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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 211 - Nr. 220 (17. September - 28. September)
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lle.
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vaare.

tgaſſe












Beftellnugen

— — — fortwahrend bei
anffalten, bei unſeren Zrägerinnel;
‚Frpebition hetelherg wtuger⸗
—— —

Deutſches Reich.
. Berlin, 20. Sept.
1 die Koften der Wilitärvorlage. etheblih Höher
en als anfänglich angenommen wurde Dies häugt






7 der Vermehrun zder Präſenzſtärke um 95,000
un zuſammen Die laufenden Mehrkoſten können
8 alleufalls nahe an 100 Millionen reichen;
m 150 Milionen ausgegeben werden, hat man

di
geworfen

„Berlin, 20. Sept. Dem Berl. Tagebl wird
e Grüneberg in Schlefien gemeldet, gelegentlich des
— ſeines Neffen Landrath Lamprecht habe
—— Graf Caprivi dort auf verſchiedene
‚ 9rüßungen eine Aniprache gehalten, in weicher er
ie, Preußen ſei nur dadurch groß geworden, daß
aur Einer im Stadte zu befehlen habe,

Berlin, 20. Sept In der Kreuzztg. tritt der
Feeſtanuͤfchẽ Prof Oberbreyer . der Behauptung der
hoft entgegen, daß der deſuiteneOrden zur

uexottung des Proteſtantismus gegründet morden fei.
Berlin, 20. Sept. Die bofen Jeſuiten ſcheinen
Eerren vom Evangeliſchen Bunde zur Zeit be—
— ſchwer im Magen zu liegen. Voͤn den bis
ext erſchienenen7
asſchriften? beſegten Bundes beſchäftigen ſich näm—
“ nicht weniger al8 Drei mit Dder Geſchaft Jeſu:
Rtals Kampf gegen die Jeſuiten, von Lie. th.
8 D, zur Linden, Bfarrer“, „Redemptoriſten und
Seluiten, von Dr. Richard Weitbrecht“,

; d. Von Dr. Rich Krebs.“
—— Widerlegung verdienen, dürfen wir dieſelbe
* l getroft den Jeſulten überlaſſen Nır einige
NtiDja _ feien erwahnt. Herr zur Linden belehrt uns:
2 Ahwehr des ZJeſuitenordens Uegt nicht muur im
af“@f»’!nc{;en, ſondern auch im richtig verſtandenen
Bwüſchen Intereſſe.“ Der Mann muß es ja wiſfen!
* Alaiſe Paskal erzählt er uns, derfelbe jei „ein
wln pon einer. fjo duͤrch und durch latholiſchen
eerichuung. geweſen, daß er ſelbſt „im Verkehr
&i be\n vom Geiſt des Janſenius aufgeregten (ſoh
— — Port Royal nie „daran dachte, feine







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2

2—

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2

innerkatholiſche Poſition ſich rauben zu laſſen, und
ſeine „Froumigleit! ſei von Freund und Feind aner—
fannt.“ VWarwn ſtelt Herr zur Linden Nicht gleich
den Antrag. Ehren Pastal in das Verzeichniß: : der
Heiligen einzutragen? Berr Weitbrecht gibt über
die /Verwandtſchaͤft! zwiſchen Jeſuiten und Redemp⸗
kriſten folgende Theſe zum Biſten: „Jefuiten nuͤd
Redemptoriſten ſind in Wirklichkeit eins uuͤd dasſelbe,
vielleicht nicht im canoniſchen (ſoh, nicht im ſtreng
juridiſchen Sinne ‚(fo!), . aber, ‚thatfächlich in
ganzen Gebahren und Treiben,








für Die Amtöbezirle Heide
5, Weir ı, Schweßingen, Philippobur?!
Biesloch Bruchfal, Yretten, Nedargemünd, Mosbag
— — —— — — — ⏑ —




D





Drac/ erlag n. Expedition von Gebr Huber
in Heidelderg, Zwingerſtraßze 7.

