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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 29. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0663

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Poſtanſtalten u bei der Expeditien Zwingerſtraße ?.







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ratt fit die Amisbezirte Herelbe⸗
Ladenburg, Wernbeim Schwetzingen, Philiree
Wiezloch Bruchſal/ Bretten, Nedargemänd, Mosbad
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— Seidelberg, Samiiag, den 23. Iuli 189

| Drud, Berlag u. Exxedition von Sebr, guber 97 4
| mm Heidelberg, Zivingerfürake 0, 2 Ill 8



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Julius Jeder in Heidelberg.
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Beſtellnugen
4 den „Wſalzer Boteu werden fortwährend vei
MG Boltanftalten, Dei unfjeren Trägerinnen,
anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
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8 er heutigen untmer tiegt Yir. 30 der Unterhattungs
r vei.

8 ® bei
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Br. Gr fäuterungen zum erfurter Brogramme.

Unter dem Titel: „Grundſätze und Forderungen
4 Sozialdemokratie Exläuterungen zum erfurter
graiime — von Karl Kautsky und Brund Schön—
iſt ſoeben im Verlage des Vorwärts eine auf
Naͤſſenvertrieb berechnete Erklärung des neuen
Nialdeudiraſchen Programms erſchienen, welche zwar
dem erſten von Karl Kaulsky bearbeiteten Theile
großen Menge ebenſo undverſtändlich bleiben wird,
‚e der prinzipielle Theil des erfurter Programms
im zweiten von Brund Schönlank bearbeiteten
* eile aber manche beachtenswerthe Erläuterung der
Uchſten Forderungen der Sozialdemokraten bietet.
beſondere gilt dies von der bekannten Forderung
* ſozialdemokratiſchen Programms: „Erklärung
fr Keligion zur PrivatfachHe“ und den bei-
efugten beuͤvandten Foͤrderungen.

X Schönlank beſchränkt ſich hier freilich auf wenige
ußerungen. Allein dieſelben ſind immerhin hin—
chend, um die Stellung der Sozialdemokratie zur
ligion auf’s Neue zu beleuchten. Zunächft Läßt er

Un3 nicht im Zweifel darüber, daß die Religion für



lQntu
den

5 eigentlichen Sozialdemokeateu ein überwundener
— — iſt, wenn er die Forderung: „Erklärung
T $

Religion zur Privatſache“ in folgender Weiſe be⸗
dt „Diejenigen, welche die Entiwicklungsſtufe des
Bgiöſen Bewußtſeins hinter ſich, welche ſie über—
wnuden haben, muͤſfen den gleichen Rechtsſchug, die—
be Sicherheit, wie die Glaͤubigen genießen.
rundſatz der Duldſamkeit iſt auf das ſtrengſte durch—




In Haufe des Dorfdokfors.

Original-Erzählung von Mary Dobfon.
(Nachdruck verb.)

wi Rudolph Engelbert wird Dir gefalen Onkel Leonhart,
er auch miximmer * gefällt. Anna hat ſich ſchnell
* den neuen Better, gewöhnt, er aber, gegen mich der auf
antẽ Zohn ſcheint ſich ihr gegenüber nicht in das
e. Verhaͤltniß hineinfinden zu, koͤnnen Da die Ver-
dtſchaft eine ziemlich entfernte ijt, wäre eS mir ſchon
— ihre Herzen könnten in wärmerem Gefüht für einan—
5 OÖlagen, denn er wäre mir als Schwiegerſohn ſehr
Ultfommen, was ih Dir nicht verhehlen will !” 7
gu Onkel Leonhart hielt hier inne, that einige Fräftige
i® ge au8s Jeiner Pfeife, die ihn in eine leichte Wolte hHüllten,
44 dauu nochmals ſeine Brille zuxecht, las die weiteren
e ſeiner Verwandten und nickfe beifällig, as er erfuhr,
5* Rudolph Engelbert ſie nach Nünchen begleiten werde.
Arauf aͤber ſchrieb Capitän Eihsfeld: 2
( „Kun hHabe i& noch einen bejonderen Auftrag für Did,
Cber Onfel LeonhHart, den Du wohl am beften durch unjern
n“mult ausführen läßt. Rudolph, der ohne Vermogen iſt,
ml? — 3u {jeiner leßten Ausbildung auf einige Jahre nach
* ien gehen. Sin fürzlich in Düjfeldvrf verkauftes Ge-
ülde hHat ihur ſchon eine Hübjche Summe dazır eingebracht,
khicftem weites/ weldhes er ebenfalls zur Ausſtellung ge⸗

