Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI chapter:
Nr. 291 - Nr. 298 (22. Dezember - 31. Dezember)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1205

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
















A0

* 95 —

Fühs W ; Suliuy? Jecke



%&O%G%&%‘F&%b%epß&!@w&%&ßcya&
der heutigen Auntmer Legt UL, 52 der wochenet

lage vei.

— — — — — —



n die Bertrauensmänner der Sentrumspariei!

Seit binahe 30 Jahren kämpft der Pfälzer Bote
für die heilige katholiſche Sache. Ihm verdankt un
ſere Partei im badiſchen Unterlande zum großen
Theile ihre Erfolg Sein entſchiedenes Auftreten
hat ihm die Herzen der Kaͤtholiken gewonnen, aber
auch den Haß der Gegner zugezogen. Hat doch ſelbſt.
ein ſozialdemokratiſcher Führer in öffentlicher Ver⸗
ſammlung erklärt, der Pfälzer Bote ſſei das ultra—
monkanſte Blatt in Baden. Früher kämpfte der
Pfälzer Bote im badiſchen Unterlande allein. In den
letzten Jahren ſind neben ihm noch mehr're Cen—




Bundesgenoſſen, welche ihn im Kampfe gegen den
gemeinſchaftlichen Feind unterſtützen konnten, ohne
ihn aus ſeinem durch langjährige Arbeit errungenen
Beſitzſtand zu verdrängen. Und in der That iſt es


der feitherigen Höhe zu erhalten. Damit dies aber
auch in Zukunft ſo bleibe, iſt die eifrige Mithilfe
aller Parteifreunde nothwendig. Wir richteu daher
an alle unſere Freunde und Gönner die dringende
Bitte, beim bevorſtehenden Quartalwechſel für die
Verbreitung des Pfälzer Boten energiſch thätig zu
ſein und insbeſondere dafür zu ſorgen, daß ihm eine
etwaige Abnahme der Abonnentenzahl in dem Gebiete
eines neugegründeten Centrumsblattes durch eine Zu—
nahme in anderen Orten ausgeglichen werde. Auch
in den Gegenden des badiſchen Unterlandes, in denen
andere Centrumsbläͤtter ihren hauptſächlichſten Wir⸗
tungskreis finden müſſen, dürfen dem Pfälzer Boten
ſeine alten Freunde nicht untreu werden. Das wird
ſchon die Pflicht der Dankbarkeit für ſeine vielen
Leiſtungen in vergangenen Jahren zu verhüten wiſſen.


Reife eines armen Kindes in den Himmel am

Weihnachtsfeſt.
Es war heiliger Abend. Die Straßen und Gafjen
waren leer: die Großen und Kleinen zogen fichH in ibre

Haufer zurüc, um in warmer Stube
der *
der Kerzenglanz der Chriſtbäume
@inderaugen, die in himmitſcher Verklaͤrun

Meihnacmhtafreude niederſchauten auf die Menſchen.

die erleuchteten Fenfter. Sein Geſichtchen
zaͤlte, und der
hedeckten Haupte. €3 puftet
mur Leicht gefleidet und fror gar fehr,
aber mar, Ddaß e8 nicht einmal wußte
joßte. Ihm paͤtte kein VBater einen MWeihnachtabaum
xitet und feine Mutter .
war eine arme Waije, Ddie bei Leuten

die Stadt machen mußte,

unr ettwa3 zu deſtellen. Und weil e denn wußte,

@inbder ſich freuen und Chriſtgeſchenke erhalten,

23 jo allein ging_und verlafl

war eS betrübt und traurig,
weinen.



Heilige, was eine Kirdhe in ſich hat, dachte,

fühlte, wie



— — —


— —

— —

S U





ſeines bisherigen Kampffeldes wie eine Heimaͤth be—
trachten kann.

Alſo auf, Ihr Centrumsmänner, ſorget für den im
erfolgreichen Kampfe erprobten Pfälzer Boten!

Das Comite des Pfälzer Boten.

® 5 an .

in deutfranzöfifeS Bündaiß.
Nichts weniger als ein Bundniß zwiſchen Deutſch—
land und Frankreich iſt neuendings von dem Abg.
Dr Arendt in ſeinem „Deutſchen Wochenblatt! vor—



geſchlagen worden Der Artikel iſt gleichzeitig als
Broſchure erſchienen mit dem Zuſatz! „Auch ein
Heitrag zur Frage der Heeresbermehrung. Der

Verfaſſer erklärt, daß viele Franzoſen, die er in Paris
und Berlin geſprochen habe, ihm zugeſtanden hätten,
daß der Gedanke an eine Wieder-Eroberung von
Elſaß Loihringen nur von wenigen Franzoſen mehr
fefigehalten werde daß vielmehr die verſtändigen
Leute in Frankreich im großen Ganzen ſich mit der
heutigen Lage ausgeſöhnt hätten.

