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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 29. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0671

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— UnterhaltungsSbeilage. —⏑
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bg\l'% ohne Eraͤgerlohi u Poͤſtaufſchlas Befielungen
— — der Grpedition Zwingerfraße 7.








Inzeige-Blait IXr bie Amt8bezirke Hrivelberr,
Sobenburg, Weinbaim, Cawebingen, Vhiippobura
Wiesioch, Bruchtal, Bretten, Nedargemünd, Moshadh



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2 6 { | — — — :
W | Qulins Jeder in Heidelberg.

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4 Beſtellungen

den „Vfälzer Boten? werden fortwaͤhrend hei

— — —— — Trägeriunen,

——— — — — Zwinger-
üße 7 — zenommen

— * — —

a E .



bin Btief us Kifingen.”)
uf die Gefahr hin, uns einer kleinen Zudiskretion
dig zu machen, veröffentlichen wir hier einen Aus—

A
ſcul

Da

* * einem Briefe, den eier der Haupttheilnehmer

8 T Bismarckfahit an ſeine zurückbleibende Gattin
* Der Brief iſt, wie ſich der Leſer überzeugen

* unmittelbar unter dein friſchen Eindruck der
eriſpe geſchrieben.
“ „Eohtheit“,
— * Vorbei, vorbei,

hu

liebe Bertha!
ag meines Lebens iſt vorüber.

Der

wäͤhrend ich dieſe Zeilen ſchreibe fühle ich ein
um

durch meinen Körper jagen, das nur eine
Dichter zu Muthe jein, wenn er fein ſchönſtes
Tinot Uhtet, dem Feldherrn, wenn er einen Sieg er—

3, dem Seefahrer,. wenn er eın neues Land ent-
„Ich fühle eine Armee in meiner Fauſt!“
3 war ich bi$ jeßt, rein gar nichts! Ein ſimpler,

in ‘äggg dlötenſpieler, ein Kommerzienrath, wie ſie


4* Theetrinker. Leine Würze, ken Geiſt, kein
us! Das iſt jetzt anders, ganz anders!
— Dir erzählen! Die Reiſe — ah bah.
zur Sonne ſtrebt, was kümmert den der Weg.

Stock der freundlichen Villa zeigt ſich eine hohe
aber nur von der Rückſeitẽ uud in der Tiefe
mmers. Ein Kammerdiener macht ſich an ihr
Es iſt Bismarck, kein Zweifel! Er ordnet
—⏑⏑ Minuien, erwartungsvolle Stille; man
Uny „ ine Nadel Fallen Hören. Dann ein lautes Gebell

lich

* 2* *
— Mit einigen Abänderungen dem St. B. entnommen





Hoch, hoch, abermals hoch! Eine Artillerieſalve iſt
Zwaͤnzig Schritte und er iſt










Doch Du biſt eine Frau und willſt vor allem
wiſſen, wie er ausſieht Wenige Worte: das Auge
des Adlers, die Miene des Löwen, die Elaſtizität des
Hirſchen alles Geiſt, Kraft, Genie. Das ſpottet
ſeiner 70 Jahre, dieſe Heldengeſtalt! Wie hat man
ihn klein gemacht und berläſtert! Er iſt mehr als
Childher, der ewig junge. Und dieſe Bewegung, dieſe
Haltung, dieſe freie Würde! Daneben eine Milde des
Ausdrucks und eine Freundlichkeit dex Geberde, in welcher
ſich Nedlichkeit, Offenheit, Ehrlichkeit und innige Theil—
nahme wiederſpiegeln. Wenn einer den Ehriſtusorden
verdient, iſt er es.

Doch — wo bin ich ſtehen geblieben? Nun alſo,
er iſt da, leibhaftig mitten unter uns.
tritt vor
kurzen Rede. Hoch, hoch, wieder hoch! — Grabes—
ſtille. — Er ſpricht. Bertha, Bertha! Von dieſen
hiſtoriſchen Lippen verlt ein Wort nach dem andern
ſo herzerhebend
und gefühlsdurchbohrend, daß der ganze Zuhörerkreis
Er ſpricht, von Freude, Dank—



Gemeingut des Volkes gemacht hat. Die edle Uneigen—


herzigkeit auch gegen den Feind, ſeine Verſöhnlichkeit,


Treue gegen ſeinen Kaiſer, deſſen erſten Diener er
noch iſt —all' das prägte ſich in ſeinen
Worten ſo großartig ab, daß auch uns alle, die ihm
zuhörten, das Gefühl durchzuckte: wir ſind durch
dieſen hehren Augenblick beſſere und freiere Menſchen






