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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0027

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Erfdheint taylım en Arenadae der Gosue unn Feiertage
Samſiags uii — — — —
M, 120 ohne X igeri.5e m Poftanffchlag. . Beftelungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Crpedition Zwingerfiraße 7.



2 2—
— —



fit Flall!



Ar 6

Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.





Anzetqe=BLatı für Die Aimntebezir"e 4 ra
cwenourg toemheim, œexmgen, Philippsburg,
— Bruchſal Bretun, Neckargemund, Mosbach.
Werhach, Buchen Valldarn, T-Biſchofed Werthenne

* Sabrg.

B, Berlag ı. Sypedition von Gebr. Yuber
in Seidelberag, Zivingerüraße 7,







— — — —
Beſtellungen

uf den „Pfälzer Boteu? werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
bwie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſtraße 7 entgegen zenommen

Verlag des „Pfälzer Bote.“

Lentſches Reich

Berlin, 7 Jan. Im Praͤſidium des Reichs⸗
tages beſteht im Einvernehmen mit der Regierung
die feſte Abſicht, die Reichstagsſeſſton, wenn
irgend möglich, vor Oſtern zu Ende zu bringen. Der
Reichshaulhait und das Kraukenkaſſengeſetz werden
Bei
verſchiedenen anderen Vorlagen, deren Einbringung
kisher als wahrſcheinlich bezeichnet war, ſcheint die
Ausführung dieſer Abſicht fuͤr die gegenwärtige Reichs⸗
tagsſeſſion wieder aufgegeben zu fein, ſo daß ſich der
Arbeitsſtoff nicht mehr aͤllzuſtark erweitern dürfte.
Berlin, 7. Jan. Die Einleitung der Digeipli⸗
narunterſuchung gegen den Abg. v. Limburg⸗
Stirum wird beſtaͤtigt. v. Limburg⸗Stirum gehört
zu den Beamten, welche zur Dispoſition ſtehen, und
war auf Grund des Geſetzes vom 21. Juli 1852




gegen die Politik ſeines Reſſort Chefs erſchiene ge—
eignet, unſere auswärtige Politik im Inland ı. Aus-
land herabzuſetzen. Ber Poſt zufolge ſchrieb Graf
aprivi ſelbſt an Limburg⸗Stirum, ob er den
Axtikel verfaßt habe und ſich deſſen bewußt geweſen
ſei, daß er ſich gegen die Disciplin vergangen Herr
v. Limburg Stirum antwortete, er habe gewußt, was
er gethan habe, und ſehe dem angedrohten Verfahren
mit gutem Gewiſſen entgegen.

Berlin, 7. Jan. Vier große ſocialdemokratiſche
Volksverſammlungen nahmen ne Reſolution an, in
welcher es heißt, es ſei eine Ehrenpflicht der ſozial—
demokratiſchen Arbeiter, die ausſtändigen Buchdruͤcker
mit allen Kräften zu unterſtützen Hierauf wurden
Tellerſammlungen für die Ausſtändigen veranſtaltet.



