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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 29. Juli)
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oo.

——









tungsbeilage. PreisS wierteljährlich
ohn u. Voſtauffehlag. Beſtellungen
x u bei der Expedition Zwingerſtraße?.





VBerantmortlicher —
Huling Yeder in Heidelberg.

D —
— — —

Beitellungen

; den „Biälzer Boten? werden fortwährend bei
raͤchen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
in anſerer Lypedition Heidelberg, Zwinger⸗

ras
—— entgegeu zenommen.
Zrx — — — Y ag D_



wie

— —



* Ols Lilkhetfeſtſpiel

vo
* Dr. Herrig wurde vor einiger Zeit auch in Altona
Leeen uͤ der Deutſch. Reſchsztg. beſpricht ein

die Leiſtungen der Darſteller, die er

4 8* beurtheilt. Dann kommt er auf das
ſelbſt zu ſprechen und ſagt:

2 R das Stück ſelbſt anbelangt, ſo fehlt ihm zu

4 Lunſtwerk nichts weniger alz Alles, Es iſt

— ein Unding, indem der Ahfall Luthers in

8 rWeiſe klar gemacht wird. Ohne jeglichen Ueber⸗
$ Und ohne inneren Zufammenhang fäilt Luther


* aucholiſchen Mönches, der ſich verdammt waͤhnt,
der plötzlich ſteht ein halsſtarriger Ketzer vor uns,
üla elber nicht weiß, was er will, und darum nicht?
Q}Quabgfl?roid)ene Schlagwoͤrter gebraucht. Als der
8 ntrieg aͤusbricht, ſteht Luthẽr trotz ſeiner Schlag⸗

4 don der evangeliſchen Freiheit und in vollem
Sei pruch mit allem Vorhergegangenen, plötzlich auf
uny , Der Fürften. Er umgüttet ſich mit einem Säͤbel
eetncht übel Luft, den Säbel perfönlih gegen

Ir auern zu zücken. Eine ſolch' geſchmackloſe Ver—
l * * Feſtſpieldichters ſollte man nicht für mög—
alten.

— es kommt noch ſchlimmer in der Geſchmacks⸗

Luſt
8—
— und Luſtſpiel gefragt.
ſo ſrehr einfach, indem er ſagte:
ein —— ein Luſtſpiel; kriegen ſie ſich nicht, ſo iſt es
9 Auerſpiel.“ In dem Lutherfeſtſpiel kriegen ſie
W, ° D. fie heirathen. Luther erfcheint im letzten
8 al3 S
allen reformatbriſchen Gedanken und Vorfätzen

8* *— Luther will Ruhe haben und genießen.

piel ab. d
„wurde einmal um den Unterſchied zwiſchen

Seine Definition

Der alte Krenke,







f



oͤhli

x

ſchlecht zu der angemaßten Rolle eines rückſichtsloſen
Reformators. Gradezu abgeſchmackt aber ſind die
einfältigen Gemeinplätze, welche Luther's Frau Käthi
gegen den Cölibat vorbringen muß.

Vom ganzen Lutherfeſtſpiele paßt der Anfang nicht
Und das Ende ſteht im Widerſpruche mit
Zu einem Kunſtwerke fehlt ihm








Allerdings liegt dies
widerſpruchsvollen Weſen
Luther iſt nichts weniger
Zu einem Sujet für ein Feſt—
ſpiel iſt Luther's Lebensgang gänzlich ungeeignet!
Daß das Feſtſpiel in vollem Widerſpruche
mit der geſchichtlichen Wahrheit ſtehe,
brauchen wir wobl nicht zu bemerken. Es werden
die längſt widerlegten Lügen vom Ablaß, vom
der katho⸗
liſchen Kirche neuerdings aufgetiſcht Es iſt kein
Feſtſpiel, ſonderwein Hetzſpiel gegen die
Katholiken. Im Prologe heißt es. daß weniger

