Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 131 - Nr. 140 (11. Juni - 23. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0559

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext










znahme der Sonn⸗ vnd Feiertage
goͤbeilage. Preis riertehaͤhrlich
n Poſtauſſchlag Beſtellungen




für


ote

Anzeige=-Vlatt für die Amishezirle Heitelberg
Ladenburg, Weinbeim, Schwebingen, Phelippoburg
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Neckargemünd, Mosba
Eberbach Buchen Walldürn, T-Biſchoͤfsh., Werheim IC.






— — —



dum Abonnement auf das
Eden lli. Quartal



%ntm er volksthümlicher Form zu behandeln, den

aber ſen aller Stände gerecht zu werden, namentlich

veltell? berechtigten Foroͤerangen des Bauern, Hand—

Vertha ND Arbeiterſtandes hervorzuheben und zu
Üigen

iſt kurze, knappe, aber alles Weſentliche

bri
Ende Berichterſtattung auf allen Gebieten, wo—

dul


zuß E in keinem aͤnderen Blatte gleichen Umfangs
en ift. ;

ämit :

bme Wes ferngehalten, ma8 da jugendliche Gemütb

dben könnte. Deshalb eignet ſich der Pfälzer
enz beſonders zur täglichen Familienlectüre.

e Shferate finden in Folge des großen Lejer-

„Pfälzer Boten“ größtmöglichſte Ver—

— u. Verlag d. „Pfälzer Boten.“
im . * Die „„Witlatholiken“

%I“fq In Bayern als dasS anerkannt, was ſie von
e 29 an waren, al eine Sekte. Intereſſant iſt,
änffioüinger, der Vater des „Altkatholicismus“ gleich
s uber dieſe Frage dachte! Ganz paſſend
Gipe 1 darum das Werk „Ignaz von Döllinge r.
gßtof _%arafieriffif von Dr. Emil Michael 8. 4.,
or. der Kirchengeſchichte an Dder Univerfität
ense Die Bezeichnung „Charakteriſtik. iſt be—
8 denn es iſt ein ſchaͤrf'gezeichnetes Bild der






ſ



J0
22 —

lium
oder

ähnlich. Auch ohne ihn wäre vielleicht Einer
der Andere bei dieſer Gelegenheit abtrünnig


einen großen Kreis gezogen,
Döllingers getragen worden. Mancher
hinter den Couliſſen, wie Profeſſor Michael beibeiſt,
er nicht ſchob, ſondern der Geſchobene war.
tragiſchſte Punkt im ganzen langen Leben Döllingers
iſt wohl unſtreitig derjenige, wo
ganzen Bewegung, die ſein Werk war, die er
beſtimmte Geſtalt annehmen ſollte, den Todteuſchein
ausſtellen mußte und auch gleich die Leichenrede hielt.



um Dröllinger geſcharrt in

tiven Vorſchläge über Gemeindebildung zur Sprache


Endlich .erhob er



In daticaniſchen Concil.
4 und vorn thätig gegen die Kirche ſchauen wir
Iger auf dem Gipfel ſeines Ruhmes. Er war
eee und verehrt
Whiſchen Wiſſenſchaft ſeiner Zeit, odgleich ihm die
ſhſech die tieſe Alarheit in dogmatiſchen Fragen,
eer fehlte. In ſeinem langen und reichen Leben
Aı CT Tich durch feine Werke und ſein Wirken eine
X—Er„fnrität zu erringen verſtanden, wie ſelten ein
—2— Für manche galt ſein Wort dem Evange—

— große —

Original⸗Novelle von Leo Werner.
Nachdruck verb.)

