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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 91 - Nr. 100 (23. April - 4. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0383

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— täͤglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Zamſtags niit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljahrlich
ME 1,20. odhıre Trägerlohn u. Poftauffjdhlag. Beſtellungen



für Stadt



Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach/ Buchen Walldürn, T-Biſchofsh. Wertheim 2c

















bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.





* * ; ; — Can — T 4909 . | Dıug, Beıl E N
2 ——— | Seidelberg, Donneritag, den 26 Upril 1092, | P ZRiz Swingerürage n 20. ZUNG.








Beſtellungen
uf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
mmtlichen Poftanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
vwie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
— — —

Verlag des „Pfälzer Bote.“
— — — —



Bader
Heidelberg, 27. April.
O Nat. lib. Stilblüthen. Die „römiſche Frage“
— ſchreibt die Baͤd. Landesztg: „So arg,
wie in den ſi!bziger Jahren, wo man Stroh von dem

Aus


derkauft haben ſoll, kann man's mit ihr (der römiſch.
ragej ailerdings nicht mehr treiben . . ..“ Mit
blchei Blödjinn wird von der Bad. Landesztg.
das fog. gebildete Puͤblikum abgeſpeist! — Zur
‘Q_fageanftrengung Fußangels gegen Bismarck ſchreibt
ie Bad Landesztg.: „Ber zu jo trauriger Berühut-
Deit gelangte ultramontane Volts aufwühler

ußangel (aud von der Bad. Landesztg. gejperrt
gedruckt) fühlt das Bedürfniß ſeine Perſon von



elt auszujeßen.“

änner wie Fußangel gibt, die im Intereſſe der
ganzen Bebölkerung den gröbſten Schwindel
und Betrug Schienenflickerei) aufzudecken
und für das Wohl des allgenieinen Publikums Irei—
heit uͤnd Vermögen in die Schanze ſchlagen. Dabei
wundert ſich das Blatt, daß ein ſolcher Ehren—
mann es ſich nicht bieten läßt, von dem weniger
uneigennützigen Fürſten Bismarck verläumdet zu







Uaſſen, er habe ausläudiſches Geld augenomuien un
die deutſche Induſtrie zu ruiniren. Man ſieht wie
ſehr der nat tib. Preſſe der Begriff für Recht und
Gerechtigkeit, für aufopferungsvoͤlle Uneigennützigkeit
und Ehrgefühi abhanden gekoͤmmen iſt.

— Das Regieruugsjubiläum des Großherzogs
gibt einem badiſchen Correſpondenten der Kreuzzeitung


er ſeine Krone von Gottes Gnade trägt, hat keine

Die BWaiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
von KlaraRheinau.





17) Nachdruck verb.





doch ehe er Beit zu einer Erwiderung hatte, fuhr der
Ältere Herr fort: „Allein, das Dinex iſt ſervirt, und die
Zuppe wird kalt werden, Du kannſt mir, hei Tiſch von

einen Reiſen erzählen, damit 30g er des Sohnez Axm


alle in den prächtigen Speiſeſaal a
Während nun Paul in beredten Worten die Schönheit
der. von ihHm bereiften Gegenden hilderte, betrachtete der
ülte Herr mit jichtlihent Stolze den Sohn und Erben, bis
er ſchießlich in die Worte ausbrach: -
Du folltejt ein Senator werden, Paul. Bis heute
Wwußte i nicht, wie vorziüglih Du redeit.”

Baul erröthend und jprach dann unbewußt eine Idee aus
womit er ſich in letzter Zeit beſchäftigt; rich würde es
eher vorziehen, Schriftſteller zu ſein, als Polititer.”

Der alie Herr ließ den Loffel fallen, dex er gerade
zum Munde führte, uͤnd ſtarrte mit aufgeriffenen Augen
auf ſein Gegenuͤber der dieſe unerhörte Aeubexung gethan;
ür ihn war ein Schriftſteiler aleichbedeutend mit einem




es aber beſſer geweſen, wenn es die Liberalen
nicht ſeit Jaͤhrzehnten gethan hätten. Leider iſt's



teigenoſſen offen zu rühmen und Alle, die nicht liberal


degradiren. Dieſer hochmüthige, bösartige Liberal⸗
lismus hat jenes heilloſe Wort zu Wege gebracht:
gut badiſch ſein, heißt liberal ſein. Seit bald 34
Zahren herrſcht der Liberalismus in allen Staats-,
Kirchen-, Schul ˖ Aemtern. Er hat ſ. 3. die evangel.
Kirche dem Proteſtantenverein ausgeliefert und ihr
jene famoſe Verfaſſung aufgedrungen, die deſſen Herr⸗
ſchaft auf Dauer beſiegeln ſoll und die unſere Kirche


Kräfte walteten, mit denen die Proteſtantenvereinler
vorerſt noch nicht fertig geworden ſind
Confeſſionsſchule aufgehoben und die ſogen. gemiſchte
Schule eingeführt und die confeſſiauellen Gegenſätze
dadurch verſchärft.

