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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 26. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0079

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unt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feteragee

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bei den Noſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.








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Eberbach, Buchen Walldürn, T.-Bıfhofsh.Wertheim 2c'





ſ Verantwortlicher Redakteur:
Al. Julius Zecker in Heidelberg.











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2—



ſärnmtlichen
ſowie in au
traße entgege

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— — — — — — — —
F, L. Des Budels Hern aus der Visnurtiſchen

Ftome.

Ein ſelten klares Beiſpiel, wie man auf gänzlich
unerwieſene Vorausſetzungen und ſelbſt auf exakte
Lügen geſtützt, Behauptungen aufſtellt, erhalten wir
durch die Münchener „Allgem. Zeitungö. In ihrer
Nr. 6, Morgen-Ausgabe, ſchreibt ein „langjähriges


Parkeieonſtellation im Reichstage“: „Hat nun etwa


alten Oppoſitionsparteien bewirkt?
was dieſelben treibt, die gegenwärtige Regierung um
jeden Preis zu unterſtützen (um jeden Preis? Das
iſt einfach gelogen h, iſt — man darf deſſen über—
zeugt ſein — nichts Anderes, als die Beſorgniß vor
der Rückkehr des Fürſten Bismarck.“ — „Sogar vor
dem Erſcheinen des alten Reichskanzlers im Reichs—
tage fürchtet man ſich. All der prahleriſche Hohn,
mit welchem man ihn ab und zu auffordert, feinen
Parlamentsſitz einzunehmen, wird nur aufgewandt,
um dieſe Furcht zu verdecken.“

Durch dieſe alberne Vorausſetzung, die für Alle,
welche nur einigermaßen mit den thatſächlichen Ver—
hältniſſen und den hier in Betracht kommenden Per—
ſonen bekannt ſind, äußerſt erheiternd wirkt, iſt doch
etwas gar zu ſtark auf das „Glaubenselement“ der
großen Maſſen ſpeculirt, die „nicht wiſſen, wie's ge—
macht wird.“

Der „langjährige Parlamentarier“, der hoffentlich
im Reichstage vorſichtiger ſpricht, als er es für nö—
thig findet in der „Münchener Allg. Ztg.“ zu ſchrei—
ben, ſtellt die Dinge direkt auf den Kopf. Wir ſa—







K



— — — — —
4) Orginalroman von Marie Dobſon

Dann hatte ſie ſich nach ihnen und ihrem Kinde er⸗
lundjat; um das ſie ſich foxtwährend Sorgen mache, ohne
jedoch hixzuzuſetzen, das ſie ſich namenlos nach demſelben
ſehne Darauf bat ſie um baidiaſte Antwort und ſchioͤß
mit den herzlichſten Grüßen.

Unterdes hatte auch Elfriede ihren Brief geleſen, in
dem ihre Nutter ibr theilweiſe, dasſelbe geſchrieben! ſie
zu ahlem Guten exmahnt. und ſie aufgefordert, ihr ein⸗
zehend auch ihre Erlebniſſe in . zu berichten. Nachdem
e dieſe Zeilen, zum zweitenmal geleſen, hatten ſich ihre
Augen mit Thränen gefüllt/ und als nun Frau Linden ihr
aus dem Brief ihrer Mutter erzählt begann fie bald heftig
zu weinen und ſagte:

„Mamg hat ſo viel geſchrieben, aber nicht wann ich
lommien ſoll, und. ich, moͤchte doch ſo gern zu ihr gehen, .
immer hei ihr ſein!

Dieſe ſo natſtrlichen Worte rührten ihre Verwandten
tief, und Buchwald fuchte ihr Mar zu machen, daß ſie noch
nicht zu ihrer Mutter gehen KFönne, diefe aber vielleicht
;‘gxeber zu ihr kommen würde, und fügte in herzlicher Weife

iuzu

„Schreibe unterdes, wie ſie es wünſcht. oft an Deine
Autier, Elfriede, und ich werde alle deine Briefe veſorgen.
Hange mit dem erften [hon hHeute an, da ich nun den
meinigen in diefen Tagen fortfdhicen will.”

