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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 241 - Nr. 250 (22. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1003

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Ync ber Sonn- und Weiertage






Auzeige Blatt fur die Amkebezirke Heidelberz,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippoburs
Wiesloch,/ Bruchfal, Breiten, Ne — rgemänd, Mosback
Eberbach, Buchen Walldũrn/ T.B. — —



Redolteur:








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8r RA — Red⸗ \ Bs ;{i;}! — — 69
— — Iu Jecker in Heidelberstz. ] 4 l — —— 4. 84 8
— — — 2 — —




für die zwei Monate

Quf s }
den „Bfälzer Boten“ werden von allen Boft-
o &_Q“?!i und Laͤndbriefträgern, von den Trägerinnen

8 von der Expedition angenomwen

; r 1 Ian
M Ginweihung der Sohloßlirde zu Wittenberg.
ve Am 31 Oktober, an dem Refarmationstag:,
anmelten ſich guf Einladung des Kaiſers mit on
treg, Y aNgelijchen Fürften Deutijhlands, fowie Ver⸗
T der Könige von Schweden und Dänemark, in
Ib'‚}g“tberüabt Wittenberg zur Einweihung der neu
— — Schloßirche, an deren Thür an
lelben Tage vor 375 Jahren Luther feine 95
en gegen den Aolaß augefchlagen hat. .
die Die Thür der Schloß- und Uniperſitäts Kirche
8 te zu Luther's Tagen und nech in ſpäterer Zeit
Ya »ſchwarzes Brett“ der Univerſität, und. dahe; er⸗
8 es ſich, warum Luther gerade dieſen Platz
—— um am 31. Oftoder anzufündigen, ‚ daß er
?l;e Sonntag darauf über jene 95 Theſen predigen
*. Ueber zwei Jahrhunderte widerſtand die
roſe Schloßkirche -und jene Theſen-Thür den
Fenen der Zeit. Im ſiebenjährigen Kriege aber,
der Nacht des 13 Okt. 1760, ward die Licche
\Qap UF die ſtarken Mauern eingeäfcheit. Nach 10
Ören wmard Ddie Kirche wieder nach dem Vorbilde
— Baues aufgerichtet, um nach 44 Jahren
z Mals jchwere‘ Kriegsleiden über ſich ergehen lafſen
d ü“üljen. Im Jahte 1813 war Wittenberg noch
* den Franzoſen beſetzt und mußte von den deut—
* Zruppen belagert werden. Arg Haufte Ddie frau⸗
{tä Ie Befagung in der Schloßkirche; über den Grab—
ließ der fran—



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1
b.
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de

Dt.t_en Luthel's und Melanchthons
* %e Commandant Roßmühlen Feuer anlegen. *
—— Bombardement am 28. September 1813
15)J guch den Thurm der Kirche, der, in ſeinen Glu—
j * ſich zuſammenſtürzend, ebenfalls die Kirche

beſchadigte.
der Nach dem Friedensſchluſſe, als Wittenberg und
die Clbfreis von Sachſen an Preußen, übexging, ging
Laiche Verwaltung ſofort an die Wederher—
8 der Kirche. Auf den Wiederaufbau des
—— hat die Regierung angeblich aus fortifika⸗

* Rückſichten für die kleine Feſtung verzichtet.
wrberüewng der Kirche am —

— — Gaſthaus.

von A. K. Green.
nich' Dabei ſuchten Marahs ihn, nicht mich, das machte
ſend; ich {prang elmjor, ich vergaß alles um mich

Umpinc HOloffen, dieje Ungewißheit auf der Stelle zu enden
öimm“ ich ſie mit den Armen und trug ſie in ein anderes