MTeigBalte ich gher, den Bruch mit Qudwig aufrecht, {o
qn ir ein Stachel im Herzen 10 Lange ich lebe, und
th) wahrſcheinlichkeit, meinen Verpflichtungen gegen
Woh nachzukommen hleiht trotzdem beſtehen O, dieſe
6 Siebe Cudwigs zu Hüljemannsz Tochter! Waͤr dieſe
e en gewefen, {o wäre ich nicht der unglückliche, ver-
; ater. O Yudivig, Ludwig, Ddas fonnteft Du mir
Al äneé Mädchens willen anthun, wie Du ſie jeden—
Wio gut wie in anderen Familien gefunden haben
* * ſeinen letzten laut geſprochenen Worten erſchrack
Ine FAuälte Mannn förmlich. War e& denn wirklih nur
&efriehhnbe Leidenſchaft, die Ludwig an Hülſemanns Seite
KEden hatte? Hielt es Ludwig nicht pielmehr mit ſeinem
AT und Pflichtgefühl ganz unvereinbar, die geliebte
eij nur deshalb ſchnoͤde zu verlaſſen, weil ihr Vater

Unverfchuldetes Unglück in eine jchlechte Bermögens-



8
4 Seommen war ? — Ja, ja Ludwig dachte und handelte
— wie die meiften anderen jungen Männer in

&, &; Süllen.

‚}.‘tiä‘le e Wahrheit predigte dem Commerzienxathe die
Ine 7E des Gewijjens ſo deutlich und nachdrücklih, daß
hier ÜBenartige, geläuterte Stimmung {idh almählicg
den Deele bemächtigte, und rer wieder mehr, als er es
E, e sahren des Gluckes und Olanzes gewohnt gepeſen
lerute, daß es doch noch viel edlere Güter
telteichtiere Kräfte in der Welt gab als Gold und

8 wachſende Erkenntniß ſtärkte auch die geiſtigen
e e des Commerzienrathes in Hinblie
bufi)bnlälme MAuseinanderjeßung, welde er jeden Tag mit
| Qerbulte hHaben fonnte, denn daß dieſer ſich nicht duhi
* würde, wenn er erſt ſicher erfahren hatie, da
—8 Malten daz Vaterhaus verlaſſen und zreulich auf
— Seite getreten. war, aljo von einer Verlobung
mit Buchhold's Tochter im Ernſte keine Redẽ





kaltes Waſſer über die erhitzten Köpfe.“ Seine Rede
war dunkel gehalten, nur das Eine klingt immer


Er hatte zu ſehr auf ſeine Größe gebaut, welche die
Mehrzahl der deutſchen Biſchöfe

ſich ziehen werde, und jetzt das kleine Haͤuflein! Eine
arge Enttäuſchung für den 70jährigen Mann. Seine
Auctorität zerrann in nichts beim Anſturme gegen die


den Verlauf der Sekten, darum machte ihn das Wort
Sekte ſchon nervos. Er ſah voraus, daß „ſeine
Kirche“ vor aller Welt ſchon wegen der winzigen


katholiſche“ Gemeindebildung, darum beſtand er ſtets
darauf, noch Mitglied der einen großen römiſchen
trotzdem ſie nach ſeiner Bebauptung
der Häreſie verfallen und nicht er.

„Der Eindruck der Rede war tief, aber nicht nach—
berichtet ein Augenzeuge. Wie Doͤllinger
gegen den Papſt und die Biſchöfe verfahren wollte,
ſo verfuhren jetzt gegen ihn die Schulte, Reinkes,
Huber uſw., ſeine „Freunde“. Sie verlangten ſtürmiſch
eigene Gemeindebildung. „Der Altvater des Alt—
katholicismus, ſagt Profeſſor Michael, erfuhr die Be—









Druck/ Serlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.



