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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 201 - Nr. 210 (4. Septmber - 16. September)
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— tögtich mit Musnahme ber Soun⸗ und Frertage
— —
$ . 1.20 ohne Zrägerlohn u. Woftanjiclag, Befielungen
— MNoftanftalten 1, bei ber Expebition Zwingerfüraße 7.
%t 201 | Berantwortliger Medaktenr :
— Jultus Jecker in Heidelberg.

*
Beſtellungen
7 den „Bfalzer Boten' werden fortwaͤhrend bei
Öimtlichen Bojtanftalten, dei unjeren Zrägerinnen,
* in anſerer expedition Heidelberg, Zwinger⸗
raße 1 entgegen ſcnommen.
— —



— — — — —
— — Numuier liegt ur 36 der Unterhaltungs-
gr bet.

——— — — — ——

Valiliſche Vochtnüberſich.

® Geidelberg 3. September.

1, Die XXXIX. Generalverfammlung der Katho-
“Etcü Deutſchlands in Mainz gehört heute der
Sergangenheit an. Ihre Wirkuͤng wird indeſſen eine
Gbaluge ſein und nicht ſo leſcht dem Gedächtniß
der perfönlih Theilnehmenden, als auch der aus der
Ferie Beobachtenden, Katholiken un d Nichtkatholiken,
utſchwinden. Es war eine impoſante Heerſchau, welche
der alten Biſchofsſtadt Mainz der Generalſtab der
deutſchen Katholiken in dieſer Woche abgehalten. Es
gebt leider nicht au, alle die mächtigen Eindrücke und
Lhabenen Gefuͤhle, welche dieſe herrliche Kundgebung
euigte, auch nur flüchtig hier wiederzugeben. Wir
Voch durch eine ebenfo ausführliche wie prompte
Rerichter flaltung den Leſern unſeres Blattes ein aus—
{ührliches Bild über Ddie Verhandlung geboten. Die
Reden in ihrem Wortlaut werden folgen, denn unfer
latholiſches Voͤlt hat ein Recht darauf, Gelegenheit
zu haben, die Edelfteine katholiſcher Beredtſamkeit ſich
der Augen halten zu können, ſich an derſelben zu er—
uicken und zu fernerem Kampfe zu ſtählen.

dFaſſen wir das, was der Kaͤtholikentag geboten,
&Ujammen, dann ſind die Erwartungen, die wir
gerade an die diesjährige Berſammlung knüpften, über⸗—
Lroffen worden. Die TIeilnaHme mar eine über-
S große. Die Reden zündeten alle. Die Refo-
utionen, die gefaßt wurden, betreffen zun Theil die
Enveräußerlichen Forderungen der Katholiken und be—
dꝛrftex in ihrer würdigen Faſſung nicht der Mahnung
er „Nordd. Allg. Ztg.“ zur weiſen Mäßigung. Aus
Alen Theilen der Welt waͤren Gäſte anweſend; ſogar
zus dein fernen Afrika. Unſere hochwürdigſten Hi—
Vofe. die nicht theil nehmen konnten, ſandten Be—
Stüßungsichreiben, wie dies auch unfjer hHl. Bater
Dat, indem er Gottes reichften Segen auf die
@“_tféüefiungen der Verſammlung herabflehte. Ent—
Gieden und offen traͤten daun die Katholiken,








für Stadt


wie ſtets bisher wieder ein für die Unabbängigkeit
das hl. Vaters. Laut erhoben ſie ihre Stimmen und
fordetten für den, der das Haupt der katholiſchen
Kirche der ganzen Welt darſtellt, eine ſeiner Stel—
lung würdige Lage. Und iſt es nicht ein herrlicher
Gedauke, dem man Ausdruck gab, als man die Völker
und Fürſten hinwies auf den Stuhl des hl. Petrus
der, wie keine andere Stelle der Welt, geeignet iſt,
durch Schiedsſpruch in ſtreitigen Weltfragen die blutige,
unmenſchliche Entſcheidung der Waffen unnöthig zu
machen. Wenn man das — was Bismark 3. B.,
dem man „Liebe zum Papſte“ nicht nachſagen wird,