Differenzen beigetragen haben, die wegen Beſetzung
des Erzbisihums Agram, ſowie wegen Eruennung deut
ſcher Kardinäle obwalten. Der Vatiean iſt mit . der
preuß Regierung ſeit langer Zeit über die Erhebung
des Fürſtbiſchofs Kopp zum Kardinale einig; bin!




Zwillingsbrüder O ;‚si-tacuisset!
auch dann kein Philoſoph geblieben wäre, da er ein
ſolcher niemals geweſen zu ſein ſemt, ſo hätte er ſich
wenigſtens var der Lächerlichkert ſichergeſtellt Das
Ite, Lied!„Der Zweck heiligt die Miütel? alauͤbt De
Lrebs auf eine neue Melodie geſctzt zu hHaben.. Schon
Aherle ſagt!„Der gebildete Poͤbel hat ſich überreden
laſſen. dieſer Satz werde voͤn den Jeſuiten gelehrt.
Das läßt ſich nun nicht nachweiſen, wohl aber das,
daß die Gegner derſelben in der Regel ihn praltiſch
dur Anpendung gebracht! Herr Dr. Krebs gidbt


auf den wenigen FJefuiten (14), welcdhe den Tyrannen:
mord in irgend einer Form billigten, herumreitet, der



| nicht gedentt, an den vielen Proteſtanten aber, welche
Mariano . zum Theil überbieten,. {Ohweigend voriüber-
geht. Und da ſagt Dr. Krebs: Diẽ Beziehungen
der Tyrannenmordlehre
Zeit wollte ich aufweiſen, ich habe mich denuht, es
zu thun sine ira et studio
einer, meint Die,„Germania“, und ſage, daß den
Vanne das nicht gelungen ſei! O dieſe ſchrecklichen
Jeſuiten!

* Göttingen, 18. Sept Prof. von Ihering iſt
geſtern Nachniittag geſtorben. (Der berühiite Rechts⸗
lehrer Rudolph von Ihering, deſſen Jubilaͤum vor
Kurzem gefeiert worden iſt, war am à2 Aug 18i8


tikans, auch den Erzbiſchof Krementz von Köln zum
Kardinal zu machen.



Aus Baden

Heidelberg 21. Sept. 1892

O Die Taktit der Centrumspartei in Baden
In der nationalliberalen Preſſe werden täglich in
jammervollen Tönen die Freiſinnigen und Demokraten
angefleht, von ihkem Bündniß mit dem Centrum
abzuſtehen. Heute wieder bringt die Bad. Landztg.
eine Anzahl von Artikel in einer Nummer, welche
bezwecken, die Linksliberalen in das „liberale“ Lager
hinüberzuziehen Als Hauptargument dient die Schuͤl⸗
frage, ferner die verſchiedenartige Taktik, welche
das Centrum in Preußen und das Centrum in Baden
befolgt, den Feind aler Freiheit und den rückſchritt—

kämpfen. In Preußen geſchieht dies im Verein mit
den Conſervativen, in Baden im Verein mit dem
Freiſinn Jeder Einſichtige wird erkennen, daß es ſich
hier nur um eine Frage der Opportunität (3weckmäßig⸗
keit) handelt. In einem Artikel, des Bad Beob au—
ſcheinend von der Parteileitung des Centrums aus—
gehend, wird in dieſer Beziehung noch ergänzend


Abgeordneten Wacker eitt privater Meinungsaustauſch





des Beſitzſchutes; Die Jurisßrudenz des täglichen
Lebens; Der Kampf uus Recht; Zweck im Recht;
Vermiſchte Schriften; Geſammelte Ruffätze ufw.



5


Kom, 19 Sept.
kans will die „Frankf Zta erfahren haben, daß
zur Verſchievung des Koͤnſiſtoriums unter Anderm die

Parteien ſtattgefunden. Ohne daß der eine oder andere
von der eigenen Ueberzeugung auch nur eine Linie
abgewichen wäre, hat ſich die vollkommenſte Uebereiu⸗
Vielleicht trägt dieſe Mit—
theilung dazu bei, daß das Leſepublikum national—
liberaler Biätter davon eutbunden wird, weiteren

und Mannheim verdauen zu müſſen. Graf Balleſtrem
würde alſo bei uns in Baden in den dermaligen Ver⸗
hältniſſen genau die Taktik verfolgen, die der Abge—
ordnete Wacker glaubt als die richtige bezeichnen zu



— Dee katholiſche Bewegung vor und nach der
Minzer Verſamwluns legt die liberale kirchenfeindliche
und über die Maßen engherzige Preſſe dahin aus,



Eine blaue Schleife.
Hiſtoriſche Nobelle von Antonie Heidſieck.
Nachdruck verb.

