@r“ blühendem Zuftande hHinterlajffen {oll.
no oßer Gott, auch dieſe Sorge und Prüfung wätzt
Kerol auf mein Haupt!“ _fIa%e Ludwig „Ia ich habe
8 fichten gegen Dich Vater, aber dieſe Pflichten
flicht **— ſo weit gehen, daß ich eine andere heilige
e

Co 8* } z u
m willſt mich alſo verlaſſen, Ludwig?“ frug der
— — im bitteren Tone.
—— Nein, das will ich nicht, Vater, Du wirft
e[)bqtfit ® Danfbaren Sohn finden, wenn Du meiner Hilfe
”‚?nme'rtf)äeßt„ halte ich es aber für meine Pflicht, dem
einslte yayıı Herrn Hılljemann Dbeizujtehen, joviel meine
4 töh Ich beſitze von meiner 5 Mitter
vorn circa 60,000 M., vielleicht kann Herrn
%nen Q[ugmbamtt gedient fein, vielleicht finde ich übe_r(gaupt
u;%enieur Cg aus Dder Calamität. €3 ijt für mich als
elfen Ielme Hrenpolle Aufgabe, das Bexgwerk retten
Umfte nd von Käthe Hüljemanıt fage ich mich unter
— 4 jegt frank und
N DEr a\% Habe feinenm @rund dazıu. Sollte Herr Hulie-

en, und mein Vaͤter die Heirath nicht biu



keineswegs des Schweißes ber Edeln werth iſt. die
darüber nachdenken. Wir möchten einmal in Zahlen
ausgedrückt ſehen, wie viel das ausmacht Dazu
empfiehlt ſich das keineswegs durchgehend. Wenn
man den Mantel an Stoff berkürzt, dann verkürzt
man ihm auch die Möglichkeit ſeinen Zweck zu er—
reichen. Für den Sommer mag das ganz gut ſein,
wenn ſich aber der Soldat im winterlichen Bivouak
hineinwickeln ſoll, wird man unter dem Stoffmangel
enipfindlich leiden. Das gleiche iſt der Fall mit den
leichteren Stiefelſchäften, die Fußbekleidung iſt ein
höchſt wichtiges Ausrüſtungsſtück. Sie ſind ſo noth⸗
wendig, wie eine gute Waffe. Die Stiefelſchäften
haben die Aufgabe, den Fuß und den unteren Theil
des Beines vor Kälte und Näſſe zu ſchützen. Mit
naſſen und kalten Füßen befindet ſich der ganze Nann
unbehaglich. Ob leichtere Schäften den Zweck ebenſo
erfüllen, wie die gegenwärtigen, wiſſen wir nicht,
koͤnnen aber unſere beſcheidenen Zweifel nicht unter—
drücken. Bei den den Soldaten zuzumuthenden Strapazen
nützen ſich zudem leichtere Schäfte raſch ab und ſind
zerriſſen, keineswegs immer zu erſetzen. Auch die mu—
ſterhafteſte Armeeberwaltung bringt das bei der
heutigen Beweglichkeit der Trnppen nicht zu Stande;


Gewicht der Handſchuhe erſcheint uns geradezu als
ein ſchlechter Spaß eines Reporters und wenn die
Litevka dazukommt, ſo wird unſeres Erachtens, wie
Eingangs bemerkt, ſich kaum eine Differenz des ſeit⸗
herigen Geſammtgewichtes zu Gunſten des Trägers
herausſtellen

Aber nicht nur die Unbedeutendheit des erzielten
Erfolges, auch die Art und Weiſe, wie dieſer Erfolg
erzielt wird, will uns durchaus nicht behagen.
Metall an dem Soldaten
Gewicht, ſondern vielmehr durch die verhängnißvolle
Eigenſchaft, daß es im Sonnenſchein ſehr lebhaft
glaͤnzt. Ein Knopf,
fällt, kann in der Linie, in welcher der Sonnenſtrahl
refleetirt wird, auf ſtundenweite Entfernung geſehen






tender Punkt.
raſch, was ein ſolcher leuchtender Punkt bedeutet.
Bei der heutigen Tragweite und Treffſicherheit der
Gewehre legt er an und ſchießt den Träger dieſes
Knopfes auf Entfernungen todt, in welchem es mit
bloßem Auge unmöglich iſt, einen Menſchen von einem
Baumſtumpf zu unterſcheiden.