wollte, daß der Papſt der berufenſte Schieds—
richter der Weltiſt; wenn man dies erkennen
und anerkennen wolite, dann brauchte das ſinkende
Freimaurerthum und der abgewirtſchaftete Liberalismus
nicht die Welt mit einem ergebnißloſen Friie dens—
Kongreſſe zu enttäuſchen. Um aber die hohe
Miſſion eines Schiedsrichters der Völker der Erde zu
bekleiden, muß vor allen Dingen dem, der Recht
ſprechen ſoll, ſein Recht werden. Dem hl. Vater
muß ſeine gewaltſam genommene territoriale Unab⸗
häugigkeit wiedergegeben werden Dieſe Frage wird
nicht don der Büdfläche verſchwinden, bis ſie gelöſt
iſt; ebenſowenig wie die Frage unſerer Ordens—
leute, von der ein Redner treffend ſagte: Die Lage
der Ordensmänn er iſt in Preußen erträglich, in Württem⸗
berg kläglich, in Heſſen traurig und in Baden
ſchaurig. — Jetzt, wenn die Cholera wüthet, und
früher, wenns Krieg gab, dann waren die Ordensleute
willkommen. Willkommen ſind ſie, um Dienſte zu
leiſten; willkommen ſind dann auch in den Häuſern
der Großen die Engel der Nächſtenliebe; ſelbſt im
Hauſe Bismarck ließ man ſich bei der Verwundung
des Grafen Bill die aufopfernde Pflege einer kath.
Ordensperſon gefallen und war des Lobes voll über
ihr ſtilles, ſegensreiches Wirken; wenn es aber gilt
ihnen ihre Rechte zu geben, Rechte, die ſelbſt der
Anarchiſt genießt, das Bürgerrecht in ihrem
Vaterlande dann kann davon keine Rede ſein. Alle
dieſe Frages, und noch viele andere, man leſe nur
die großartige Rede der Löwen von Zäbringen in
der heutigen Nummer, ſind nochmals betont, nochmals
angeregt worden zu Mainz, und daß ſie bis zu ihrer
endgültigen Löſung nicht verſchwinden werden, dafür
ſorgt unſer wackeres Centrum. Gott helfe ihm! —
Wir haben uns, wenn wir den Raum unſeres Blattes
berückſichtigen, ſchon zu lange in Mainz aufgehalten,




Anzeige:-Blatt für die Amtsbezirke Heidelbera,”
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippoburg
Wiesloch Btuchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbacs
Eberbach Buchen Walldürn, T-Biſchoſsh., Werthein

— 8

——



über, und in der That wüßten wir vor der Hand
nichts wichtigeres in der Welt als die 39. General—
verſammlung der Katholiken Deutſchlands, allwo die
Rede war don unſern heiligſten und ſchönſten Rechten.
Lanen wir darum für heute die übrigen Weltbegeben—
heiten; es iſt nicht viel abſonderliches vorhaͤnden.
Das furchtbarſte, wovon wir noch teden könnten, iſt
die Chobera, die in Hamburg ärger wüthet, als
man glauben mag. Möge es gelingen, was man zu—
verſichtlich hofft und auch hoffen darf, daß ſie nicht
weiter ſchreitet auf ihrem ſchrecklichen Zuge, und daß
ſie in unſerem deutſchen Vaterlande dald erlöſchen
möge. Das walte Gott!

Yicde des Ffirtet Wader aus Zühringen
über die Auſptüche der Katholiken auf Antheil
an der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten.

(Der Redner wird mit lebhaftem Händeklatſchen em—
pfaugen) Meine Herren! „Wir müſſen es dahin
bringen, daß auch gute Katholiken Oberpräſidenten
und Miniſter werden? ſo ungefähr lautete ein Sas,
der in der Eröffnungsſitzung geſprochen wurde. FIu
derſelben Rede wurde auf die Preßſtimmen hinge—
wieſen, welche von einer Schwenkung ſprachen, die
hier in Mainz vorgenommen werden würde und die
nichts anderes bedeuten würde, als eine Theilung der
Maͤcht mit den Muckern und Junkern. Geiterkeit
Die Furcht hiervor iſt um ſo größer, als die Liberalen
zugeſtehen müſſen, daß die gläubigen Chriſten die
Mehrheit bilden, gegen welche die vereinigten Libe⸗
ralen aller Schattirungen weit zurückbleiben. Dann
ſollen dieſe Herren in der Minderheit auch eine Sprache
führen, wie ſich Schwäͤcheren zient! Beifall)