— ſchallt das Wort „®nade“ herab von Englands
”Cinen ’b‘}trd_) Irlands Gauen,“ fuhr Catharina nach einer
g‘JiuipP‚_balxxe fert, ſo wird ein graßex Freudenſchrei Eurer
* 8 anfen, . und ein treues Wolt fich fortran unter
Üiebe cepter ſchaaxen. Majeſtät, wenn Sie Shre Katty
Oarl 10 Ddenten Sie an jene Frauen die um die fernen

Fot und trocknen Sie jene Thränen, Ihre
ittet.“

2 rar nicht nach des Königs Sinn geſprochen, die
die - Tanden. fein CHo in jeinem Herzen, aber die Stimme
ißineäa% ervolle Stimme einer geliebten Fran klang voͤr
* — ihre Augen ruhten niahnend auf ihm, er fühlte
was . Wagternicht in Diejelben zu {hauert,
8 ME verlangte. Der blutdürſtige Zyrann, Dder bereitz
odez Yattinnen dem Henterbeit uperhe{er‚t, jollte _ ein
md)t‘“_fff)ml nicht unterzeichnen, ein blutig Schanfpiel
Äne wı C0, nach den jeine wilde Seele verlangte, weil
S * 0n der er mit einem einzigen Worte dası gleiche
Mächtin... Zereiten Konnte, eS wollte. Sollte er,. Albions
der @é;e_r_ Derricher, Dder jich jogar vor dem Höchften Herrn
nußor(bä‘gmbett nicht mehr beugte, dem Willen einer Frau

— Venn Sie Ihre Katty lieben, — Ihre Katty
Luedbweigen herrſchte in dem weiten Raum, kein

inẽ 8 war hHörbar, mit eintönigem Pendeljchlag tickte
— *4* maß im ewigen unwandelbaren Gang die
en,

Yır die die Unglücklichen im Kerker vielteicht
** — —⏑—⏑—⏑—
Re nig ſich frei von der zarten Hand die ſeine

au biäbe}}"fiuét hatte, um den verhängnißoollen Federzug
< %Qflte dieje Königlihe Hand. frei ; Jein; zum
CD lg TE warf die eDer forf, . ZeLLiß. DAS
fand yap 100 feine Matty am, die Telbjt Fajt erfchroden

„Bift 8 eni Beweis ihrer Macht Wie lange üoͤch?!
Au zufrieden Kaity?“


— — — — — — 2 2 —

Ich danke. Majeſtät.“

A der Eindruck einigermaßen verwiſcht war, den
dieſe Scene hervorgerufen/ jprach der Rbnig weiter zu Ca⸗
tharinen:

Katty, Wir haben Dir auch noch eine Neuigkeit mit⸗
zutheilen ; Wir Haben; ‚die. Stelle Deines: Oberftallmeijters
neu bejegt, und am Ende hat ſie fogar noch ein Bekannter
von Dir erhalten, Ddenn der junge Mann {oll aus Harrow-
gate ſein Unſer licher Eraͤf Rorfolt tam heute fuͤr ihn
zu bitten, und mußzten Wir Uns ſſchon ſehr gnädig er-
zeigen, . um ]o mehr al3 der junge Mann ein vorzüglicher
Reiter ſein ſoll.“

„Und ſein Name? fragte Katharina, der ein ahnungs—
voller Schauer die Bruft zujammen|Hnürte.

