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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 28. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0475

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Verantwortlicher Redalteur:
Zulius Jecker in Heidelberg.

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Yiede des Ableomneien Serber
über das direkte Wahlrecht.
(Schluß.)

ber‚mht großer Freude habe ich aus dem Majoritäts

cht des Herrn Fieſer, welchex ja von der nat. lib.
jes Orität der Mommijfion, weiche Der Majorität die⸗
&b Daufes ent{pricht, gutgeheißen und zum Beſchluß
ien worden iſte daß dieſe Majorität jetzt endlich

ablehnenden Standpunkt gegenüber dem direkten
eet aufgegeben hat und Ddie Einführung Ddes-
für noihwendig erachtet. Aber dieſe Freude
* getrübt durch die verſchiedenen Einſchränkungen,
* nguͤngen und Kautelen, welche der Zulaſſung des
* MWahlrechte8 beigefügt wurden Y⏑⏑
eh illuſoriſch gemacht wird. Es ſcheint mir, daß
* Mehtheitsbeſchluß ſeinem Hauptzwecke nach auf
14 Hinaustonımt, wie Das, was der Herr Staat8-
ß niſter deutlicher und offener ausgeſprochen hat, auf
EAblehnung des direkten Wahlrechtes. Der Staats
er ſaͤgt von ſeinem alten, aber veralteten Stand.
* aus einjach: „Die Regierung bewilligt das
* fte Wahlrecht nicht?! Der Kommiſſionspexicht
Vaber, wir wollen es bewilligen, aber unter ſolchen
inguͤngen, daß es doch nicht zu Stande kommt.
mußte erſtaunen über die vierlerlei Befürchtungen
ol Gefahren, welche das direkte Wahlrecht bringen

te und ich konnte anfangs nicht begreifen, wie der
8* Berichterſtatter Fieſer dieſen Befürchtungen im
kricht Ausdruck geben konnte.
M kann doch unmöglich annehmen, daß der Herr

don


* was er ſelbſt nicht glaubt, und doch konnte ich
454 nicht glauben, daß er dieſe Befürchtungen
zllich hege, daß ein Mann, wie Herr, Fieſer, der
ſo lange ſchoͤn im öffentlichen Leben bewegt, ſolche
elorgniffe habe von dem direkten Wahlrechi. Aber


aß es doch ſo ſein könne, denn die Nationalliberalen

Die Baiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
von Klara Rheinau. Nachdruck verb.

* Endlich erſchien der erſehnte Moment, und. ein furcht
Q & Zumult entitand, Denn Seder wollte ſich den Eirtritt
Megen. Viele wur den vondem Menjchenitrome zu Boden

esiHen, Undere fürmlich getragen, mD, unzählige XopT-
@e_iäun_ch verloren in diejer Shunde für immer Sorm und
* alt. In wenigex als fünf Minnten war jede Bank bis

N Legten Sckchen befekt, jeder ZoWbreit Boden in Beſchlag
‚‘ä‘_onmu‘n und es bedurfte energiſchſten Anſtrengungen von
N iten der Gerichtadiener, um Ddie Menge von dem für

i NC
8 MAdvokaten abgegrenzten kleinen Raume fernzu—
en.





— —

39)


* angefüllt, welche por der Eröffnung des Haupteingan⸗
Fudie? eine Nebenthüre Einlaß gefunden hatten. Viele
Bn mur die Nengierde hHerbeigernfen; aber viele empfans
{ Aufrichtige Theilnahme fir die arme Waiſe und waren
die ll Woraus z Deren Sunften eingenommen. Während
r 9}‘0{;@ Menge über Schuld oder Unfhuld. der Beklagten
{‚ere}(nhd)tgu austauſchte, füllte ſich auch allmaͤhlich der
4 erwahnte reſervirte Hhaum ‚HZuerit er{chien . eine
die GL gutgekleideter, junger Veute durch eine Seitenthüre,
o Tichtlich den Gerichtsdienern wohlbefannt waren. CS
hapcl Studenten, junge Surijten, welche hier freien Zutritt
8* und jih frühzeitig einjanDden, um ſich ein moͤglichſt
* Plätzchen Yichern. Etwas ſpäter kamen die Wvo—

en mit ihren Mappen, Darunter autch der Vertheidiger
p Gefangenen. guletzt traten die Richter ein, einex noch
— und eine erwartungsvolle Stille entſtand im

