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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 291 - Nr. 298 (22. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1221

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. Erigeint säglıch aur Augnatıne der Sonn⸗ ımb —
Samſtags wit Uunterhaltungabeilage. Pr eiz vierteljaͤhrlich
E, 1.20 ohue Zrägerfohn u Voßauſſchlag Beßellungen
hbei bem Bofianfialter: ı. bet der Expedition Zwingerſtraße?


für- Stadt




Anzeige-Biatt für bie, Amtsbezirle Heidelberg,
— Weinheim, Sowebingen, Vhilippsburg,
iesloch, Brucjal, Bretten, Ne forgemünd, Musbach















— — — — — ——
At. 297 — —— — — — 2 —
— — — a — — — — — ——— E — —0





Man abonnirt

ſchon jetzt auf den Pfälzer Boten bei allen Poſt—⸗
anſtalten, bei allen Briefträgern, bei un⸗
ſeren Agenturen und bei unſeren Trägerinnen.

Alle neuhinzutretenden Abonnenten erhalten
— nach Einſendung des Poſtquittungsſcheines — vom
Tage der Beſtellung an, bis zum Januar 8893
den Pfälzer Bolen gratis zugeſandt. Des⸗
gleichen diejenigen neuen Leſer, welche den Pfälzer
Boten bei den Agenturen oder bei den Trägerinnen
beſtellen.

Kurz nach Neujahr beginnen wir mit der Ver⸗
öffentlichung eines neuen höchſt intereſſanten und ſpan—
nenden Nomames

Ein ſchön ausgeſtatteter Wandkalender wird
mit Beginn des neuen Jahres je dem Abonnenten
des Pfäl zer Boten gratis zugeſtellt.

Der Preis des täglich erſcheinenden Pfälzer
Boten bleibt derfelbe wie bisher 1 ME. 20 Pfg.
vro Quartal ohne Poſtbeſtellgebühr und Trägerlohn.

In Intereſſe einer ununterbrochenen Zuſtellung
des Pfälzer Boten bitten wir recht fruͤhzeitig
Probenum⸗

Jeder Abonnent des Pfalzer Boten möge es

Abonnenten für unſer Blatt zu gewinnen
Die Expedition

= Ybzodlung und Wucher.

Dem Reichstage werden ſofort nach ſeinem Wie⸗
derzuſammeutritt die Geſetzentwürfe zugehen, die eine
geſeßliche Neuregelung des Beſeng der Abzahlungs ;
geſchäfte und eine ſchärfere Beſtrafung des Wuchers
bezwecken. Sie komuen zur rechten Zeit. denn im
Reichstage iſt große Neigung für eine Reform auf
dieſen Gebieten vorhanden, und bei der obwaltenden
Strömung iſt es gar nicht ausgeſchloſſen, daß die
beiden Vorlagen im Reichstage eine noch viel ſchär⸗
ſere Faſſung erhalten, als ihnen im Bundesrath zu
Theil geworden ift. Im Publikum ſind in dieſer
Beziehung zahlreiche Alagen laut geworden, die all⸗
nählich eine ſolche Stärte augexommen haben, daß
die Reichsregierung geglaubt hat, ſich denſelben nicht
mehr entziehen zu können. Und es iſt nicht zu leug⸗
nen, daß das Weſen der Ahzahlungsgeſchaͤfte ſich in
grundlegender Beziehung geändert hat. Urſprünglich

Das Freimanrerzeichen.
Humoreske von L. van Jongbloet.

Es war ein Schwabe, der ehrliche Hans Jakob, eder
wie er fich Jelbit im Jean Bauljchen. „Deutih“ nannte:
der ZJean Facque$; er war, was zu erwmähnen nich: über-
flüffig ıft, über vierzig Jahre alt, und machte diejen: Alter
Ehre/ wie er’3 eineS Zages dem neckfüchtigen Kondukteur
der beſſiſchen Sudwigsbahn bewies. „Sie, find gewiß ein
Schwabe? haͤtte dieſer mit darniſtadtichent Heldenmuth
gefzagt und auf die Bejahung noch Ffühner gemeint: „Nicht
alle Schwaben ſind vierzig Jahre alt; wie alt ſind Sie?
Sie haben wobl ſchon Ihren Verſtand?

„Sewiß! entaegnete Zean kühl bis ans Herz hinan.

Aber wie,“. fuhr- die Hefliiche Bremfe fort, „macht
ma’ mit Ihren Landsleuten, die noch nicht daz Verftands-
jahrt erreicht haben 7“ .