— Suffolk aͤntwortete der. Ronig, „Fennit Du

I —

Eine Eiſeskälte rann durch Katharinens Adern beim
Klange des Namens Henrh Suͤffolt der ihr Bruder ge⸗
wejen, er follte an den Hof kommen, als ihr unmittelbarer
Untergebenex! Sie fürchtete keine weibliche Schwäche ihm
gegenüber, |denn er war ihr ja nur Bruder gewejen, und
ihre irdiſche Liebe ruhte in William Latimers Sarg, aber
welche Fran war am Hofe Heinrich VIIL al3 feine Gattin
ſicher, nachdem die Häupter Anna Boleyns und Katharina
Howards einer Königlichen Eiferſucht zum Opfer gefallen
waren! Sie ward toͤdtenblich und ſchloß einen Moment
die Augen. - Sie fah den Blich den Heinrih ihHr zUge-
Oleudert, als ſie wider feiner Willen in Latimerhoufe bet
ihm eingetreten war, ſah das Schaͤffot — — ſich
erheben und eine 2 ie Stufen des?
elben beſteigen. das war ſie ſelbſt, ſah den Henker das
Kichtſchwert erheben und eine Geiſterſtimme rief vor ihrem
Ohre den Namen: Durham!

Aber nur einen, Moment dauerte die Anwandlung.
Die Gattin Heintich VIII. durfte Jankomen nicht nachhängen
hatkräftig mußte ſie in das 24 Leben eingreifen und
kämpfen mit dem Schickſal ſo langze ſie den Eherins dieſes
Königs trus Noch war das Uaͤheil vielleicht abzumenden,
noch Suffolis %}erfommen zu hindern,.. wenn? fNie:indeffent
das geſchwiſterliche Verhältniß eingeſtand, das ſie anſt mit

ihm verbunden dann würde der eiferſüchtige Tyrann auf
Englands Throͤn nicht einen zweiten Durham in dem
Adoptivbruder ſeiner Gattin ahnen, und ihn fern pon ihr
halten ſuchen? Die Farbe war ihren Wangen zurückgekehrt
und anſcheinend ruhig antwortete ſie:
„Ich kenne ihn, er war von meinen Eltern an Kindes⸗
ſtatt angenommen und als mein Bruder mit mir zuſammen
— 8
Das verhängnißvolle Wort war geſprochen das über
zwei Menſchenlehen entſcheiden konnte wie würde Heinrich
V es aufnehmen? „So mußt Du Dih ja freuen,

Katty, über unſere Entſcheidung ung es iſt auch uns eine
Freude, Dir eine ſolche gemacht zu haben? das war des

4— offentlicher Richterſpruch über das heut noch unge
trübte Verhältniß mit ſeiner Gattin. *

„Ich danke, Majeſtät erwiderte Katharina, des Königs
Hand küſſend. —*

Die Audienz war zu Ende, die Anweſenden wurden
entlaſſen, und entfernten ſich auch Katbaring. Wenn Wrio—
theslen auch grollte, wegen der öffentlichen Niederlage, die
er erlitten, ſo triumphirte er im Stillen, daß es die letzte
ſei, die er erleiden würde, denn Henry Suffolt war ia am
Hofe, nun war Myladys Fall‘ unvermeidlich. - Norfokt
zweifelte ebenfalls nicht an dieſem Fall, denn ein einmal ge⸗
faßtes Vorurtheil iſt nicht mit einem Schlage zu beſiegen,
das Mißtrauen ſtixbt nicht an der Bewunderung einer gaiten
That. die pffentlich gethan. Blendwerk ſein kannte. Brio⸗
thesley hakte ihn richtig beurtheilt, er wollte das Aufſehen
nicht erregen die Ehe zu trennen, deren Schließung er
hatte hintertreiben wollen Er Wwollte nur ſuchen, das
Unheil abzuwenden, das er ſeiner Meinung nach, ahnungs⸗
{oS angetichtet. Er ging nicht, als die Audern ſich entfernken
er trat vielinehr in Höchjter Aufregung auf den König zu,
und bat mit bebender Stimme: —

„Majeität, ich flehe Sie an. maches Sie die Exnennuns
Mir. Suffolts . zum Oberſtallnieiſter Myladys rücksängis
He das Dekret der Auſteltung ausgefextiat iſt — Sie
ihın eine Stelung fern vom Hof, fern von London.

(Fortieg ung folgt.)


 
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