s i

NO

2)

höfft er frühex oder ſpäter dort duch zu verwexthen.
— „Der Mar“ und hHat er Anna davon erzählt, Ddie
* feinen. größeren Wunfh hHegt als den, nach Dijjelldorf
hubrellen, um e8 ſich anzujehen. Sie Joll es aber leichter
Ü en, deun mein Plan iſt, das Bild anzukaufen — Natlir-
un bleibt e3 Dir undbenommen, mein Bartner zu jein —
Tem 4 S 19r 31 ſchenken. Auf diefe Weiſe wird auch Rudolph
—4 unteritüßt, Der kaum eine Summe SGeldes von
dor Alnehmen würde, Mit den, nothWwendigen Angaben
ir verjehen,. wwird Dr. Schwarz unſern Auftrag leicht

2 —
4 fonnen, doch muß er es Jogleich thım, Damtit kein
erer Käufer uns zuvorkommt. Laß ihn bei der Sache

f jeines YNamenS bedienen, denz Ridolph ſoll erſt ſpäter
ahren mer der Käufer feines Bildes geweſen!“






näheren Freunde gewiß zu denjenigen, „welche die
Entwickelungsſtufe des religiöſen Bewußtſeins, hinter
ſich, welche fie überwunden Haben.“ Genießen ſie
etwa deshalb in bürgerlicher Beziehung nicht „den
gleichen Rechtsſchutz, dieſelbe Sicherheit, wie die
®läubigen“ ? Steht es nicht ſchon heute Jedem frei,
außer dm Schatten der Kirche zu leben und zu ſtecben,
ohne in ſeinen bürgerlichen Rechten beeintraͤchiigt zu
werden? Was will alſo Schönlank mit ſeinem Grund—
ſatze der Duldſamkeit?“ Will er etwa denſelben reli—
gioͤſen Schutz für die Relgionsloſen, wie für

eligionsgenieinſchaften? Das wäre unſinnig, ein
religibſer Schutz der Religionsloſen iſt ein Widerſpruch
in ſich ſelbſt. Was wil alſo Schönlank oder viel—
mehr das erfurter PRrogramm? Offenbar nichts Anderes,
als Entziehung jedes ſtaatlichen Schutzes für
Religion und unbeſchränkte Freiheit der Religions—
loſigkeit und der religionsloſen und

{


geſchichtlichen Lebensbedingungen einer Religion, die
immer in einem geſellſchaftlichen Grunde wurzelt,
zerſtört ſind, erſt wenn die Maſſen ſich von ihr befreien
und au ihre Stelle eine neue Weltanſchauung ſetzen,
eine Befreiung, welche Hand in Hand mit der Be—
fereiung der Unterdrückten überhaupt geht! erſt dann
iſt das Todesurtheil über eine, über die Religion, in
ihrer jetzigen Geſtalt geſprochen? Wann wird das
ſein? Waͤnn werden die geſchichtlichen und geſellſchaft⸗
lichen Lebensbedingungen der Religion zerſtört ſein?
„Mit der Befreiung der Unterdrückten“ in der ſozial—
ftiſchen Zukunftsgefellſchaft. Da iſt das Todesurtheil
über die Religion in ihrer jetzigen Geſtalt geſprochen.
Schönlant hat mit dieſen Sätzen eine nicht genug zu




demokratiſchen Forderung:
zur Privatſache.“ Jede
Grundlagen derſelben,

„Erklärung der Religion
Religion, auch die erſten




ſich, welche ſie überwunden haben,“ frei und unge⸗
hindert bekämpft werden können. Zwar will
die Sozialdemokratie von dem heutigen Staate
nicht verlangen, daß er die
begünſtige. „Eine Pfaffenherrſchaft iſt,“

wie auch
Liebknecht ähnlich wiederholt betont hat,

„gleich un


als Gottesbekennerin auftreten!“ Allein er ſoll jeder
Religion ſeinen Schutz entziehen und die Religions⸗
loſigleit und Religionsfeindſchaft unbedingt frei geben.
Das verlangt bie Sozialdemokratie ſchon jetzt, um mit
jeder Religion auch die Grundlagen jedes Staates
zu untergraben. Wie würde es da erſt mit der
Religion in der ſozialdemokratiſchen Zukunftsgeſellſchaft
beſtellt ſein? Auch darüber hat uns Schönlant, wenn
auch etwas verſtohlen, doch deutlich genug ſeine An—
ſicht verrathen.

