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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 181 - Nr. 190 (11. August - 23. August)
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— — — — vmd deiertage
nnt Unterhaltungsbeuage. Preis vierteljahrlich



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für Sfadt s“



Xunzeige=Blatt für die Amtsbezirte Heidelbera,
Ladenburg, Weinheim, Schwegßingen, Phılippsburg,















* ohne Traͤgerlohn u. Poſtauffchlag. Beſtellungen Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbach
\'—?i‘brüanfia{ten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?. Eberbach, Buchen Walldürn, T.Biſchoͤfsh., Wertheime.
2 — — : N A A D a "‘f a} — — von Eebr. guber 8 49
2 00 aui 8* in Heidelberg. heidelber — ttn 3. Lulſt 2 in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. 4 * .
— — — — *
Beſtellungen nur wirken dieſelben noch weit gefährlicher und durch bedeutend höher, als die Schundwerke, aber wenn

f * i

ü Cn „Bpälzer Woten‘ merden fortwährend bei

x““mzhg}‚ An an al bei ägeri

idtpie en voftaxſtalten, bei unieren Trägerinnen,

In anjerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſe entgegen jenommen.



“ Gin Borflag zur Bolfö-Grzäblungs-Literatur,

gegSehn man namentlich in induſtriellen und Fabrik⸗
ſich die Schaufenſter der „Buchhandlungen“
4 aus deuen ein großer Theil dex Arbeiterbe⸗
28 Groß und Klein, die „geiſtige Koſt“ bezieht,
8 Zan über die Beſchaffenheit derſelben gar nicht
Yepp. IM Zweifel jein. In langen Reihen {tehen da
5 Neinauder die bekannten Indigner⸗ und Räuber-
10 p;fbten‚ ſie bilden die Lektüre für die Kinderwelt,
gend

Defei beiderlei Geſchlechts. Für

die „Erwachſenen“


Me, die Literatur der Hintertreppen, worin Ver⸗


ü / . 7*
2 in bunter Reihenfolge abwechſein; die Hand⸗—
8 geht an einem ſchwachen Faden einher, und wenn
f




er *
M, alle8 endet „verſöhnlich? — ein Roman, der

8— dem Siege des Guten abſchließt, kann kein
d 7 ) ;

lächſten. Dieſe ganze Literaturſorte iſt reine
* Ikarbeit, alles über einen Leiſten geſchlagen, in⸗
8 * iſt nirgends zu finden, dafuͤr um Jo mehr

erth.

—— — hört man die Anſicht ausſprechen, die
Mar ichten mit den bunten Titelbildern, welche fabrik—
Blg von gewiffen. Firmen hergeſtellt werden, ſeien

Un °n, aber anftößig feien fie nicht.
ueber

ü
bigfer

Einer ſolchen
zuung darf man nicht beiſtimmen, ſchon daß ſie
panntheit ſchaffen, iſt ſchlimm genug, und von
ſen, durchaus nicht für das Kindergemüth und
d

— von Beifpielen belegen ließe.
gefor, Sücher mandern von Hand zu Hand, fie werden
5%‘8“ und zerleſen, bis Blaͤtt für Blatt abfällt, die
8 Nders „intereffanten“ - am“ meiften. — Aehnlich iſt
in den Schauerromanen für die Großen? die
— erſchreckendem Maße unter der Fabrik—







ihre detaillirten Schilderungen der entmenſchteſten

Rohheit, durch Verhöhnung der Obrigkeit und des
Chriſtenthums, entſittlichend nach jeder Beziehung.