Ausland.
*Rom, 3. Jan. In der Stadt Rimini wurde





am Sonntag vor Weihnachten
Aufführung gebracht, betitelt,Il Nazareno“, und
ſchen mehrere Tage vorher durch Maueranſchlaͤge an⸗
gekündigt, als eine Reihenfolge von mit kreicher
ſceniſcher Dekoration ausgeſtattetien lebenden Bildern
des Leidens. des Todes und der Auferſtehung des
göttlichen Welterloſers. Es handelte ſich dabei nicht
um eine vom Geiſte der Frömmigkeit durchdrungene
und fromme Erbauung bei den Zuſchauern fördernde
Veranſtaltung von der Art der Oberaminergauer
Paſſionsſpiele, ſondern lediglich um eine Commödianten⸗
Speculation. Obſchon eine ſolche Profanirung der
heiligſten Geheimniſſe unſerer Religion durchaus zu
mißbilligen iſt, ſoll von Seiten der mitwirkenden
Künſtler wenigſtens der Anſtand gewahrt worden
ſein Jedoch nicht ſo von Seiten des Publikums,
oder vielmehr eines großen Theils desſelben Beim
Erſcheinen des den Heiland darſtellenden Künſtlers
wurde von einigen in den Logen zweiten Raͤnges
ſitzenden jungen Leuten das Zeichen zum Unfug he⸗
geben, worauf zahlreiche Parterre⸗Zuſchauer mit
Pfeifen, Heulen und den gemeinſten Zoten antworteten.
Mit dem Verlauf der Vorſtellung nahm der Tumult
ſtetig zu, ſo daß man ſich in eine Verſammlung von
lauter Teufeln verſetzt glauben konnte. „Nieder mit
dem Nazarener!“ „Wir wollen keinen Gott!“
„Nieder mit dem Vatican!“ „Tod den Pfaffen!“
ſo wurde von allen Seiten her gebrüllt. Nur einmal
wurde ſtürmiſcher Beifall gezoͤllt, und zwar galt
dieſer dem Kuß des Judas. Dann mußte das Orcheſter
die Garibaldihymne ſpielen, welche von der ganzen
Bande mitgeſungen wurde. — Ohue Schauderu kann
man nicht an die Zukunft eines Volkes denken, von
dem ein Theil ſolche Gräuel verübt und der andere
ſie ruhig geſchehen läßt.

Roin, 7. Jan. Pater Schroeder wurde wieder
zum Rektor des Germaniſchen Collegs ernannt.

Aus Bades

*Heidelberg, 8. Januar.
— Zur Erſatzwahl im Bezirk Waldkirch wird
heute gemeldet: Seitens der Centrumspaͤrtei
iſt für die bevorſtehende Erſatzwahl Waldkirch⸗Emmen—


aufgeſtellt. Derſelbe iſt von dem Äusgleich der Wald-
kircher Gewerbebank den Elzthälern vortheilhaft be—
kannt — Die freiſinnige Partei hat die Candidatur
des Ochſenwirths Schill von Gutach zurückgezogen.


der liberale Bürgermeiſter Seufert in Waldkirch.




— Bandwerkerbewegung Das officielle Organ
des Allgemeinen deutſchen Handwerkerbundes, die All⸗
gemeine Handwerkerzeitung in München, bringt einen
Aufruf zur Betheiligung an dem Deutſchen In—
nungs- und allgemeinen Deutſchen Hand—
werkertage, welcher vom 14 bis 16. Febr in
Berlin ſtattfinden ſoll. Derſelbe weist hin auf die
Handwerker⸗Abordnung, welche am 3. Zuni 1890
vom Kaiſer empfangen wurde, die Handwerker⸗Con-
ferenz und die Interpellation der Abgg. Hitze und
Gen. welche im Reichstage am 24 Rovember zur
Berathung gelangte und einige Aufklärung brachte.
„Ein Theil der Beſchwerden des Handwerlerſtandes“,
heißt es in dem Aufruf, „ſoll eins geſetzliche Abſtell-
ung erfahren. In der Hauptforderung der Hand⸗
werker⸗Bewegung indeſſen namentlich in Bezug auf
die geſetzliche Erlangung des Befähigungs⸗Nachweiſes,
iſt unzweideutig eine Ablehnung in Ausſicht geſtellt
worden. Statt deſſen ſind die Handwerker auf eine
ſehr in Nebel gehüllte, Orgauiſation des Handwerks
vertroͤſtet worden. Ueber die in Ausſicht ſtehende
Erfüllung gewiſſer Forderungen iſt man gewiß be⸗
friedigt und hofft, daß auch thatſächlich die zemaͤchten
Zuſagen in nächſter Zeit ihre Verwirklichung finden.
Wegen der Ablehnung des Befähigungs⸗Nachweiſes
dagegen hat ſich unzweidentig eine große Erregung
der Gemüther hemächtigt. Auf dem Haͤndwerkerta
ſoll über den Verlauf und die Ergebniſſe der Con?
ferenz Bericht erſtattet, dann die Forderung des Be⸗
fähigungsnachweiſes von neuem erhoben und die
Stellung der Innungen, Innungs-Ausſchüſſe und
Innungsperbände in den regierungsſeitig berheißenen
Handwerkerkammern näher beſtimmt werden. Unſeres
Erachtens wird es für die Handwerker vor allen auf
eine brauchbare Or ganiſation ankommen, und
in dieſem Falle wären die Handwerker vielleicht auch
geneigt auf den Befahigungsnachweis zu verzichten
zumal derſelbe, wie die Erfahrung in Oeſterreich ge⸗
lehrt hat, keineswegs ſich als ein Allheilmittel erwie⸗
ſen hat. Es wird eben darauf ankommen, wie die
Handwerkerkammern ausgeſtoltet werden. Wie aber
auch dieſe Ausgeſtaltung erfolgen möge, ſo wird den—
noch jedes Handwerk ſeine beſondere Organiſation
haben müſſen, und dieſe Organiſation wird nach wie
vor die Genoſſenſchaft bleiben. K. V. B.)