indifferent oder dem poſitiven Chriſtenthum feindſelig
iſt. Er hat alle gläubigen Katholiken in die Oppo—
ſition gedrängt, und fie bilden die Mehrzahl der
Landeskinder. In der That: die liberale Partei
kann ſtolz ſein auf ihre Thaten! Darauf aber kann
das iſt vielmehr verhängnißvoll
ür die Entwickelung unſerer Verhaͤltniſſe, daß ſie
Schutz ſucht hinter der Krone, daß ſie ihre ſtaats—
auflöfenden Beſtrebungen mit den Intentionen der
Krone identifiert. Wir wiſſen zur Genüge, daß unſer
Landesfürſt zu vielem, das unter i
geſchehen iſt, nur mit ſchwerem Herzen
ſtimmung ertheilte. Wir wiſſen ebenſo beſtimmt, daß
er mit ſorgenvollem Herzen der Entwickelung der
Dinge entgegenſieht. Moͤge er wiſſen, daß wir Con—
ſervaͤtiven, obgleich wir ſein Ohr nicht haben,
wandelbar zu ihm ſtehen.
und ſeinem Nachfolger in der Krone.

— Auch der „Alt“„Fatholifhe“ Biſchof hat
zum Regieruͤngsjubiläum des Großherzogs eine Ver⸗
ordnung erlaſſen. Außer der Anſage des Gottes⸗









in der Feſtpredigt ſchreibe ich den Herrn Geiſtlichen


eine glückliche Füauna zu ſein, daß auf dieſe Weiſe ganz
das Thema zur Spraͤche komme, das ihm
ſo viel Kopfzerbrechens
machte.

Mit Deinen Anſichten über, die Verufswahl eines
Genetleman tann ich nicht ganz übereinitimmen, VBater,”
jagte er feitz „Hübrigen? . denke i im Augenblid eben{o
wenig daran, ScHriftfteller al Bolititer zu werden. Ich
möchte mich verheirathen.“


der alte Herr auf
feinen Sohn. Als er deſſen verlegene Miene gewahrte und
dieje mit Kauis ſtets verlängerter Abweſenheit und ylotz⸗
ficher Rückkehr in Beziehung brachte, errieth er augenblicd-
Allein er beherrſchte

fich wunderbar denn in Anweſer heit der Diener ſollten


bedeutunasvoller Blick machte Paul über ieinen eigenen



Unwürdig.

E „Wo hHaft Du diejfe gewöhnliden Anfidhten aufgelejen,
Baul?“ brachte er endlih hHervor. „Das yolitiiche Feld
it das einzige. das inunſerem Lande einem Gentſeman, der
xach Ausiechnuns ſtrebt, offen ſteht, und ich hoffte ſtets
daß Dein Gejhmad nach diejer Richtung gehe. Du Hätteit
in die Armee oder Maxine eintreten koͤnnen, aber beides
mochle ich nicht, und jeßt iſt es zu ſpat AUo wirft Du,”
4 er lädelnd, „dennoch Dih. der Bolitik, zuwenden

en.“

Paul börte ruhia aber nicht ohne Staunen den Aus-
einanderfeßungen feines Vaters zu Nie zuvor datte dieler
auch nurangedeutet, daß er wegen der zukünftigen Karriere
feines: Sohnes befondere Wünfche hege. E3 ſchien Vaul

Als jedoch das Deſſert aufgetragen war, und Vater
und Sohn ſich allein ſahen, nahin erſterer das unterbrochene
Thema wieder auf.

Du wünſcheſt Dich zu berheirathen. begaun er rupig.
ſich ein Gias alien Madeira einaiebend und. dann dem
—— zuſchiebend; taſſe mich, bitte Näheres darüber zu

ören.“

Inflinktiv errieth Paul Ladwell die entichloſſene Ov⸗
yoſition die er zu gewärtigen batte trotdem entlediate er
ſich tapfer ſeinex ſchwexen Aufoabe Aufanas etwas ver⸗
ſegen, dann mit zunehmender Beredtjamfeit ſchilderte er
ſein erſtes Bekanntwerden mit Martha, ſprach von ſeiner


Verficherung, daß er ihr unter allen Umſtänden die ge—
lobte Treue zu halten gedenke.

Mit ruhigex Höflichkeit hoͤrte der alte Herr dem Sehre
zu, und alS diejer erregt und mit heißen Wangen zır Ende
gefummen, trat eine minutenlange Bauje ein. Dann be-
nerlte Herr Ladwel troden : „Uljo jener‘ Engel, den Du
zu Heirathen-münfdeft; iſt eines Dorfſchulmeiſers Tochter?

Fülle ihres Herzens im Hinblick auf den im wahren
Sinne guten Fürſten und auf ſeinen wie des badiſchen
Volkes erhebenden Gedenktag ſprechen. Da wir
indirekte
Gewalt über die weltliche Obrigkeit zuerkennen, ſo
wird den Altkatholiken, wie ſie „um des Gewiſſens
willen unterthan ſind (Röm. 13, 5)“, auch durch das
Gewiſſen in ihrer rückhaltloſen Freude und Dankbar—
keit keine Schranke geſetzt. Gott ſegne, u. ſ. w.“

Badiſcher Landkag.
— Karlsruhe, 26. April.

