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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 21. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1141

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Feſtellungen

immitlichen Poſtxi n, bei unſeren Träger nieu.
ſawie in aͤnſerer Erpedition geidelberg Z
äraße 7 entgegen zenommen.

— 8
en S




*

3





ver heutigen nummer liegt ur 50 der Wothen ıet-
lage bet.

— — — — — —

haliliſche Vocheiühetſicht.
® Beidelberg/ 10 Dezeniber.

Wie ſchon in früheren Jahren hat das Zentrum
ſich auch jetzt in praktiſcher Weiſe um die dedrängte
Lage unſeres Handwerks gekümmert! Im Reichs—
tage brachte die Fraktion eine Interpellation ein, in
welcher die Regierung darüber befragt wird, ob und
welche Schritte ſie im verfloſſ'nen Jahre zu Gunſten
unſeres Handwerkerſtandes unternommen habe Bei
der Berathung dieſer Frage kam nun Herr Rickert,
und erklaͤrte, die ganzen Berathungen für vollſtändig
überflüſſig Weshalb? Nun, weil Herr Rickert
die ſenſationelle Begäuptung ‘ aufſtellt! der Beſtand
des Handwerks ſeigar niſcht gefahrdet! Im
„behaupten“ iſt der Gewalt Redner immer ſehr kühn
geweſen aber im beweiſen — das iſt ſeine
Schwäche Die Frage des Zentrums war alſo voͤllig
überflüſſig, denn dem Handwerk geht es eigent⸗
lich ganz wohl vielleicht zu wohl. Beweis:
Wenn es dem Handwerkerſtande nicht zu wohl wäre,
dann müßte er doch ſchon längſt mit fliegenden
Fahnen ins ſozialdemokratiſche Lager eingerückt ſein;
wenn es ihm nicht zu wohl wäre, könnte er doch
nicht den Muth haben, ſchon alle die Zeit in Ge⸗
duld zu warten, bis auf einem zweiten Haͤnd—
werkerkongreß berathen werden wird — welche Hoͤff⸗
nungen, die ſich an den erſteu Berliner Kon—
greß knüpften, nicht verwirklicht worden ſind.
Herr Rickert kann ſeine Behauptung, es ginge dem
Handwerker gar nicht ſo ſchlecht, ſehr leicht beweiſen.
Da iſt z. B. der „Büchſenmacher“ Löwe u. Cie. und
der Eiſengießer“ Baare oder der „Bergmanun“
Koͤnig Stumm, und da ſind die Berliner Wöbel—
tiſchler“, „Kunſtſchloſſer“, „Dekorateure“, Uhrmacher
u. ſ. w. u. ſ. w. denen geht es ſo gut, daß — ſie
Hunderte von Gehülfen beſchäftigen müſſen. Da
ſage noch einer, es ginge dem Handwerk ſchlecht.
Herr Rickert hat geſagt: „Es geht den Handwerkern







gut!! und da wäre es wirklich überflüſſig, über
die Sacke weiter zu reden Aber Heri Rictert hat
ſchon viel geſast, was gewöhnlichen Sterblichen zu
begreifen unmbglich erſcheint! und ſo verlaſſen wir
uns wie gewöhnlich auf uns ſelbſt und unſeren Herr—
gott. Der Hert Miniſter v. Bötticher muß auch von
dem gol denen Boden! des Haͤndwecks nicht ſo
recht überzeugt ſein, denn er ſagte eine „möglıchfte
Beſchleunigung der Sache bei aller Gründtichkert zu
Miniſter von Berlepſch träufelte aber ſofort in den
Becher des Troſtes, den von Bötticher
eine ganze Anzaͤhl bittere Tropfen! Wenn nicht das
Zentrum feſt entſchloſſen wäre, die berechtigten Wünſche
des Handwerks energiſch zu verneten, dann dürfte
man demſelben, nach den Aeußerungen v. Berlepſch's,
zurufen: „Laß alle Hoffnung fahren!“ „Die Re—
gierung? ſo ſagte der Miniſter, „verharrt auf den
Standpunkt, daß die Einführung obligatoriſcher Inn—
ungen und des Befähigungsnachweiſes unmög hich
und ſchäd lich iſt Daß es die letzte Stunde iſt,
um die ſtaatserhaltenden Kräfte des Mittelſtandes
zu ſammeln und zu ſchützen, da min ſchon das dumpfe
Grollen des wſturzes deutlich höre, wie ein Abg.
ſagte, ſcheint die Regierung nicht zu glauben Immer—
hin iſt doch etwas zu erwarten, was zu guten Hoff⸗
nungen Berechizung hat. Es iſt die in Ausſicht
genommene Bildung von Handwerker-Kam—
mern und ein Geſetz zur Regelung des Lehrlings—
weſens Leider iſt die Einbrinzung der Entwuͤrfe
für die allernächſte Zeit noch nicht zu erwarten.
Herr Miniſter Bötticher muß daher ſein Wort ein—
loſen: zmöglichſte Beſchleunigung bei aller
Gründlichkeit denn der Zentrums Abgeoͤrdnete Bachem
erklärte durchaus richtig: „Der Handwerkerſtand
hat keine Zeit mehr zu warten!“