Das Unheil, welches durch dieſe Art Literatur nicht
bloß in den Großſtädten, ſondern nicht minder in
kleineren Orten, wo nur Fabrikarbeiter-Bevölkerung


wird viel zu wenig beachtet.
Mit den Klagen über ſolche Schädigung iſt nichts


man hat es eben mit der Zeitkrankheit der Leſeſucht
zu thun,
ſeitigen, auch nicht durch homöopathiſche Mittel kuriren,



handlung mit der Zeit einigermaßen heilen kann. Der


auch, theuere Lektüre kann er ſich nicht anſchaffen, mit
Bibliotheken iſt ihm in den meiſten Fällen nicht ge—
dient, da entweder die Leſezeit ihm eine zu kurze iſt
oder die ſaubexe Rücklieferung ihm zu große Schwierig⸗
keit macht. Man kann dagegen aber mit Recht ſagen,
daß ein ſehr großer Theil der unbemittelten Staͤnde
gern nach beſſerem kernigerem Leſeſtoffe greifen wollte
wenn ihm derſelbe ebenſo billig uͤnd in ebenſo
ſich ſelbſt aubietender Form geboten würde, eine ge—

den Arbeiter ſehr viel aus.

Um alſo auf dieſem Gebiete der Schundliteratur
wirkſam zu begegnen, müßte man verſuchen, ſie mit ihren
eigenen Waffen zu treffen, und zwar: a) die Kinder⸗
und Jugendliteratur. Gute moraliche Erzählungen mit
einem recht bunten, auf das Kinderauge Eindruck


man bedenkt, daß zahlreiche Verleger von Schauer—
romanen und dergleichen in wenig Jahren ſehr reiche
Leute geworden ſind, dürfte auch ein Verleger guter
Schriften für die unteren Volksſchichten gerade bei
billigſtem Preiſe und Maſſenabſatz noch recht gut
ſeine Rechnung finden, wenn er den Vertrieb ähnlich
einrichtet, wie die gegneriſche Konkurrenz, namentlich
durch zuverläſſige Kolportage. Indeſſen wäre es auch
unſeres Erachtens durchaus angebracht, wenn auf dem
Wege der Sammlung Mittel aufgebracht würden, ein
ſolches Unternehmen im großen Stile — nur ein
ſolches kann wirkjam eingreifen — entweder ſelbſt zu
begründen oder es zu unterſtützen, bis es, was nicht
lange dauern würde, auf eigenen Füßen ſtehen könnte.
An Schriftſtellern würde es, falls der Plan hin—
reichend bekannt gemacht würde, unſerer feſten Ueber—
zeugung nach nicht feblen; zahlreiche katholiſche
Schriftſteller und Schriftſtellerinnen mit erfreulicher
Begabung wiſſen ja jetzt nicht, wo ſie ihre Produkte


und ihnen würde zugleich eine Richtung für ihr
Schaffen beſtimmt. Ob der wohlgemeinte Vorſchlag
— mehr ſoll es nicht ſein — nicht vielleicht der Er—
örterung werth wäre?

Deutſches Reich.

Berlin, 21. Aug. Auläßlich der bevorſtehenden
Handelsvertragsverhandlungen mit Rußland werden
die Handelskammern zu einem Gutachten aufgefordert.
Wie derDnevnik Warczeski“ aus Petersburg erfährt,





welche mit erlaubten Mitteln guten Zwecken dienen
würde, alſo ahmen wir das getroſt nach. Dann
aber müſſen dieſe Schriften recht billig ſein und
recht zahlreich aus der Preſſe kommen auf die
Maſſenderbreitung berechnei ſein und es in jeder
mit der fabrikmäßigen Schundliteratur auf—
nehmen können b) Die Erzählungs Literatur für
Erwachſene muß in der Art ihres Erſcheinens: Liefer⸗
ungen von einem bis zwei Bogen mit Umſchlag, ſo—


aufnehmen und ein draſtiſches Aeußere, das allen An-
forderungen der Moralitaͤt ſtreng entſprechen kann,
zur Schau tragen.

Allerdings kommen Schriften von innerem Werthe,
zu ſolchem Preiſe geboten, in den Herſtellungskoſten

ruiſſiſch⸗deutſchen Zollübereinkommens außer der Auf—
hebung der Getreidedifferenzialzölle eine Zollermäßig—
ung auf ruſſiſches Naphta, die Aufhebung der Diffe—
renzialzölle auf ruſſiſche Forſtprodukte und Zollfreiheit
für Flachs und Hanf.

