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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 29. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0667

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p o63 mit Unterhaltungsbeilage. . Preis vierteljährlich

& 1.20. ohne Zrägerlohn . Boftaufidhlag.- Beftellungen
\?fißofzc‚mmm u bei der Erpebition Zwingerfiraße 7.



füc Stadt



” *

eige-Blatt fur die Amtsbezirle 9

Weinbeim, Schwetzingen, Phi
Wiesloch Bruchſal, Breiten, Nedargemü
— — — —










— Medakteur :
Yuliy8 Yeder in Heidelberg.

A 660

I * —
— — — —

Beſtellungen


—⏑ — — —

in anſerer Erpedition Heidelberg, Zwinger⸗
XN

üBe 7 entgegen zenommen.

— —

*
— — — — —
—— — — —— —

Bolitijde Wochenüberficht.
® Heidelberg, 23. Iuli.

babföiämarä und immer wieder Bismarck! Unſere
de en Nationalliberalen gehen ihn morgen beſuchen,
unn Yelden, um ſich gegen Kaiſer und Reichsregier⸗
eaeitern. zu laſſen. In dieſer Woche hai ein
er Graf Weſtarp den Ex Eiſernen angeſungen

der „Verherrlichte“ war ſo liebenswürdig, ſich mit
Dichter zu unterhalten, ſein Gedicht zu leſen und
noch etwas hinzuzudichten Den hauptſächlichſten
At müſſen wir unſern verehrten Leſern im Ge—
der holden Dichtkunſt wiedergeben; es iſt völlig
„Otto“



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dui
7
das Zwiegeſpräch zwiſchen

zu begründen, jetzt werde es erſt recht mißlingen, trotz
aller Straßendemonſtrationen.“ Graf Herbert

er wäre nichts, wenn er nicht ſeines — Vaters Sohn
von ihm ſagen ließe,
Zwölf ſolcher Leute machen ein Dutzend aus!“




Von Hismarck zu Buſchhoff iſt nuc ein Schritt!
Beide nahmen in den letzten Wochen und auch jetzt




1045 )
%ii“rcbterhd).
Qt‘ti)ter: „Bismarce, Bismarek, fomm zurüc !“

D: „Niemalz3! Niemals! laß dein Locken!
Mir bleibt ſchon der Athem ſtocken,
Und zu Berge ſtehen die — Loden.” (?) —
As Lakei im „Schloß“ zu hoden — —

dich Lieber ſaß ich auf dem Broden !“
ter: So will ich da „Komm!“ nicht meinen ;
ßtio. Sollſt im Reichstag nur erſcheinen.“

Za das „Komm!!, daß kann ſchon kommen!
Hab's mir feſt (?) jhon vorgenommen,

Aber wehi, wenn man mich hört: — —
Fronde wirdis mit blankem Schwert!
Anders, anders geht es nicht! — —
Schwergen, ſchweitgen kannichnicht!“


— „Römling, Pole, Welfe, Demokrat? mußten
fün rlich auch herhalien, Die jebige „gute“ Behand-
Eineg der Polen hHält der große „Schw-eiger“ für
in „ Batterie gegen Rußland“ und ebenſo „paßt“
und der hHochw. Herr Erzbijchof von Stablewsty ganz
Rejg Sar nicht. Wenn er wirklich einmal in den
—* kommen ſollte, dann lieſt man ihm vielleicht
—— das dem ruſſiſchen Kaiſer am nächſten ſtehende
LGraſhdani bot! Das wird „Kühlend“ wicken!
Yn An es dem Fürſten Bismarck in der Zeit ſeiner

acht nicht gelungen ſei, die „Bismarck Dynaſtie“


Buſchhoff kann ſich tröſten, das Schmerzensgeld, das
ſeine „Glaubensbrüder“ für ihn ſammeln, wird ihn
aller Sorge überheben. Eine Entſchädigung, meinet—