ſelb Die Richter nahmen ihre Size ein, . und einex der
88* gab dem Ausrufer einen. AWink, werauf dieſer ſich
— erhob und in näjelndem Tone eine Art
forp voflamation verlas, deren Hauptinhalt eine Auf-
id)ei;fätng für die Parteien und Zeugen enthielt, jetzt zu er—

Kaum hatte er geendet, als man deutlich einen Wagen







haben von jeher die Gewohuheit, daß ſie ihre Partei
für identiſch mit dem Staate 9

Partei nachtheilig iſt, das halten ſi
Unglück des ganzen Staates. Nun



*

für

auch



nicht nur
dem Herrn Fieſer perſbulich, ſondern der gauzen
nat lib. Kartei ſehr nachtheilig waren und der ganz
Partei eine großattige Niederlage bereiteten. Das
halten ſie nun für ein Staatsunglück, aber der Staat
hat darüber keinen Schaden gelitten, weder das Reich
noch der badiſche Staat. Im Gegentheile. Und wenn

es änmal der Fall wäre, daß dié nat.lib. Partei in
dieſem Hauſe in die Minderheit gedräugt wäre, 10

würde der badiſche Staat darüber nicht zu Grunde

dehen.

Aber ſo ſchlimm iſt es auch nicht, es würde auch
die direkte Wahl keine ſo große Verſchiebung der Ma—
joritätsverhältuiſſe in dieſem Haus zu Stande bringen,
auch nicht größer als die letzten indirekten Wa hlen es
zu Stande gebracht haben, es würde auch nicht ıin

zar zu gefähtliches und ſtaatsumwälzendes Experi⸗
ment in der Rammer vorkommen, wenn einmal die

nat.-1ib. Partei nicht mehr am Ruder wäre. Wir


direkten noch mit dem indirekten Wahlrecht. Nun
was haben Sie denn da für Kautelen porgeſchlagen,
eine Abäuderung der Erſten Kammen Was exwarten
Sie denn nun von dieſer vorgeſchlagenen Abänderung?
Wenn nun ein paar Kogemerzientäthe oder Oberbürger—
meiſter mehr in der Erſten Kammer ſäßen, was wäre
es denn damit? Ich glaube durchaus nicht, daß die
Oberbürgermeiſter, die in unſerer Kammex ſitzen, ir—
gend ein Verlangen haben, in die Eiſte Lammer be—
fördert zu werden. Wenn wir z. B. den Obexbürger⸗
meiſter don Heidelberg aus unſerem Haus an die Erſte
Kammer abtketen müßten, wer würde dann die vielen
Kommiſſionsberichte machen. Geiterkeit.)





der Erſten Kanimer, wir haben auch nichts dagegen,
denn die Erſte Kammer iſt allerdings etwas, was
der Verbeſſerung bedürftig wäre, es wären aber gauz
andere Dinge nothwendig, als die im Kommiſſions⸗
bericht vorgeſchlagenen, namentlich iſt es der Uebel—
ſtand, daß dort einzelue Pexſonen ein doppeltes Wahl—
recht beſizen, aktiv und paſſiv das Wahlrecht in dex
erfien und zweiten Kammer beſitzen und auzüben und
das ſind die Univerſitätsprofeſſoren, die wählen zuerſt
in die Zweite Kammer als Urwähler, ſie wählen die
Wahlmänner, werden als Kandidaten in die Zweite
Kanimer aufgeſtellt und wenn ſie dann da durchgefallen

HSE

gefpannter Erwartung, Dblickten Alle nach

Regungslos, mit
Nadel

der Thlüire; e8 war ſo ftl geworden, daß man eine
hätte zu Boden fallen hören.