Bedenken wir, welchen Erfolg es hat, wenn die


ie eine Samilie ernährt.” )

Einen Augenhlick ſchien es, als würde dex Zorn den
Commerzienralh über dieſe Erklärung des Sohnes über—
mannen, Denn die Augen des alten Herrn blitzten zoxnig
auf, dann kniff er abex feſt die Lippen zuſammen, hielt
fich die linke Hand vor die Stixn und ſchwieg. Auch Lud—
wig ſprach fein Wort mehr, aber er fühlte Deutlih, daß
er mit ſeinen letzten Erklärungen im hohen Maße, den
Unwillen des Vaters erweckt hatte, und daß er ſich mit
— über dieſe ernſten Fraͤgen nie werde verſtändigen

önnen.

Als nach einigen Minuten der Wagen wieder vox der
Malten'ſchen Villa hielt, trennten ſich Vater und Sohn
ſchweigend von einander.

* *
*

In der Hülſemann ſchen Villa ſaß 7* erſchöpft in
einen Lehnſtuhl ein alter weißhaariger Mann und rans
verzweifelnd die Hände, während ein junges, ſchones, aber
todlenbleiches Mädchen zitternd neben dem Stühle ſtand
und den OGreis zu tröften Juchte, :

„Bapa, daz Unglück i{t vielleicht doch nicht ſo groß
als Du fürchteft!“ fagte ſie wiederholt ünd wiſchte ver—
eine Thräne nach der andern aus ihren blauen

ugen.

„O, unſer Unglück iſt leider nur zu xieſengroß!“ jam—
merte der Greis welcher kein anderer als der Bergwerks⸗
beſiher Mathigs Hülſemann war. Auf Vexluſte und Un-
glücksfälle muß ja der im Kampfe des, Lebeps ſtehende
Menſch jtets gefaßt ſein, aber in ſeinen alten Tages wo
man nichts Bedeutendes wieder ſchaffen kann di Früchte
einer dreißigjährigen — und das exerbte Vermögen
dazu durch ein 8 es Unglück zu verlieren das iſt ein
Schlag, von welchem ich mich nicht wieder eholey werde.
Die Felix-Orube, unjer Bergwerk, unſer Beſttzthum iſt
durch den — ruinirt und wir ſind an den

Bettelſtab gebracht. D, barmherziger, allmäch iger Gott,
8* amı ich ein {folges Ungliück in meinen alten Tagen
erleiden!“


davon geſprochen im Kriegsfall für die Helme leichte
Ueberzüge anzuſchaffen, ſo daß dieſes in die Augen
giänzen wegfällt Wie mögen wir denn aber den
Soldaten im Frieden eine Ausrüſtung geben, welche
man als für den Krieg unpractiſch erkennt? In—
wiefern unterſcheidet ſich denn das im Prineip von
dem Zopf und den drei Locken zu Zeiten Friedrichs II.
Wenn das blinkende Zeug für den Krieg unpraktiſch
iſt, — und es iſt unpraktiſch, ſo muß man es
aus der Ausrüſtung des Soldaten hinauswerfen, aber
nicht für Parade und Manöver behalten, und für den
Krieg paralyſiren. Wir brauchen keine Paradeſoldaten
und wollen keine Paradeſoldaten. Die Bekleidung und
Ausrüſtung des Soldaten darf nicht durch das ſchmucke
und glänzende Ausſehen im Frieden, ſondern nur durch
die practiſchen Erforderniſſe im Kriege beſtimmt werden.
Ob Meſſing oder Aluminium glänzt, iſt uns ganz
gleichgültig. So weit das zu vermeiden iſt, ſoll an
dem Soldaten überhaupt nichts glänzen, weil jeder
glänzende Punkt eine neue Chanee iſt, todtgeſchoſſen
zu werden.