Wollen wir die Leitung der öffentlichen Angelegen—
heiten ganz oder zum Theil an uns reißen? Haben
wir ein Recht darauf, und hätten wir Männer, die
im Stande wären, das Staatsſchiff erſprießlich zu
lenken? Aus mehr als einem Grunde erſcheint es an
der Zeit, dieſen Fragen nicht länger aus dem Wege
zu gehen, ſondern ſie bffentlich zu beantworten, ſo klar,
daß es überall verſtanden werden muß, unten wie
oben. (Lebhafte Zuſtimmung) Sind gläubige Ka⸗
tholiken regierungsfähig auch im deutſchen Vaterlande?
Dieſe Frage iſt nur ein Theil der anderen: iſt es
möglich die Leitung der Staatsgeſchaͤfte im chriſtlichen
Geiſte zu beſorgen? Ueber dieſe Pflicht ernſtlich nach—
zudenken, gehöri zu den wichtigſten Pflichten derjenigen,
die au die Spitze der Völker geſtellt ſind. Die große
Mehrheit des Volkes hängt treu am Chriſtenthum;





Im Haufe des — —

B
98) Original-Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.
Nein, von Herrn Langenberg. antwortete Anna und.
— — übermwältigt vom Bewußtſein deſſen, waz ſie ohne
in Vorwijjen gethan, warf fie. ſic an ſeine Bruſt und
4 bra in Thränen aus. Beide Männer jahen ſie er⸗
Oroden an, ehe aber nuch ihr Bater eine Frage an ſie zu
8 vermochte, trat {ichtlich erregt Georg Langenberg
* und Jagte mit tiefer Empfindung : *
€ „Verzeihen Sie, Herr Eichsfeld, wenn wir ſoehen einen
& Oritt gethan, zu dem e3 allerdings erft Ihrer Zurimm-
*g beburft hätte — —“ ;
G „Was — was iſt hier 7 rief von DIOB-
cter Ahnung erfaßt dex Capitän, während überzeugt,
88 ihre lang gehegten Wünfche in Erfüllung gegangen,
und Ontel Leonhart bemwegt und liebevoll auf das
>dar blidten. ; ;
„ „Wir haben uns verlobt,“ erwiderte der jüngere NMann,
wenn e$ ein Unrecht gewefjen, {o bin 1cg der ſchuldige
Heil, deun feit Wochen — doch Sie werden gleich alles
e‚rf“fh:en! — Machen Sie vorerit aller unjerer Sorge ein
W Eude, Herr Eichafeld, und {agen Sie, daß Sie die
°ahl Ihres Kindes billigen — —“ ;
f „SSa, Da3 thıre ich, Georg Langenberg,“ entgegnete mit
Qefer Mührung der Capitän, „weiß idh doch, daß in
Hecer Liebe und Sorge das Glück meines thenren Kindes
— ijt? — Biit Du nun beruhigt ?“ fügte er, ſich zu
h““fl neigend, hinzu, die noch immer feit an ihn geſchmiegt
— indeß Onkel Leonhart wiederholt beide Hände
* r feine Augen gleiten ließg. Sie erhob leicht den Hopf
g 5 ihren Bater unter CThränen an, und, die Hayd ihres
* bten ergreifend, 30g fie ihn an ihre Seite. Capitän
— ſchloß Beide an ſeine Bruſt, ſegnete ſie mit leiſen
e und ſchob ſie Oulel Leonhart entgegen, der, ſie,
dhet umarmend, ihnen in herzlichſter Weiſe ſeine
Ucdwünfche ausjprach. Z 2 *
M Al3 die erfte Bewegung der vier betheiligten glüclichen
enſchen in etwas übermwunden war, ſagte voll inniger



Freude auf ſeine Kinder blickend, dex Capitän:

Nun aber möchten wir erfahren, was noch als ſo
Beſonderes bei Eurer Verlobung im Spiel geweſen, denn
— 4 —

Dieſer verließ ſchnell ſeinen Platz, holte aus dem an—
(iegen Bimmer Anna’3 Zeichnung und hielt ſie den höchſt
überraſchten Männern entgegen, während jene erröthend
und kaͤchelnd daſtand. Ihre Arbeit prüfend betrachtend,
jagte Capitän Eichsfeld: ;

