Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 26. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
pfiehlt

je 6.









ntwagen
illigſten



fhiigſnaße—


*

*

g unüber-
uns eines
rlangung
artes.
antirt.

\
iungen und
zmarke.




rlin SW.

tptſtr. 456
Willy





Erfcheint 1a L1 t Rutncvxe Der Donsen un Feiertag:
Sämfiag8 - ⏑ — 4 sr& neprke [T
Mt. 1 ohne T Poſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraßze7.

——



Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.



und












— [aı für die YY ⏑
anil. — — — —
N x chial Eretun, Neckargemünd Mosbach

— — — — —



| 4ırc, erla u, #zpebition von Sehr, a‚g‘.;tmi 724
in & eidelbern, Siningerüraße 7, } i. f Q



— ——⏑⏑
Beſtellungen
uf den „Pfälzer Boten⸗⸗ werden fortwährend bei
ſanntlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſtraße 7 entgegen jenommen.
Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — — — —
die Lettidigung des Erzbilhofs v. Stablewsli.

Der vom neuen Erzbiſchof von Poſen und Gneſen
vor dem Kaiſer geleiſtete Eid hat folgenden Wortlaut:
„Ich Florian v. Stablewski, ernannter Erz—
biſchof von Gneſen und Poſen, ſchwöre einen Eid
zu Gott dem Allmächtigen und Allwiſſenden auf
das heilige Evangelium, daß, nachdem ich auf den
erzbiſchöflichen Siuhl von Gneſen und Poſen er⸗
hoben worden bin, ich Seiner Königlich Majeſtät
von Preußen, Wilhelm, und allerhöchſtdeſſen recht—
mäßigem Nachfolger in der Regierung als meinem
allergnädigſten Koͤnige und Landesherrn unter⸗
thänig, treu, gehorſam und ergeben ſein, Aller—
höchſtdero Beſtes nach meinem Vermögen befördern,
Schaden und Nachtheil aber verhüten und beſonders
dahin wirken will, daß in den Gemüthern der
meiner biſchöflichen Leitung anvertrauten Geiſtlichen
und Gemeinden der Ehrfurcht und Treue gegen
den König, die Liebe zum Vaterlande, der Gehor—
ſam gegen die Geſetze und alle jene Tugenden, die
in dem Chriſten den guten Unterthan bezeichnen,
mit Sorgfalt gepflegt werden, und daß ich nicht
dulden will, daß von der mir untergebenen Geiſt⸗
lichkeit in entgegengeſetztem Sinne gelehrt und ge⸗
handelt werde Insbeſondere gelobe ich, daß ich
keine Gemeinſchaft oder Verbindung,
ſei es innerhalb oder außerhalb des
Landes unterhalten will, welche der
offentlichen Sicherheit gefärlich ſein
könnten, und will, wenn ich erfahren ſollte,
daß in meinen Diöceſen oder anderswo Anſchläge
gemacht werden, die zum Nachtheile des Staates


Anzeige machen. Ich verſpreche, diefes alles um
ſo unberbrüchlicher zu halten, als ich gewiß bin,
daß ich mich durch den Eid, welchen ich Seiner


zu nichts verpflichte, was dem Eide der Treue
und Unterthänigkeit gegen Seine Königliche Majeſtät
— ein Fraum ?
5 Mad dem Engliſchen. Von Jenny Piortowsta.

Ich beobachtete das Licht ſeiner Laterne bis es ganz
xerſchwunden war, dann wandte ich mich auch um meinen
Weg allein fortzuſetzen · — —

Das bot 1eBt keine Schwierigkeit mehr, denn

trotz der tiefen Fiuſternik über mir hob ſich doch die
8 Mauer ganz deutlich von dem weißen Schnee

Wie ftill kam es mir jeßt vor, als ich nur noch
weine eigenen Sſritte hörte! Wie ſtill und einſam!