* Berlin, 21. Aug. Die „Germania“ bemerkt
in ihrem heutigen Leitartikel, Mainz und Rom“:
In der Lentrumspartei herrſcht eine Einigkeit und
Entſchloſſenheit, die niemals größer war In einer
Controverſe mit der „Poſt“ ſagt die „Germ.“: Auch
der Mainzer Katholikentag wird die Einmüthigkeit
aller Katholiken darthun, das italieniſche Königtium
werde in Verſöhnung mit Rom eine Verſtaͤrkung
finden, da es alle ſtarken chriſttich konſervativen
Elemente dadurch um ſich ſchaare Daß Nuntius
Agliardi der Mainzer Verſammlung beiwohnen wird,
ändere an dem Charakter und der Aufgabe derſelben
nichts.





5 — — — —
Original Erzaͤhlung von Mary Dobfon.
Nachdruck verb.

an, * Männer blickten ſie forſchend, ſich aber betroffen
der Greis fuhr fort; *
4 iſts Kind? Laß es uns wiſſen —
Jarg ” 4S YHt vielleicht. eine Thorheit von. mir, Onkel Leon-
Mıhy z ND mroglichertweije werdet Ihr üher mich lacdhen,“
Ageno el nna fort, Dderen Augen einen feuchten Glanz
u — Ich hatte mir aber das Verhältniß
Icht Inem Bruder ſo ganz anders gedacht, doch ſind wir
MEefewochen kennen uns erſt ſeit einigen
wuͤt 1e Nänner tauſchten nochmals einen Blick, der aber
Leu elche ibre Augen abgewandt, entging, und Onkel
< C fagte beruhfgend: . . E
\sf}t'@ Arın Viegt’3 ja eben, mein Herzenskind, und müßt
\Nhr 2 in das Euch neue Verhältniß hinein finden. Bis
chredee wigderſehi, ſeid Ihr dadurch einander näher

*

\\

%Inné'{u Magit Recht haben, Onkel Leonhart,” entgegnete
üB s ) momentaner Baufe, in der fie Ichnell überlegt,

Meigay * alle Theile‘ e3 richtiger jei, Ddiejen Bunkt nicht

ich 8 erörtern, und ich werde ihm dabei gewiß ſchweſter⸗

y „ genfommen — * *

8 “an E t’8 Recht, Anna unterbrach der Capitän, „und
rief * 2* erfahren! was Alfred uns ſchreibt,“ deſſen

ete:

Sr Mn n ⏑
Nhr A lehmend. daß dem Briefe des Dr Schwarz zufolge
* Seitern. oder hHeute Heimgekehrt jeid,, . {predhe ich Dir
bla Hlrichtigite Theilnahme ‚über Deine und Anna’s
HL Bh_d)e ungefährliche Erkrankung, wie auch meine
od — über Eure Genejfung aus, . Im erſten
On qa alinıte ich Dr. Schwarz, daß er mir nicht früher
R ein%e‘cf)rieben, ailein er hat wahl richtig gehandelt, und
Addpp:StOBe Sorge erfpart, in der ich vielleicht gar nach

Wos Bereift wäre. . ;

*S mich belriffi ſo kann ich nur ſagen, daß ich noch



immer durch den unglücklichen Fall zu leiden habe, und
zwar durch früher nicht gekannte Kopfſchmerzen, von denen
auch der Arzt meint, daß ſie erſt nach und nach ſchwinden
würden. Borläufig bleibe ich noch hier, ſobald aber die
Arbeit aufhört, begebe ich mich nach Berlin und München,
um dort noch weitere Studien zu verfolgen, und werde ich
meine Vaterſtadt und Euch wohl im nächſten Frühjahr
wiederſehen. Du, mein lieber Onkel wirſt mir gewiß ge-
jtatten, Dir unterdeß von meimem Thun und Ergehen zu
berichten, wie ich Dich auch bitte, dasfelbe in Bezug auf
Euch _ zu thun.