Ein weiterer Antrag des Centrums findet in den
libexalen“ Blätteen die bekannte Aufnahme: Wieder⸗
zulaſſung der Jeſuiten!
mächtig zu werden. Die Jeſuiten, die man aus
purem Patiotismus“ rechtlos gemacht hat, die
man ſo, ſo, — nun wie ſollen wir gleich ſagen, ſo
— — geſetzlich ſchoͤn aus ihrer Heimath patayraphirt
hat, dieſe Jefuiten ſollen wie derkommen?
Das wäre ja doch ſchlimmer, als wenn der große
Kladderadatſch des Herrn Bebel morgen in Erfüllung
ginge. Deutſchland den Jeſuiten „überantworten!“
lieber laden wir die Pariſer Anarchiſten ein als
die Jeſuiten. Nie und nimmer! Und warum? Sie
muß doch einen Grund haben, dieſe bleiche Furcht
vor den Jeſuiten! Daß die modernen Heiden,



daß Profeſſoren des Urſchleims und Leute der ethiſchen
Kulturgeſellſchaft etwas beklommen find das kanı
man zur Noth verſtehen, aber daß evangeliſche
Ehriſten die Hetze noch immer ünd immer wieder
mitmachen, daß ſſie das Recht, welches jedem Ber—
brecher zug ſtanden wird, einer Geſellſchaft feingebil⸗
deter und wiſſenſchaftlich hoch ſtehender Maͤuͤnet ver—
weigern und „von Rechis wegen“, das kaͤnn mon
nur veiſtehen, wenn man ein haͤrtes Woͤrt anwendet,
lind das lautet:
„Wo Dummheit kurſiert,
Vird Aerſrandenicht in Zahlung genomwmen.“
Im Aylwardtprozeß iſt einẽ geradezu verbtuf—
fende Wendung eingetreten:..... ANbgejehen dapon daß
„der Rektor aller Deutſchen! zum Ueherfluß in den
Reichstag gewählt worden iſt haͤt der Prozeß ſelbſt
durch den Rücktritt des Veziheidigers eine Sioͤrung
erfahren, die Jeicht, zu einex Verſchleppung führen
kaun. Aus dem bisherigen Verlauf der oflinals jehr
Lebhaften Gerichtsverhandlung gehi hervor, daß es
Ahlwardt, faſt genau wie bei. dem. Bochumer Schie-
nenprozeß, gelungen iſt , „Fleiwe Unregelmä:-
Bigkeiten”, wie.3. B. Schmirgeln ..der ; Gewehre,
Sraddiegen von Läufen . auf. kaltem ‚Wege,... doppeite
Scheiben, Patronendiebſtähle, Dcfinen, bon Guͤrch
amiliche Blomben) verſchloſſenen Waͤgen, durch Zeugen
behaupten zu laſſen, trotzdem gelang es dem neuendteichs⸗
tagswitaliede nicht ſeine Anklaͤge gegen die Leiter
den Firmg zu beweiſen Das iſtaber de Haupſache
und ſo wird denn auch eine Lerurtheilung unver⸗
nieidlich ſein Neben dem Prozeſſe iſt aber auch der
Sieg Ahlwardts im Reichstägswaͤhlkreis Arnsivalde
ein nicht zu unterſchätzendes Zeichen der Zeit. Er
bedeutet eine große Riederlage, geradezu eine
Kataſtrophe für den Freiſiun; er gidt zu denken
für alle Parteirichtungen aber auch für - die Re—
gierungen.
In DOeſterreich · Uugarn exiſtirt noch immer die

Miniſtex Lriſis munter fort. Diefelbe hat auch
wenig Bedeutung, trotzdem der Dispoſitionsfonds
zurch die Parlamentsmehrheit verweigert wurde.