Dieſex Vorſchlaa war von der beſten Wirkung. El⸗
xiedens Thränen beagnnen langſamex zu fliehen fie be-
hrach mebrmals mit ihrem Onfel und ihrer Tante bheide
Briefe, forderte von Erſterem Papier. um nachdem ſie
dere Schularheiten beendet an ihre Wutter zu ſchreiben,
* was ihr Herz mit ſeinen Wünſchen ihr ein?

0a ; . ©
Die nächtte Zeit verfloß im Buchwaldſchen Hauſe
ae iegliche eraͤnderung Doch machtẽ der Sommer mit
Anen langen jonnigen Zagen, feinen duftenden buͤntfar⸗
Laen Blumen und laubgeſchmückten Bäumen ſeinen reifen⸗
en Feldern und aruͤnen Wiejen dem Herbſte Platz, alein






*

delberg, Sonntag

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den 24. Fanuar

genesihm offen und beftimmt in3 Ge-
ſiſcht, daß er eine objective oder gar eine ſubjektive



welche für die Regierung und gegen die nichtswür—
dige Bismarckiſche Fronde ſind, würden nichts lieber
ſehen, als das Erſcheinen Bismarcks im Reichstage.
Die Gründe liegen ſo zu ſagen auf der Hand. Der
„langjährige Parlamentarier“ muß völlig den Ver—
lauf der Reichstagsſitzung vom 27. November ver—
geſſen haben oder ſtellt ſich wenigſtens ſo, denn nähme
er auf dieſe Sitzung, wie auch auf die direkt nach—
folgenden eine Rückſicht, ſo käme er unmöglich zu der
närriſchen Behauptung über die Furcht vor Bismarck.

Furcht beſteht allerdings in und außer dem Reichs—
tage über das Erſcheinen des Fronde-Chefs, aber
dieſe Furcht iſt nur in den Reihen der alten Cartell—
parteien vorhanden; ſie nahm noch bedeutend zu, als
man Ddie „große Reichstagsrede“ vernahm,
die der Gewählte für „Otterndorf“ an die erſtaunte
Deputation aus Siegen in Friedrichsruh hielt; dieſe
Rede war ſchon mehr als ſchwach und hätte im
Reichstage große Heiterkeitserfolge erzielt.
bisher ſchon öfters ausgeführt, daß Fürſt Bismarck
nur deshalb nicht in den Reichstag kam, weil
die „Vorſicht als der beſſere Theil der Tapferkeit“
erſcheint. Der ehemalige Reichskanzler würde in ſei—
ner Eigenſchaft als Fronde-Chef und als das Muſter
eines „Reichs-⸗ und Staats-Nörglers“, als Reichs⸗
feind“ par excellence eine höchſt bemitleidenswerthe
Figur im Reichstage ſpielen. Die unrühmliche, ja
tief verächtliche Rolle, auf die der Herzog
von Lauenburg aus purer Bosheit, aus Haß, Neid
und Eiſerſucht herabgeſunken iſt, kann er allerdings
nur aus dem Hinterhalie weiter führen.
Wie er ſie offen im Reichstage vertreten wollte,

erfahren, daß es ſelbſt mit dem Reſte ſeiner politi—
ſchen Bedeutung für immer vorüber wäre. Der kleine
Menſch, der „polternd und nörgelnd hinter dem
Staatswagen einherlauft“, hat den „großen Mann“
vollſtändig vernichtet. Die „jetzige Politik
Bismarcks läßt ſich unter dem Mantel der Ano—
nymität laneiren, und das alhein bedeutet ſchon
eine moraliſche Niederlage der peinlichſten Art. Auf
Grund der uns wohhl bekannten Ziele, kann
der Herzog von Lauenburg nicht von ſeiner „unter—
irdiſchen Taktik“ ablaſſen, er weicht deshalb der
offenen edelmänniſchen Herausforderung des Reichs—



