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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 21 - Nr. 30 (27. Januar - 7. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0107

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Erſcheint täglich mit Augnahme der Sonn- und Feiertage
Samſtags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
Mt. 1,20 ohne Trägerlohn u. Poͤſtauffchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



Anzeige=-Blatt für die Amtsbezirle Heidelderg
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, Philiypsburz
Biesloch/ Bruchſal. Bretten, Neckargemünd Mosbach
Eberbach/Buchen, Walldürn, TBiſchofsh. Wertheim?

für Stadct und Lanll.



4 26 Verantwortlicher Redakteur:
K Qulin8 Keder in Heidelberg.

Druck, Verlag 1, Expedition von Gebhr, —
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7,

Seidelberg, Dienltag, den 2'[_@3}fimut 1802



22





OcOcheOOchchch



— — 2—
Beſtellungen

auf denPfälzer Boten/ werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
ſraße 7 entgegen genommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — —

Des Feſtes Maria Lichtmeß wegen erſcheint mor⸗
gen kein Pfälzer Bote. Die nächſte Nummer wird
am Mittwoch Mittag expedirt.

® Der Sieligionsunterriht der Diflüdenten.

In dem neuen Entwurfe des preuß. Volksſchulgeſetzes
haben beſonders die Beſtimmungen über den Religions⸗
unterricht der Kinder von Diſſidenten den Zorn der
Gegner des Entwurfes hervorgerufen. Namentlich hat
der Abgeordnete Richter dem Ausdruck gegeben und
ſogar die Hoffnung ausgeſprochen, dieſe Beſtimmungen
mit Hülfe des Centrums zum Falle zu bringen. Wir
glauben aber, daß er ſich in dieſer Vorausſetzung
rauſchen wird. Würde durch dieſe Beſtimmungen die
berechtigte bürgerliche Religionsfreiheit irgendwie be-
ſchräukt. ſo würde er ſicher das Centrum hier auf
ſeiner Seite haben. Allein dem iſt nicht ſo. Nicht
die Religionsfreiheit wird durch den Geſetzentwurf
veſchränkt, ſondern die Religionsloſigkeit. Und dazu
hat der Staat ein gutes Rechl und eine heilige Pflicht,
wenn dies auch den Grundſätzen des konſequenten
Liberalismus und des radikalen Sozialismus wider⸗
ſpricht. Wie kein Menſch das Recht der Religions⸗
loſigkeit hat, ſo haben noch weniger Eltern das Recht,
ihre Kinder religionslos aufwachſen zu laſſen oder
gar in religionsfeindlicher Weiſe zu erziehen. Der
Staat kann das nicht dulden, wenn er nicht auf die
Dauer ſich ſelbſt zu Grunde richten will; denn ein

l







religionsfeindliches Geſchlecht, wie es heute namentlich
in der Sozialdemokratie maſſenhaft heranwächſt, wird
auch immer ein ſtaatsfeindliches, ein revolutionäres
Geſchlecht ſein, wie die Thatſachen zeigen. Darum hat
der Entwurf mit Recht die Beſtimmung aufgenommen:
Kinder, welche nicht einer vom Staate aͤnerkannten
Religionsgeſellſchaft angehören, nehmen an dem Reli⸗
gionzunterrichte der Schule Theil, ſofern ſie nicht von








werden. Was der Entwurf mit dieſem Satze be- hnſeren Reichskanzler, unſeren Kultusminiſter zu
zweckt, das hat der Kultusminiſter beſonders mit den ſtützen wiſſen. Wir ſind mit ihnen einig in der Ueber—
Lugung, welche der verewigte Generaͤl⸗Feldmarſchall
Moltke mit den Warten ausſprach: „De Schule iſt
der Punkt, wo der Hebel angeſetzt werden muͤß wenn
wir uns gegen die Gefahren der kommuniſtiſchen

Propaganda ſchützen wollen.“

zum Gebete falte, die Wohlthat irgend eines relihiöſen
Im ganzen Lande werden
dieſe Worte bei allen noch irgendwie religiös denken—



Deutſches Reich.