Hoch, hoch, wieder hoch! Während er
ſprach, ſtand Sch enninger, ein ſchneidiger, forſcher
Kamerad, wie die leibhaftige Vorfehung hinter ihm.
Dann trat der treffliche Hoftath vor und richtete
ſeine Verſe an den Fürſten. Der Fürſt erbleichte.


ihm einige Worte ins Ohr.) Der
Fürſt faßte ſich momentan und bedankte ſich mit einem
herzhaften Händedruck Hierauf kam die Reihe an
unſeren wackeren Profeſſor mit ſeinem ſchönen Gedicht.



getheilt wird, ſagte Schwenninger : „Muth, Durchlaucht,
Muth! Sie ſind einer großen Gefahr entgangen.“


— — — — — —
* 7
Oruc/ Berlag n Expedition don Gebr. huber

| in Geidelberg, Zwingerfrake 7, } 2 dehtt

dreimal vorgeleſen. Der Fürſt mußte doch wiſſen,
daß er heute Scheffels Landsleute empfing. Er hörte
Vom zweiten Vers ab ſenkten ſich
ſeine Lider. Schwenninger faßte ihn ſcharf ins Auge,
was den Fürſten ſichilich belebte. Als das Gedicht
beendet, flüſterte er dem Fürſten einige Worte zu. **)

Jetzt kommt der Abſchied! Liebe Bertha! Zeder
wollte die Hand drücken, die einſt der Welt gebot.
Großartig, generös, wie immer, ſpendete er ſie uns
Allen. Ich hake ſie gedrückt, Bertha, gedrückt mit
jener Inbrunſt, deren Gefühl mir ſeit den Tagen
meiner Jugend abhanden gekommen iſt. Es iſt, wahr—
haftiger Gott, traurig, wenn ich denke, wie wir bisher
in den Tag hineingelebt haben Die Be ſeiſterung lieferte
uns der Amtsverkündiger“, die Gedanken Bismarck,
das Geld unſer Geſchäft. Von eigenem Idealismus
habe ich weder bei mir noch bei den Parteigenoſſen
etwas verſpürt. Jetzt, ſeit ich dieſe Hand Bismarcks
berührt, fühle ich wieder das Weſen idealer Lüfte
und ahue eine höhere Zukunft.

Es iſt Nachts 12 Uhr. Meine Kräfte ſchwinden
und der Schlaf übermannt mich. Es iſt zuviei des
Großen, was ich heute geſehen und genoſſen. Ach!
Ich weiß gewiß, dieſen
Händedruck Bismarcks, den ich ihnen auf die Stirne
preſſen würde, müßte edle, vollkommene geniale Men⸗
ſchen aus ihnen machen. Ich würde ihnen wieder
und wieder erzählen von ihm; ich würde ihnen ſeine
geflügelten Worte ins Herz praͤgen und jene elementare
Gewalt der Vaterlandsliebe in ihnen wachrufen, die
ſie zu edlen und bedeutenden Menſchen machen müßte.

Ehe ich Dir „Gute Nacht“ ſage, noch ein Wort.
Ich fürchte, ich habe eine große Dummheit gemacht
Heute Abend gegen 10 Uhr ſchlich ich mich an des
Fürſten Villa heran und es gelang mir, des Haus—
knechtes habhaft zu werden. Ich überredete ihn zu
dem Verlprechen, mir den Stiefelzieher, deſſen ſich der
andern Tags zu bringen
Er ſagte freudig
Leider ſchwieg ich nicht, ſondern vertraute
voll Parteigenoſſen an und
mußte dann hören, daß mir ſchon zwei Herren zuvor—
gekommen ſeien und von dem Hausknecht dieſelbe Zu—
ſage bekommen haben Drei Stiefelzieher — das iſt
jogar für den Fürſten Bismarck zu wel Ich fürchte
deshalb, ich werde einen falſchen Stiefelzieher mit

„) Vach derſelben Quelle lauteten ſie:
Durchlaucht werden heute Abend das
entbehren können.“

