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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 21. Oktober)
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— — — der Sonn⸗ und Feienage L
Samſtags mit Uuterhaltungabeilage. Preis wierteljuhrlich füt Ltac

DE, 1,20 odne Trägerlohn . Bojtanfichlag. Beſtelungen
det den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwinzerſtraße?.































































Luzeige-⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Phuippsburß
Biesloch. Bruchſal, Brerten, Neckargemuͤnd, Mosbac⸗
Lherbach, Buchen Walldurn, T.⸗Biſchoͤfoh. Wertheim;e











Ar 20 guftet Sree in geinetserg. | Deielberg, Dienltag, den 18 Dktober 1892







ag 1, Erpebition von@ßsbr‚fljuhcr;‘ Y \\aä
q, Zwingerüraße 7. | —a{. 8 {fl

3
— 2





— — — — — — — *
— — — — Sglramentenlehre ꝛc. des Irrthums be- kirchliche Leben und alle religiöſen Zeichen verſpolten

Sar a > jchuldigen. Anders ift e8 in der praftifhen und verhindern. Intolerant ſind Leute, welche die

3 — eſtellungeu Toleranz und Intoleranz. Dieſe hat nicht die fuͤblime Entdeckung gemacht haben, daß Religion und

Rüf den Valzer Sofemw' werden fortwährend bei . Ueberzeugung der Lehre, ſondern die überzeugten Kirche Dummheiten ſind, die nur für einfältige Leute
! Mumtlichen Boftanftalten, bei unjeren Trägerinnen, ; und glaubenden Perſonen zum SGegenftande. Eine paffen, und die deshalb jeden Gläubigen mit einem
)lbie in anjerer Expedition Heidelberg, Zwiuger· joldhe Intoleranz kann es zwijchen vernünftigen beleidigenden Lächeln des Mitleids entgegen treten.



— T entgegen enommen. Menſchen und gar unter Chriſten nicht geben. Ein Schaue man doch in die Tagespreſſe des Liberalis—
O N E E EW Katholik;z. Bmuß, wenn er auch don der mus.-— dann braucht man nicht zu forſchen, auf
2



* * der 8 durchdrungen iſt, welcher Seite Intoletanz, Gehäſfigkeit und Verfolg—
— — 22 gegen den Andersgläudigen nicht bloß praftijhe To- | ungsSfucht zu finden find! Und wird nicht durch
die Sinultanſchule im die Tileri. lergnz üben, nein, das wäre zu wenig, er muß viel- die Manie' des Liberalismus, alle politſchen Fragen
„Die ſog gemiſchte Schule befördert die Toleranz mehr ſeinen andersgläubigen Nebenmenſchen lieben, auf das religiöſe Gebiet hinüberzuſpielen, der religidſe
und damit die natibnale Einheit.“ Das iſt eine ſo Hie ſch ſelbſt; er muß Talſo nicht bloß die fremde Frieden unaüfhörlich geſtört?



W wiederholte Phraſe, daß ſie gewiſſen Leuten als Ueberzeugung, trotzdem er ſie füx irrig hält, achten Es iſt auch eine Täuſchung, zu glauben, daß durch
Vama giit, das aͤnzutaſten, einem Angriff auf Reichs- Und ehren, ſondern er muß auch den Träger ſeiner die gemiſchte Schule der Gegenſatz zwiſchen Katholi—

Lene und nationalks Empfinden gleichkoͤmmt. Geht Ueberzeugung mit aufrichtiger Liebe in ſein Herz ein- zismüs und Proteftantismus „abgeſchwächt“ werde.
Man aber der Sache ernfthaft auf den Grund, ſo ichließen. Dieſe Pflicht wird in den katholiſchen Dieſer Gegenſaͤtz wird vielmehr dürch die beſtändige
Lweiſt ſich das Gänze als eine richtige Phraſe ohuͤe Konfeſſionsſchulen den Kindern eingeprägt, und fie | itio in partes beim Religionsunterrichte, duͤrch die
LVbait, als eine ſchön ſchillerude Seifenhlaͤſe, die vor wird und muß um {o mehr erfült werden, je pünkt- ‘ Verfchiedenheit der Schulgebete von denen des Haufes
Dem Windhauch zerplaͤtzt. Treffend führt das Herr licher jene zur Erfüllung auch der übrigen religiöſen und Feſttage 2C., ftet® ins Bewußtiein gerufen. Ueber-