Berlin, 30. Jan. Das Abgeordneten—
haus ſetzte die Berathung des Volksſchul—
1 } d } ; | j geſetzes fort. Stöcker wies darauf hin, daß die
heit zu nahe tritt, zeigt ſofort die weitere Beſtimmung, Debatten ſonſt nur drei Tage zu dauͤern pflegten
daßdie Befreiung vom Religienzunterrichte in dexr Schule wie die Schlaͤcht bei Leipzig; Die jetzige —
eintreten muß, wenn Zon Seiten der zuſtaͤndigen Or- dauere aber bereits eine Woͤche, wie dit Hunnenſchlacht
gane der betreffenden Religions-Geſellſchaft ein bezüg- wobei die Geiſter des Nachts weiter gekampft 2—
licher Antrag Eſtellt und der Nachweis erbracht Auch die jetzige Debatte ſei ein — — gewor⸗
wird, daß den Lindern in der ihrem Bekenntnißſtande den. Redner tral nochmals den Nationalliberalen
entſprechenden Form und durch einen nach der Lehre und Freiſinnigen enigegen und führte ihnen zu Ge—
ihres Bekengtniſes porgebildeten, guch im Uebrigen müthe, daͤß das Centrum durch die Annahme des
befähigten Lehrer Religiansunterricht ertheilt wird.“ Geſetze? eine ſchonende Staatsaufſicht über den Reli⸗
Damit düxfte allen berechtigten Wünſchen der Diſſi- gions-Unterricht als mit dem Weſen der kath. Kirche
denten vollauf Rechnung gelragen werden. Niemaud dereinbar erkläre, womit der Schulkampf nach dieſer
wird in ſeinen religibſen Ueberzeugungen beſchränlt, Richtung hin im Weſentlichen beendigt ſei. Der Schul⸗
ndern nur die Ungebundenheit auf dem Gebiete des kampf der Nationalliberalen werde n geſunden Sinne
Neligionsunterrichts entfernt. Das Centrum wird des chriſtlichen Volkes ſcheitern Geifall rechts) —
alſo nicht für den Zweck zu haben ſein, der Religions⸗ Abg Knöxcke Geutſch⸗freiſ) meinte, es handele ſich
loſig ; i nicht um Atheismus und Chriftenthum, ſoͤndern um
im öffentlichen Leben zu fördern. Fa, es wird auf die modernaltkirchliche Anſchauung. Durch die Frei⸗
die genannten Beſtimmungen einen ganz beſondexen gebung der Privatſchulen werde die Volksſchule zur
Verth legen, weil es eben mit allen ſtaatsexhaltenden Armenſchule herabgebruͤckt. (iderſpruch im Centrum.)
Farteien in dem Wunſche einig iſt, daß dem Volle „Die Freiheit, die Sie meinen, iſt nicht die Freiheit
die Keligion erhalten werde. Werhwürdig aber bleibt die ich meine.“ (Heiterfeit im Centrum.) Das —
e8, wie gerade diejenigen für die Freiheit von Reli. ſchulgeſetz ſei ein Geſetz gegen die Sozialdemokratie,
gion am meiſten ſchwärmen, welche am wenigften } an deren Spibge Leute ftehen, weldhe katholiſch er⸗
Sinn für Religtonsfreiheit haben. Das hahen die zogen feien Kufe im Centrum: Laſſalle, Singer!