Hoffend, daß Ihr Euch des beſten Wohlſeins erfreut,
bin ich mit den herzlichſten Grüßen

Dein aufrichtig ergebener Neffe
Alfred Frank.“

Während Capitän Eichsfeld auch dieſen Brief zu Ende

geleſen, war ihm wie



erheiterten, was ihnen nur zu erklärlich war. Das Schrei—
ben in den Umſchlag ſchiebend, heftete er einige Secunden
ſeine Blicke nachdenklich darauf denn der kühle Ton feines
Neffen hatte ihn unansenehm berührt, und er ſagte:

Alfred handelt gewiß richtis dieſe Studienreiſe zu
unternehmen, die zu ſeiner höheren Aushildung noch er⸗
jorberlich ijt. In den nächſten Tagen aber will ich ihm
ſeies Kopfleidens wegen ſchreiben dauit er die tüchtiglten
Aerzte von Bonn und Berlin zu Rathe zieht !“

Anna ward hier von Doroͤtheg abberufen und als die
Thür ſich hinter ihr geſchloſſen fuhr der Capitän fort:

„®Senau genommen thut der . arme Junge mir leid,
denn der — Grund weshalb er den Winter nicht
hier ſein wil iſt Har genug — —“

Er wird aber wohl lhun, ſeine Neigung zu Anna
zu unterdrücen,” unterbrach . ernit ‚Dnkel Leonhart, „ der,
wenn ich — beurtheile, er noch immer nachhängt !“

Das wäre diẽ groͤßte Thorheit von ihm,“ entgegnete
Exſtexer lebhaft, nachdem er Annas und meine beftimmte
Anſicht in der Sache erfahren. Ihre Gefichtszüge mußten
nur f deutlich ihre Freude — — daß er
nicht kommt, denn ich haͤlte ihm den Aufenthalt in meinem



Hauſe wenigſtens anbieten müſſen, wenngleich nach allen
Ereigniſſen er hier wohl kaum lange geblieben wäre!“

Da Anna nicht wiederkehrte, erhoben ſich auch die
Männer, und während der Capitän ſich anſchickte, zur
Stadt zu gehen, um Georg Langenberg und ſeine Schweſter
zu überraͤſchen, ſah Onkel Leonhart ſich nach ſeiner
Pfeife um, die er während des gaͤnzen vorigen Tages
entbehrt hatte.



26.

Dex Herbſt wax dahingeſchwunden und auch der Winter
ging mit heiteren Märztagen zu Ende. Die Bewohner des
Eichsfeld ſchen Hauſes erfreuten ſich des beſten Wohlſeins
es ſchien ihnen ſelbſt, als hätten ſie alle Krankheit oder
auch nur die Neigung dazu in den Thüringer Bergen
nrückgelaſſen. Dennoch war Anna oft von plöblicher

ngſt um ihren Vater ergriffen worden, die ſie aber nur
der verſchwiegenen Dorotheg auvertraut, und mit pünkt⸗
licher Genauigkeit hatte ſie im Stillen alle ihr von Dr.
Thurnau gegebenen Rathſchläge hefolgt. Auch war er
ſelbſt in ſeiner Lebensweiſ porſichtig geweſen, und ſein
Hausarzt wußte dieſe Vorſicht, die geboten war, wach zu
erhalten. _ Y

Die Zeit war ihnen ſchnell genug vergangen. Der
Capitän hatte die lang erjehnte, beftimmte Thätigkeit im
Comptoir ſeines jungen Freundes gefunden, indem er als
beſonders ſprachkundiger Mann dort täglich einige Stunden
als Corxeſpondent arbeitete. Angg hatte ſich unterdeß
Ankel Leonhart gewidmet, ihHre Mujik- und Malübungen
betrieben und oft auch hülfreiche Hand in der Haushaltuͤng
geleiſtet, nachdem auf Empfehlung Dorotheens Schweſter
zu Langenberg's gegangen, weil In der ihr unbekannten
Stadt Marie einer zuverläffigen Stüße bedurfte. Verab⸗
redetermaßen empfingen Eichsfelds zu Weihnachten und
Neujahr den Beſuch der Familie Thurnau, und ſie hatten
Ales aufgeboten ihnen den Aufenthalt in der ihnen neuen
Stadt ſo genußreich wie möglich zu machen, was ihnen
auch gelungen und von Erſteren dankbar anerkannt wuͤrde

Fortſetzung folgt)


 
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