Den Vorſitz führt 1. Vizepräſident v. Buol.

Tagesordnung: Berathung der Berichte der Bud⸗
getkommiſſion über das Budget des Großh. Mini⸗
ſteriums der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts für
1892 / o3 Tit. 9 der Ausgaben und Tit. 3 der Ein—
nahmen.

Berichterſtatter Fieſer bemerkt zur Geſchäfts—
ordnung, man moͤge die Generaldiskuſſion zunächſt
auf die 3 Hochſchulen beſchränken und dann wiederum
auf das Extraordinarium.

Der Vorſchlag wird genehmigt.

Abg. Rüdt kritiſirt die Verhältniſſe an der Uni—
verſitär Heidelberg und weiſt insbeſondere darauf hin,
daß verſchiedene Profeſſoren, namentlich Chirurgen
der medieiniſchen Fakultaͤt ganz ungewoͤhnlich hohe
Preiſe verlangen, Preiſe, die ſchon mehr an den
Wucher grenzen und ſo das Auſehen der Univerſitä—
ten und Wiffenſchaften ſchwer ſchädige. Insbeſondere
der Ohrenheilkunde, der das
Volk in erſchreckender Weiſe ausbeute. Die Regier⸗
ung möge deßhalb dafür ſorgen, daß die ſtaatlich an⸗
geſtellten Profeſſoren auch in dieſer Beziehung den
Kegeln des Anſtandes genügen und anſtaͤndige Preiſe
fordern.

Abg. Strübe nimmt die Profeſſoren in Schutz;
die herdorragenden Celibritäten verlangten überall
höhere Preiſe, als gewöhnliche Arzte und wenn ſie
von reichen Leuten thatſächlich hohe Honorare ver—
langten, behandelten ſie arme ute auch umſonſt.
Die Vorwürfe des Abg. Rüdt ſeien alſo nicht gerecht⸗
fertigt.

Miniſter Nokk: der Staat bekümmere ſich nicht
um die Honorare, welche von reichen Pripaten ver⸗
langt werden; aber gerade dadurch, daß von reichen
Leuten viel erhoben werde, ſei es möglich, arme Pa—
tienten billiger zu behandeln. Rüdt möge einmal die
MI Du vift — — — 2
ernen.“

Der Vater kannte die Schwäche ſeines Sohnes, der
nichls ſo ſehr fürchtete als den Fluch der Lächerlichkeit
zuf fich zu laden; aber ſeine Liebe zu Martha ließ Baul
fich nicht wegſpotien. Mit ernſter Feſtiakeit entaegnete er:
Ich habe daͤruber nachgedacht, Vater; daß Marthas
Vater ein Dorfſchulmeiſter iſt, macht bei mir keinen Unter⸗
ſchied Ich Hoffe, bei Dir ift e3 ebenfo.”

Sin farkaſtiſches Lächein umſpielte die Lippen des
alten Herrn. Weißt Du, Paul ſagte er kühl, daß unſere
Familie eine der älteſten des Landes iſt, und daß meines
6* noch niemals ein Glied derſelben eine woͤsailliance
geſchloſſen? Kannſt Du alſo denken daßz ich eine Lehrers⸗
lochter als paſſende Gemahlin für den letzten nieines
Stammes anſehen werde? Du biſt von Sinnen, Junge.
Inthätiakeit, Mondſchein und ein Paar helle Auaen hahen
Dir den Kopf vexdreht; aber jetzt, da Du außer dem Be-
reiche dieſes rothwangigen Landmänchens biſt, wirſt Du
bald wieder zur Vernunkt kommen und in längſtens einem
Monat Deinem auten Stern danken, daß Du Deinen Kopf



Paul wurde todtenbleich dor innerex Entrüſtuna als
ſeine Liebe für fie ſo ins Lächerlidhe
gezogen fah; aber er bedachte, daß es ſein Vater ſei.
dec ſpraͤch. und beherrſchie ſich mit gewaltiger An⸗


Der alte Herr hielt gleichmüthig ſein gefülltes Glas
gegen das Licht, Enadte ein paar Nüſſe mit dem filbernen
Nußknader und fuhr danı.in feiner Rede fort: . „Wenn
nicht jeßt, jo wirjt Du doch fpäter das Bebürfniß fühlen,
eine Rolle in der Welt zu ſpelen. Der Reihthum alein
wird Dich nicht befriediaen. Du wirſt Dich nach einer Be-
ſchaͤtigung umſehen · Dir irgend ein arohes Ziei zur Er⸗
reichuna ſecen. Wenn dieſer Taa aber kommit, dann vro⸗
phezeie ih. Dir, daß Du e3 bitterlidH hereuen wixſt. ein
ungebildetes Landmädchen ohne Bermögen und-SteNung
fgej;ei'ratbet zu haben, welches Deiner Karriere nur hinderlich
ein kann. j 3il

— folgt.)


 
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