Es muß eben mit der öffentlichen Religions⸗

Entwurf der berechtigten bürgerlichen Religionsfrei—


—— lits * Graf

Man fürchtet den Hriftlihen, ı v. Caprivi trat dem Vorredner entgegen. Mit


man ſieht darin eine Gefahr für den Staat. Sonſt Atheiemus und Chriſtenthum habe er weder die frei⸗
aber will man allen irreligibſen und unreligibſen ſinnige noch die naͤt lib. Partei gemeint. v. Caprivi
Syſtemen Thor und Thür öffnen. Daz ift die Si- | will die gefhichtlidhen Beziehungen zwijdhen Staat ı.
tuation., Gut, daß ſich die Lage ſo tärt Sut audh, ‘ Kirche aufrechthalten. Er betonte unter dem Hinweis
daß ſich der geſamnite Eibexaſismus gegen das neue auf ſeine perfbuliche Kenntniß des Lebens der Werft⸗
Schulgeſetz aufbäumt. Die chriſtlich⸗konfervative Macht arbeiter-Familien die Nothwendigkeit der religioſen
im Lande wird dadurch neu geweckt und geſtärkt Unterweiſung der Kinder in der Volksſchule, wenn
werden. Und ſie hat, Gott Danh doch noch das auch in kiném entſcheidenden Augenblicke des Leben
Uebergewicht in unſerem deutſchen Vaterlande, in un- von 60 Kinderu nur eines ſich erinnexe, daß es eines
ſerem deutſchen Volke. Wir werden unſeren Kaiſer, Gott gebe. Er wolle die ſcharfen Worte Friedbergn



Seiten des Regierungspräſidenten hiervon —



— — — —

11) Orginalroman von Marie Dobſon.

Da ſeit einiger Zeit ihre früs verwaiſte Bruder⸗
tochter im Hauſe weilte, wollte dieſe ſich 10 weit mög-
Iich dem jüngeren Mäddhen widmen. Die achtzehnjährge
Marga Stein war eine huͤbſche lebhafte Brünette von
mittelgroßer, anmuthiger Geſtalt. Eben ſo klug wie
munter war Marga im Hauſe ihrer Tante eine angenehme
Gefellſchafterin. Ein vollſtandiger Gegenſatz zu ihr war
die um viele Jahre jüngere Elfriede; ſie war hochgewachſen,
doch hatte der längere Aufenthalt in der ländlichen Gegend

ihxen Krver gekräftiat. Sie alich allerdinas ihrer Muiter;
allein ihr reiches lichtbraunes Haar war ein Schatten
dunkler als deren Locken, und ihre ausdrucksvollen Aunen
waren von tieferem Blau. Nach allen des jungen Mäd-
chens Erlebniſſen zeigten ihre Geſichtszüge faſt mmer
Ernſt und Naͤchdentlichkeit; doch that dies der Lieblichkeit
ihrer Erſcheinung keinen Abbruch. —
Frau Walldorf und Marga jagen na dem Mittag- }
eſſen im Gartenzimmer Elfriede aber war in ihrer Stuße
mit Brieffchreiben beſchäftigt, als zu Erſteren tretend Wall⸗
dorf ſaate:
„Nun, wie gefält Euch unjere neue Hausgenoffin ?“
Was ſoll ich Dir von Deinem Liehlina ſagen? ent⸗
geanefe feine Gaͤttin mit leichtem, Lächeln.,Elfriede
iſt ſo weir ich jetzt beurtheilen kann, ein wohler⸗
4* Mödchen, allein, zu ernſt und geſetzt für ihre
Jahre. N n
„Das finde ich natürlich, in Anbetracht ihrer biaherigen
Umgebung und allex küxzlichen Ereioniſſe, erwiderte der ;
Gatte. Es wird ſich hier ſchon verliexen, wenn ſie nur
erſt die Schule beſucht, in der ich ſie in den nächſten Tagen
anmelden will.“

„Begierig bin ich nur, zu erfahren, wie es ſich
mit ihren Kenntniſſen herausſtellt, fuhr Frau Walldorf

fort.