der Fronde⸗Chef muß vor

auch dieſer brachte noch ſchönes Wetter, und für Elfriede
die eigieen Troſt im Briefwechſel mit ihrer Mutter fand,
neus Freuden und Gerxüſſe, und auch ihre neuen Arbeiten
in Gotten und Haus denn ſie half eifrig hei der

gelanut. Dann kam der Winter mit Schuee und Eis, der
ihr noch nie ſo ſchön erſchienen war.! Befonders hHerrlich

den hohen gleich Diamanten flimmerte. Ihr Onkel und
Alfred begleiteten ſiẽ dorthin und als fie {hon inden eriten
Taaen das Wild und die VBögel bedauerte, zeigten fie zu
ihrer Beruhigung ihr die Stellen, wo der Föriter fie täglich
füttern ließ.

Das Veihnachtsfeſt war auch in fröhlicher Weiſe be—
gangen. In Frau Römerz Auftrag hatte Hexr Vaͤliddef
eine Kiſte mit Geſchenken für Elfriede und die Verwandten
geſchickt, und an demſelben Tage waren auch Briefe aus
Bahia gekommen, Dieſer hatte Erſterer Thraͤnen ent—
lockt, doch die Feſtfreude hatte ſich dann wieder geltend
gemacht.

Der Frühlina brachte eine ernſte Zeit. Alfred hatte zu
Oſtern die Schule verlaſſen, und da er ſich dem Geſchäfts⸗
leben widmen wollte, krat er, in der entfernteren Stadt
in Ddie Lehre. Der Abſchied wurde der kleinen
Familie ſchwer, und empfanden dies beſonders Alfred und
Elfriede. Als er ihr zum letztenmal die Hand reichte,
ſchluchzte ſie laut, und wmwenn aucH jelbit unter Thränen
* er ſie dennach zu beruhigen, und ſagte in ermuͤuͤtern

on:
Weine nicht Elſriede, denn in den Schulferien werdet
ihr mich beſuchen — —“

„Bis dahin iſt aber noch eine lange Zeie,“ entaeanete
ſie nit einer ſtockenden Stimme. Ach Alfred/ wie traurig
wird es für mich fjein, wenn Du gegangen bift, faft
hckte wie damals, als Mama mich hier zuͤrückge⸗
aſſen.“

Alfred Linden hatte darauf keine Antwort, ſagte indes
nach kurzem Nachdenken: -








Druck, Verlag u. Expedition von — guber 5 4
in Heidelberg, Zwingerftraße 7, | 2 gaͤhtg

das „Kneifen“ verlegen. Der Mann, der einſt das
geflügelte Wort ſprach: „Wir Deutſche fürchten Gott
und ſonſt deiemand auf der Welt!“ er hat nun alle
Urſache, ſich recht zu fürchten, da es gottlob kei


Kräfte über⸗ und die moraliſchen Kräfte des deutſchen
Volkes unterſchätzte. Wenn der Herzog von Lauen-



verachten, ſo iſt er doch in ihrer Verachtung diel zu
weit gegangen, da die weitaus große Mehrzahl der
Deutſchen eben doch weit beſſer ift, als er —
und gehofft hat und ſie zu viel Ehr- und Vaͤter?
um es „boulangiſtiſchen“ Plänen
Man hat ſchon öfter darauf hin⸗



unter ſeiner Würde findet, Herrn Boulanger zu imi-
tiren. Wer das Verhalten des Erſteren ſeit dei
VW. März I890 genau aufgezeichnet hat und es don
Fall zu Fall durchgeht, der wird frappitende
Aehnlichkeiten mit dem Benehmen des verun?
glückten franz. „Neben Prätendenten“ finden So weit
fann man fommen, wenn man in Folge maßlofer


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ſelbſt die Bedeutung üner kleinen Welt beilegt,
wenn man für ſich Alles für erlaubt hält und in der
Ueberſpannung des eigenen Werthes auch noch die
Logik des geſünden Menſchenverſtandes veraͤchtel