Wer hat dies wunderbar ähnliche Bild gezeichnet,
und wie konnte“

Georg Langenberg erzählte nun ausführlich, welche
Bewandnik e3 damit gehabt, und hatte kaum ſeinen Bericht
beendet, als Dr Thurnau nach Haͤuſe kam und im Wohn—
zimmer erjchien. Indem er den unerwartet angefommenen
®eorg Langenberg. freundlih Dbegriüßte, Konnte ' feinem
ſchaͤrfen Kuge die Bewegung des kleinen Kreiſes nicht ent
gehen, auch ftellte in nächſten Moment Capitän Eichsfeld
ihm die Verlobten vor Ihnen voll Herzlichkeit ſeine
Glückwünſche ſagend, ward er jedoch an Weiterſprechen
verhindert, denn ſeine Gattin und Marie Langenberg
kehrten von ihrer Geſchäftsfahrt hein Sie ſtiegen jedoch
nicht allein aus, ſondern Rudolf Engelbert folgte ihnen,
der allgemein mit lebhaftex Freude begruͤßt ward. Derſelbe
erzahlte, Daß er, gegen Mittug in .. .. angefommen, 3U-
fä?lig erfahren, daß ein Wagen von Walddorf in dem
Staͤdtchen ſei, und wem dieler gehöre.
Frau Dr Thurnanu und ihre Begleiterin aufgehucht, die
jehr erfreut, ihn zu jehen, ihm einen Platz im Wagen an—
geboten, Dden er bereitwillig angenommen.
berg ward. von ihnı, Frau Dr. Ihurnan und feiner
Schwefter herzlichſt begrüßt, und Letztere bedauerten ſcher—


Wagen zur Fahrt nach Walddorf gefunden.

Als die gegenſeitigen Bearüßungen und Exklärungen
beendet/ ſie in Wirklichkeit nur kurze Zeit gewährt, ſagte,
in den Geſichtern der Vexlobten einige Befangenheit ge⸗
wahrend, Capitän Cichsfeld:

„An diejem Nachmittag der Ueberrraſchungen habe ich



Ihnen Frau Doctor, wie Ihnen, Fräulein Maxie, und
Dir, mein lieber Sohn, noch einẽ beſondere Nachricht
mitzutheilen, denn und die Hände ſeiner Kinder
ergreifend — — „wir hHaben hier ein eben verlobtes Baar !”
„Anna und Georg!“ rief in lebhafter Freude Marie
und eilte in deren Arme, während hinzutretend, Die Doc-
torin ihnen ihre Glückiünſche ausſprach. Dann näherte
ſich ihnen Rudolf Engelbert mit dem Ausdruck inniger
Freude in Auge und Geſichtszügen, und indem er ſeiner
Schweſtet beide Hände reichte, ſank dieſe von tiefer Be
wegung. überwältigt in ſeine Arnie, und während er ſie
feit an feine Bruͤſt ſchloß begegneten ſich ihre Lippen zum
erſten Kuß geſchwiſtẽrticher Liebe Sie mit einem Arm
uniſchloffen haͤltend, ſtreate er ſeinem künftigen Schwager
die freie Hand entgegen und ſagte bewegt:
Herr Langenberg —— —
„NichHt aliv, Hert Engelbext, unterbach dieſer ſchnell
„oDder wollen Sie ın mir nicht der Bruder jehen, Den wir
Beide nie hbefaßen und den doch mein Herz in Ihnen lieben
möchte, wie e& Sie jhon lange al® foldhen verehrt ?“
Rudolf Engelbert breitete ihm den andern Uın ent
gegen, und. dann ruhete das Brautpaar an jeiner Bruſt
bi3 alle drei nach einer herzlichen Umarmung der jungen
Manner ſich den Kuͤweſenden zuwandten Von Capitan
Sichajeld um Ddie näheren Umftände jeiner 10 erwünſchten
Reiſe befragt erwiderte Rudolj: A |
„Mein Freund mußte ſich in Familienangelegenheiten
ichleunigit nach Deutihland begeben und ward es ihm
nıcht Ichmwer, mich zur Mitreije zu beftimmen. Da ich
wußte, wo Shr zur Zeit weiltet, ſchien es mir eine ſchone
Gelegenheit, Cuch zu überraſchen, ünd deshalb unterblieben
Brief und Telearamm ! . * ; .
„DochH haft Du jicherlich nicht geahnt, wie Du hier
empfangen werden würdelt,“ _ entgegnete in heiterer
Stimmung der Capitän. J_,@ewz_nermafien aber iſt die
hHeutige Verlobung Deiner Schweſter auch durch Dich ver⸗
— —

Fortſetzung folgt)


 
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