Die darfſt Du ſo gering nicht anſchlagen, liebe Tante.
fiel Marga ein. „Elfriede hat, wie ich mich gelegentlich
überzeugt habe, ſchon recht viel gelernt und wird gewiß in





ND

ber Brüfung beiteben. Dabei ir fehr ferliges Slaviere
AL LE

6 SO mg% mich baldigit nach einem Muſit Lehrer für
ſie umſehen! unterbrach ihr Onkel. „Frau Sommerfeld
hat mi befonders beauftragt ihr mulikaltidhes Talen‘
zu — da man in Bahia großen WerthH auf Mufik \

legt!
‚ „Die Glüclihe! — Weldher glänzenden Zukunft gebt
72— rief Marga mit einein Leifen Anflug von
eid.
Es hat ſich alles alücklich für fie gefügt,“ antwortete }
ernſt ihr Onkel. Als unter hitteren Thränen ihre ſch

Wochen hier fein,“ entaeanete lebhaft Herr Wandorf
Bird aber noch einmal von Frankreich oder Italien aus
jchreiben! — € ift mir übrigen3 jehr erwünicht, daß er;
fommt, um angeficht3 meine8 zunehmenden NMervenleidens
mir eine Stüße im Gefchäft zu fein !“

„S3i e8 mwirklih ſo ſchlimm damit, lieber Mann?
Tagte einigermaßen beforgt jeine ®attin, indeß Eliriede voll
Zheilnahme auf ihren Bormund blidie —

* — Kopfſchmerzen find oft unerträglich, Cornelia
und — — 4 * 7 * n

„Do mußt Du ihHnen abzuhelfen verfuchen,“

8 ell Srau Walldorf. „Laß uns den Yrzt zu —
iehen —

d einmal „Das iſt auch meine Abſicht; jede

ihre Tochter ſorgen zu | bi8 . zu — Ankunft uhr *



wenig an die künftige Mösglichkeit, noch
mit reichen Mitteln für


Srei Zahre waren Elfriede im Hauſe ihres Vormundes
verfloffen, Sie hatte mit regem Sifer die BZeit zu i













ihseitig an einem Nachmittag um die Mitte September




; geiltigen Aunsbildung benubt, und ſich Körherlich im Srau Walldnrf und ihre Nichte fih im Wohn-
vortheilhafter entwidelt, obaleid ihren Lieblichen £ ıer. Deide fahen erwartungsvoN aus, und nacbi?em





ein leichter Ernſt geblieben Bon i 1000 malS au® Dem Fenfter geblict, fagte Eritere mit









ſtets die beſten Nachrichten eingeg . SOr Bormund hten Verftimmung:
war ihr zweiter Vatex geweſen, Frau Walldorf wie ner Anſicht nach hätte mein Mann ſeinen Sohn

Marga Stein empfanden eine rme Zuneigung für ſie, rüßen ſollen! Er klagt unaufhörlich über
wennaleich ihnen, über den Bilichten der Gejelligkeit mur | NIPNO Merzen undD reift dennoch na Hamburg um Cbher-
a } bard dort perſönlich zu eipfangen!“

S finde ih nur beareiflich. erwiederte Marga,
nnung den Sohn des Hauſes Tennen zu lernen/
) der Onkel ihn fo Xange nicht gejebhen! — Den
nach muß Cherhard ein Hübjcher Mann fein —“
ſeinen Vater ſehr ähnlich, hat deffen ſchwaͤrzes
Haax und blaue Augen, wie ſeine feine gefqhnittenen Ge-
ge,” bverfeßte ihre Tante. „Zwar i{t er ein tüchtiger
ufmann, dom taugte er früher für die GejelNligkeit wenig
er er weniger Genuß al8 bei der Arbeit und bhet der

bildung ſeines Talentes fand!“

(Fortſetzung folat.



alte
zjährige Nammerfran ihre Ge= | DD
eine große Anhänglichkeit für ! „D







Yun ward plöglih die gewohnte Ordnung im Haufe
und die bisher von Elfriede genoffene Ruhe unterbrochen.







Ervegung. Eben wollte jeine Gattin dekhalb eine Frage
an ihn richten, als er fagte:
Ich habe einen Brief von Eberhard gehabt, en ih !
aleich heantworten mußte
Vas ſchreibt ex? fragte ſeine Gattin.
Er wird endlich zurückkehren — kann ſchon in vier
























































































 
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