ſchämung, daß die eigenen Jünger ſich gegen ihn er—
hoben“ Mit dem „wie mir, ſo dir? wurde ihm hier
vergolten, nur mit dem Unterſchiede des Endreſultats;
er ſtand vereinſamt da, während die bekämpfte Kirche
e Döllinger trat noch ein—
mal auf. Nach der „Frankf. Ztg.“ ſprach Dollinger
. Y}

„Glauben Sie denn, daß der Staat Ihre Gemein—
den, die Sie ohne Bapit, ohne Bijchöfe und meiſt auch
ohne Priefter gründen wollen, als die fatholifdhHe Rirdhe
anexkenne, und der bishex katholiſchen Kirche, welche doͤch
noch immer die große katholiche Kirche hleihen, die ſtaat
Lidhe Anerkennung entziehen wird? (Einzelne Rufe :
Sawohl! Das muß er!) Oder wollen Sie dem Staate
zumuthen, daß er zwei katholiſche Kirchen neben einauder
anerkennen ſolle? Keines von beiden wird geſchehen, {on-
vern, wenn. Sie Gemeinden und Pfaxreien gründen, fo
werden dieſe vom Staate einfach als das be
Hanbelt, was fie in der. Zhat find, als

Alſo Döllinger ſelbſt ibt zu, daß die „altkatho—
liſchen“ Gemeinden in der That Secten ſind! Aber

Miniſter Lutz, der ihm, um ſich keine Schwierig—
keiten zu ſchaffen, geratheu hatte:

„Alle Männex Ihrex Geſinnung, alle Gegner
dex vaticaniſchen Dekrete, können in ihrem eigenen
wohlverſtandenen Intereſſe gar nichts Beſſeres thun, als daͤß
ſie fortwährend öffentlich an dem allgemeinen kathoüſchen
Gottesdienſte ſich betheiligen und auf dieſe Weiſe der Welt
zeigen, daß ihre Zugehöriakeit zur kat holiſchen Kirche
nicht blos nominell, ſondern reell iſt.“

Aber weder Döllingers noch die Auctorität des
eigene
aaltkatholiſche Gemeinden“ zu gründen, welche nach
Döllinger ſeibſt nur Sekten waren, aber von der bayr.
Regierung bis vor zwei Jahren zugehörig zur katho—
liſchen Kirche betrachtet wurden. Hatte man doch
mit dem Altkatholicismus ſeine eigenen Pläne. Er
ſollte die deutſche Nationalkirche herbeiführen, das
Heil des Nationallibralismus und des Bismarck'ſchen
Aber trotz alledem, trotz allen ſtaat—
lichen Rückhaltes ging die neue Kirche den Weg
aller Secten, und jetzt auf ihre eigenen Füße
geſtellt, wird ſie in ibre eigene Schwäche zuſammen⸗
ſinken. Ein klägliches Ende der „großen deutſchen
Wohl hat ſich noch unlängſt im bahe—

Gunſten der „Altkatholiken“ erhoben, als dieſe be—
haupteten durch den Miniſterialentſcheid, der den Alt—
katholiken den Gebrauch der Glocken, ſowie die katho⸗
liſche Prieſter- und Biſchofskleidung verbot, ſeien
ihre verfaſſungsmäßigen Rechte verletzt. Nur 5 Libe⸗
rale, die Herren Julius Müller, Wirth, Keller, Mann,



EL 2 AT FT
ſein konnte, das war klar.
Der Commerzienxath Malten wunderte ſich übexhaupt,
daßz Buchhold noch nicht dageweſen war, um ihm die Hoͤlle
heiß zu machen, denn der überall ſeine geſchäftlichen Be—
ziehungen unterhaltende Banguier mußte doch ſchon tängſt
über den Ausgang der Gläubisgerverſammluns in der An-
gelegenheit des von dem Schaͤchtſturze ſchwer betroffenen
Hülſemannſchen Bergwerke unterrichtel ſein,

Warum kam nur Buchhold nicht? Wollte er erſt noch
feurige Kohlen auf des Eommerzienraths Haupt ſammeln
* vollte er eine ganz neue Intrigue in die Scene
etzen?

Dieſe Gedanken guälten jetzt den alten Malten wieder
und er lief unruhig in dem Garten hin und her.

„Da hörte er plötzlich ſeinen Namen rufen, und er—
ſchrocken ſich umdrehend, lah er den Banquier Buchhold
vor ſich, wie er von dem Diener begleitet, näher trat.

