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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 51 - Nr. 60 (3. März - 13. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0211

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2

elberg.

1892.
nnement.
en.
ügen.
Anfang
10 Uhr.

892.









* 2

Erſcheint tůglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. ‘ Preis vierteljährlich
M, 1.20 ohne Trägerlohn 1, Poftauffchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Z3wingerſtraße?.





füc Stadt und


Anzeige-Blatt für die AmtSbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinbeim, Schwesingen Phillxpsburg
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mossach
Eherbach, Buchen,WalNdlirn, T.-Bifhof8h.,Werthein: 2c

Lantl.




At 5 Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

Beſtellungen

suf den „Pfälzer Boteu“ werden fortwährend bei


ſowie in anſerer Expedition Heidelbers/ Zwinger⸗


Vertag des „BPfälzer Bote.“

Sobannes bhiiſin,
durch Gottes Barmherzigteit und des heiligen
apoſtoliſchen Siuhles Gnade
Erzbiſchof von Freiburg,
Metropolit der oberrheiniſchen Kirchkuprovinz,
entbietet dem hochiburdigen Clerus der Erzdioͤzefe
und allen Chriftgläubigen Gruß und Segeuͤ.

(Fortjegung.)

Die Grundlage aller Orduung und des glücklichen
Beſtandes der Geſellſchaft ift die Familie in ihrer
von Gott gewollten Einrichiung, begründet durch die
im Paradieſe eingeſetzte Ehe, beſeelt durch die Gnade
Ehriſti und gefeſtigt durch das geheiligte Auſehen u.
die Gewalt der Eliern zur Erziehung der Kindel
Wenn alſo dieſes Heiligthum zerrütter wird, da iſt der
uin der menſchlichen Geſeliſchaft nicht aufzuhalten
Nun dentt euch eine Familie, die nichts weiß und
nichts wiſſen will voin ewigen Leben, als dem letzten
Ziel des irdiſchen Lebens Da haͤt das Zuſamnien⸗
leben von Mann und Frau keinen audern Zweck mehr
As die Befriedigung zZeitlider Bedürfniffe‘ und der
Sinnenluſt Wenn die wuͤſten, ſchrecklichen Lehren
über die Ehe als
einer bloß auf natürlicher, vorübergehender Neigung


hätten wir da nicht die vollkommene Verwüſtung an
heiliger Stätte? Das heilige Band zwiſchen Mann
und Weib, wie es der Schoͤpfer zu höheren Zwecken
eingeſetzt und unſer göitlicher Heilaud durch die
Gnade des Sakramentes zu hoͤher Wuͤlde erhoͤben 1
geheiligt hat, wäre es nicht erniedrigt und entweiht
und zu einem thieriſchen Verhaͤltuiß Herabgewürdigt?
Wo könnte da, gar uicht zu reden von religibs-fitt.
licher Erziehung, noch an die Moͤglichkeit der Erzie⸗
hung überhaupt gedacht werden? Freilich ſind wir
ſo weit noch nicht gekommen, aber wer wagte zu be⸗

— Pormuns und Münsel.

37) Orginalroman von Marie Dobfon

„Der Name ift mir gänzlih unbekannt, dennoch, mag
er auf irgend eine Weife gehört haben, daß ich in Shan-
gai die reizende Tochter eines Kaufmannz Fennen und
lieben gelernt, ſie dies zu erwiedern ſchien dennoch aber
mid) aufgab al8 ein jehr reicher, älterer Engländer fiH um
fie bewarb. 1
Stande alle ihre Wünijdhe. und Neigungen zu befriedigen,
waß i xicht vermocht und fo nahm fie jeine Hand an
und ward nach Kurzer Beit feine Fran. Das, Frau Som-
merfeld, ift die Gefchıchte meiner erften Liebe, die um ſo
viele Jahre zurücdatiert. Vielleicht haben fie dieje in an-
derer Weife gehört —“ :

„m Wejentliden ftimmte Serr Lananers Hericht
damit überein,“ antwortete fiz Lalt, „dennoch muß ich Sie
erfuchen, Ihre Bewerbung um die Hand meiner Tochter
zurückzunehmen

ur mwenn Flfriede ſelhſt dieſe ablehnt, oder Sie
kriftiae Gründe haben, fie zurüczuweifen,“ - entgegnete er
beftimmt.