ſprunghaften und


die Abſicht des Feſt⸗Spieles und der Spielenden ſei.
Aber nicht blos mit der Kunſt, ſondern
auch mit der Wahrheit ſtanden Spiel und
Darſtellung in vollem Widerſpruche. Die Hetze allein
macht aber nur auf ungebildete Leute einen
Eindruck. Gebildete Proteſtanten verließen ſchon
nach der erſten Panſe das Lokal. In den Augen von
verſtändigen Leuten kann das Feſtſpiel von Luther
nur irre machen. Wir Katholiken können zufrieden
ſein, wenn dieſes Feſtſpiel von den Lehrern zu Altona
(und anderswo) recht oft gegeben wird. Die Zahl
der „kirchlichen Laien wie die proteſtautiſche Be—
zeichnung für gläubige Lutheraner lautet, wird dann
wenigſtens in den gebildten Kreiſen immer gerin—
ger werden.



Deutſches Reich.

Berlin 19. Juli. Dem heiligen Stuhl ging
die amtliche Mittheilung von der Ernennung
deutſchen Geſandten in Bern, des Herrn von Bülow,
zuw preußiſchen Geſandten beim Vatikan zu. Derſelbe
Die Er—
eunung ſoll beim h. Vater einen günſtigen Eindruck
gemacht haben.

Berlin, 19. Juli. Für die Familie Buſchoff
gangen.

Kiſſingen, 19. Juli.



Vonneſeligen und rührſeligen Worte ſtimmen
2 Im — — —
Original Erzählung von Mary Dobſon.

(Nachdruck verb.)
qwerde , ich jedenfalle, wenn
G a UNng thun,“ erwiderte Capitän Eichsfeld,

n
%e““tc?nto rgtlaube,

wenn auch nur zu aller
„obgleich
daß noch etwas für mich geſchehen kann
4 e den Brief durch einige Heilen, Anna, ih werde
art — ibermorgen ſelbſt ausführlich an Onkel Leon—
en !” —
igrgenämbrebeterma%en fand Rudolph Engelbert ſich am
8* dın Nachmittag bei jeinen neuen Bekannten ein. €
eerben“’-g bejonders Annas Malerei wegen, die beendet
b‘“ärte foflte,__unb als das, ſoweit ſie vermochte geſchehen,
44* rſie mitnehmen zu wollen, um die letzte Hand
** egen und Ddie Emrahmung zu beforgen. Anna
ater 4 im Voraus für ſeine Bemühungen, und ihr
*

eti Sie nur alles recht ſchön werden, Herr Engel⸗
——— unſer Onkel Leönhart Freude daran haͤt.
—898—* haben wir geſtexn einen Brief mit trauriger
eſch erhalten,“ und ex wiederholte ihm den InhHalt des
— er ihm ſchon früher von ſeinen Familien—
— 3 Unwillkürlich ſtreiften die Augen ſeines Zu⸗
4 Auna, doch waren ihre Geſichtszüge ſo ruhig
* Nacs am Die beiden Männer beiprachen. Darauf Die

“‘eien * München, von welcdher jhon mehrfach die Rede
ir Ung 49 Capıtän Eihsfeld jebte hinzu:
Gr Uns dann trennen wir un8s, Herr Engelbert, nachdem
it — * unerwartete Weiſe und jedenfalls zu meinem
Yden s Olfen, und JOhnell genug zı guten Bekannten ge-
aua d“

Qn © mir
l»lnhefit‚t Un

e5

— —
er 8

trennen uns, entgegnete langſam der junge
blicte nocdhmalz zu Anna hiniber, welche mit
er Ruhe bei ihrer Malerei jaß, „Doch wird das
— — mir ſtets eine liebe Erinnerung
ein!“

le aber nach. Italien gehen, müſſen Sie uns in
befuchen,“ fuhr lebhaft der Capitan fort, „und



unſere Häuslichkeit, Onkel Leonhart und meine Schweſter
kennen lernen. Auch darf unſere Bekanntſchaft, nächdem
ich Ihnen ſo vielfach zu Dank verpflichtet bin, damit kein
Ende haben —“

„Von Grund zu Dankbarkeit Ihrerſeits weiß ich nichts,
Herr Eichsfeld,“ erwiderte der Maler, deſſen Gefichtszüge
ernſter geworden. Ihre Bekanntſchaft fortzuſetzen aber
wird mir eine große Freude ſein, und wenn Sie mir ge—
Itatten, juche ich Sie in ... . auf, nachdem icdh von meiner
Heimath, meinem früheren Bormund und den Gräbern der
Meinen auf längere Zeit Abſchied genommen!“

„In welcher Gegend Deutſchlands iſt Ihre Heimath,
Herr Engelbert?“ fraͤgte Anna und blickte theilnehmend—
doch unbefangen zu ihm hinüber.