Da wurde die Thlire aufgeftoßen und, umringt von
Gerichtsdienern, trat Martha an Frau Harper’3 Seite ein.
Die Augen zu Boden gefchlagen, Das AUntlig mit einem
Dichten Schleier umhullt, eilt {ie raſchen Schrittes auf den
für ſie beſtimmten Platz zu.

ur wenige der Anweſenden hatten ſie
geſehen, Alle jedoch hatten ſich ein Bild von ihr entworfen,
Ddas in Allgenreinen der Wahrheit ferne {tanDd.

Maͤrthaͤs feine, grazibfe Erſcheinung harmonirte ſo
wenig mit ihrer Lebensitellung, daß Hauptjächlich der weib
liche Theil des Auditoriums ſich höchſtens üherraſcht ühtte.
Sin letfes Murmeln der Bewundexung ging durch
SReihen. Martha hielt foxtwähxend die Blicke geſenkt; tros
allen Troites, den jie in ihrer Religion gefunden, troß der
ſchuhenden Gegeniwart Dder guten Frau Harper, fühlte ſie
jich jo niedergedrückt vor Schant, unter einer 10 entſetzlichen
MAnflage hier zu erfcheinen, daß jie nicht aufzublicken wagte,
Sie betete fortmwahrend um Kraft und Stärfe und drütkte
Häufig Frau Harpers Hand, weldhe in der ihrigen ruhte.
&3 ichien, al3 ob das jehr gemijchte Publikum etwas von
ihren Gefühlen errathe, Ddenn es blidte mit ſchweigſamem
Intereffe auf ihre regungsloje SGeitalt, ohne ſich die bei

Bemerkungen zu erlauben.

Die Formalitäten begannen. Dann erhab ſich der an-
fagende Aniwalt und hielt ‚eine brillante RKRede. Die Be⸗
‚uetSfette, Durch welche er Marthas Berurtheilung herbeizu⸗
führen fuͤchte, kegte er Glied für Glied der Jurn vor aber
all dies fhat _er. mit denm Worfen und der Miene eines
Nlanınes, der ein&äußerit JOhwierige Pflicht zı erfüllen Hat,

Tis er fich niederfeßte, flüſterten die Zuſchauer cingnder zu
daß die Schuld der Gefangenen klar ſei, wenn er für alles
was er fjagte, Beugen beibringen fünne.

Bufrieden mit dem Sindruck, Dden jeine Ausführungen
hervoͤrgebracht, überließ der Anwalt mun Marthas Ver⸗







— —

* —— A
tion von Gebr. — 4 gahrg
| S6 Kahlt.

*



ngerürabe 7, $





ſind, dannk ſie in die erſte Kammer Geiter—
Sehen Sie einmal zu, e& wäre gewiß auch. zweck⸗
mäßig, wenn man den SrundHerren jede THeilnahHme

in der Zweiten Kammer unterſagen würde, wie man
auch den Univerſitätsprofeſſoren dieſe Theilnahme an
der Zweiten Kammer nehmen ſollte. Ein anderer
Uebelſtſtand iſt der, daß die Grundherren auf 8 Jahre
gewählt werden und die Univerſitätsprofeſſoren nur
auf 4 Jahre und daß die acht vom Großerzog ernann—
ten Mitglieder der erſten Kammer auch zuerſt für die
Zweite Kammer wählen, Wahlmänner werden und mit—
unter auch Kandidaten für die Zweite Kammer. Es iſt
auch ſchon vorgekommen auch dort, daß wenn einer in
der Zweiten Kammer durchgefallen iſt, er nachträglich
in die Ecſte ernannt wurde. Das ſind Uebelſtände,
die gehören abgeſchafft. Es ſoll wenigſtens die Groß—
herzoͤgliche Ernennung — und da braucht man gar
keine Verfaſſungsänderung — vor den Wahlen zur
Zweiten Kammer ſtattfinden, damit man ſchon wüßte
der Mitglied der Erſten Kammer iſt.