Ein eigenthümiches unangenehme? Gefühl der Ein⸗
jamfeit befichlih uih. Ih befchleunigte meinen Schritt.
Ich ſummte eine Melodie vor mich hin. Genug, ich that
mein Maaglichſtes, um die aufxeaenden Betrachtungen, denen
ich vor Kurzem gelauſcht hatte aus dem Kopfe zu bringen,
und e5 gelang mic bi3 zu einem aewiſſen Grade.

Zazwiſchen ſchien die Nachtluft kälter und kälter zu
werden, und obwobl ich ſehr raſch ging, vermochte ich doch
nicht mich warm zu erhalten. Fa, ſogar das Aihmen
ward mir ſchwex, nicht als ob ich eine glaite nordiſche
Landſtraße dahinſchritt vieimehr als ob ich die höchſten
Hohe der rieſenhaften Alpen erklimme.


— ſtehen bleiben und mich an die Steinmauer lehnen
— 2
Während ich das that, ſah ich zufällig die Straße
zurſch und da — zu meiner unausſprechlichen Erleichterung
— fah ich in der Ferne ein Licht blinten



j
{
Ü

}
{

|
!


jolge mir; da gewahrte ich aber ein zweites Licht, das
offenhar parallel mit dem andern ſich förtbewegte und ſich
mir in gieichen Tempo wie dieſes näherte.

S3 unterlag faum einem Zweifel, daß es die Wagen⸗
lampen irgend eines Fuhxwerkes waren.

Der Bagen kam raͤſch und ganz geräufchlos näher,
denn der Schnee Iag wehrere Zuß tief untex den Radern.
Jebt konnte ich das Fuhrwerk ſchon ganz deutlich hinter
den Lampen erkennen.



entgegen ſein könnte. Alles dieſes ſchwöre ich,
ſo wahr mir Gott
gelium. Amen!“
Der Kaiſer richtete hierauf folgende Anſprache
an den Erzbiſchof:
„Ich habe es für angezeigt gehalten, Sie, hoch—


zu empfangen und das feierliche Gelöbniß, welches
Sie ſoeben abgelegt und mit Ihrem Eide bekräftigt
haben, ſelbſt entgegenzunehmen
welche Ihrer harren, ſind ſchwer Sie erfoͤrdern
bei den eigenthümlichen Verhältniſſen Ihrer Diözeſe
in beſonderem Maße Weisheit und Treue. Wenn
ich Sie, hochwürdiger Herr, Sr. Heiligkeit dem
Papſte zur Berufung auf den erzbiſchöflichen Stuhl
von Gneſen. Poſen in Vorſchlag gebracht und Ihnen
nunmehr meine landesherrliche Anerkennung ertheilt
habe, ſo iſt dies in dem Vertrauen geſchehen, daß
Sie in Ihrem verantwortlichen Amte allezeit die
Grundſätze bethätigen werden, welche Sie als Chriſt
und Unterthan mir, Ihrem Landesherrn, und dem
Staat, deſſen Bürger Sie ſind, ſchulden. Ich er—
warte, daß es Ihnen gelingen wird, ſoweit dies
Ihres Amtes iſt, die Gegenſätze zu ver—
ſöhnen, welche bei Kindern eines Landes keine
Berechtigung haben, und daß Sie in den Ihrer
biſchöflichen Obhut anvertrauten Diözeſanen den
Geiſt der Ehrfurcht und Treue gegen
mich und mein Haus, des Gehorſams gegen
die von Gott geordnete Obrigkeit, der Achtung
vor deu Geſetzen des Landes ſowie
Eintracht unter den Bewohnern desſelben pflegen
und nähren werden. Ich
ung mit um ſo größere UrMicht, da Sie dieſe
Grundſätze ſelbſt als die Ihrigen ohne Scheu per—
kündet und mir dadurch die Gewaͤhr geboͤten haben,


dieſem Sinne heiße ich Sie, hochwürdiger Herr, in
Ihrem Amte willlommen und wünſche Ihnen zur
Führung desſelben den Segen Gottes!“