1817 wohnte König Friedrich Wilhelm bei. Dieſe Feier



Bei der dritten Säkularfeier des Todestages Lu—
thers, den 18 Februar 1846, weilte König Friedrich
Wilhelm IV. in der Kirche und verſprach bei dieſer
Feier anſtaͤtt der im Jahre 1760 verbrannten „The—
fen⸗Thüre“ eine neue Thüre mit den Theſen der Kirche
zu ſchenken. Meiſterhände haben den Entwurf zu
dieſer Doppelthür angefertigt und ausgeführt; ſie iſt
durch 6 Säulchen in 6 Felder getheilt, auf denen
die 95 Theſen eingegraben ſind Ueber derſelben iſt!
ein Gemälde angebracht! das im Hintergrund die
Stadt Wittenberg zur Zeit Luthers, rechts auf gol—
denem Grund Luther mit der deutſchen Bibel, Uinks
Melanchthon mit der Augsburger Confeſſion, und in
der Mitte im Vordergrund den gekreuzigten Heiland
zeigt. Als die Thür 1858 enthüllt wurde, hatte ſchon
ſchwere Krankheit den Lönig befallen! Bei dieſer
Feier fiel nun der ärmliche Zuſtand der ganzen Kirche
im Gegenſatz zu dem eben geſchaffenen Kuͤnſtwerk auf.
Als Kaiſer Friedrich IUI als Kronprinz im Jahre
1883 zur 400jährigen Lutherfeier nach Wittenberg
kam und den eigentlich unwürdigen Zuſtand der Schloß⸗


derherſtellung dieſer Stätte Der Sohn führte die
Pläne des dahingeſchiedenen Vaters zu Ende. Kaiſer
Wilhelm hat faſt alle Einzelheiten des Baues und
der künſtleriſchen Ausſtattung der Kirche perſönlich
überwacht.
Der Umbau begann am 24. Juli 1885; nachdem
Kaiſer Wilhelm die Entwürfe genehmigt hatte.
Es handelte ſich hierbei eigentlich um einen Neubau
der Kirche, aber unter Beibchaltung der alten Um—

faſſungsmauern und Wiederhinzufügung des alten
Thurms. Während ſich das Aeußere an die alten

Formen anlehnt, iſt das Innere in Stil und Aus—
ſtattung zu einem Tempel der Reformation geworden.
Vor den Hauptpfeilern des mittleren Schiffs ſtehen
die überlebensgroßen Statuten Luthers und Melaͤnch—
thons und von ſieben ihrer @® noffen. 52 Wappen



—— und gedemüthigt zu werden. —
unbẽiß ** fühne That ſchien ſie zu exſchrecken, ſie blieb
Fo fie hingeleßt hatte. ;
„Wofzcren Deine Worte ür mich beftimmt?“ fragte ich.
%efie[nei du mir zu verſtehen geben, daß Du Deiner
. A Cdig zu fein mwünichelt ?“ . .

die eln Teijes Beben flog durch ihre Glieder; fie nahın
e — ihrer Bruft und zerpftückte die Blätter, die
79 veritreute. —

din é'[?e““ es nur goldene Feſſeln wäxen,“ rief ſie. Ich
elnz weil wir in Armuth leben jollen. FOhH muß im
“e\ci)m — mich mit Juwelen fchmücen, einer zahl-
den S sb“*nmdz)aft zebieten und den Stolz der Frauen in
Dei Q W freten, Ddie mir nicht an Schönheit gleichen.
Haus mit der altväteriſchen Küche iſt mir
Aintdem kargen Leben und der büxaexlichen. Ehr⸗
Fhe 4 mir bietelt. Wärejt Du Ichon wie Aldonis
el {

&) gleich. Ich dürſte nach den goldenen Freuden⸗
ierde Lebens und Du zwingit mir den gemeinen
eihen 5* in Ddie Hand daͤs kann ich Dir nie ver—

Düätte ich gewartet —“
{Q“Q"n@e‘reh 1Omwieg und rang nach Athem. Meine ganze
9 _„@bm‘mme Eiferſucht brach jetzt unaufhaltiam hervor
3 Urquhart vermag Dir nicht einmal einen
'@‘rb ni(ht“ zu bielen,“ rief ich. „Er befißt nichts und
atte — ** werdeu, als bis er Miß Dudleighs
orden iſt.“
8 ich das etwa nicht?“ ſtieß ſie leidenſchaftlich
e _ Laj‚?cmfl Du, wenn daͤs anders wäre, ich

„Si 2
* fockte, ob aus Klugheit oder Scham,“ kann ich



und Ritter, die bis zum Jahre 1549 thätige Förderer
der Reformation waren, ſchmücken die Emporen, 22
bronzene Reliefporträts anderer Fürſten, Künſtler und
Humaniſten zieren die Pfeilerverbindungen; in 8 be—
malten Fenſtern ſind die Wappen von 198 Städten.
die ſich der Reformation zuwandten, angeordnet;
unter dem Mittelfenſter des Chors, welches die


einem einzigen wilden Erguß ihre ganze Seele enthüllt!
Da ſie dies nicht that, zitterte ich zwar vor Zorn und
Eiferfucht, aber ich ſtieß ſie nicht von mir.