Einfaͤch! die 2 * * zu Konduͤkteurs auf

ewiſſen Bahnen aut, ſogar ſehr aut!

eitiges Gelächter und die geſtochene Bremſe war
mit Adlerflug davongeflogen. Das wax unſer Hans Jakob
der von ſich behaupkete, ſeine ganze Familie ſtohe beim
Reden an, nur ex ſelbſt nicht, objhon er im Reden am
meiften anjtieß. Limmis nicht übel, Freund übex vierzis
Zabr da ich Dir erzähle, wie der biedere Schwabe
geprellt wurde die Geſchichte iſt charakteriſtiſch für die
Bosheit der Welt, - weldhe Deine Gutmüthigkeit vielleicht
jonf{t_„Schidfalstücke“ benennt. l v

Er wollte ſich einmal eine artzudliche Veränderung
— — Jakob: denn „Verändexung hringt
Wonne! wie Cicers ſchrieb, als er lateiniſch ſprach
Stuttaart kannte er; Berlin wollte er nicht fennen ler nen

e ſang er:
* Es gibt nur a Kaiſerſtadt,
Es gibt nur a Wien

Rur ein und zwar gewichtiges Bedenken quälte ſeine
Seeie das war das Geld das leidige Geld, und Geid
muß Einer haben, der nach Wien mwill. Beinahe wäre er
deheim geblieben, wenn ihn nicht der Freundeskluͤd im

ſchwarzen Adler? ermuthigt hätte

— — —

waren dieſe Geſchäfte nur in größeren Städten au⸗
ſäſſig, heute geben ihre Agenten bis weit hinaus ins
Land. Urſprünglich waren dieſe Geſchäfte aͤuch nur
bemüht, ſolchen Perſonen, die keinen Ueberfluß an
Geldmitteln hatten, die Beſchaffunz von nothwendigen
oder wünſchenswerthen Wirihſchaftsgegenſtaͤnden zu
erleichtern, und das war ein 3weck, gegen welchen
Niemand auch nur daz Geringſte haben fonnte. Heute
gehen Agenten dieſer Geſchaͤftẽ ſchön mit. Borliebe
darauf aus, den Leuten, de noch manches Nothwen—
dige recht gut gebrauchen koͤnnten, Ueberflüfſiges auf⸗
zuhängen und ſtocken dann mal die Raienzahtungen,


keilen ſo ſehr leicht vortommen kaun, dann faͤllt daͤs
Aboahlungeſlick dem Abzahlunasgeſchaͤft ohre Erſatz
für die beteits geleiſteten Ratenzaͤhluͤngen ioieder zu.

Unrecht, und E iſt keine Entſchuidigung, wenn ge⸗
ſagt wird:! Warum ſind die Leuie 40 dumm : und
kaufen Dinge anf Abzahlung, wenn ſie nicht gaͤnz
ſicher wifſen, daß ſie die vereinbarten Raten püntilich
enkrichten konnen? Solche Worte ſind der reine Hohu
Die Unerfahrenheit weiter Kreiſe des Publikums wird
hierdurch allerdings klar geſtellt; aber die dei dieſer
Unerfahrenheit doppelt verwerfliche: Handlungsweifje


nicht als berechigt. Wenn das Publikum ſo kluͤg
wäre, wie die Inhabex der Abzahlungsgeſchäfte, ſö
würden die Letzteren überhaupt keinen Verdienft ge⸗
habt haben und das ganze neue Geſchaͤftsſyſtem waͤre
nach kurzer Friſt wieder ausgeſtorben. Es gibt auch
ein reelles Apzahlungsgeſchäft, und daran wird Nies
mand zütteln wollen. Ein folches Geſchäft iſt es,
wenn Jemand, der nicht gleich baar zahlen kann,
aber dach etwas nothwendig braucht, mit dem Liefe⸗
ranten nach gegebenem Ausweis über ſeine Perſon
eine Anzahlung und monatliche Ratenzahlung ver⸗
einbart; kann in ſolchen Fällen der Käufer wegen
plötzlich eintretender Schwierigkeiten dann einmal nicht
zahlen, dann wird der Lieferant nicht gleich die
Waare zurückverlangen, ſondern billige Nachſicht üben.
Das iſt eben der Unterſchied zwiſchen dem Abzahlungs
geſchäft, dem das Geſetz zu Leibe gehen foll, uͤnd


und dem auch in Zukunſt Niemand etwas anhaben


wäre Betrug, und dagegen gibt es Beſtimmungen im
Strafgeſetzbuch. Noch viel weniger ſoll aber der
Lieferant mit Abzahlungsgeſchäften das Publikum


hm entgeaen, wenigſtens brinat es freie Fahrt auf der
Eiſenbahn und das iſt ſchon etwas werth! Probire es
einmal, welden Einfluß die Freimaurer, haben !”