„Die habe ich”, verfebte fie gemeffen, „und zwar El-
friedens‘ Ingend und meinen . gewiß gerechtfertigten
Wunfch, fie, die ich {o lange entbehrt, um mich,zu hHaben.
Dritiens glaube ich, daß für die Dauer Elfriede an der
Seiäe' eines iüngeren Maunes alücklicher als mit Zhuen
wird!“


entgeanete er nocdhmals ruhig, „doch würde., Ihre Tochter
jobald Sie ibr meinen ſjörmlichen UAntrag wiederbolt,
diefen Lebten genannten Grund kaum gelten Laffen !“
„Das wird nicht gejhehen, Herr Walldorf,“ erwie⸗
berte fie entichieden,: „da Elfriede die Welt 1o wenig: wie
K felbit Fennt ! — VieNeicht: glaubdt fie, .. Sie zu lieben
deun die Gewohnheitund. das, täglihe Beijammenfein
übtbqrofie Madt! — ,Sie muß fih über ihre Gefühle kar
— —
“ „Huch dagegen“ Tann i Leinen Einwand” erheben,“
verfeßte Cherhard: Waldorf, » „obgleich. ich; bereit bin eine


und damit der Ruin der Gefellfjhaft. immer : näher
tücdt? ' BViele, die auf der abſchüſſigen Bahn ſich be:
finden, wolen zwar nicht und kennen nicht einmal
die verworfenen Grundſaͤtze der Führer aber in ihrem
Leben des Genuſſes und in der volligen Abwendung
bon der Religion und dem ewigen Ziel folgen fie
jenen und fördern ihre Zwecke. Dadurch iſt denn
auch bexeits ſo weit gekoinmen, daß der Sinn für
das rechte Familienglück, der häus liche Sinn,
geſchwunden iſt. Natürlich! Was das Familien!
leben ſo anziehend, wohlthuend und glücklich macht,
iſt das Walten Gottes in der Familie. Uuter
ihm werden die natürlichen Tugenden der Eltern u.
Geſchwiſtexliebe, der Zucht und des Gehorſams ge⸗
reinigt und geheiligt. Unter dem Walten des goͤlt—
lichen Geiſtes wird jede Anlage zum ewig glückſeligen
Leben gehütet und gepflegt, werden durch Glauben 11.
Gnade die früh erwachenden und ſonſt nicht zu ſtil⸗
lenden Bedürfniſſe des Geiſtes und Herzens befriedigt
— Wo aber das himmliſche Band, das die Familie
zuſammenhält, zerriſſen iſt, da geht ſie auseinander
wie eine Familie der Thiere. Eliern und Kinder
dräͤngen fried⸗ und ruhelos hinaus, um an den ſinn.
lichen Genüſſen, an den Beſtrebungen einer Geſellſchaft
ohne Goit, die nur die Erde kennt, ſich ſchraͤnkenlos
zu betheiligen Kein Wunder, daß unter ſolchen Um⸗
tänden die Urbotmäßigkeit beſtändig wächſt und das
Anſehen der Eltern mehr und mehr zu Grunde geht.

Doch ein noch mehr in die Augen ſpringendes
bel in der heuügen Geſellſchaft iſt das waͤchfende
Mißverhältniß ja die Feindſchaft zwiſchen
Armen und Reichen Arme uͤnd Reiche gab
es und wird es immer auf Erden geben. Dieſer Unter!
Gied iſt in der menichlichen Natur begründet, in der





Erwerb, in der Verfchiedenheit der - Fntelligenz, der
förperlichen und geiftigen Kräfte. }
Lerſchiedenheit in Uebuͤng der natürlichen Tugenden:

und Müßiggang auf der andern Seite; Sparjamfkeit
und vexnünftige Verwendung des Erwoͤrbenen bei den
einen, Leichtfertigkeit und Verſchwendung bei den An⸗
dern. Dieſe theils in den Anlagen der Natur, theils
in der Sünde begrüudete Verſchiedenheit wird immer
in der Welt den Unterſchied zwiſchen Arm und Reich
zur Folge haben. Iminer wird das Wort des Hei⸗



bei euch“. (Matth 2611) So entſpricht es auch
Gottes weiſer Abſicht mit den Menſchen, die er zum

— 2 — — — —
offentliche Bexlobuna und Heirath, ſo lange Sie wuͤnſchen
hinauzzuſchieben!“

„Wenn Sie warten wollen, Herr Walldorf,“ antwor⸗
tete nach kurzem Yeberlegen Frau Sonmerfeld, „und mir
verſprechen Elfrieden ſich nicht ais Bewerber zu erkernen
zu geben, in Jhrer etwaigen Korrefpondenz mit ihr ledig-
lich dex Vormund zu bleiben — —”

„Dad gelobe i Ihnen hiermit — —”

Da wurden Stimmen und leichte Schritte an der
Zhür vernehmbar, und im nächftien Moment jtand die
nichtsahnende Elfriede ihrem Vormund gegenüber. Sie

auf ihre Mutter, die mit ernitem Geficht dafaß, während
erht_br entgegen trat. Ihr die Hand reichend fagte er
ruhig
Wichtige Angelegenheiten haben mich hierher geführt
Hräulein Elfriede, und da ih wußte, daß Sie und Ihre

i Ihnen perfönlich Lebewohl zu fagen und eine glückliche
Reife zu wünfchen !“ G

Das iſt ſehr gütia von Ihnen Herr Walldorf,“ er
wiederte Elfriede Auͤch ich freue mich, Sie noch einmal
zu feben, um Ihnen fagen zu können! wie dankbar ich
Ihnen und Ihrer Mutter bin? * *

„Sie haben ſich uns zum Sonnenſchein des Hauſes
gemacht, Fräulein Elfriede,“ antwortete er leicht beweat,
indeB Zrau Sommerfeld vol Ungeduld daſaß und des
Wiederſehen verwünſchte, und darum wird uns die Er-
innerung an Sie ſo lieb fein! — Hsben Sie in.....
noch AWufträge für mid; ich fahre in wenigen Stunden
zurück.

Nurßtauſend herzliche Grüße. ſchluchzte ſie, ſich ge⸗
waltjam fafjend, .. denn . fie ſah brer Mutter renges
7* Bevor wir reiſen aber ſchicke ich Ihuen aͤne

iſte.“

— —

Fräulein Eifr ede verficherie er ruhiger, und Ihnen nach
Bahia Bericht darüder ‚erftatten: *
„Sa, thun Sie das verx Balderf verſetzte ſie eben⸗

L fall8. gefaßter, . „und laflen Sie au Eifa für die ihr he-










— —

| Drue, Verlag u. Expedition von Gebr guver —
in Heideiberg/ Zwingerſtraßze?. 2 f m

i

vigen Leben zur glückſeligen Ewigkeit berufen hat.
Nicht das irdiſche Leben ſoll die Zeit des Lohnes und
des Glückes ſein, ſondern das ewige Leben Auf Er⸗
den ſoll das volllkommene und ewige Gluͤck mühſam
erworben mit Gottes Gnadenbeiſtand verdient werden
„Dem Hertn .gehört die Erde und alles,
wa8 Darauf ift.“ . (Pfalm 23,1.) Wir alle find
; Nugnießer und Verwaltır des Eigenthums Gottes.
Bei der Ungleichheit des Beſitzes 1ollen aber alle zur
Ausgleichung dieſes Gegenſatzes die Tugenden üben,
welche zur Erwerbung des ewigen glückfeligen Lebens
uothwendig ſind. Die Reichen und Wohlhabenden
ſollen Goties und der Seligteit würdig werden durch
Liebe und Barmherzigkeit gegen die Armen, die Letz⸗
teren durch dankhare Liebe zegen die Wohlhabenden
und durch Geduld und Ergebung im Hinblick auf die
Ewigkeit Nur ſo kann das iroͤiſche Leben für alle
krträglich, ja, ſoviel es hinieden möbglich, glücklich ge⸗
ſtaltet werden.

Wenn nun heute über die menſchliche Geſellſchaft
die größten Gefahren hereinbrechen {o konımt Ddies
gerade daher, daß dieſer Unterſchied zwiſchen Arm
und Reich durch den Unglauben zu einem unverſöhn⸗
lichen Gegenſatz, zu einem beſtändigen Kriege der

beiden Geſellſchaftoklaſſen. ausgewachſen iſt! Alle
wollen auf der Welt ein genußreiches Leben führen,
weil fie ſich zum Glücke beftimmt. fühlen, ‚aber an
das wahre Glück der Ewigieit nicht glauben. Un»
zaäͤhlige von den Aermeren ſind darum mit Haß er⸗
füllt gegen die Beſitzenden und ſehnen ſich nach del Tage/
an dem ſie mit Gemalt alle> Eigenthum megnehmen
Lunten Woher iſt dieſe unheimliche Wuth gekonmen ?
Man hat dem armen Volfe den Glauben au das
ewige‘ Seben genommen. - Maır hat noch. vor einigen
Zahrzehnten, als das drohende Geſpenpſt der Social-
demokratie noch nicht Fleiſch und Blut angenommen,
dieſen Glauben des chriſtlichen Volkes, ſeine zuverſicht⸗
liche Hoffnung auf den Himmel und die darauf ge⸗
gründete Geduld der Armen in Mühen und Arbeiten,
derſpottet und verhöhnt. Und zwar haben das nicht
am wenigſten jene Geſellſchaftsklaſſen gethan, welche
heute ſich in erſter Reihe bedroht ſehen. Natürlich,
wenn man behauptet, daß es keinen ewigen Richtet
gibt leien Himmel und keine Hölle, kann maͤn fich
dann wundern daß die um ihren Giauben betrogenen
Aruien und Mühſeligen fich ein irdiſches Glück mit
Gewalt zu verſchaffen ſuchen, welches freilich auf
auf dieſem Wege am allerwenigſten zu finden iſt?
Es zeigt ſich aber wieder einmal daß der Glaube,

insbeſondere der Glaube an ein ewiges Leben, nicht

— ————ſ—
zeichneten Zamilien ſoraen —“

„&S fjoll aNles Ihrer Anordnung nach geſchehen Fräu⸗
lein Elfriede,” erwiederte er. Sich erhebend, denn er
Fählte nicht Länger bleiben zu dürfen, reichte er Frau Som⸗
merfeld die Hand und fagte:

„Leben Sie wohl, Frau Sommerfeld, und auf Wieder—

jeben.*
Leben Sie wohl, Herr Walldorf,“ antwortete
Sie Ihrer Frau Multer dem

dieſe gemeſſen. „Sagen
Hvöulein Elſa und Dr. Birſchfelds meine Herzlichften
Zu Elfrieden

Grüße — —“
„ werde fie beftellen,” entgegnete er.
; fretend reichte er au ihr die Hand und fagte jedes feiner
Worte betonend!

„Seben auch Sie wohl bis zum Wiederjehen, Fräu⸗

— —




„Seben Sie_wohl Herr Walldorf,“ ſprach leiſe Fräu-

dann noch einen Händedruk. Zm nächiten Moment ſchloß
fiq die Thür hinter ihm: fie hörte ihn die Treppe hinab-
eilen, und den {trengen Bli ihrer Mutter gewahrend,
dämmte fie ihre Thränen zurüd.:

3 Eherhard Walldorf denm Flur betrat fand er Ar⸗
thur Sommerfeld, der ihn erwärtete und ihn bewegt be-
arüßte. Urm in Arm traten fie dann den Weng zur Stadt
on, in angelegentlidem Gejpräd, Ddas ihrer Beider ‚Bu-

24.

Gegen die Hälfte des Ottober waren nach günſtiger
Reife Elfriede und“ ihHre,Murkter - wohlbehalten in Bahai
angefommen und...:von - Öeprn- Sommerfeld.. und „ jeinem
begrüßt worden. . Seijtdem maren mehrere
Wodhen verfloffen; Sljiriede Hatte' d eieenermäßen an die
neue Heimath und den fe- umgebenden Glanz und Reich-
tbum gewöhnt;, und mit ihrem Stefvater und Stiefbruder
bekannt 3zu«mwerden. hegunnen:: . 2— e„ z RE

ortſetzung folat)


 
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