Vor Ablegung des Eides hielt Erzbiſchof von
Stablewski eine Anſprache an den Kaiſer, worin er
zunächſt für das allerhöchſte Vertrauen dankte und
fagte: „Ew. Majeſtät haben die großen Aufgaben der
eruſten Zeit wie kaum bisher ein Herrſcher klar und
kühn erfaßt und inmitten derſelben auf die Religion

Da kam nir ploͤtzlich der Gedanke, daß ich den Kreuz⸗
weg in der Dunkelheit ohne den Wegweiſer zu bemerfen
üherſchritten batte und daß dies der Poſtwagen waͤr den
ich benußen wolte.

_ MRichtig! Da kam er um die Biegung des Weges : der
Kutſcher, ein Paſſagier draußen, vier fchäumende Graue.
Alles in einen leichten Dunſt gehüllt,
Lamgen wie ein Paar feurige Meteore glänzten.

f Ich ſprang vorwärts, ſchwenkte den But und und
ri

an mir vorüber. Einen Augenblick fürchtete ich, datß maͤn


aber der draubenſitzende Paſſagier wandte nicht ein Mat
den Kopf nach mir um Ich öffnete felbft die Wagenthür ;
und lab binein Es ſaßen nur drei Paffaſiere im Wagen.
Da ſtieh ich ein, ſchloß die Zhür, drücte mich in die Leere
Ecke, und gratulirte mir zu meinem Gluͤck

Die Luft im Wagen, ſchien wenn mhalich noch kälter
als im Freien, und hatte einen eigenthümlich feuchten
unangenehmen Geruch. Die Anderen waren alle Drei
Manner. Keiner ſprach ein Wort. Sie ſchienen nicht zu
ſchlafen, aber Jeder lehnte wie in ſeine eigenen Gedanken
verſunken, in ſeiner Ecke.

Ich verſuchte eine Unterhaltung in
— —

— Wie bitter kalt es heute Abend iſt!
meinem Gegenübey aewendet an.
* hob den Kopf ſah mich an, gab aber keine Ant⸗

ort. ‘

— Der Winter, ſetzte ich hinzu, ſcheint jetzt ernſtlich
anzufangen. — ;
Obwohl die Ecke, in der er ſaß. ſo dunkel war, daß
i feine Züge nicht genau erkennen fonnte, ſo {ah ih doch, ;
daß er den Blick val auf mich gerichtet hHatle, Und doch ;
erwiderte er kein Wort. {

du jeder andern Zeit würde ich mich darüher geärgert!
und wahrſcheintich auch meine Gefühle geäußert Haben,
aber in dieſem Augenblick fühlte ich mich dazuͤ zu unwohl.

hub ich zu









heit hingewieſen; ich blicke deshalb voller Zuverſicht
in die Zukunft, da ich feſt überzeugt bin, daß die
religiöſen Intereſſen der kath Unterthanen Ew Maje⸗
ſtät gebührende Pflege und Schutz in ihrem königü—
ſchen Herzen finden werden.“

{
y
K
}



Oeutſches Reich.

Berlin, 13 Jan. Nach der Nordd. ANg. Ztg. -
iſt die Blättermeldung, die Anſprache des Herru Erz⸗
diſchofs v. Stablewskt und die Antwort des Kaifers

j

ſeien vorher amtlich feſtgeſtellt worden, vollſtäudig
unbegründet.
* Mainz, 11. Ian. Unter dem Vorſitz des