„So giebſt Du es alſo zu —“rief ich.

„Aber ſie wollte nichts eingeſtehen. „Ich liebe keinen,“
verſicherte ſie, „keinen. Was ich will und haben muß, könnt
ihr mir beide nicht geben.“

„Es mag Ihnen unglaublich erſcheinen, aber als ſie
ſo ſprach, faßte ich einen kühnen Entſchluß Sie ſollte
haben, was ſie begehrte. — In dieſem Augenblick beherrſchte
ſie mich ſo völlig, daß ich ihr Königreiche zu Füßen gelegt
hätte, wären ſie mein geweſen. Ich kannte ihre niedrige
Sinnesart und Herzloſigkeit, ich war überzeugt. daß ſie
eine Hingebung wie die meine, auch nicht von ferne ver—
ſtehen, geſchweige denn erwidern könne, und trotz alledem

wollte ich ſie nicht laſſen. Ich ergriff ihre Hand mit
Innigkeit.
„Du weißt nicht, was ein Mann vollbringen kann,

wenn er liebt,' rief ich. „Vertraue auf mich, werde nur
erſt die Meine, wie Du verſprochen haſt und früher oder
ſpäter ſoll Dir werden, wonach Du verlangſt. Ich bin
kein Schwächling, kein unfähiger Menſch. Dem Ehrgeiz
bietet die Politik ein weites Feld. Bricht der Krieg aus
wie zu erwarten ſteht, ſo ſollſt Du mich in den vorderſten
Reihen ſehen — wenn Du mein Weib wirſt und mich be—
geiſterſt.“

„Es lag Verachtung in ihrem Blick, als ſie exwiderte;
„O, ihr Männer, mit einem Verſprechen glaubt ihr uns
alles zu geben. Ein Krieg! Was anderes haben Kriege
im Gefolge als Verderben und Verwüſtung, zerſtörte Häuſex
und vernichteten Beſitz? Bringt das Geld oder Luſt?
Und dieſer Krieg um die ſogenannte Freiheit! Mit zer—
riſſenen Schuhen und leerem Magen werden die Leute ins
Feld ziehen und nichts heimbringen was der Mühe werth
war. Was geht mich ein ſo bettelhafter Krieg an? Ginge
es nach mir, ich ließe mich von dem erſten Offizier mit—
nehmen, der nach England zurückkehrt und bliebe auf
immer dort. Ich haſſe dieſes neue Land mit ſeinen rauhen

Kreuzigung darſtellt, iſt eine Gedenktafel mit den
Hauptdaten der Geſchichte der Kirche angebracht van
denen wir hervorheben: 1517 —

y


Theſen von Martn

Luther; 1817 Wiederherſtellung unter König
Friedrich Wilhelm IIl., 1885 1892 Umbau unter
Kaiſer Wilhelm Kaiſer Friedrich 111., Kaiſer

Wilhelm lIl. Ein Kaiſerſtuhl und ein Fürſtengeſtühl,
in Eichenholz geſchnitzt, haben ſeitlich vor dem Altar
ihre Aufſtellung gefunden. Das Fürſtengeſtühl ent—
hält auf jeder Seite elf Plätze. Der Altar zeigt in
der Mittelöffnuug den Heiland zwiſchen Petrus und
Paulus.

Sieben Jahre hatte der Umbau gedauert,
nun wurde am Montag die Kirche ihrer Beſtimmung
übergeben durch Kaiſer Wilhelm, der mit den prote—
ſtanſiſchen Fürſten durch die Pforte eingegangen iſt,
welche die 55 Theſen in Bronze darſtellt.