Und wozu braucht man denn überhaupt den Helm?
Der zat einmal mil ſeinen Meſſingbeſchlägen gegen
Säbelhiebe der Cavallerie ſchützen ſollen. Iſt dieſes
Schutzmittel heute noch in Betracht zu ziehen? Man
ſchließt nicht einmal mehr gegen Cavallerie-Attaquen
Carrée, ſondern richtet in Folge des Magazinſeuers
einen ſolchen Kugelhagel auf die anſtürmende Cavallerie,
daß der Angriff vollſtändig ausſichtslos geworden iſt.
Die Aufgabe der Cavallerie iſt durch die Ausbildung
der Schußwaffe eiie weſentlich andere geworden.
Gefechte zwiſchen Infanterie und Cavallerie werden
kaum mehr vorkommen. Wenn
eine Infanteriemaſſe in wilde Flucht aufgelöſt iſt,
dann kommt auch wohl Cavallerie zum Einhauen;
iſt unſere Infanterie ſo diseiplinirt, daß
ſie auch bei einem Miderfolg ſich nicht in regelloſe
Haufen auflöſt. Wenn's aber wäre, würde die Kopf—
am Allgemeineffect wenig ändern. Von
Werth war dieſe Kopfbedeckung, als ſie den Kopf
gegen Säbelhiebe und Kugeln ſchützen konnte. Da
die Säbelhiebe nicht mehr zu befürchten ſind und ein


wird, ſo iſt der ganze ſchwere Helm veraltet. Er
ſchützt jetzt nur noch das Auge vor Sonnenſtrahlen
und das könnte man durch eine leichte Mütze mit
breit vorſtehendem Schirm gerade ſo gut; damit die⸗



ihr einen Deckel von Wachstuch geben; das wäre eine
„Armex, armer Vatex! ſchluchzte ietzt Käthe, Jeine

Tochter. „Ja, es iſt wirklich entſetzlich fuͤr Dich, dieſes

Unglüc nod erleben und tragen zu müffen.“ —— ——

O Kind, Mage nicht um mich, denn viel ſchlimmer
als mich wird leider Dich das Unglück treffen.“

Erſtaunt blickte das junge Mädchen den Sprecher an
und ſagte ſo zuverſichtlich als möglich:

„S ſorge Dich nicht um mich Vater, ich hoffe auch ohne
Reichthum glücklich zu werden. Ludwig Malten, iſt mein
treuer Bräutigam und wird mich nicht verlaſſen.“

„Ach Du kennſt die Welt und ihre Täuſchungen noch
nicht, mein Kind“ erwiederte Hülſemann. „Die Umſtände
unker denen Ludwig Malten um Dich freite, haben ſich
in letzter Zeit ſehr vexändert und man kann es ihm kaum
veraxgen, wenn er anderen Sinnes wird und die heimliche

; ſchrie in entſetzlicher
Angſt das junge Mädchen auf.

„Käthhen“, ſeufzte der alte Herr, „ih wünfche Dir
natürlich alles Gute, aber daß der Sohn des ſtolzen Cem
merzienraths Malten ein Mädchen heixathenwexde, deſſen
Vatex ein Bettlex geworden iſt das kann ich nichterwar⸗
ten. Ludwig Malten ijt deshalb noch kein ſchlechte Venſch,
er hat um DichH al um die Tochter eines wohlhabenden
Meannes gefreil, und jetzt bin ich veraxmt. Das iſt in

„Vater, das befürchteſt Du?“




gängig zu machen. Auch! wird der Commerzienrath jetzt
ſeinen Segen zu Eurer Verbindung verweigern.“

Da3Z junge Mädchen, das nunmehr in eine entſetzliche
Bukunft blickte, verfiel jebt in ein Frampfhaftes Schluchzen
und Jankf auf einen Stuhl. Nach einigen Minuten erbofi
ie ſich aber wiedex, trat mit erhobenem Haupte vor den
Vater und ſagte mit zuperſichtlicher Stimme:

„Sa, unjer Unglüc i{ft groß, ſehr groß, Vater, aher
daß un in deinſelben Ludwis Malten verlaſſen ſeut
daran glauhte ich nie und nimmer, denn dafür Habe ı
von ſeinem Charakter eine viel zu hohe und edle Meinung.

(Sortfebung folgt.)


 
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