Schönlank weiſt auf die Entwickelung der katholiſchen
Kirche in Nordamerika hin, um den Beweis zu liefern,
daß die Kirche auch ohne ſtaatlichen Schutz gedeihen,
ja blühen könne. Aber warum kann dies noch ge—


Er ſchreibt: „Dadurch,

möglich gemacht Im Gegentheile! Erſt wenn die



Wenn heute in Nordaͤmerika die freie Kirche blüht,
weil noch die ſozialen Lebens⸗
bedingungen einer Kirche dort gegeben ſind, weil es
den Gläuͤbigen durch Privateigenthum noch möglich
iſt, Kirchen, Schulen und Klöſter zu bauen, Geiſtliche
und Lehrer zu beſolden. Das alles würde in der
ſozialiſtiſchen Geſellſchaft fehlen und damit die Lebens-
bedingungen jeder Religion in ihrer jetzigen Geſtalt.
Denn mit Arbeitschecks daut man keine Kirchen. Nur
religibſe Priva konbeniikel wären dort noch möglich,
wenn überhaupt ſolche noch geduldet würden. Aber
auch das wäre ſehr unwahrſcheinlich: denn die „Er⸗
klärung der Religion zur Privatſche“ iſt in ſozial⸗
demokratiſchen Staate nur eine vorläufige Forderung
An ſich iſt die Sozialdemokratie jeder Religion feindlich
Karl Maͤrx hat es bei der Kritik des gothaer Pro⸗
gramms alꝰ eine ihrer weſentlichſten Aufgaben hezeichnet
die Gewiſſen von dem religiöſen Spuck zu befreien.“
Vorläufig freilich will man, wie Liebknecht auf dem
Parleitage zu Halle geſagt hat, dieſe Arbeit nur
durch die Wiſſenſchaft, durch die religionsloſe Schule

betreiben Und auch Schönlank meint: „Der
Staͤat darf nicht der Büttel ſein, welcher der

Ueberzeugung eines Einzelnen oder einer Gemeinſchaft
mit Knebel und Handſchellen zu Leibe geht. Die
geiftige Entwidelung wird mit allen Rückjtänden aufs
raͤumen, und auf dem Felde des Unterrichts hat das
Aber ob man im
geiſtigen Waffen ſich
begnuͤgen würde, und zwar auch dann, wenn ihre
Wirkſamkeit bei der großen Mehrzahl verſagen würde?
Wir zweifeln darau ſehr bei dem heutigen Charakter
der Sozialdemokratie und wollen es wenigſtens nicht
darauf aukommen laſſen. Es könnte uns ſonſt ergehen
wie bei der pariſer Kommune.



A FE MN DE R A — — — * ea
Nach weiteren Fragen und Mittheilungen ſchloß Ca—
pitän Eichsfeld mit der Zuſage, ſobald er den berühmten
Arzt eonfultirt, von München aus wieder ſchreiben zu
wollen.

Znkel Lonhaͤrts Erregung haͤtte beim Leſen des Briefes
zugenommen, U $ E
fteckte, fagte er, ihn auf den Tiſch legend:




wandten ſich in Dresden treffen mußten,
lauge nichts von ihrem gegenſeitigen Daſein gewußt! —
Dein ſo tüchtigen Rudolph Engelbert aber müſſen wir zu
Hitfe kommen ünd wird dazu das Bild ſo ſchnell wie moa⸗
ſich von uns angekauft. Was wohl Frau Frank zu allen
dieſen unerwarleten Erlebniſſen ſagen wird, die ſig abex
erft bei ihrer Rückkehr erfahren ſoll mit der es, da Alfred
gar nicht ſo ſchwer verwundet iſt, ſo lange nicht mehr
——