„a Herr Engelbert, erzählen Sie uns, da es mit
— Fahrt nach noch eine Stunde Zeit hat, Ihre
Lehensgeſchichte, das heiht, wenn die Erinnerung an frühere
Zrit nicht zu traurig iſt,“ fügte freundlich Eapitän Eichs
feld hinzu. ;

Die traurigſten Erlehniſſe meines Lebens gehen weit
zurück, erwiderte der Maler, „und iſt mir die Erinnerung
daran kaum geblieben, wenngleich ich ſie bis auf den hHeu-
tigen Tag ſchwer empfinde Mein Vaͤter, ein ſtädtiſcher Beaniter,
meiner Geburtsſtadt/ ſtarb in meinem ſechsſten Lebensjahre
wodurch meine Mutter, welche ihn innisſt geliebt, ſchwer
getroffen ward. Von ſchwächlicher Geſundheit, begab ſie
ſich bald mit meinex kaum einjährigen Schweſter, waͤhrend.
ich bei meiner Großmutter blieb, zu ihrer Exholung zu
einem in einem Gebirgsdorf wohnenden Arzt, deſſen Gattin
ihre Couſine war. Unglücklicher Weiſe beſuͤchte e von
dort aus in einen nahegelegenen Ort Verwandte, in deren
Hauſe ein typhöſes Fieber herrſchte, was ſie indeß nicht
erfuhr Sie ward pon der Krankheit ergriffen und {tarb
nach kurzer geit, und faſt zu gleicher Zett mit ihr meine
kleine Schweſter Eine andere Couſine meiner Mütter die
ebenfalls mit ihrer kleinen Tochter zur Stärkung ihrer Ge—
ſundheit dort geweſen, ſoll geneſen ſein — —“

„Herr Engelbert, ſind Sie — ſind Sie aus Thüringen
gebürtig?“ fragte haſtig der Capitaͤn, der gleich Anna,
die auch ſchon näher getreten war, ihm mit ſteigender Auf—










, vh burg
rgemünd, Mos
en WaNdärn,&.-Bıfhofsh., Wertheint)

| Druck, Berlag ı1, — von 2— Huber 7* *
in Heidelberg, Zwingerſtraſßze 7. 4 dahrt.

1

auf eine Anfrage bereit erklärt, die heſſiſchen National
liberalen nächſten Sonntag gleichzeitig mit den ba—
diſchen Nationalliberalen zu empfangen. Graf
Herbert Bismarck iſt mit Gemahlin geſtern Abend in
Kiſſingen eingetroffen, von dem Fürſten, der Fürſtin
und Badegäſten am Bahnhof empfangen. — Der
Prinz von Wales wird Ende dieſes Monats erwartet.



Aus Baden
Heidelberg 20. Juli.

O Eine neue Taktik. Die nat.lid. Preſſe in
Baden, verſucht ähnlich der jüdiſchen Preſſe in Berlin
und wie die „Köln. Zig.“ im Rheinland die Katholi—
len der Judenhetze zu beſchuldigen. An einem weiter
unten ſtehenden Artikel werden unſere Leſer erkennen,
wie weit es du Köln. Ztg. in dieſer Beziehung treibt.
Das leitende Organ der nat.lib. Partei in Baden,
die Bad. Landesztg., geht ſogar ſo weit zu behaupten:
„Bei den fanatiſchen Ultramontanen liegt der Juden—
haß im Geblüt.“( Die Taktik, welche die Laͤndes—
zeitung damit verfolgt, iſt uns klar: ſie will die jü—
diſchen Wähler für nat.-lib. Wahlen kirren. Um
die iſraelitiſchen Wähler, von welchen viele der frei—
ſinnig-demokratiſchen Partei in Baden angehören, auf
den nat lib Leim zu führen, verſucht ſie die Katho—
liken als Antiſemiten zu verdächtigen. Wir konſtatiren
demgegenüber, daß die Katholiken und auch die kath.
Preſſe im Lande Baden für den Antiſemitismus nach
wie vor nicht zu haben iſt, trotzdem von ſemitiſcher
Seite während des Culturkampfes gegen ſie viel ge—
ſündigt wurde und heute noch wird Wie aber von
natetib. Seite an den Verhandlungen im Prozeß
Buſchoff und beſonders an die Vertreter der Staats⸗
anwalt Kritik geübt und ſo in Antiſemitismus gemacht
wird, mag nachfolgende Auslaſſung des liberalen
„Kleinen Journal? zeigen Genauntes Blatt ſchreibt:

„Wir finden das Verdikt: „Nichtſchuldig? voll—
iſt nicht
überführt worden. Dagegen koͤnnen wir auf den
Standpunkt der beiden Vertreter der Ankiage, den
poſitiven Beweis der Unſchuld Buſchhoffs als zweifel—
los geführt erachteten, uns nicht ſtellen. Oft iſt ein
Angeklagter, gegen welchen der Indi—
zienbeweis viel ſchwacher war als im
vorliegenden Falle, ſchuldig befunden
worden.“

Der Oberſtaatsanwalt Hamm hat geſagt:

„Ich muß nun bekennen, wenn der Angeklagte
nicht in vollem Umfange und inüberzeugendſter Weiſe



merkfamtkeit zugehoͤrt haͤtte und jetzt die Hand mit ſchwerem
Griff auf ſeinen Arm legte.
„Ja, Herr Eichsfeld,“
nicht begreifend, der Maler.
„Und dex Ort wo Ihre Mutter und Schweſter begraben
liegen heißt Walldorf! Tfuhr Exſterer haſtig fort.

entgegnete, ſeine Aufregung

„Ja, Herr Eichsfeld —

Und der Arzt in deſſen Hauſe ſie geſtorben, heißt Dr.
Braun ?“

Er hieß ſo, Herr Eichsfeld,“ entgegnete, kaum ſeinen
Ohren trauend, Rudolph Engelbert „deun er iſt vor meh—
reren Jahren, nachdem ihm ſeine Frau im Tode vorange⸗
gangen, geſtorben“

„Dann Herr Engelbert,“ erwiderte bewegt Capitän
Eichsfeld, während Anna, die Aufregung ihres Vaters ver⸗
ſtehend ihn ebenfalls bewegt anſah, dann ſind Sie und Anna
nahe Verwandte, denn meine verſtorbene Frau war die
Loiſſine dex Dbetorin Braun und Ihrer Muͤtter, und zur
Zeit von deren und Ihrex Schweſter Erkrankung wie des
doppelten Todesfalles im Hauſe des Dorfdoetors..

„Wäre e$ möglich?“ rief voll Staunen der junge
Mann und blickte abwechſelnd Vater und Tochter an.

Es ſtimnit alles aufs Genaueſte,“ entgegnete der Ca-
pitän, und fügte mit umdüſtertem Geſicht hinzu: Wäre
meine Frau, die ſtets für ihre thüringiſche Heimath eine be—
ſondere Vorliebe gehabt, damals nicht in das ſo oft von
mir verwünſchte Haus des Dorfdoctors gerathen, ſo lebte
ſie vielleicht noch wie ebenfalls Ihre liebe Mutter und
Schweſter. Uebrigens wundert es mich, daß Ihre Groß—
mutter Ihnen nie von uns erzählt — —”

„Sie mag es gethan haben Herx Eichsfeld antwortete
Rudolph Engelbert dem das Gehörte begreiflich ward, „ich
habe es möglicher Weiſe vergeſſen, doch iſthie auch, nachdeni
ich kaum mein zehntes Jaͤhr vollendet geftorben. Mein
Vormund, der nicht zur Familie gehörte, hat gleich feiner
Frau dieſeskaum erwähnt.“

¶ Fortſetzungfolat.)


 
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