Der Thurm hat die meiſte Veränderung erlitten;
beim Beginn des Umbaues nur 33 Meter hoch erhebt
er ſich jetzt 88 Meter. In einer Höhe von 50 Meter
läuft um den Thurm ein Moſaikfries (aus 750, 000
Steinchen zu je ein Quadrat-Zentimeter zuſammenge—
ſetzt), welcher auf dunkelblauem Grunde in meterhohen
Buchſtaben den Anfang des Lutherliedes: „Eine feſte
Burg iſt unſer Goit“ zeigt. Während dieſes ganzen
Jahrhunderts ſeit der Einäſcherung Wittenbergs 1813
mußte die Schloß- und Lutherkirche, wenn ſie zum
Gebete rief, die Glocken der nahen Stadtkirche in
Anſpruch nehmen. Jetzt tönen aus der Glockenſtube
drei ſchwere Glocken voͤn einem Geſammtgewicht von
110 Zenmern.





und







Eine Anzahl proteſtantiſcher Zeitungen hatam Seun
tag und am Montag je nach Geſchmack einen der bei
folgenden Feſt⸗Artikel veröffentlicht, die wir ause
wiſſen Gruͤnden auch veröffentlichen. Sie ſind geg
die Kulturkampfzeit ſehr maßvoll abgefaßt und lauten:

LZum 31 Oktober So langè es eine
deutſche Geſchichte gibt, wird dieſer Tag einen Sonnen—
aufgang bedeuten. Am 31. Oktober ſind 375 Ja
vergangen, ſeit Martin Luther ſeine 95 Theſen an




die Thüre der Wittenberger Schloßkirche anſchlug und
damit ſein graßes Reformationswerk begann Das
geſchah als Papſt Leo X. unſer deutſches Land zu

einem Marktplatze gemacht hatte, auf dem er,
Geld für den Bau der Peterskirche in Rom zu er—
haudeln, den Sündenerleß für Lebendeund
Verſtorbene gegen klingende Münze
verkanfen ließ! In der Nähe von Wittenberg
in Jüterbog, trieb gerade damals der Domini—

rmr
Um








Sitten und ſeiner Volksregierung. Ich möchte nur leben,
wo ich hoch über der gemeinen Maſſe ſtehen kann, die ſich
vor mir bückt.“
Eine Feindin des Vaterlands, eine Arxiſtokratin!
Abermals ein Abgrund, der ſich zwiſchen uns öffnete. Ich
betrachtete ſie mit Grauen und mußte ſie doch bewundexn

Sie erſchien mir wie der verkorperte Stolz; ſelbſt der
Ausdruck von Zorn und Verachtung erhöhte noch ihre

Schönheit. Ihre Grundſätze verabſcheute ich, aber ich
fonnte dem Zauber ihHrer Blide, dem unerklärlichen Reiz
ihres WejenZ nicht wiederitehen. Sie war eine Könie
in einem Reiche, wo Recht und Unrecht für leere We
gelten, mo Ddie Schönheit mur ibre ſelbſtſüchtigen?
derfolgt, unbekümmert um göttliche und menſchliche Geſet
Ich wußte es, ich erkannte es alles klax und doch zauderte
ich! In drei Tagen ſollte ſie mein Weib ſein — dieſer
Gedantke raubte mir jede Uebexlegung..

Du maͤchſt ſchöne Pläne, fuͤhr ſie fort „wie Du mir





s
orte

gebei wirſt, was ich perlange, ſobald Du es ſelbſt er-
rungen haſt. Aber ich kann daxguf nicht waxten. Ich
muß es jetzt haben. Um den Reichthum zu beſitzen, der

von rechtswegen mein ſein ſollte, würde ich ales thun
Ich würde mein Leben wagen, würde durch Feuer und
Vaͤſſex gehen, ja ich würde *

Sie hielt inine und ich ſah die Adern auf ihrer
Stiru ſchwellen Sie ſann nach — ſann und rittete
Mir war als fähe ich den Schatten eines ſinſtern Unheits
fich über uns bleiten Ungeſtüm ſchlang ich meine Axn







um fie, i wollte die Zämonen mit weinen Kiſſſen ver
Scheuchen. Ich bat, ich flehte ſie an, die boöſen Gedanken



zů fliehen und ein Weib zu ſein das ich lieb und werth
haͤlten koͤnne Endlich gelang es mir, ſie zu erſchüttern
Sie riß ſich los, der finſtere Schatten ſchwand von ihrer
Stirn, ſie hatte ſogar ein Lächeln für mich. Und war es
wirklich eine Thräne, konnte es eine Thräne ſein wos
einen Moment in ihrem Ange funkelte als ſie ſich halb
ſchniollend haͤlb herriſch akwandte? Sicher wußte idh es
nicht aber bei den bloßen Gedanken ſchwoll mir die Bruſt
zum zerſpringen.

Fortſetzung folgt)


 
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