Fürſten von Löwenſtein fand hier geftern im Frank-
furter Hof eine groͤßere Verſammlung ſtatt, in der
für die Ende Auguſt hier zuſammentretende 39. Ge—
neral-Verſammlung Dder Katholiken
Deutſchlands das Lokal⸗Comite gebildet wurde
In daſſelbe wählte man: als Ehrenmitglieder mit
berathender Stimme die ehemaligen Landtagsabgeord⸗
neten Waſſerburg und Joh. Faſt III. ſowie Stadt—
derordneten N. Racke, ferner Beigeordneten Dr. Geier,
Kechtsanwalt Dr Schmitt, Prof Dr. Becker Kauf-
mann Krug, Rechtsanwalt Dr. Kuhn, Stadtverord⸗
neten Haffner, Domdekan Dr. Erler und Dekan Kel⸗
ler. Gerade als die Verſammlung ſchloß, läutete
die Glocke der Auguſtinerkirche den Angelus de noch
ehe man ſich trennie, auf Wunſch Sr. Durchlaucht,
des General⸗Commiſſärs, gebetet wurde. Unier den
Lucklichſten Auſpieien ward ſo die erſte Hand ans
Werk gelegt, um der Generalverſammlung der Katho⸗
liken Deutſchlands ein freundliches Willkonmen ein
behogliches Heim in unſerex Stadt zu bieten u. eine
glänzende Taͤgung der diesjährigen General⸗Verſamm⸗
lnng zu ſichern, würdig der früheren Mainzer Katho⸗
likentage. Die erſte Aufgabe des Lokal⸗Comitees wit
nunmehr in Bildung der verſchiedenen Ausſchüſſe he-
ſtehen auch ſoll das Präſidium bereits in den näch⸗
ſten. Tagen eine Audienz bei dem hochw Herrn Bi-
ſchof. Paͤulus Leopold erbitten Seine bijhöflihen
Gnaden heben bereits wiederholt das lebhaftefte In-
tereſſe, welches ſie der bevorſtehenden Generaͤl⸗Bet⸗
ſammlung entgegenbringen, bekundet

„ * München, 12. FJan. Das Ereigniß des Tages

iſt der Austritt des Univerfitäts-Rektors Prof. Dr.
ı v. Chrift aus dem Oberften Schulrath. — Man gebht
. wohl nicht fehl, wenn man diejen Schritt mit der be-
| fannten Rektorats-RKede in Verbindung bringt, welche
durch einen Seitenhieb auf den Dogmenglauben ſo

8*



Die eiſige Kälte der Nachtluft drang mir bis auf di
Fnochen und der eiaenthumliche Geruch in Wagen *
jachte mir eine unerträgliche Webelfeit. Ich zitierte va
Kopf i zu Zuß, und mich zu meinem Nachbar zur Linken
— fragteich, ob er erlaube daͤß ich das eine Fenker
öffne.

Er ſagte nichts, noch regte er fich.

Ich wiederholte meine Frage etwas lauter, aber mit
demſelben Erfolg. Dann verlor ich die Geduͤld und lieg
das eine Feuſter herab. Dabei rieß der Lederriemen in
meiner Hand, und ich bemerkte daß die Glasſcheibe mit
einer dichten Schicht Modex bedeckt war die ſch offenbar
während einer Reihe von Jahren angehäuft Hatte.

Da meine Aufmerkſamkeit dadurch auf den Zuftand
betrachtete ich denfelben
bemexkte nun bei dem matten Schein der

genauer, und


ſtande befand Die Scheiben gingen bhei der leifeften Be-
wegı in Stüde. Die Sedecriemen waren mit einer
Schimmeltruſte bedect und buchſtäblich abgefault von dem
Holzwerke. Der Fußboden brach faſt unter meinen Füßen
Kurz das ganze Fubrwerk war duͤrch Feuchtigkeit verfault,
und offenhar aug irgend einer NMemifje, in welcher e3 feit
Jahren allen Witterungen ausgefebt gewefen, Herausgehult




Ich wandte mich zu dem dritten Paſſagier, den ich

Bemerkung


* Die regelmäßige Boft wird vermuthlih ausge-
beſſert.
Er wandte 4444 Kopf nach mir um, ſah mich
ort.
Dieſen Blick werde ich nicht vergeſſen, ſo lange ich
lebe. Mir ſtand das Herz dabei faft {till.

(Schluß folgt.)


 
Annotationen