Wer die Bismarcksorgane täglich durchgeht, der
hat ſicher auch gefnnden, daß feit der peinlichen
Blosſtellung, diẽ ihr Brodherr oder Inſpirator durch
ſein Fernbleiben von Berlin erlitten ihre Sprachẽ
eine weit gexeiztere geworden iſt Maͤnchẽ Bismarcks?
ergane begehen ſelbſt die Gemeinheit, die Perſon des
Kaiſers, 3 B. ſeinen Wuchs ꝛc. ins Lächerliche zu
ziehen, während die „Köln Ztg.“ an republikaniſchen
Neigungen laborirt. Mit em̃em Worte, es zeigt ſich
Ehr dentlich, daß man in der Bismarckspreſſe jeden
Anſtand und jede Rückſicht entbehren zu können glaubt
Tie Bismarckspreſſe iſt zur Zeit die deftructivite im
Reiche, und wird, mas den Anftand und die Selbft-
zucht betrifft, bei weitem von der ſozialdemokratiſchen
übertroffen. Anſpielungen, wie wir ſie gar nicht
ſelten über den Kaiſer finden, haben wir übers
haupt noch niemals in den Organen der Sozial—
demokratie angetroffen; die Bismarckspreſſe iſt gegen⸗
wärtig die ordinärſte im ganzen Reiche.

AUn witder auf des Pudels Kern des ,lang—
jährigen Barlamentarier8“ zu Kfommen, möchten
wir eine Wahrnehmung niederlegen die uns im

der



bisherigen Vellaufe Friedrichsruher Fronde
Schreibe mir ſo oft, Elfriede. wie Du auch Deiner
Vuttex ſcbreibſt, und ich werde Dir gleich
Dieſe Briefe wexden einen Troſt fur uns jein — —“
Auf dieſen Voxſchlag ging Elfriede bereitwillig ein,
und nachdem Alired ihr für den nächften Sonntag einen
langen Brief zugeſagt. ſchied er von ihr und feiner


dem Bahnhofe, um die Riiſe näch der neuen Heimath an-
zutreten. —

Nac und nach überwand Elfriede die Trennung von
ibrem Geſpielen, der bald in jeder Weiſe befriedigt über
ſeinen Aufenthalt in ſchrieb. und iht auch einge-
hende Mittheilungen darüber machte. Sie hatte ihm ge-
antwortet und damit war der regelmäßig von ihnen fort«
gejebte Briefmecdhfel eröffnet. Diefjer erfuhr, wie alle an-
deren Vorgänge ihres Lebens, ihre Seuttet, welche ihr
bald darauf eine große Freude bereitete. Sie Ihrieh ihr,
baß fie Herrn Walldorf beauftragt, ihr. vierteliährlich ein
beftimmies Tafcdhengeld zu fhifen, mit dem fie ale ihre
;Eieme_n Ausgaben beſtreiten ſole € Wwar ein wichtiger
Zag in ihrem Lehen als mit dem Koſtgeld auch die d
lagte, und viele Pläne wurden zur Verwendung desjelben
entworfen melde alle darauf ausSgingen, ihrem aguten

Herzen Genäüge zu thun, AlS fie ihrer Mutter ihren
äa_x{xf ausſprach, konnte ſie ihr {dhon einige *
heilen.



Luch Herr Walldorf, mit dem ſie ebenfalls Lorrefpon«
dierte, erfuhr diefe. Er, der nie eine Lochter bejeffen,
hatte zu jeinent geiftig wie körperlich ſehr bevorzugten
Mündel eine aroße Zuneigung gefaßt, und kam nie ohne
ein hübidhes Gejchent für fie nach Er war ein fehr
reider Mann, Hatte eine bedeutend jüngere Gattin feine
zweite Gattin und au8 erfter Che einen zweiundzwanzig-
Jährigen Sohn. Diejer, ebenfalls ein Kaufınann, war
einige Beit in einem größeren Hamburger Geſchäft thätig
geweſen und hatte dann um feiner NMeigung, die Welt
zu ſeben, zu genügen. eine Stellung in @bhina ange⸗

treten. —
Fortſetzung folat.)


 
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