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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0495

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— taͤglich mit Ausnahme der Somn- und Feiertage
Samfiags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljaͤhrlich
M, 1.20 obne Trägerlohn u. Poͤſtaufſchlag. Beſtellungen
dei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



für Stadt





flt 5 Verantwortlicher Nedakteur:
22** Julius Jecker in Heidelberg.

{

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Beſtellungen

uf den „Blälzer Goten werden fortwährend bei




im Munde geführt werden ſollte, wenn man ſich daran





ſowie in anſerer Erpedition Heidelberg Zwinger⸗
— — jenommen.
Bertag des Vfälzex Bote.“

— — — 8 yrı T ga ME ara W aa W 7r
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Sicde d Ibi WMufer Demokrat) über die

Ordensfrage.
(Schluß.)

Sie fürchten ſich vor den „Gefahren des Beicht—
ſtuhles“ Dieſer iſt, wie die Kiöſter, eine Inſti—
tution der katholiſchen Kirche und jeder katholiſche
Prieſter, nicht bioß der Ordensbruder, verfügt über
die Macht des Beichtſtuhls. Wenn Sie dieſe drechen
wollen, dann erklären Sie dem Katholizismus
offen den Krieg und verſchanzen Sie Ihren Angriff
gegen dieſen nicht hinter einige Dutzend Ordensbrüder.
Es iſt eine Halbheit und Zukonſequenz, wenn man
gegen einzelne Konſequenzen eines Syſtems ins
Feld zieht, während man dieſem nichts anhaben zu
wollen erklärt und eine Ungerechtigkeit, wenn man
nicht den richtigen Angeklagten auf die Anklagebank
ſetzt. Ihre Stellung krankt an dem dreifachen Wider⸗
ſpruch, daß Sie erſiens erklären, den Katholizis—
m us nicht bekämpfen zu wollen, während Sie es
faktiſch doch thun, indem Sie gegen Konſequenzen
ſeines Syſtems aurennen, daß Sie zweitens nicht
einſehen wollen, daß der Kampf gegen eine geiſtliche
und geiſtige Macht mit Polize i maͤßregeln nie und
nimmer ſiegreich durchgeführt werden kann und daß
Sie drittens auch Ihren verfehlten Kampf nicht kon—
ßequent durchführen. Sie erklären z. B. das päpſt⸗
liche Unfehlbarkeitsdogma wegen der dadurch dem
Papſtthum eingeräumten Macht für ſtaatsgefährlich,
aber Sie müſſen dulden, daß es Ihren eigenen Kin-
dern an ſtaatlichen Schulen gelehrt wird und die
Lehrenden theilweiſe noch aus ſtaatlichen Mitteln be—
ſoldet werden.

Auch mit dem Argument wird gerne operirt, daß
die Orden einen Auständer, den römiſchen Papſt als
ihren „oberſten Herrn“ anerkennten. Aber die Stellung
der katholiſchen Kirche und der Weltgeiſtlichen über—
haupt zum Papſte iſt in Wahrheit diefelbe, wie das
Verhäliniß der Orden zu dieſem. Und dann will
mir ſcheinen, daß jenes Argument füglich nicht mehr

— — —

Original⸗Novelle von Leo Werner.
MNachdruck verb.)

Der Commerzienrath Malten galt in der Peſidenz als
einer der gngeſehenſten und reichſien Männer der bürger⸗
Echen Ariſtokratie, aber wenn alle dieienigen Leute, woͤlche
Malten wegen ſeines Reichthums ſeines gefchäftlichen
Glücks und ſeiner bevorzugten Stellung beneideten, genau
gewußt Hätten, wie trügeriſch das Glück des Commerzien-
raths in Wirklichkeit war, ſo hätten _ wohl wenige der
Neiderin ſeiner Haut ſtecken mögen Wie nicht alle Leute
wußten, verdanfte Malten ſein Vermögen nicht nur den
grogen Erfolgen fjeiner Naſchinenfabrik Jondern er hHatt e8
vor allen Dingen auch durch Speculationen und
waghalfiges Börfjenfpiel erworden Däs Gluͤck auf welches
Malten jo lange gebaut, Hatte ihn aber im leßten Halben
Hahre bei, ſeinen Speculationen gänzlich verlajien, Un-
Jummen hatte er verloren, ja, fein ganzer Credit wäre ver-
nichtet 2* wenn ein namhaftex Vertreter der Geſchaͤfts⸗
welt eine Ahnung davon gehabt hätte, wie groß die Ver⸗