Aber ich gehöre nicht zu ihnen; ich Habe au contraire (Dies
mijchte er allezeit ein, _ um feine franzöfijdhen „Kenntnifie“
zu keweiſen, ſchan 4* ‚über fie vom . Leder: gezogen 1“

‚Uh geh !“ hieß e3 Darauf, „Das Beichen; dDas Yt’S 1 Wer
weiß, wenn Du es machſt, daß Du nicht Freimauxer biſt?“

Aber,“fragte dex Fean Tacques ‚ jeßt wirklich. neu-
gierig, „aber wer weiß e8, wer Tehrt mich’s ?“

OIch! Und damit erhob ſich in ſeiner ganzen Würde

dex Herr Öberfürftar.. „IH1“ wiederholte er und feßte
befräftigend bei; „In jungen Jahren al8.icdh auch mal
von dem böfen Hokuspokhus Ctwas hielt, . war ih felbft
Freimaurer zur Loge „vom grünen Baume“.“
‚, :Dası mußte, unjerem: Jean wohl genügen. Und erſt
wie faßlich war das Beichen; man Legte einfach; den zwei-
ten inger an die Naje und mwandelte ‚ aljo, drei Mal amı
Billetſchaller auf und ab. Cin Erempel leicht. zu Vöjen
wie das Ei des Columbus

Und nach wiederym drei Tagen ſah das Publikum
zum. „Jhmwarzen Adler”, weldhes unjerm Fean das Freundes-
geleit gegeben, mit melder ©randezza Diejer,.mit Dem
Hinger an der Naje drei Mal um den Schalter wandelte
und daraufhin ein Billet zweiter Klafje na Wien richtia
in Empfang nahm; Faft'> dünkte, -e8 unferem. Helben wie
ein Zauberftücchen, . Doch mochte‘ dem fein wie ihm wollte
er hatte das Billet kannte das Zeichen und nahm ſich feſt
vor, von jetzt an mehr zu retfen. .

Eine ſchone Fahrt wars, die gerche iubelte ibr: „die
Belt iſt jhön !” und Zie Nachtigall Nötete daffelbe, wenu
Jean, unterwegs im kleinen Hotel raͤſtend, ſich zu Bette
tegte, um unbehefligt von der blauen Donau,: det ſtotzen
Ofitmarkitabt und ihren Herrlichkeiten zu träumen. Doch
Alles geht einmal zu Ende, ſogar die goldenen Tage bei
Knoͤdel und Dreherſchem Lagerbier, uͤnd Geld bat es
unſeren Jean gerade genug gekoſtet, um an die Heunkeht
* denken Finſtere Gedanken kannte er nicht er tkanntela
as Freimaurerzeichen!



ausbeuten, denn dagegen gibt es keinen Schutz. Das
neue Geſetz über die Regeiung des Abzahlungoͤwefene
wird daher in Zukunft viel belfen können, “ wenn eg
geſchickt abgefaßt iſt und daher keine Hinterthüren
und Schleichwege für Solche offen käßt, welche duͤrch
Hinterthüren und auf Schleichwegen zu wandetn
pflegen. Zu den ſchlimmſten ſozialen Uebetn aller
Zeitperieden gehört uͤnſtreitig der Wucher, deſſen
ſtrengere Beſtraſung durch das neue Geſetz ——
ſchlagen werden ſoſi Er hHat f u A eingenijtet,
tritt unter der Maske der Harmiloſigteil ud Bieder
keit an den Vertrauenden en und wein in kligftet
Beile ſo lauge die Maste Ehrenhaftigkelt feltzu
halten, bis des Opfer total umgarnt iud naͤch feiner
Seite hin mehr ein Ausweg mohlich iſt Der Wuͤcht