— Eine Schmach und eine Schande iſt es,
wie Leute, die ſich chriſtlich und nach dem Evangeliuni
nennen, in den Blättern des Evangeliſchen Bundes
über die Katholiken herfallen. Seit Oktober vorigen
Jahres gibt Dr. Pfleiderer in Ulm eine „Litterariſch



Schlechter Seumuns. Hügel, Sendler und deſſen Tochter raſch das Gerichts- Humoriſtiſches
zimmer.
32) Criminal-Novelle von Carl Ed. Klopf er. Im anſtohenden Zimmer ſank Marie laut weinend auf Cin farbiger Prediger

(Schluß.)

Wenn Hügel feine Strafe verbüßt haben und Ihnen
etwa nocheinmal in diejfer oder jener Weije hHinderlihH jein
lonnte, indem er vielleicht ſpaͤter noch mit feinen ünſchulds
betheuerungen hätte durchdringen koͤnnen. und deraͤleichen
— danır wäre vielleiht jeneS omindje Bortefeuille wieder
in ihn compromittirender. Weije hier vder dort in Vor-


Yrt aufgetaucht, Kurz — feidem, wıeimmer — wir dürfen
nun einmal mit den für uns hocherfreulichen Factum
reihnen, da3 jene3 Bortefenille, mit alen feinen jeinerzeit
vor Gericht genügjam demonſtrirten Kennzeichen wirtiich
noc vorhanden ift. Ferdinand Weller, Sie riethen da⸗
mals zur Hausdurchſuchung bei Herrn Huͤgel das Mittel


MDerjelbe alte Vractieus, der damals das Geld. im
Sophabezuge aufſpürte, hat vor einer Viertelitunde —
dieſes Poxtefeuille in Ihrem Pulte zu Hauje entdect.; daz
i e3 _ wobl? Ich hoffe Sie werden eg ehenſogut, wie Serr
Sendler und Herr Hiügel erkennen, und ein unummwuUNdene?
Geſtändniß ablegen!“

Damit offnete Ramberg raſch das kleine Packet vor
ſich, mit dem er bishex ganz harmlos getändelt hatie und zda
die erwähnte Geldtaſche aus der Bapierumhiüllung. Sendler
Hügel und Marie, die bisher falt ohne Athemzug der Rede
des Amtmannes gelauſcht hatten, {ftießen bei diefer fen⸗
ſationellen Entdecküng einen Ruf der Uebexraͤſchung aus,
fuhren aber im ſelben Momente erſchreckt zuruͤck als à
tempo Wefler mit einem gellenden Wuthfchrei gegen den
Gerichtstiſch vorſtürzte, ehe er ihn aber noch erreichthatte,
wie vom Blige getreffen zuſammenbrach und ſich mit
Schaum vor dem Munde brüllend wie ein wildes
** in entſetzenerregenden Convulſionen am Boden
mwand.

Vährend die Gerichtsdiener herbeieilten um dem












ein Sopha. Leopold ſtand ſtarr und faſſungslos daneben.
als koͤnne er alle die Ereianiffe der letzten Minuͤten noch
mmer nicht begreifen. Da näherte ſich ihm Herr Sendler.
Mit von Schluchzen erſtickter Stimme ergriff er die Hände
des jungen Mannes, dem auch er ſo ſchweres Unrecht
gethan hatte und zog ihn, unfaͤhig jedes Wortes, einfach
an ſeine Bruft . ...