Gratuliere!
Schlafpulver



Im Haufe des — —
Original⸗ Erzählung von Marhy Dobfon—
Nachdruck verb.)
Sie ı

der & vollte nicht ſchlafen, dennoch aber übermannte fie
Lerd hlumner, und als ſie von dem Geräuſch eines vor—
Ubr m?enbcq Wagens erwachte und auffpringend nach der
der $ ickte, ſah ſie, daß ſie ſ zwei Stunden geruht, und
ereits der indeß „n dunfler werden zu wollen ſchien,
lie y s Aingebrohen. Sich völlig erihöpft fühlend, empfand
Q 8 edürfniß nach Speife und Traͤnk, denn ſie hatte

licht * vorher wenig genoſſen, doch mußte fie, da fie
eern ter. zu gehen waͤgte, für den Ausenblick darauf
Ans 3yn _ Ihren Anzug ordunend, ‚nahm fie daͤnn

‘lnbep‘?m Secretär das voxhandene Geld, welches ſie nebſt
eh v _ erforderlichen Gegenftänden in eine größere
ehnbud)t keckte verſchloß Jämmtliche in ihren Zimmern
.@ecm.. de Behälter, und — dieſe Schlüſſel in dem
( den Diefen. verfchloß fie ebenfalls, {hob den Schläffel
b}efm 6 an Onfel . Leonhart‘ adrejlirten Brief, verfiegelte
i'le@ Q[u[‘ähd)hg und legte ihn auf ihren Tijch. Al3 fie
Ne S Nun kleidete

— mwar e8 halb fünf Uhr.
%\uugid)ärl‚‘‚‘}} Ausgehen an, nahın ihre Reiſetaſche und den
Stließ Selel, der für alle Zälle in ihHrem Zimmer hing,
e titten , Defjen Zhür fie mur anlehnte, mit unhörbaren
denm 1D fehlich eben fo Leife die Treppe hinab und
S Als ſie die Hausthür exreicht legte ſie
S Qm) UNel auf den naheftehenden Tijch, Difnete mit
Pr Oivefe - eckenden, zog Diejen . heraus, überjchritt, die

7 verichloß di Taur Jorgrältig von außen und
Qarke, Olitjjel in ihre Tajche. Dann fhnell durch den
DE ßünbfi gehenbd, öffnete fie Leije das Gitter und betrat
he‘ffte i raße Nach einigen Schritten ſtand ſie ſtill und
anc Nach dem Hauje um, ar Dem, fänmttliche Zenſtex
e?ßnne„ R Warmund das in tierjter Nıhe dalag. Niemand
mef‘ere„‘ Nte, Daß Diejenige, Wwelche {o lange die Herrin
%r“\u[g igen‘elcn_, e8 ebt Heinmlich verließ, um - Dvielleicht
D Srant das, ihv. fo Kebgewordene ‚ Heint . zuüczufehren.
ief — das mit tiefen Schmerz, und eben

e ſie das, was vor langen Jahren im Haufe



des Dorfdoktors im Thüringerwald geſchehen, ſowie auch,
e8 ihrem Bruder nicht früher geſtanden zu haben Dieſen
Gedaͤnken hier nachzuhängen blieb ihr indeß nicht die Zeit,
und ſich abwendend ſchlug ſie mit einen ſchweren Seufzer,
während zugleich zwei Thränen ihre Wangen hinabrollten,
den Weg naich einem der Bahnhöfe ein. —