Das Kabinet, ſo bringen es die öſterreichiſchen Ge⸗
bräuche mit ſich, kommt wegen einem Mißtrauens—
votum nicht aus den Seſſeln. Der Miniſter-Prä—
ſident hat nun alle Verhaudlungen mit den Liberalen
eingeſtellt und der liberale Paͤrtei-⸗Miniſter Kuen?
berg ſoll im Miniſterium nicht mehr „feſtgehalten“
werden In der öſterreichiſch-⸗ungariſchen Laudes Ehe
ſind haͤusliche Zwiſte nichts ſeltenes Sonnenſcheln
und Regen wechſeln ſehr oft, und zuweilen erlebt man



— — —— — * —

56 von A. K. Green.
„Zu ſpät!“ unterbrach ich ſie. „Selbſt wenn ich
ſchweigen wollte, ſo folgen doch andere Ihrer Spur

Der ſchändliche Mitſchuldige Ihres Verbrechens weiß
bereits, daß die Tage ſeines Triumphes vorüber
ſin *

Völlig vernichtet wankte ſie mit leiſem Stöhnen aus
der Hamnier in daͤs Eichenzimmer zurück und warf ſich auf
ihr Lager. Ich folate ihr, zog die Vorhänge des Bettes
zufjammen - und |Ohlop forgfältig die VBerbindungsthür zu
der geheimen Kammer. Noch immer rief und Mopfte die
Tochter draußen; ih öffnete ihr und das glücktrahlende
Maͤbchen traͤt ein

„O Mama,“ begann ſie, „ich habe mein Wort nicht
gehalten —
Ich bob warnend die Hand in die Hüöhe, z0g fie

beifeite, {agte ihr, Ddaß die Kraͤnke der Ruhe bedürfe
UrD e8 am beſten fein würde, wenn . fie noch ein wenig
u mir ins Zimmer käme Sie warf ſehnſüchtige Blicke
na dem duͤſtern Bett, in dem ſie die Wutter ſchlafend
wähnte. Ach, fie ahnte nicht, daß dieſe Ruheſtatte einem
Srabe glich, ın weldhes Hoffnung, . Freude und Friede auf
Immerdar verfenkt.. waren, Ehen wollte ich mit ihr das
BZimmer‘ verlafjen, als ich ein leifes Geräuſch vernahm
Ind eine Hand ſich zwiſchen den Vorhängen herausſtreckte
ur eine Hand aber dieſe Geberde war beredter als
alle Worte
ademoijele Jagte ich, „KHiffen Sie die Hand Ihrer
Muütter, aber öffnen Sie die Vorhänge nicht.“ }
Sie ſchritt iaͤchelnd nach dem Bette hin, knieete nieder


einen Augenblig ‚auf.ihr Haupt Legte. daͤnn ward ſie

3Urüdgezogen, die Toͤchter erhob ſich mit leiſem Schluchzen

ind kehrte an nietue Seite zuͤruͤck ——
Als iich die Thüre ſchloß mußte „ih- an die Worte


AnxDden- Minderır biS: ins dritte und- Dierte‘ Ölieh.

Bierundzwanzigites Kapitel.
; „ Der Marqguis. .

Abex die Ereigniſſe der Nacht waren noch nicht zu
Ende Kaum patte ich Mademoiſelle nach dem oberen
Stocwert begleitet, wo ſie in meinem alten Bimmer
Ruhe und Sicherheit fand, ſo kehrte ich ins Wohn⸗
zimmer zurüc, um den Marquis aufzuſuchen. Er ſtand
am Fenfter al8s ich eintrat und wandie ſih mit freudig
erregtem Geſicht zu mir hin Dieſer Ausoͤruck ſchwaͤnd
jedoch ſchnell; er ſah meine Todtenbläſfe und fraͤgte be⸗
troffen, as mir fehle. 27

Heftig erxeat erwiderte ich, daß ſich Begebenheiten
ſehr erniter Natur im GHaufe,, zugetragen Hätten, Ddie
mein Gemüth keuurubigten Auch ihm drohe ſchwerer
Kummer und ich wiſſe keinen andern Rath, als ihn in
mein Vertrauen zu ziehen und ihm zu zeigen, an welchen:
Wogrund er ftehe. *