Wir haben, wenn wir den Scharfſinn unſerer Lefer
nicht beleidigen wollen, der zulegt entworfenen Schilderung
nichts mehr hinzuzufügen. Daß, iroßdem Ferdinand Weller
aus dem Geſchaͤfte geſchieden war die Firma des Hoͤpfen!





hauſes noch immer, oder vielmehr mit erneutem Rechte :
„r3. M, Sendler x. Compagnie” lautete, it nicht mehr al8
Jelbftverftändlih, ebenſo Jelbſtverftandlich auch, daß der
Wunih des alten Handelsherrn, Ddieje Compagnie duroh !
eine Jamilienverbindung zu befeftigen, fehr bald in Sr-
füllung ging, und Dder biedere Umtmann Ramberg der
treuefte, innig verehrte Hausfreund der FJamilie und Firma
verblieb und fein AUnfehen? unter ſeinen übriaen Mit—
bürgern durch jenen neuen, jenfationellen Gerichtsfall
keinesweas einbüßte. Es wuͤrde ihm ſogar von berufener

alte Junageſelle erflärte, die alte, , gewohnte Umgebung
nicht verlafjen zu wollen, und mußte mit einem Orden vor-
lieb nehmen. —

Weller wurde zu einer Zuchthausfirafe in der Dauer
von zwoͤlf Jahren verurtheilt. Und wenn vielleicht Leo-
pold und Marie für ihx iunges Eheglück gebangt haͤtten,
in Erinnerung an die Drohung des Unholdes, {vo wurde
auch diefer Schatten ſehr bald aus ihren Paradieje ver-
Geucht. als. Or Kamberg ihnen eines Tages, etwa zwei
Jahre nach ihrer Verheirathung die Nachricht überbrachte,



Lurzem im Buchthauſe einex ſchperen Krankheit erlegen
war, naddem er zubor noch, im Segenfaße zu feinem an= }

wüſten Trotze, ſeine Vergehen aufrichtig bereut
atte. { ’

in Kanſas Eity, fo erzählt die „MN.-Y. Btg.“, hielt
Fürzlich vor verfammelten Schwarzen eine Lobrede auf jein
Baptijtenbekenntniß. Zur faßliden Darftellung feiner Une-
ſchauungen hatte er eine Kaſtanie in die Taſche geſteckt
So wie er nun aufdie verfchiedenen Sekten zu {prechen
fam, 30g er die Kafjtanie heraus : „Seht hier diejfe Ka-
ſtanie! Da habt ihr erſt die ſtachiiche Schale, die nichtz
taugt, das ſind die Methobiften.” Mit diejen Worten brach
er die Schale auf und warf ſie fort „Seht hier,“ fuhr er
fort. hier iſt nechmalz eine Schale, ſchon brau, polirt,
glatt; das find die Cpiffopalen, feine gewichfte Leute, und
das iſt Aſes; fein Gehalt. Feßt paßt auf! Fegt Kommt
der gute Kern.” Dabei biß er ein Stück von der Kaftanie
ab, fante e& — „das, Brübder, ift die Baptijten-Religion“


mußte er den an — Kern ausſpeien
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©erit_be_rtbeibigung.}

Der Michel bat hei einex naͤchtlichen Rauferei ſeinem
Nachhaxn Sevy den linfen Daumen. beinahe durchgebifien
und ſteht nun wegen Körpervexletzung vor Gericht.

Richter: „Angeklagtex, was haben Sie zu SIhrer Ver-
theidigung vorzubringen?

Meichel:Gar nix, als daß i vollſtändig unſchuldig
bin, denn i frag’ Euch, Ihr Herren, waz hat fo a’ Kerl,
wie der Sexx. Nachts um balhe Zwolfe mit ſeinem Finger
in mein Maul drinn. z'thun?“

*
Merkw — Frage.
Varum laſſen Sie ſich in ietzter Zeit ſo ſelten bei
uns 2 Herr Doktor? — Ich ſcchreibe eine Foͤffe —



 
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