Praͤſident: Dieſe Eröterung führt uns etwas ſtark
über den Gegenſtand hinaus.

Gerber: Es ſoll die Wahl der Profeſſoren vor
der Wahl der Zweiten Kammer ſtattfinden, damit iſt
dieſer Punkt erledigt. Zunächſt war der Eindruck, den
ich bem Leſen dieſer Kauteln bekam, der, daß die
Herren uns das direkte Wahlrecht jetzt noch nicht ge—
ben wollen und daß man eine Ausflucht ſucht, weni—
ſtens noch eine Nothfriſt für das indirekte Wahlrecht
wenigſtens noch für den nächſten Landtag herauszu—
bringen, während unſer Verlangen dahingeht, jetzt
dieſem Landtag das direkte Waͤhirecht zu
krhalten, damit gleich die nächſte Landtagswahl nach
dem direkten Wahlrecht ſtattfinden könnte. Darum iſt
unſer Antrag ſo geſtaltet, alles andere haben wir weg—






ſen. Ein ſehr zweckmäßiger Vorſchlag in unſerem An—
trag iſt auch der, daß die Eintheilung der Wahlkreiſe
nicht ein Verfaſſungsgeſetz ſei, ſondern ein auderes ge—
wöhnliches Geſetz, welches leichter abgeändert werden
könnte. Doch auch darauf koͤnnten wir noch verzich—




die Hauptſache. Nun hat der Herr
Staatéeminiſter, aufrichtiger und offener als der Kom—
miſſionsbericht, eben ſich dagegen ausgeſprochen und
erklärt, mit dem dirckten Wahlrecht könnte ſich die
Regierung durchaus nicht einpexſtanden erklären Nun
im Grunde kommt der Kommiſſionsbericht auch darauf
iſt auch das nämliche, nur daß er

— * — —

N

theidiger das Wort. MNie hatte diejer brillante Redner mit
größerem Eier geſprochen, als bei dieſex Gelegenheit; er


wecken und mit ſolchem Erfolg, daß der webliche Theil der
Zuhörerfchaft bäld in Thränen zerfloß. Hätte von ihm



ohne Weiteres erfolgt, Aber die Jury war nicht ſo zart
beſaitet zuſammengeſetzt, und manche ungeduldige Regung


Auch der Richter blickte kalt äuf den Advokaten, der ſich



vergeblich gewejen. Mit dieſem Gefühle verliez auch am
Wbend des zweiten Tages das Auditorum den Gerichtshoͤf
die Zeugenöexhören das Einzeichnen der Geſchworenen uſw.
haͤtte dieſe Periode in Axſbruch genommen, der folgende
Tag ſollte der ketzte der Verhaudluns ſein Noch dichter
drängte ſich die Menge in dem weiten Raume, aber nur







Der anklagende Anwalt daß Butler
auf welche ſein Gegner

eine lahme Erfindung hinzu⸗

ſuchte die Idee,

Q als
ſtellen.

Wo bleibt denn dieſer begneme Herr Butlex? fragte
er.. „Mütte die Gefangene nicht ſeit dem Tage ihrer VBers
Haftımng Jeinen Aufenthaltsort ausfindig macdhen . fönnen ?
MWarxum ijt er nicht hier? Meine Herren, wenn Ddie Gegen—
yartei an diejfes Geſchichtchen ſelher glaubte, ſo würdẽ ſie
das Land nach Herrn Butlex habe dürchſuchen laſſen, und
ihn hier mit. der. Beflagten konfrontirt haben Sie hat es
nicht gefhan. Daͤraus dürfen wir ſchließen, daß ſie es
nicht konnte.“

(Xort’eBung folgt.)


 
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