Er mochte zuerft glauben, icdh ſei pon Sinnen, aber
mein feiter Blif, mein entſchloſſenes Wejen UÜberzeugten
ihn bald vom SGegentheil, er ward bleich und ſtieß in
namenlojer Angft nur daz eine Wort heraus8: Honora!“

Miß Urauhart, iſt kein Leid gefchehen,“ begann ich,
„auch ſte ahnt nichts von dem ſinſteren Schatten, der fie
ümlagert. Sie iſt voll Unſchuld und Wahrheit, in ihHrem
reinen Herzen wohnt nur Aufrichtisteit und Treue und
hr Auge ſtrahlt von Luſt. Aber des ſchliminſte Ver⸗
haͤnguiß/ das ein fühlendes Weſen 57 fann, droht ihr
Vebensglüg zu zerſtören. Wenn Sie Werthſchätzung für
ſie empfinden *

„Mon.„Dieu,“, rief ev .mit heftigem Ungejtün, - „ich
j%äße ſie nicht nur — ich liche — —
füx ſchreckliche Geheimniſſe? Wodurch wird ihr‘ Olüc
bedroht? Sagen Sie es mir ohne Zögern. ch habe
ihr ſoeben mein Herz und meine Hand angetragen und
— —

„Sie hofft auf die Einwilligung ihrer Eltern unter-
hrach ich ihn. „Aber Madanıcs Weigerung entſteht aus
feiner flüchtigen Laune, jondern hat einen. fiejeren @rund.
In ihrem verworfenen Herzen iſt noch nicht jeder ‚ Begriff
von Ehre erloſchen Sie wußte, ihre Toͤchter dürſe fich



nicht mit dem edlen Sprößling eines ſtolzen Geſchlechts
vermählen, deshalb

Was ſagen Sie da?? ſtieß der Maͤrquͤis
willen heraus, „Madamne Urquhart —”

„DHalt,“” fiel ich ein, „Jie nennt fich fo, hat aber kein
Recht den Namen zu tragen. Sie iſt nie mit Chwin Urou-
hart getraut worden.“

Er ſchreckte betroffen zurück. „Wie wiſſen Sie das?“

fragte er mit ungläubiger. Geberde. „SIhnen find fie
fremd; i bhabe e im ihrer eigenen Heimath gefannt.
@ogt zweifelt kein Menſch an der Rechtmäßigkeit ihrer Che,
und — .
Loch iſt nichts an die Oeffentlichkeit gedrungen. was
n dieſem Haus vor ſechzehn Jahren geſchaͤh -alz Edwin
Urauhart mit jeiner jungen Frau hier einfehrte, bevor er
ſich nach Zrankreich begab!

Er ſtarxte mich vexwirrt an, dann rief er! „Sie
war dech alſo ehelich mit ihm verbunden, war ſein Fratt?

Edwin Uraͤuhart iſt kein gewöhnlicher Verbrecher,
Varauis de la Roche⸗Guyon,“ berfetzte ich „die junge -
Hrau,. mit der er hier ankam, war feine Fran.“

Es gelans mir nur ſchwex ihm . ales begreiflich zu
machen. Er wollte ſeinen Glauben ſein Vertrauen
nicht aufgeben erſt nach und nach ſchwaͤnd ihm die
Hoſnung bis ihm kein Zweifel an der Wahrheit meiner
Behauptung mehr übris blieb. Es mar eine harte
MAufgabe, der ih mich, mur unterzog, um, noch (Olimmeres
Unglüd und hHerzzerreißenderes 8 abzuwenden Er
vᷣnte Niß Urauharts Stellung genau fennen, ebe. er
in jeinem Berhältniß, zu ihr weitere, Schritte that, ſollte
wijjen, daß er jich in Schmerz und Schande jtürze, wenn
er ihr ſeine Liebe ſchenkte und das Gelubde ihres Herzeng
annahın. 2 2 ;

Erſt nachdem ich ihm mnein Tagebuch vorgelegt und
ihm alles berichtet hatte was ſich joebeit in der geheinen
Hener zugetragen hegriff er das Schrecklichk feiner
Lage. 4 ;

voll Un⸗

— — —


 
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