einer welilichen Angelegenheit ernannte. Soll
Ihnen ferner ins Geſtändniß zurückrufen, daß Sie
es waren, welche bei den Septennatswahlen unſeren
katholiſchen Mitbürgern es zumutheten, Sie ſollten die
private Meinung des von Ihnen ſo verſchrieenen






{

heit als maßgebend betrachten? Aber ich gehe viel—
leicht zu „doktrinär“ vor und Sie widerlegen mich
mit der Geſchichte? Sie werden dies nicht ein—
mal verſuchen können.




Luzeige-⸗Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Ledenburg. Weinbeim, Schwetzingen, Eh lipysburg!
Wieslech. Bruchſal, Bretten, Nedargemünd, Mosbhach
— — — — — —⏑—
; Drud, Berlag 1, Exxedition von Gebr fijuher' m Q
in Geidelberg, Zwingerftraße 7. | 2 . 3(![\1‘!1

iſt die Sozialdemokratie geſtärkt worden und durch
Ihre Verweigerung der Ordenszulaſſung treiben Sie
dem Zentrum nicht wenige Wähler in die Arme und

führen dadurch, allerdings ſehr unfreiwillig, ſeiner
politiſchen Macht bedeutende Kräftigung zu Lernen
Sie doch mit der Thatſache rechnen, welche Ihre

Reden nicht aus der Welt ſchaffen, daß Ihre Haltung



nationale Pflicht galt, von Verehrung für die eiſerne
Realpolitik zu überfließen, das klägliche Ende des



geſagt und wenn
Kulturkampfes durchfliegen, ſo machen wir dieſelbe
Erfahrung Ich erinnere Sie an das famoſe Examen—
geſetz vom 19. Februar 1874 und die Aufhebung der
Knabenſeminare und Konvikte. Wer
dieſes Geſetz opponirte, der war natürlich ein, Röm—
ling“, oder um ſich in der gebildeteren Sprache der
Neuzeit auszudrücken ein „Schleppträger der Kutte“.
In der nationalliberalen Preſſe wurde mit höchſter
Emphaſe auf die Nothwendigkeit jenes Examens hin⸗
gewieſen und ſchon nach ſechs Jahren — Geſetz vom
5. März 1880 hob man es faktiſch wieder auf
und verzichtete ſogar auf den früher beſtandenen ſtaat⸗
lichen Prüfungskommiſſär. Durch Geſetz vom 5. Juli
1888 geſtattete man wieder die Errichtung von
Knabenſeminaren und Konvikten! Die Kulturkampf—
fahnen, welche ehedem ſo ſtolz im nationalliberalen
Winde flatterten, wurden geſenkt, und die ſtolzen
Krieger, welche mit gehobenem Haupte und dem weit—
hin ſchallenden Schlaͤchtruf „Nach Kanoſſa gehen wir
nicht“ in den Kampf „gegen Kom“ zogen, mußten
kapituliren und das Schlachtfeld räumen!
jenigen, welche das Ende des Kampfes von jeher
vorausſahen und vorausſagten gereicht es zur Genug—
thuung, daß ihuen auch die Geſchichte Recht ge—
geben hat.