Wenn die Judenpreſſe aber
und von einer „Ehrenpflicht Deutſchlands“
faſelt, dann erlaube man uns, man verzeihe den Aus⸗
druck, das für eine Unverſchämtheit zu halten. Eine
Ehrenpflicht wäre es eher, wenn man einen tüchtigen


mittelung des wirklichen Mörders des Knaben Johann
Hegemann.
in Sachen des Knabenmordes viel geleiſtet, ſondern

und hirnverbrannten Lacherlich⸗




der Fall Buſchhoff ſogar

Welt geſunken. Die Köln. Ztg.“ ſucht ſich. genau
wie die Judenblätter,
liſchen Lager. Das Weltannoncenblatt hat zunächſt
herausgetiftelt, daß durch die Je ſuiten der Xantener
Prozeß heraufbeſchworen worden ſei. — Warum geht
man nicht ein wenig weiter und macht die Jeſuiten
nicht lieber gleich zu den direkten Mördern des
naben? Nein, beſſer iſt beſſer! Die Ultramontanen,
im Geiſtes⸗
dunkel wittelalterlichen
Rheinländer aufgehetzt? Wenn's im „Rheinland“
die aus Norden und
Oſten und die Juden denn mit beſonderer Vorliebe
dort ihr „Licht? leuchten? Das iſt ſchon oft gefragt
worden. Eine Antwort aber hat man nie erhalten.
Iſt es nicht entſetzlich, daß man fort und fort über
ſolche Angriffe zu ſprechen gezwungen wird, und
doch haben wir keinen Mangel an Stoff?.

Die Choleragefahr iſt noch im Zunehmen, dank



% — — —

Original⸗Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.)

dric ſind die Briefe,“ ſagte Onkel Leonhart, ihr die
e riche reichend Der Bequemlichteit wegen Habe ich
— — ſo können Sie von Anfang bis zu Ende
was Jich in Dresden und München zugetragen!“
Loi Tau Frank nahm ſchweigend die Briefe, und nochmals
2 beſorgt betrachtend, der Greis denn ihr Zuſtand
2 Jich jeiner Anſicht nach verſchlinmert haben:
Naid mich doch eber zůn Dortor fchicken laſſen,
1 — —
je, * wird vorüber gehen, Onlel Leonhart, erwiderte
8 * das Gartenzimmer verlafiend, wantte ſie nach dem
— %, während ihr nachblickend dieſer halblaut ſagte:
biey CS Jofltelmir leid thım, wenn Eichsfeld jeine Schweiter
munte ank jände, die Ddoch bei ihrer Ankunft friſch und
Ma war Seltſam! Was ihr nur zugeſtoßen ſein
Aug j EhN Ne ſah cher erſchrocken ——— als krank
Uund — jich. ebenfalls erhebend, griff er zu jeiner Müße
Ga ngen Bfeife, begann, den chönen Abend genießend,
ie 5y en auf undab zu wandeln, und jann zugleich über
48 4* mit Jrau Frank voraegangene Veränderung
ein ir welche die allerdings heiße Eijenbahnfahrt ihm
hügender Grund zu fein Ichien.

13.

Bri n ibrem Zimmer 4—
e k immer angelangt, warf Frau Frant die
2* Quf den Zijch, jank anf einen Stuhl und ftieß, ſie
LD e Worte Hervor :
gefül * Verbangniß bat mich ereilt — der ſeit Jahren
ji Na e ‘_?[ugeuhh_cf Yr gefommen, _ und ich — i *
4 4 Weile klopfte es leiſe an ihre Thür, und,
4 SOn Jam ralend, rief fie:. „Herein !“ E3 war Dvro-
%ltb il * Leonhart geſchickt um zu fragen, oͤb ſie
44 edürfe, ı worauf ſie verneinend exwiderte und
ü enti ‚fie Mwürde die-Briefe- aus Dresden und aus
eſen und ſich dann zur Ruhe begeben. Ihr eine

gute Nacht wünſchend, entfernte ſich die gleichfalls erregte
Dienexin.