Im Laufe der nächſten Woche erhielt Onkel Leonhart
eingehendẽ Nachrichten aus München. Seine Reiſenden be—
fanden jich wohl, Jahen und hHörten viel, und Hatte Capitän
Eichoͤfeld bereils den berühniten Chirurgen zu Rathe ge—
zogen, Diejer ihm aber keine Hoffnung auf Beſeitigung
es Leidens gemacht und ihm mur wenige allgemeine
NRathihläge gegeben. Von ihrer Heimkehr war noch nicht
die diede es gefiel ihnen in der baieriſchen Hauptſtadt mit
ihrer näheren und ferneren Umgebung nur zu gut. —

In nächſter Zeit langte dann im Eichsfeld'ſchen Hauſe
eine flaͤchẽ Kiſte von nicht unbedeutendem Umfang an Sie
kaͤn voͤn Rechtsanwalt Schwarz und ward von Onfkel
Leoͤnhaͤrt mit freudeſtrahlendem Geſicht in Empfang ge—
nommen. Er ließ ſie ünberührt in ſein Zimmer ſchaffen,
da-Aıına Ddie Freude -und Ueberraſchung des Auspackens
hHaben jollte. — E

Kaum hattte Onkel Lonhart alles Geſchäftliche bezüglich
des Geldes geoͤrduet, ſo theilte Frau Frauk ihm mit daß
jie _ gegen Wbend des nächftfolgenden Tages eintreffen werde.
Sie hielt Woͤrk und ward von ihn freundlich und mit
theilnehmenden Fragen nach ihrem Sohn empfangen Letztere
beantwortend, entdeckten ihre ſcharfen Augen ſeine unver—
fennbare Aufregung, doch enthielt ſie ſich darüber jeder






— — — —
Erſt als nach einer Weile ſie beim Abend⸗
Ifen faßeu und ſie auch nichts durch Dorothea erfahren
ſagte ſie: *

„Und nun laſſen Sie mich von meinem Vruder und
MAnna hHören, Inkel Leonhart, denn Sie haben doch gewitz
kürzlich Nachricht von Ihnen gehabt !”

„So ganz fürzlich nicht, Zrau FIranf,“ erwiderte mit
erreagter Stimme der Greis doch werden ſie uns wohl in
den nächiten Tagen ihre Ankunjt beſtimmen Aus den
früheren Briefen aber habe ich Ihnen noch Viel und Wich-
tige3 mitzutheilen, was ich, da Sie e& hier früh genug er-
faͤhren Ihnen nicht erſt ſchreiben wolte! .

„Biel und Wichtiges?“ wiederholte mit ſichtlicher
Spanmung SFrau Frank. „Was kKönnte das ſein? — Liel—
Leicht gar die Verlobung unjerer Anna ?”

„Dazu kann e3 möglidher Weije kommen! antwortete
eifrig. Onkel LeonhHart, „Ddenn fie haben in Dresden einen
jungen Maler Fennen gelernt, der bejonders Ihrem Bruder
und auch Anna gefällt, welchex er dort einigen Unterricht
ertheilt. Ich habe auch durch Dr Schwarz in Düſſeldorf
ein Gemälde von ihm ankaufen laſſen, nit dem wir das
liebe End überraſchen wollen.“ —

„So braucht der junge Maler wohl SGeld,“ meinte In
ſpottendem Tone Frau Frank, welcher dieſe Mittheilungen
wenig zuſagten. —

Alterdinas, denn er iſt eine faſt mittelloſe Waije,” er-
widerte Onkel Leonhart, „und. muß Ddeffen zum weitexen
Fortkommen hHaben. Es hat übrigens nitt ihm, der Ru—
Ddolph Engelbert Heißt, eine bejondere VBerwandtnif, denn
e8 bat 4ich herausgeitellt, daß er ein Vetter von unſerer


Mie - von einem Schlag getroffen, fuhr Frau Frank
zufammen, faßte ſich aber ſchnell und brachte die Worte
hervor.

Wohl aus Thüringen?“

„Sa, ja,“ verfeßte eifxig Onkel Leanhart. eEr iſt der
armen Confine Agnes, die vor Fahren mit
ihrer fleinen Tochter im Hauſe des Dorfdoktors geſtorben
t! — Sie fonnen . aber alles jelbit Iefen, Irau SZrank“
aund jeine Augen auf fie richtend, gewahrte er die fahle





 
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