Man war im Eichsfeldſchen Hauſe an frühe Stunden
gewöhnt und als gegen halb ſechs Uhr Dorotheg in ge-
wohntex Weiſe die Hausthür öffuen wollte, fand ſie zu
ihrem Schrecken in dieſer den Schlüſſel nicht, wußte aber
ı genau, daß nach dem Schließen ſie ihn am vergangenen
— haͤtte ſtecken laſſen. Ruhig und beſonnen, wie ſie aber
war, {Olug_ fe nidht gleich Lärm, ſondern blickte ſuchend
umher und ſah auch bald den Schlüſſel auf dem Tiſche liegen,
mit dem ſie danu das Haus gufſchloß! Unperkennbar hatte
nach ihr noch Jemand geöffnet und wieder verſchloſſen,
und das konnte nur Frau Frank oder Onkel Leonhart ge⸗
weſen ſein, die vielleicht, was ſchon wehrfach geſchehen,
Briefe nach dem nahe befeſtigken, Poſtkaſten gebracht, und
ohne bejondere Ablicht den Schlüſſel abgezogen und auf
den Tiſch gelegt Der Gedanke an Diebe kam ihr nicht,
und fo ging Kie denn eifrig. — ihre Schweiter hatte ſchon
vor Fraͤu Franks Ankunft einen andern Dienſt über—
nommen — ihHrer Arbeit nach Als Letztere zu gemohnter
Zeit nicht im Gartenzimmer erſchien, nahm ſie an daß ſie
die Zeit verſchlafen, ging in ihr Simmer hinaus, deſſen
Thür ſie was ſie jedoch nicht weiter beachtete nur angelehnt
fand, und Mopfte an Ddie des Schlafgemachs. Keine Ant
workerhaltend lauſchte ſie eine Weils ohne irgend ein Ge—
räuſch zu hören und vom Erdgeſchoß herauf Onkel Leon
harts ſchweren Schritt vernehmend, der gewohnt war, beim
Erſcheinen ſeinen Morgenkaffe bereit zu fiuden, öffnete ſie
feife die Thür Ihr erſtex Blick fiel auf Frau Franks un—
berührtes Bett, und von Schrecken ergriffen, befrat ſie das
Schlaͤfzimmer, in dem ſie ſichtlich die Nacht nicht zugehracht.
Dann in das Wohnzimmex zuxiickkehrend, entdeckte ſie auf
den Tiſch den dort liegeuden Brief, und die Adreſſe leſend
wußte ſie nun, wer das Haus verlaſſen Vor allen Dingen
mußte Onkel Leonhart von ihrer Entdeckung in Kenntniß
geſetzt werden, und ſich ſchnell mit dem Brief in das

SE — — — — —

Gartenzimmer begebend, fragte er nach dem üblichen
Morgengruß ob ſie Frau Frauk ſchön geſehen Sie ver-
neinte die Frage, berichtete ihm von allen gehabten Ueber—
raſchungen, und übergab ihm das ſo inhaltſchwere Packet.
Stumm por Staunen hörte der Greis ihr zu da aber Frau
Frank's ſeltſame Handlungsweiſe vielleicht gar ein Familien-
geheimniß bleiben mußte, ſagte er, den Brief dei Seite
Eagend, zu der ihn in höchſter Erregung anblickeuden
Dorothea : %

„Die Sache wird ſich im Laufe des Tages aufklären,
Dorotheg Sprechen Sie noch mit Niemanden darüber, und
wenn gefragt, ſagen Sie, daß Frau Frank nicht hier ſeil!

Schweigend und mit nachdenklichem Geſicht erfernte
ſich Doxothea, um das Frühſtück zu beſorgen und als dann
Onkel Leonhart es haſtig eingenommen, begab er ſich in
ſein Zimmer und mit zitternden Fingern das an ihn adref-
ſtrte Paket oͤffnend, zog er ſogleich deſſen Inhalt hervor
Er fand zuerſt den fuͤr ihn beſtiminten Brief, verfah fich
mit ſeiner Brille und haſtig die Umhüllung zetreißend! ent⸗
faltete er das Schreiben und las:

Lieber Onkel Leonhart!

Beſondere Gründe die Sie bald erfahren werden, zwingen
mich, morgen in aller Frühe das Haus meines Bruͤders zu der
laſſen nicht wiſſend, ob ich je dahin zurückkehren werde.
Geben Sie ihm einliegenden Brief! doch nicht gleich nach
ſeiner Ankunft, damit die Freude der Heimkehr ihmi nicht
ſo ſchnell geſtört wird Verheimlichen Sie ihm auch 10
lange meine kurze Anweſenheit in ſeinem Hauſe, und laſſen
Sie ihn vorläufig glauben daß ich erſt kommen werde—
Der beigefügte Schlüſſel gehört zu meinem Secretär in
welchem ich die übrigen verwahrt. Ich bitte Sie ihn zu
behalten, bis ich ihn zurückfordere, oder anders darüber
beſtimme. Was Sie auch von meinem Bruder hören werden,
das ebenfalls Sie angeht! beurtheilen Sie mich nicht zii
hart, ſondern vergeben Sie mir! —

Ihre
Emma Frank!“

Mit zunehmendem Staunen hatte Onkel Leonhaͤrt den
kurzen Brief zu Ende geleſen, und ihn dann auf den Tiſch
legend, hefteten ſich wiederum ſeine Augen auf die ſchnell





























































 
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