Als ſie gegangen, zündete Frau Frank die Lampe an,
ließ die Vorhänge derx Fenſter herab, verſchloß die Thür
und, in einer Soͤphaecke Platz nehmend, begann ſie ſich mit
dem Inhalt der Briefe ihres Bruders bekannt zu machen.
Nachdem dieſe zwei Mal geleſen, zuerſt mit der größten
Aufregung, dann aber ruhiger, legte ſie dieſelben auf den
Tiſch und ſagte ſie anſtarrend:

„Was mun was nun? — Ich bin gezwungen, zu

ſprechen, muß Alles entdecken, um ein moͤglicher Weiſe
drohendes Unglüct abzuwenden! Was aber wird mein
Bruder ſagen, dem das Kind ſtets das höchſte Glück ge⸗—
weſen, wenn er Alles erfährt, was dies ſelbſt, wenn man
ihm erzählt, daß — daß —“
Frau Frank verließ haſtig ihren Platz und begann das
Zimmer zu durchſchreiten, deſſen Luft ſie zu erſticken drohte,
ſo daß ſie leiſe den Vorhang des einen Fenſters aufzog, es
öffnete und die erfriſchende Abendkühle einließ, worauf ſie
ihren Weg fortſetzte. Nach und nach nahmien ihre Züge
einen ruhigeren Ausdruck an, und balblaut ſprach ſie:

„Mir bleiht noch Zeit zu einem beſtimmten Entſchluß,
noch kommen ſie nicht, ich brauche alſo nichts zu übereilen,
vielleicht auch ſehe ich morgen die Sache mit anderen Augen
an — —

In dieſem Moment durchſchallte der Klang der Glocke




Erxedition von Gebr. Yuber| Y
im PHeidelberg, Zwingerſtraße 7. 4 ſtſ.



der völligen Kopfloſigkeit der Ruſſen bei Beginn
Seuche. Die dortigen Behörden ſchreien nach Des
infizierung und die Mittel müſſen noch erſt — per
Poſtnachnahme aus dem Auslande bezogen werden.
Erfreulicherweiſe iſt überall rings um den gefährlichen
weiſer Vorſicht ein ſcharfſpähender
Aufſichisdienſt eingerichtet worden. Wenn der Herr
Cholera⸗Bacillus auf Reiſen gehen will und benügt
nicht die Luft, dann wird man ihn — namentlich in
Deutſchland ſchon gründlich abfaſſen. Selbſt
Spanien und ſelbſt die ſonſt ſo phlegmatiſche Türkei
und Serbien haben ſtrenge Maßregel getroffen. So
leicht wie dem Rubelauf Reiſen! wird es dem
ruſſiſchen Bacillus alſo nicht gehen. Vor allen Dingen:
„Kalt Blut und warm angezogen!, und dann:

„Ruhig ſein! und heut wie morgen

Tüchtig für den Magen ſorgen.

Einen gut' geſunden, kräftigen Magen

Wird kein Cholera-Bacillus plagen!

Im Auslande ſind das Neueſte die Darſtellungen
des engliſchen Kapitäns Lugard über Uganda.
Die Engländer das war zu erwarten — ſind
die reinen Lammer geweſen, und die kathoͤliſchen Ein—
gebornen haben ſich und ihre Frauen und Kinder nur
niederſchießen laſſen, um — die Proteſtanten
in Europa verklagen zu koͤnnen. Das letzte Wort

der






Wahlen ſind vollzogen. Gladſtone hat den Sieg
errungen. Das Kabinet Salisbury, welches zuerſt







Hausgenoſſen wie die eines Fremden untexſcheiden der ſich
raͤld wieder entfernte.! Dann kamen eilige Schritte die


ſie ebenſo leiſe den Schlüſſel umdrehte, und nach ihrer

Autwort dieſe offnend trat wiedexum Dorotheag ein Sie
voll. Zheilnahme anblidend. fagte e :, . .
Da wir hier noch Licht geſehen, Frau Frank, meinte

Herr Leonhart, ſie müß
Depeſche befommen — —
Von meinem Bruder?“ fragte haſtig Frau Frank.