Die Metzer Preſſe“,
Klerus ſehr naheſtehendes Blatt,
ſchüre des Abg. Dr. Arendt weiter und ſchließt dann
mit folgenden bemerkenzwerthen Sätzen: „Auch der
Schreiber dieſer Zeilen kann verſichern, daß er viele
Franzoſen kennt, die ſich ganz in demſelben Sinn ihm
gegenübex ausgeſprochen haben. Er hegt auch die
feſte Hoffnung, irgend ein Franzoſe, welcher ſein
Vaterland wahrhaft liebt, werde die nöthige Einſicht,
Unabhaͤngigkeit und Freimüthigkeit beſitzen, öffentlich
dieſen Gedanken vor dem ganzen Lande auszuſprechen;
dadurch werde er das Eis brechen, er würde in weiten
Kreiſen lebhaften Beifall ernten, dieſem Gedanken zum
Durchbruch zu vexhelfen und dadurch in beiden Lan⸗
dern oder ſogar in ganz Enropa die Beſeitigung des
volksverzehrenden Militarismus anbahnen. Die dem
deutſchen Reichstage jetzt vorgelegte Militär-Vorlage


Angriff gegen uns pianen, und weil Wir nicht ung
zu einem Ungriff gegen Fraukreich rüften wolen.
Die Deutſchen
ahne zu fürchten, dadurch bei den Franzoſen die
Meinung. zu erwecken, wir fühlten ung zu ſchwach zu
einem Kriege.
offentliche Meinung Frankreichs ſich in dieſem Sinn
äußerte, wir Deutſche darin ein Gefühl der Schwäche
der Franzoſen finden. Im Gegentheil, wir würden


kalten fteinernen, Stufen hin, als wenn ſie vor dem Stalle
zu Bethlehem Inieete und das Jeſuskind in der Krippe
anbetete. „Ach liebes Zeſuskind ſeufzte ſie, das Kopichen
geneist und die erftarrten Händihen in einander gelegt,
hilf mir doch in meiner Verlaſſenheit nimm mich zu dir,
wo meine Mutter iſt Es iſt mix ſo bans; denn ich bin
gaͤnz allein und habe Niemand Du haſt tauſexd Fiyder
ſchon zu dir genommen ; ach, rufe auch mich zu dir! Und
wie das Kind ſo da knieete vox der Thür der Kirche, da
rief ibm ſelbſt der unſichtbare Schutzengel zu: Laſſet die
Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn
ihrer iſt das Himmelreich! Und wie das Kind dieſe Worte
hoͤrte, da ſpraug es gctröſtet auf und wollte gleich in den
Hinımel zum FJefuskinde gehen. Aber wo iſt der Weg da—
hin? Ach Niemand, der es führen, Niemand der den Weg
ihm. zeigen. fönnte ; e$ itu%t einen Augenblick, ſieht betrübt
umher und blickt zu den Sternen empor Endlich
fort die Straße entlang und zum Thore hinaus.
Da draußen auf dem Kixchhofe liest die Nutter be—
araben. Mit Mühe dringt Das arnıe Kind durch eine
Deffnung im Gartenzaune zu denz ärmlichen @rabeshügel
der geliebten Entichlafenen. — „Mutter,” ruft da Kind
mit Freude und Schmerz, „Mutter, idh) komme zu _ dir in
Af iſt ſtil im einſamen Todten
reich, ünd der Hügel, an dem die Vaiſe kniet offnete ſich
uicht. „Mutter, Mutter, weint das arme Kind, „erbarıe
dich meiner! Du weißt ja, Ddaß ich Niemand hHabe, und
Saß-ich ganz allein bin hier unten! Bitte dodH Gott, daß
er mich zu jich in den Hinımel nimmt, O heilige Matter
Maria, bitte fr mich zu deinemı göttlichen Kinde.“... AWber
itatt aller Antmort pfeift gellend die Lokomotive auf dem
nahen BahHuhofe, daß das arme Kinderherz erſchreckt Abex
vibblich hebt es den Kopf empor, und ſinnt und ſinnt: es
üt mächtia von.einenı Gedanken erariffen, |[pringt raſch
embor .atmd eilt. zum Bahnhofe. . Haltig tritt es zur Kaſſe

mein’ Herr, nehmen Sie 'mich mit.“ — „Wohin willit dır
fragte - xauh Dder Beamte. — „In“ den Himmel,

Sen Himmel, in den Himmel, ich will mit der Eifen—

Nn








— — —

— —

7 89., Werkheinuze,

— N TT

A

| Druc, Berlag ı, Eepebition ven Serr guver
n Heivelberg, Zwingerſtraße 7.
— — —





uns darüber freuen, daß zvei Länder, die wirthſchaft
lich aufeinander angewieſen ſind, ſich wirthſchaftlich
und politiſch die Hände reichen zur Foͤrderung des
beiderſeitigen Wohles.