Zomkapitular Dr. Knecht in feinem höchſt lefens- Pflichten angehalten werden. dies arten die Streitigkeiten der Schüler an gemiſchten
— Buche „Die Früchte der badiſchen Schulre- Darum ift e& unwahr, daß die konfeſſionelle Schulen leicht und gerne in eonfeſſionelle Zänkereien
ſorm! (Freiburg, Herder) aus, wenn er ſchreibt: Schule zur Intoleranz gegen Andersglaͤubige beitrage. gus und die zurückgeſetzten und beſtrafien Kinder
Man muß unterſcheiden zwiſchen theoretiſcher Wenn die Konfeſſion ein Hinderniß des friedlichen fühlen ſich geneigt zu glauͤben, der Lehrer ſei gegen

Tolckanz und Intoleranz und praktiſcher Toleranz Zuſammenlebens und eine Quelle der Gehäſſigkeit ſie zu ſtrenge, wal er einer andern Confelfion ange-
d. Intoleranz Theoretiſch oder an ſich iſt es jeder MWäre, ſo müßte man nicht bloß die konfeſſtonelle hört Und'worin ſolte jeue Abſchwächuug beſehen?
— eigen, intolerant zu ſein, und es gibt z. B. Schule aufheben, man müßte auch die Koufeſſions— Sie könnte nur auf Koſten der Glaubenstreue und
g ıhen intoleranteren Saß, als der iſt, daß 3 mal 2: kirchen ſchließen, alle konfeſfionellen Religioisbücher Liede zur Religion herbeigeführt werden, und komme

find; denn derſelbe ſchließt jede konträre und verbrennen und verbieten, alle Religionen von Staais⸗ nur daͤn Indifferentismus und dem Unglauben zu gut.
vrtradiktoliſche Behauptung aus Inſofern hat Fr. Wegen zujammen ſchwelzen. Wohl iſt e& mahr, daß | Der Gegenfag der beiden AHriftlihen Confeffionen
Zacobi poilkemmen Recht, wenn er die Toleranz im Namen der Religion, und Konfeſſion ſchon Dinge würde in Ddiejem Falle abgeftumpft, aber ein viel
1 Sachen der Wahrheit „Die fchrecklichite Entartung “ gejhehen find, die ung hHeute al3 Greuel erfcheinen,.| qrößerer Gegenſatz zwiſchen Chriſtenthum und Anti—
der menſchlichen Natur“ nennt. Der Menſch muß aber dieſe haben mit dem Weſen der Religion nichts chriſtenthum konimen. Einleuchtend iſt, daß eine ſolche
2 Ddie Wahrheit wollen und feſthalten, er kann und derf 3U thuru. Welche Ungerechtigkeiten find nicht ſchon Abſchwächung bie Charakterbildung fHhwer beeintrüch-
} 8 nicht al3 wahr anerkennen, von Dejfen Untwahr= , Unter dem Titel des Rechts begangen, welche Lügen tigen mwürde, denn ein Menſch, der es im Höchften
Deit-er überzeugt iſt, ſonſt hort er auf, ein vernünfti- , Unter dDem Namen der Wahrheit verbreitet worden ; | und Wichtigjten zu keiner feſten Ueberzeugung und zu
EMenſch und ein Kind Goͤttes, der ewigen Waͤhr- iſt daran das Recht und die Wahrheit ſchuld? keinen fertigen Grundſätzen bringt, wird ſſtets ein
deit zu fjein. Das gilt von der natürlichen und von Gerade diejenigen, die ſelbſt eine feſte religiöſe ſchwankendes Rohr bleiben. Hundertfältige Gelegen—
S religiöjen Wahrheit Iſt ein Inde überzeugt von Ueberzeugung haben, wiſſen an beften die Glauben3- ı Heit gıbr’2, zu fehen, die politijdhe und ethifche Cha-
* Wahrbeit ſeines Glaubeas, ſo faun er den chriſt- treue anderek zu würdigen und zu verftehen. Sind rakterſchwäch! j:ner Menfchen zu betrachten, die in
Wen Glauben unmöglich für wahr halten und an- nicht z. B. die barmherzigen Schweſtern durch und Sachen der Religion über Skeptizismus nicht hinaus—
Mennen. Diefe Fnioleranz, welche ich tHeovetijche durch vom Katholijhen Geifte erfüllt — und wer | gefommen find. Welchen edlen Fürſten nüßte es nicht
4 iſt ſonach unzertrennliche Begleiterin einkr kann ihnen Intoͤlerauz naͤchweiſen? Dagegen iſt es ekeln, über ein ganzes Volk von ſolchen Schwächlingen

en Neberzeugung, und e& wäre eine ganz ungertechte ! Erfahrungsthatjache und äßt ſich pſychologiſch ſehr zu regieren?
—— an einen Menſchen, daß er dieſer Intole⸗ voht. erklären, daß gerade der Unglauben praktiſch Und fühlt man denn nicht, daß durch derartige
* wegen auf, ſeine Ueberzeugung verzichte. Ein ſehr intolerant iſt. Jene ſtolzen Ungläubigen, welche Empfehlungen der Simultauſchulen die gläubigen
7 Proteſtant kann in der Theorie gegen den nur an die Werthloſigkeit alles poſitiven Glaubens Eltern gegen diefes Fuftitut mit gexechtem Mißtrauen
holizismus nicht tolerant ſein, er kann und muß glauben, ſind in der Theorie ſehr tolerant, ſofern erfüllt werden? Ueberdies konumt die gemiſchte Schule
—— daß derſelhe in vielen Stücken die Wahr⸗ ſie es mit gar keiner Kirche halten, aber in der zu beſagtem Zwecke zu ſpät. In der katholiſchen
* habe, aber er muß ihn in der Rechtfertigungs- Praxis ſind ſie eben ſo intolerant, indem ſie alles Kirche ivenigflens iſt' das confeffionelle Belbußtfein







Das verlaſſene Gaſthaus. darin gewewefen? Ich wußte das in diefen Augenbfict nungen waren weit übertroffen. In einen Stuhl ſinkend,
10) 2— — D wenig wie damaſs Doch fagte mir das Lije Klopfen wartete ich voll Todesangſt auf den Doktor, der erſt nach

das an mein Ohr ſchug, daß ſchön die nächfte Sekunde e& einigen Minuten zum Borfchein kam. Al3 ich fein freund-
— Fremde vexbeugte ſich zuſtimnend, ſah aber etwas dffenbaren Kfönne. Bei dem Gedanken riejelte e& mir kalt liches, aber — Antlitz in dem Spalt neben dem

Tuſcht aus. „Ich Xfann natürlich nicht3 dagegen ein- durch die Ld ich v — dami ätte i ſchrei D mid
w „8 latür! — ein ie Adern, i ermochte mich kaum aufrecht zu Kamin gewahrte, hätte ich lautauffchreien mögen undD mich
brei%ben’ wenn Sie das Geheimniß an die Oeffentlichkeit halten. Warum nur? — Meine frühere Annahme, daß ihm zu Züßen werfen.“ „Wasijt e3?" Keuchte ich. „Geben
gen wollen,“ ſagte er. die Urauharts in der Kiſte allerlei Koftbarkeiten mitgebracht Sie mir Gewißheit. Eine Frau oder —“

4der Enthüllungen, die uns in dem verhorgenen Ge=- haͤtten gewann ja um ſo größere Wahrſcheinlichkeit, nun

m M Ö * „Ja, eine Frau: ſehen Sie hier die ſchöne Haarlocke.
* erparten können, allein gegenüber zu treten wage ich * ö S U

1 ; tein ge treten, wir vußten daßz das Hans einen trefflichen Verſteck bot, Sie muß jung gewejen jein.“ ö
A Dr Benigſtens muß Dr. Kenyon dabei fein, „erflärte von dem Edwin Urquhart Kenntnig hatte, während er der Ich ſtarrle daͤrauf hin, wie von Sinnen Wo hatte ich
eeᷣthyt Mit raſchem Entſchluß ſandte ich eine Bot— übrigen Welt verborgen war, wie Herrn Taniwoͤrths Er- Ddie8 eigenthümliche Rothbraͤun, dies wellige, ſich kräuſelnde
ließ hacd) bes Doktors ‚Zimmer und Der trefflihe Mann zählung Jattjanı betwies. Haar gefehen? DeutlichH erinnecte ich mich noch, wie der

Icht lange auf fich warten. . ; ‚.30 ja das wohl ein, aber troßdem durchfjhauerte e& Schein des Feuer8 darauf {pielte. NMein, o nein, e& war
n%\m wenigen Worten theilte ich ihm unjere Abficht mit, mich mit {Oreclichen Ahnungen, als ich einen Ausruf der DdochH nunm und nimmermehr Frau Ürgquharts Haar? Sie
Nichte er verborgenen Kammer zu juchen, von der ich bisher Bofriedigung hinter mir vernahm. Die Oeffnung wax zum hatte ja mein HauZ gefund und glüclich verlaſſen. Bin
Tühre gewußt Hatte und deren Eingang, wie ich joeben er- Vorſchein gekommen, doch vermochte ich faum, mir ein ich wahnfinnig oͤder iſt dieſe glänzeude Straͤhne ein Trug⸗
Sch q J hier in dem getäfelten Zimmer befinden jolle. Herz zu fajen und mich umzuwenden, obgleich ich wußte, bild meiner Phaͤntaͤſie? Ihr Haupt ijt e8 daz ih vormir
ihm, Ddaß ich aus der Sache kein Geheimniß zu Ddaß die Herren nır auf mich warteten, um die Rammer zu

* Y + ſehe — o Gott, es kann nicht ſein! —

4 wünfiche, au Feine Ahnung hätte, was das Gemach befreten. . | — Der Doktor. vermied e8, das Schweigen der eriten

u tten konne und bat ihn, dasſelbe zuſammen mit uns , E$ erforderte übrigens auch ihrerfeits keine gexinge furchtbaren Minuten zu unterbrechen, er kannte mich genug-
E%reteu‚ Ueberwindung, dies Vorhaben auszuführen, denn durch fjam. Erit als er jah, daß ich meine Faffung wieder gewann,

Unmeyr } gute Doktor war fogleich bereit, denn er freutfidH den hohen dunkeln Zpalt ſtrömte eine wahrhaft er? fagte er: „ES3 ijt ein altes Verbrechen, das vielleicht ver-

;‚ögerf‚ wenn er fieht, daß man VBertrauen in ihn jeßt. So üickende, verpeſtete Luft ins Zimmer Erſt nach einigen jibt wmurde, ehe Sie in dies Haus kamen Laſſen Sie es

4 denn auch nicht länger, ſondern bedeutetẽ Herrn Minuten und verſchiedenen vergeblichen Verfuͤchen mit
r 2

fich nicht allzujehr zu Herzen gehen Zrau Iruar,“
er möge ſein Werk beginnen. einem _ brennenden Licht vorzudringen, trat Dr. Kenyon ; Ich hoͤrie kann auf ihn /Iſt kein Stuͤck der Kleidung
Bewenrie €8 ihın gelang, in dem alten Wandgetäfel des Ddurch die Hefnuns, Herr Tamworth folgte ihm — bald oder des Schmucfs erhalten, wodurdh wir Hoffen dürften,
unr De Feld zu entdeden, danach‘habe ich mi nie er- Darauf auch Ich. ihre Ientität feitzuitellen ?“ fragte i angftvoll, denn ich
Ohr 9 AlS ich jah, daß er zu dem Kamin trat und das Nis werde ich vergeffen, mit welchen Gefühlen ich laