er Erfhemt-taglicqh:mit Ausnahme der Somn- und Feiertage
Samflag3-mit UnterhaltungSbeilage. Preis. vierteljährlicd
Mk 1.20 ohne Trägerlohn u. Poͤſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.
für Stadt
Anzeige-Blatt für die Anıtsbezirke Heidelberg
Ladenburg. Beinbeim Schwetzingen Philippsburg,
WieSloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd,Mosbadh,
Toerbach,Buchen,Wallbdürn, T.-Bifhofsh. , Wertheim 2C
%. 6
Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
traße ĩ entgegen zenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“
— — — —
P. L. die Tiklik det Serdrehung
üben die Hamburger Nachrichten“ (r. 34 Abend⸗
ausgabe) wieder einmal der „Germania? gegenüber.
Dieſes im Dienſte der „Friedrichsruher Fronde“ noch
tiefer gefallene Blatt, als es die „freiwillig gouver—
nemeniale“, Nordd. Allgem Ztg.“ unter Bismarckiſcher
Obſervanz geweſen war, iſt duͤrch die Sache, welcher
es dient, auf die Erregung auer ſchlechten Leiden—
ſchaften, nicht weniger aber auch auf die Speculation
in Bezug auf die Unkenntniß und Beſchränktheit ſeines
Publitums angewieſen. Nur in Hinſicht dieſer Voraus⸗
ſetzung kann es wagen, Fragen vollſtändig zu vex⸗
wirren und dann erſt eine Antwort zu geben, welche
völlig gegenſtandslos für Alle iſt. welche wiſſen, um
was es fich eigentlich handelt. Das Organ des be—
kannten „kleinen Menſchen“ ſchreibt:
„Die „Germania fährt in einer Polemik gegen
die „Hamburger Nachrichten“ fort. die Siege von
1876/1 auf den „konfeſſionellen“ Schulunterricht und
die „geiſtliche Schulinſpektion? zuxückzuführen. Warum
nichi auch gleich die Siege der Römer und Griechen
im Alterthum. Unſerer Anſicht nach entſcheidet über
den Ausfall eines Krieges die militäriſche Tüchtigkeit
des Heeres und ſeinet Führer, ſowie die Vaterlands.
liebe, die ſich bei uns in den Jahren 1870/71 als
furor teutonicus ſowie unwiderſtehlich äußerte.
Um der „Germania“ überhaupt widerſprechen zu
können und daran die geiſtreich ſein ſollende Be—
merkung von den Römern und Griechen zu knüpfen,
mußte das Bismarcksblatt das rein ſachliche der Frage
übergehen.
Die „Germania? behauptete nichts anderes als
daß die berlogene Behauptung der Gegner des Schul⸗
geſetzentwurfes: „Die Vaterlandsliebe und der Pa⸗
trioiismus würden abnehmen, wenn die Schule eine
höhere Beeinfluſſung ſeitens der Geiſtlichkeit erführe,
beruhe auf Unwahrheit, denn gerade die Generation,
mit welcher der Krieg von 1870/71 geführt worden
ſei, wäre noch unter dem Einfluſſe erzogen worden,
den der konfeſſionelle Schulunterricht und die „geiſt⸗
liche Schulinſpektion ausgeübt habe.“ Das lauiet
doch ganz anders, als wie es die „Hamburger Nach⸗
richten“ verſtanden haben wollen.
Die, Germania“ tritt einfach der kulturkämpferiſchen
Behauptung entgegen, als würde der Patriotismus
herabgeſtimmt, wenn die Geiſtlichkeit wieder einen
größeren Einfluß auf die Schule gewänne. Daß die
Siege von 1870/71 auf dem ertheilten Religions⸗
unterricht und auf der „geiſtlichen Schulinſpektion“
beruhten, hat die „Germania“ nicht behauptet. Wir
wollen aber hier mehr ſagen, als das genannte Blatt
ausführte, nämlich, daß ſie alle Militärs, insbeſondere
für Offiziere es eine ſehr bekannte Sache iſt, welche
außerordentlich wichtige Rolle im Kriege der „mora—
liſche Faktor“ ſpielt; in den „ODienſtvorſchriften“
wurde er ſogar eigens behandelt.
dacht und überhaupt gedacht werden muß, kann aber
ohne religiöſe Grundlage nicht von Beſtand ſein.
Indem das Fronde Blatt über den wichtigen Antheil,
den die Religion an dem „moraliſchen Faktor“ nimmt,
zu ſpotten wagt, zeigt es auch in dieſer Hinſicht ſeine
wüſte Oede und voüſtändige Belangloſigkeit in Hin—
ſicht der ſtaats- und geſellſchaftserhaltenden Tendenz
Der Spott über die religiöſe Erziehung, welchen ſich
die „Hamburger Nachrichten“ erlauben, kennzeichnet
denn auch ſehr deutlich, wie weit bereits der Herzog
von Lauenburg auf ſeiner „ſchiefen Ebene“ hinab—
gerutſcht iſt, ſo weit, daß ihm das Verſtändniß über
die moraliſche und geſellſchaftliche Bedeutung der
Religion immer ſchwerer zu werden ſcheint. Der
Friedrichsruher Frondeur iſt denn auch auf ſeiner
Rutſchpartie bereits beim Berliner Tageblatt? an—
gekommen, das ihm Verbeugungen macht und Artig—
keiten über ſeine Haltung in der Schulgeſetzgebung
ausſpricht. Fürwahr, das iſt in Wirklichkeil eine
„Scheidung der Geiſter“, und wir können unſere Ge—
nugthuung, den Herrn Herzog von Lauenburg recht
weit „jenſeits“ zu ſehen, kaum genügend betonen.
Wir freuen uns, den „Heros ſeines Jahrhunderts“
beim „Berliner Tageblatt angekommen zu ſehen, und
dieſem gönnen wir aufrichtig die neue Aquiſition.
Nächſtens wird der Schloßherr von Friedrichsruhe
einen Interviewer des genannten Blattes feierlich
empfangen undihm die Fortſetzung der Geſchichte erzaͤhlen:
„wie man ein kleiner Menſch wird.“
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'
Druck, Serlag u. Erxedition von Gebr. guber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.
—
Nunellt zum Keidstags-Wahlgefeß.
Die von der Reichstags⸗Commiſſion beſchloſſene
Novelle zum Reichstags-Wahlgeſetze hat folgenden
Wortlaut:
S LLa. Die Wahl iſt eine geheime. Sie geſchieht
durch Abgabe des Stimmzettels in einem amtlich ab⸗
geſtempelten, mit keinem Kennzeichen verſehenen Um⸗
ſchlag. Die Umſchläge ſollen aus undurchſichtigem
Papier gefertigt und von gleicher Größe, Form und
Farbe ſein. Die näheren Beſtimmungen über die
Beſchaffenheit der Umſchlaͤge ſind gleichmäßig für alle
Wahlkreiſe vom Bundesrath feſtzuſtellen.
SIIb. Der Tiſch, an welchem der Wahlvorſtand
Ploßz nimmt, iſt ſo aufzuſtellen, daß derſelbe von allen
Seiten zugänglich iſt. Auf dieſen Tiſch wird ein
verdecktes Hefäß (Wahlurne; zum Hineinlegen der
Stimmzettel geſtellt. Ferner iſt auf dieſem Tiſch die
erforderliche Zahl der amtlich abgeſtempelten Um—
ſchläge bereit zu halten. An einem Nebentiſch ſind
derartige Vorrichtungen anzubringen, daß der Wähler,
ohne daß er von irgend einer anderen Perſon geſehen
werden kann, hier ſeinen Stimmzettel in den Umſchlag
zu legen vermag.
SIIc. Die Wahlhandlung beginnt um 10 Uhr
Vormittags und wird um 7 Uhr Nachmittags ge⸗
ſchloſſen. Die Wahlhandlung wird damit eroͤffnet,
daß der Wahlvorſteher den Protokollführer und die
Beiſitzer mittels Handſchlags an Eidesſtatt verpflich—
tet. Vor Beginn der Abſtimmung hat ſich der Wahi⸗
( daß die Wahlurne
leer iſt. Zu keinex Zeit der Wahlhandlung dürfen
weniger als drei Mitglieder des Waͤhlvorſtaͤndes ge—
genwärtig ſein. Der Wahlvorſteher und der Protokoͤll⸗
führer dürfen ſich während der Wahlhandlung nicht
gleichzeitig entfernen; verläßt einer von ihnen vorüber⸗
gehend das Wahllokal, ſo iſt mit ſeiner zeitweiligen
Vertretung ein anderes Mitglied des Wahivorſtandes
zu beauftragen, Während der Wahlhandlung dürfen
in dem Wahllokale weder Berathungen ſtattfinden,
noch Anſprachen gehalten, noch Beſchlůſſe gefaßt, noch
Stimmzettel aufgelegt oder vertheilt werden. Ausge⸗
nommen hiervon ſind die Berathungen und Beſchluͤſſe
des Wahlvorſtandes, welche durch die Leitung des
Wahlgeſchäfts bedingt ſind.
$ 11d. Der Wähler welcher ſeine Stimme ab⸗
geben will, tritt an den Tiſch, an welchem der Wahl—
vorſtand ſitzt, und nimmt hiex einen abgeſtempelten
Umſchlag an ſich; er begibt ſich ſodann an den Neben—
tiſch, an welchem er, gegen Beobachtung geſchuͤtzt,
. Vormuns und Mündel.
Orginalroman von Marie Dobhfon,
Alfred ſchrieb ihr ebenfahs von ſeiner und feiner
%J}utter Heimtehr, wie ſeinen Zukunftsplänen, und fügte
inzu: ;
„Dann wird natürlihH unſere öffentliche Verlohung
ſtattfinden, Elfriede, denn ich will das Recht haben, Dich
vor aller Welt meine Braut nennen zu können, damit
nicht, was leicht möglich wäre, Deine Mutter Deine Hand
einem anderen zuſagt. Aus den Grunde auch will ich
ſchon jetzt bei iir und Deinen Vormündern anhalten, und
lobaid Du entſchieden erklärſt nur mir angehören zu wol⸗
en werden ſie mir ihre Gianmwiligung geben. Sei {tet8 zu
diejer Erklärung bereit, dehn Du mußt mir Wort hHalten,
ig fönnte obne Deinen Befiß nicht Ieben. Du wirft
Kämpfe zu beſtehen haben, doch meine Liebe Dir dieſe
Teichlich vergelten! ufjw.“ . . .
Eifriede ftarrte eine Weile rathlo3 auf Diefje Zeilen
Und degann dann daruͤber nachzudenken. Es plieb ibr in
des nicht lange Beit dazıu, denn ſie hörte Fußtritte, und
{Onell die Schreiben in das Couvert jhiebend, ward auch
coͤn die Thüre geöffnet und ihr Vormund trat ein. Ernſt
und forſchend auf ihr bekümmertes Grſicht blickend, ſagte
er in eben ſo exnſtem Ton:
— „Fräulein Elfriede, Sie haben Briefe aus San Fran-
ä!"zifo belommen, und auch mir hat Ihr Vetter einen ſolchen
geſchickt
* Alfred das ſchon jetzt gethan?“ fragte ſie ſchnell
und iebhaft errötend.
Wenn Sie wiſien, daß es ſeine Abſicht gewefen, fo
Üt Shnen auch bekannt, wa3 er mir mitgetheilt,“ fuhr
berhard Walldorf ebenſo ernſt fort.
„a auch das weiß ich,“ erwiederte Elfriede, und
Ürebfe ihre Faſſung wieder zu erlangen.
Zhte Mutter und der Rechtsanwalt Braun werden
Qn im Befiße. joldher Briefe fein, und Leßterer gewiß
NoH Heute zu mir fommen. Er beruft ſich auf Ibre
— — Zuſage, die Seine werden zu wollen, doch
ird fchon Shre Mutter ihm eine Antwork ertheilt haben.
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und uns davon in Kenntnis ſetzen, Meiner Anſicht nach
autworten der Rechtsanwalt und ich ihm, daß es mit der
Sache Beit bis zu ſeiner Ankunft habe!“
„Elfriede hörte
zufügt:
Fraäulein Elfriede,
richtig beantworten?“
Was wollen Sie wiſſen Herr Walldorf?“ unterbrach
ſie mit leichtem Zagen.
Würde es. Siẽ fehr, ſehr unglücklih machen. müßten
Sie den Gedanken aufgeben, Alfred Linden einmal frg
Leben anzugehören, waͤs, wie ich Weiß, der Plan Ihrer
Rindertage aewefen ?” fuhr ihr Vormund fort.
„DHerr Waldorf!” rief hHocherglühend Elfriede,
von deren Wangen dann alle Farbe wich, während er dringend
hinzufügte:
Haben Sie Vertrauen zu mir, Fräulein Elfriede,
und halten Sie miſch nicht für unzart oder rücficht3lo8,
ſondern ſehen Sie in mir, neben Ihrem Voͤrmuͤnd Zhren
beſten Freund!
Sie antwortete nicht ſoaleich, ahnte und fühlte aber
daß er. Sie mit der größten Spannung betrachtete, und
ſagte endlich mit unſicherer Stimme!
„Herx Walldorf, ich hHabe gewiß daz ardBie Vetrauen
zu Ihnen und betrachte Sie als meinen beſten Freund,
daher will ich Ihnen auch fagen! daß ich fürchte — —"
und von ihrer Aufregung überwaͤltigt brachſie in Thränen
aus. Sie beſtürzt anblickend/ fraale er ſchnell:
Wad — was fürchten Sie, Ftäulein Elfriede?“
würden Sie mir eine Frage auf⸗
trocken aber ihre Thränen, uͤnd entgegnete mit einiger
Faſſung:
„Daß Ihre Frage überflüſſig wixd, Herr Walldorf!
denn Tante Klara {hreibt, daß e um Alfred jorgen werde,
deſſen Gefundheit nach emer„z‘xb'gr?tanbenen Lungentzündung
immer ſchwächer geworden iſt.
„Seine Mutter kann zu äugſtlich ſein, er ſich aber
von zweimaliger Kränklichleit erholen“ fuhr noͤchmals
Eberhard Walidoͤrf fort, uud ohne zu zoͤgern antwortete
— — — — z
Eifriede : 7
„Wenn er geſund nach Europa zurückkehrt, dann
worten, in dieſem Sinne auch an Alſred ſchreiben.
wie ſie ſelbſt Ihre entſcheidende Untwort an ihn bi8 dahin
verfhieben wolen.“
In dieſem Moment brachte eine Dienerin ein Tele-
aramm. Es war an Eberhard Walldorf, und aus Baͤhia
und lautete:
„Habe A. L. geantwortet, ihm noch lange keine Ent
ſcheidung aeben. zu Lönnen.“
Er gab e8 jeiner Mündel, und aͤls auch ſie es geleſen
Wir ſtimmen alle überein, Fräulein Elfriede —“
„Und laſſen den armen Alfred mitnden Buͤnſchen ſeines
Herzens xohen nicht wahr Herr Walldorf?“ fiel fie in be-
wegtem Tone ein. —
„Sa, Zräulein Elfriede daz wollen wir,” verſicherte
er mit einigem Nachdruck. S3 freut midhH übrigens, daß
Sie mih auf feine Mränklichkeit aufmerkjam machen,
Dieje entfhuldigt einigermaßen feine {hroffe Schreibweife
und foll auch die meinige und des Nechtsanwalt3 beein-
fuſſen. Und da gerade diejer gemeldet ward, begab er
ſich zu ihm in ſein ‚Zimmer. —
Elfriedens und iuͤrer Vormünder Briefe waren nach
San Franzisto abgegangen und der Sache, weldhe auch
weiche ihn wie ſeine Mündet
— —
wie er ſein wollle ſondern ſah mit Spannung der kommen⸗
In dieſer trafen zunächſt Frau
Sommexfelds Briefe an ihn und Elfriede ein. Sie ſchriel
ihm, daß fie überzeugt, fei, ev hHabe Alfred Linden in ihrem
Sinne geantwortet.
Eortſetzung folgt)