8 2* —

„da, Herr Sichsfeld und Sräulein Anna fommen morgen
gegen Abend,“ entgegnete die krene Dienerin mit ſtrahlendem
Geſicht.



ſeinen Abſchied zu nehmen gedachte, wird bleiben,

auf baldige Neuwahlen rathen. — Belgien erhielt in
ſeiner Kerfaſſuegskriſis einen kleinen Ableiter
für die Erregung im Lande in Geſtalt des großen
Anarchiſtenprozeſſes, der am 18. d. Mebegonnen hat.
— Frankreichs Kammerpräſident Floquet hat
eine Keiegerede gehalten, die einem Indianer alle
Ehre gemacht hätie. Auf dem Feſte — in Frankreich
feiert man viiele Feſte — des 100jährigen Gedenk⸗
tages der Vereinigung Savoyens mit Frankreich ſagte
der Kammerpraäſrdent, daß die Geſchichte wohl

vorbereiten und verdienen müſſe. Wir haben
nichts dagegen! Wenn aber ein Kammerpräſident
ſolche Hetzreden hält, dann kann man ſich den Reim
dazu wohl machen. Vorläufig iſt das ruſſiſche
Buͤndniß aber noch nichts mehr, als eine Liebelei,
und wenn die Franzoſen allein bleiben, dann werden
ſie aus der „Vorbereitung“ ſo bald nicht herauskommen.
Aufruhr,
Brand und Mord. Wie's auslaufen wird

— — ĩ

Kampf,

„Herr Leonhart iſt darüber wohl ſehr erfreut?“ ſagte
Frau Frank fühlend, daß ſie etwas erwidern müſſe.

FJa,“ verſetzte ſchnell Dorothea, „und da er meint,
ſil 2 es ebenfalls fein würden, hat er mich hierher ge⸗

ickt!

Das war ſehr freundlich von Onkel Leonhart.! ant⸗
wortete Frau Frauk. „Sagen Sie ihm, Dorothea, daß ich
mich ebenſd ſehr freue, meinen Bruder und Fräulein Anna
wieder zu ſehen, wie auch, daß ich mich ſchon beſſer be—
finde, und niorgen im Stande ſein werde, alle Vorbereit—
ungen zu ihrem Empfang zu machen!“

Dorothea ging und kaum allein, ſchloß nochmals Frau
Frank die Thür und inmitten des Zimmers ſtehen bleibend,
ſtieß ſie die Worte hervor:

„Die Entſcheidung kommt ſchneller als ich gedacht, und
und deshalb muß ich einen Entſchluß faſſen und ihn auch
ſogleich ausführen!!

Eine Weilẽ nachſinnend nahm ſie dann mit ihrer Brief⸗
mappe Tinte und Feder wiederum Platz in der Sophaecke
ind begann zu ſchreiben. Häufig innehaltend und nach⸗
ſie mehrere Bogen ſteckte ſie in ein
Couvert, das ſie ſorgſam ſchloß und an ihren Bruder
gdreffixte. Dann nahni ſie einen andern Bogen zur Hand,
fteckte ihn in eine größere Hülle, ließ den erſten Brief wie
die ihres Bruders an Onkel Leouhart folgen, adreſſixte das
vaͤcket an dieſen ſchloß es jedoch noch nicht. . Ihr bleiches
Seficht verrieth ihre Erregung bei dieſer Arbeit! und als
Jie gejchehen, * auf-Ddie Uhr jehend, gewahrte ſie, daß die
Mitternachtaftunde nahete, und mwußte, Ddaß der eingeführten
Ordnung gemäß fämmtliche Hausgenoffen fich zur Ruhe be-
geben. Sie aber dachte nicht an Ruhe, obaleich fie deren
dringend bedurft, ſondern begann in ſämmtlichen Lerhältern


zu tragen, wobei fie fich mit Iautlojen Schritten bewegte.
Als diejeS geichehen, zeigte die Uhr faſt auf drei. Drauken

nahın fie im einem Seſſel Platz ſtützte das brennende,
ſorgenvolle Haupt und ſchloß die Augen

Foͤrtſetzung folgt)


 
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