Herr/ mit vornehmem Aeußeren, er kommil als ſchmu⸗
Lger Kravattenfabrikant⸗ dem ſein Metiet àu det
Stirn abzuleſen und dem die boͤllig verzweifelten
Opfer von gexiſſerloſen Helfershelfenn: zugetrieben
werden. Der Vucheter fordett auch den Leichtfinn,
wenn er eine Ausſicht ſieht, ſchließlich in irgend einer
Weiſe ſein Geld init Zins und Zinſeszins wieder zu
erhalten... Er weckt die Verſchwendung um aus demn
ruinirten Verſchwender am Ende um ſo ſicherer Geid
herauszupreſſen, wenn alle Widerſtandakraft berſchwun
den/ ieder ſittliche Halt zum Fenſter hinaudgeftogen
iſt. Die Wucherer fehlten nicht im graueſten Alter-
thum, ſie fehlen heute nicht und iberden auch in
uſend Jahren nicht verſchwunden ſein Haben dieſ
Leute guch andere Sprache und andere Kleiduug
gleich bleiht ſich überall die Durchtriebenheit und
Gewiffenlofigfeit, die nuheilvolle Kunſt, die ſchiechten
Leidenſchaften anderer zu wecken, ſich dienſtbar zu
machen und für ſich auszunützen, und das Beſtreben,
ohne Mitleid aus jedem ungluͤcklichen Vogel ſo viei
Exauszʒupreſſen, wie aus ihin nur herausjuprefſen iſt
Wie noch nie ein Wuchergeſetz dem Wucher ein Ende
gemacht hat, ſo wird das auch im vorliegenden Falle
nicht möglich ſein. Aber es iſt ſchon ſehr viel ge⸗
wonnen, wenn es gelingt, zu ſtrafen ſtreng zu ſtrafen,
wo Strafe wirklich am Plage. Wit dekurtheller
manche mitleidsloſe Rohheit und Brutalität, aber das
Gewerbe des Wucherers wird an Brutalität und
Erbarmungsloſigleit wohl kaum übertroffen Die
Selbſtmörder, welche der Spielbank in Monaco zum
Opfex fallen, werden gewiſſenhaft in den Beituugen
regiſtrirt; die Menſchenleben, welche der Wuͤcher zuf
dem Gewiſſen hat, koͤnnen leider nicht forigeſetzt re⸗

Und wieder ſchreitet Jean, nidht heimlichAiftig wie. ein
Hühnerftalplündernder Juchs, . Jondern.. wie ‚ein Gebitgs-
Löwe ' Drei Mal um den Billetjhalter, Das Puolikun
lacht wie der frijde Wandersmann, die Nafe fingerbelegt,
im Hahnenmarſch auf und ab wardeli ' Mag’8 Tacheun,
Hean murmelt efivaS vox. „Dumnen. Defterceidern”. Aber
daß der Billeteur. Hn nicdtk verfiehen wil?. ST ſchaut
den Mannn der’ Billete an, der Mann ift jhunım und blöde.
Schon läutet es zum Ciniteigen. Da tritt Zean FJacaues
unahe-undfragt nach dem Sifenbahnpreis nach D. ,, 3wankig
Sulden, mein Herr!” { die furze Antwort des Beamten:
YWber wie ein Turzförniger. Spartaner legt SJeay nochmals
den Finger an den vechten Najelflägel und Nilitert:. „Bır
Hreimaurer.| Umfonft1” 3 2

Ein Narr moͤgen Sie ſchon ſein!“ donnert der Wienet


_„Sennen Sie denn das Freimaurerzeihen nicht? Jabre
gmvoni erwiderte uuerſchuͤtterlich der ehrlidhe. Scdhwabe
Jean. — —

* — kenne ich Sie erſt recht als Narren! und Sanrit
— —— zu..

Wie Haus Jaloh heimgekonmen iſt, weiß ich nicht!
er jagt; ein Schwahe Fomme überall darch,.. außer hei
Wiener Sifenbahnmenfhen ! Das weiß ich, daß.. er Hm
hwarzen Adler nicht weniger ubexr / ſchlechle Wige“
08500,. wonit ex ſich an ſeinen Jreunden - rüchen wolte.

‚Da _ erhod {ih gefränkt.der Dberförfter.. „Sean Fein
vuhig! Da jind wir {-Abit Jhuld. Bei der Nückehr. Legt
ber verftändige Menich die Kinfe Hand aı die linte Yafe :
das qf„ifrezmaurergeufim! Wir hatten vergeffen es Dir zu
ſagen! —

Freundlicher Leſer ob gus Oeſterreich oder Sa —
oder fomft woher, verlaß Bich ıticht auf, den —
Zu bunteſt cuch „mit der linfen Dand' au der üntct
Naſe geprellt ſein Du biſt jicher Deine viersig Tahre
alt und Hajt errathen. ** — — 4 —
Einverjtändniß mit den: Bahndeamten: die ganze —
nach Vien vorber bezahlt und jo den Seun quf'8 —
gebracht halten Hean FacquesS- Hat : aber. dnE $ en
klugerweiſe aufgegeben


 
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