Der Urtifel ‘ des Herrn Dr. Arendt und der der
„Metzer Preſſe“ iſt gewiß ſehr gut gemeint und die
Moöglichkeit, daß wir im Laufe der Zeit, wenn auch
nicht gerade zu einem Buͤndniß, ſo doch zu einem
freundlichen Verhaͤltniß mit Frankreich kommen werden,
braucht keinekwegs in Abrede geſtellt zu werden,
heutigen Tags aber und in abſehbarer Aufunft Lanı
davon, ein Bündniß mit Frankreich zu ſchließen, doch
nicht mit ſolcher Zuͤverſicht geſprochen werden, daß
diefe Hoffnung voͤn Einfluß auf Ddie jebt geplante
Heeresvermehrung jein funte. In Frankteich, Ddas
deweiſt jedes Blaͤtt der Gejhichte, iſt es leider noch
niemals auf die „verſtändigeren Leute“ angekommen,
die haben die Kriege und Revolutionen nicht gemacht.
Die Feuerkopfe die Schteihälſe uud die Chrgeizigen
ſind es bielmehr geweſen und an ſolchen iſt auch jest
noch in Frankreich kein Maagel.



Deutſches Reich.

Berlin, 22. Dez. Der dritte Jahrgang der
Infauterie iui preußiſchen Kontingent umfaßt gegen-
wärtig 94,000 Mann. Davon ſind 60009 Munn,
wie. dem „Hamb. Korrejp.“ von hHier gejhrieben wird,
ſchon jetzt zur Dispofition Deurlaubt und nur
mehr 34,060 Mann altiv bei dem Truppentbeil.
Darnach iſt alſs die zweijährige Dienſtzeit on jeSt
für nahezu zwei Drittel der Aktiven thatſächlich ein-
geführt.

— Aus MüGlHaufen wird der „Nordd. Zig.”
gemeldet: „In Folge der von der Regierung in
Berlin in Yusficht genommenen Aufloſung des Reichs
tags — für den Fall der Nichtannahme der Mlitär⸗
vorlage, — iſt bereits an den Magiſtrat die Anwei⸗
ſung ergangen, alle Vorbereitungen zur Neuwahl vor⸗
zubereiten. “

Die Nachricht bedarf ſehr der Beſtätigung. Eine
ähnliche Meldung, die dieſer Tage von hier erging,
wurde prompt dementirt.

— Der Kaiſer wird
Neujahrsglückwunſch die
Armeekorps empfangen.

— Der Vertheidiger Ahlwardts, : Rechtsanwait
Hertwig, hat die ihm angetragene Kandidatur in
Liegnitz abgelehnt.

— Gegen den antifemitijhen Reichstagsabgeordneten

auch
Generäle

zam diesmaligen
aller deutſchen

bahn fort! — „Dummes Diug,” grollte Der — in
dem er ärgerlich über die Taͤuͤſchuug das Fenſter ſchloß
Zas Kiud feht? und weinte: Es läutete zum dritten
Val. Das atme Weſen gins auf den Perron und be—
ſchwor die Schaffner, es mit in den Himmel zu nehmen.
Die aber lachten und frieben das Kind fort. Und wie die
Qokomotive pfiff und der Zug Hinfaufte in die Ferne, wo
der Himmel fich mit feinen Sternen zur Srde netgte, da
feufzte e& fOmerzlich auf und blidte verlangend dem Zuge
nach. „Was . willjt du hier? fragte etwas barjd ein
Schußmann. „IhH will in den Himmel,“ war die Antwort, .
„und man hHat mich nicht mitgenommen !” „®eh’ na


beicheeren !“ —. „Wch, ih habe ja Feine Eltern mehr, und
daz Chriftkind ijt jaim Himmel.“ So pra Ddas Kind
und ging recht traurig von Dannen, „Müde, Hungrig,
ichläfrig und Falb erfroren, jebte eS fich.traurig in eine
Ecke des Bahnhofes, um

e DEes ; bei einenı nächjten Zuge fein
Glück wieder zu verfuchen. Wie es aber zujammengedrüct
eine BZeitlang. o da ſaß und Wweinte,

überivältiate es der
Schlaf, und e8 entidhlummerte und träumte ſuße Träume
vom Himmel und dem Chrijtfinde. Das war aber ein
gefährlidger Schlummer, denn die Kälte war groß, und
der Tod-nahete {ih Ihom Jeinem Bruder dem Schlafe: Da
famı. ein. frommer Mannn und- Jah-dası arme Rind. Er
xüttelte zund rief eS; aber es fOlief fejt und war {tarr unD
falt. . „Daß Gott fichH deiner - erbarıne !” rief der Mann,
daͤs Mind Yt erfroren.“ Da traten der Bahndeanıte nund
der Schußmann hinzu und berichteten von den Kinde das
nach demn Simmel gewollt und das ſie abgewieſen. Raſch
wurde: eıne : Drotfchfke: herbeigeholt und das Kind in
RPferdedefen- aehüllt. „Zum Klofter der barniherzigen
Brüder.! rief der Mannn dem Kutfchev . zu. Der Wagen
_rollte hurtig. die Straße entlang. Der Maun läutete an
der Pforte und brachte das eiygehüllte Kind als wunder⸗
bare Weihnachtsheijheerung in das chriſtliche Haus Da
{ag Das Mind ım weichen Bette. Es ſchliet fanft 110 feſt
einen tiefen Schiaf der nicht weit von Ted entfernt War.
Man rieb die erktarrten Glieder ; das Heine Wejen vegte

ſich nicht. Die Aeuglein waren zeſchloſſen, doch die Wan—




























































































 
Annotationen