Es iſt aber auch, ganz abgeſehen vom prinzipiellen
und Rechtsſtandpunkt, ſchon aus taktiſchen und
ſonſtigen Gründen der polttiſchen Klugheit
ein Fehler, wenn diejenigen ſich dem Zeutrumsantrag
widerſetzen, denen es darum zu thun iſt, die Macht



* Monate geweſen waren. Derartige Erfaͤhrungen


timmen. Zwar der Welt gegenüber und guch meiſtens
in . jeiner Umgebung . beherrichte er fich vollitändig, und
eigte wie immer ſein ſtoͤlzes Antlitz mit dem üherlegenen
ächeln, aber im Herzen des Commerzienraths ſah es wüſt
und öde aus.


ohne Begleitung ſich in ſeinem ſchönen Garten befand, und
den unceheuern Vermogensverluſt der letzten Monate über⸗
{aute, da riejelte es ihnt eiskalt durch die Adern und ſeine
Hände balten ſ krampfhaft. Doch Malten war ein viel
3u kluger Menſch und . gewiegter. Gejchäftsmann, um ſich


ganz. der %ergmeifdung hinzugeben. Er wußte, daß es
nidt. außerhalb'' des Berxeiches der Wahrſcheinlichleit war,



Tauſenden unſerer katholiſchen Mitbürger verletzt und
Sie dadurch in der Bevölkerung jene religiöſe Auf—


Beſeitigung uns Allen gelegen ſein muß Das Kaͤmpf⸗
objekt iſt in der That den Preis nicht werth, den
unſer Volk dafür bezahlt.

Die Exiſtenz einer großen, von konfeſſionellen
Beſtrebungen zuſammengehaltenen, im Uebrigen aber den
verſchiedenartigſten politiſchen Anſchauungen huldigen—

und es wäre für unſere Entwicklung ein unabſehbaͤrer
Fortſchritt, wenn der konfeſſionelle Reif, der es umſchließt,
geſprengt würde und die natürlich ſehr divergirenden
Beſtandtheile des Zentrums ihren natürlichen Anſchluß
an die politiſchen Parteien finden, denen ſie politiſch
jetzt ſchon zugehören.

Meiner Meinung nach iſt es ſehr kurzſichtige Po-
litik, wenn man, wie es durch die heute in Frage
ſtehende Geſetzgebung geſchieht, dafür ſorgt, daß jener
Reif ja nicht brüchig werde und die Quelle nicht ver—
ſiege, aus welcher die Centrumspartei ihre Lebenskraft

ſchoͤpft. Es iſt meine feſte Ueberzeugung, daß die—
jenigen Nationalliberalen, welche dem berühmten

Artikel 4 des Geſetzentwurfes vom Jahre 1887, die


rechtliche Stellung der Kirchen und kirchlichen Vereine
im Staate! betreffend, zuſtimmten, die Situation
ſtaatsmänniſcher erfaßten, als diejenigen, wrlche ſich
gegen ihn ſträubten. Sie wollen den Ultramontanis⸗
mus bekämpfen und befördern ihn, Sie erzielen das



Erfahrung, welche Sie mit
machen werden.

Der Gang der Ereigniſſe

jedem Ausnahmegeſetz

beſtärkt uns in der


die richtige herausſteilen muß. Wir erſtreben die
Tren nung von Staatund Kirche und bei
konſequenter Durchführung dieſes Grundſatzes wird
unſerer Meinung nach ein Zuſtand geſchaffen, mit
welchem Staat und Kirche zuͤfrieden ſein und Fragen,
wie die heutige, gar nicht mehr aufgeworfen werden



charakterfeſt genug, um
durch Rathloſigkeit ſeinen
R *

Mancherlei Möglichkeiten boten ſich ihm dar, in kurzer
Zeit ſein Vermögen dder ſein 1
Maltens ſehr tüchtiger Sohn Ludwig, der ein aus—
— tajchinen-Ingenieur vom Fach des Vaters war,
ge

vollſtängigen Ruin herbeizu—


des begüterten Bergwerksbefigers Mathias Hülſemann z
verloben Dieſe Verlobung waͤr eigentlich eine ſchon länsſt


Malten und Hüilſemann hekannte Angelegenheit, und man
Hatte den Lag Dder offiziellen Bekanntmachung der Verlob—
ung nur DeshHalb um ein halbes Jahr hinausgefchoben,
weil Frau Hülſemann, die innig geliebte Mutter der Braut,
plötzlich an einem verzſchlage verſtorben war, und man erſt
die Zeit des größten Schmerzes und der tiefſten Trauer im
Hülſemann ſcheu Hauſe perfleßen laſſen wollte, ehe man
das freudige Ereigniß aller Welt verkündigte.