„Guten Tag, Herr Commerzienrath,“ ſagte Buchhold
ſehr erregt und reichte Malten flüchtig bie Hand.

Dieſer erwiderte den Gruß nur kühl und lud Buchhold
ein, ins Haus za treten.

„Bleiben wir lieber hier im Gaxrten,“ entgegnete aber
der Banquier, — „ich glaube, wir können uns da unge—
ſtörter ausſprechen.“

„Wie Sie wünſchen, antwortete Malten und geleitete
Buchhold nach einer kleinen Laube die halb verborgen
zwiſchen den Sbſtbäumen des Gartens ſtand.

„Ich habe recht nette Geſchichtchen über ihren Herrn
Sohn gehört,“ begann Dder Banquier lebhaft geftikulirend,
„daraus ſcheint mir jehx deutlich hHervorzugehen, Ddaß Sie
einen ungehorſamen Sohn haben, der, ſich gar nicht nach
den guten Abſichten des Vaters richtet.“

„Leider muß ich Ihnen Recht geben,“ bemerkte Malten
ziemlich kleinlaut, Ludwig handelt in der Angelegenheit
nur nach ſeinem Kopfe und hat meinen ſehr ernſten Vor—
44 — kein Gehdr gejhenkt.” .

Aber wie ſtehen Sie jetzt mit ihrem Sohne? Haben
Sie ſeine Handlunasweiſe ſchließlich doch gebilligt? Unter⸗
* * ſeine Bemühungen, das Hülſemannſche Bergwerk
zu retten?“



Nein, nein es iſt vielmehr zwiſchen mir und Ludwig
wegen ſeines Ungeharſams und feiner Hartnäckigfkeit zum
Bruche gekommen Ich unterſtütze ihn nicht und ich werde
ez auch nicht thun deun es würde gegen meine Grundfaßze
als Vater und Geſchäftsmann ſein. Ueberdies wiffen Sie
guch ſehx gut, daß ich gegenwärtig gar nicht in der Laͤge
bin, große Capitalien zu verleihen.“

Ihr Sohn hat als Bevollmächtigter Hülſemanns aber
jehr gefchict ein Uebereinfommen mit deffen Gläubigern ab-
gemacht. Da Hülſemann ohne nennenswerthe Baarmittel
iſt und außerdem noch, bedeutende Summen in das Berg-
werk gehaut werden ſollen, ſo iſt ohne größere Geldmittel

das Auftreten Ihres Sohnes als MRKetter Hüljemann8
nicht zu erklären. Woher mag er das Geld erhalten
haben?

Ta fraaen Sie mich zu viel, Herr Buchhold,“ er—
klärte der ommerzienrath, „denn ſſeit ſeiner Einmiſchung
in Ddie Hüljemannjchen Angeſegenheiten habe ich keinen

Verkehr mehr mit meinem Sohne. Erwähnen will ich
nur, daß er ein eigenes, verfügbares Bermögen von


die Hülſemannſchen Angelegenheiten in

bringen.“

Haben Sie Ihrem Sohne vor ſeinem verhängnißvollen
Entſchluſſe einigen Aufſchluß über Ihre Gejhäfts- und Ver-
mögenslage gegeben,“ frug Buchhold jetzt den Commerzien-
rath ſcharf beobachtend.

„Das habe ich unumwunden gethan,“ erwiderte Malten
einem tiefen Seufzer.

„Und ihr Sohn hat dennoch den Vater verlaſſen?“
„Sie jehen, daß er e8 gethan hHat !“
. „Sö._äaé halten Sie von Ihrem Sohne und ſeinem Be—
ginnen?“

„Obwohl ich ihm züyne, ſo muß ich doch ſagen, daß
ex ein edler, hochherziger Nenſch iſt mit deſſen Ehrgefüht
e8 ganz unvereinbar ijt, die Braut zu derlaſſen, weil deren
ilt.
ſie
Fortſ. folgt.)

Ordnung zu


 
Annotationen