Ohne eine bedeutende Mitgift würde natürlicher Weiſe
Herr Hülſemann ſeine einzige Tochter auch nicht als junge
Frau in das Malten ſche Haus einziehen laſſen, das war
Har. Dann boten ſich aber dem Malten ſchen Geſchäfte
durch die neue bevorſtebende Familienverbindung auch noch
weitere Vortheile denn die Nalten ſche Maſchinenfabrik war
eine bedeutende Abnehmerin der Kohlen des Hülſeman'ſchen
— ——

Der Lommerzienrath Malten hatte ferner mit 5
wohntem Scharfblick ein für Dampfkeſſelanlagen werthpolles
Paͤlent vomeinem engliſchen Ingenieur erworben und konnte
damit vielleicht Hunderttauſende verdienen. Auch hoffte


wexkes in denen er hauptfächlich aroße Summen , engagirt
hatte doch allmählich wieder ſteigen würden,. und |OLeBLich
daͤchte er auch ſein ſonſt ſprichwortliches Glück niehrals
er Jonit geibohut waͤr in der Laͤndeslotterie zu ver—

en
Hei dem ihm befxeundeten Hanguier und Haupteylee
teur Buͤchhold haͤtke Maͤlten geſtern drei Voͤllloſe beſtellt,





und heute Bormittag, als der Commerzienrath vor ſeinem
Gange in die Maſchienenfabrik noch bei dem Frühſtück und
meldete der Diener die Aukuͤnft
des Hexrn Buchhold ſelbſt,

Üeberrafcht erhob ſich Malten vom Sopha, um den
ſeltſamen Gaſt zu begrüßen. .

Guten Morgen lieber Herr Commerzienrath,“ rief
der eintretende Banaquier Lebhaft. „Wollte mich nur einmal
nach Ihrem Befinden erkundigen, wir fahen uns wenn i
nicht ixre, ſeit * Monaten nicht. Bringe Ihnen au
aleich ſelbſt die beſtellten drei Looſe Es ſind laͤuter Gluͤcks
numinern ich kann ſie Ihnen wirklich emyfehlen“

Beſten Dank für Ihre Freundlichkeit! erwiderte Mal⸗
ten in jovialem Tone. „Wir werden ja bald fehen, was an
den drei Ölücsuummern ift.“ ;

„Nun, alle drei können freilich das großesoosnicht gewinnen!
aber vielleicht gewinnt ez eine von den drei Nummern Bet
Ihrem ſprichwoͤrtlichen Glück iſt kein Ding un moͤglich,“
ſchloß der Bauguier. 2

Wiſſen Sie ſo genau, daß ich immer Glück habe?“
frug Molten jetzt forſchend.

Buchhold blinzelte jetzt einen kurzen oment mit ſeinen
klugen grauen Augen auf die lauernde Wiene des Comnier⸗
ziefiraths, als wollte er in deſfen Seele leſen, dann
aͤntwortete er aber kurz und ſcheinbar ohne jede Berech⸗
nung: }

Erſt heute Morgen habe ich es wieder 2 was
Sie jür ein ©lüc haben, Herr Commerzienrath.“

„Heute Morgen?“ gab Malten erftaunt 7* Was
ſoll ich denn heute morgen oder geſtern Abend für ein
Glück gehabt haben, Herr Buchhold? Sie ſprechen in
AL 7E S

Ailſo Sie wiſſen nichts vor dem großen Glückewelches
Sie oͤder vielmehr Ihr Herr Sohn, nein, —2 beide
hHaben,“ frug Buchhold laͤnernd

Ich verſtehe Sie nicht Reden Sie endlich deutlich,“
entgegegnete — ärgerlich Malten

(Fortiebung folat.)


 
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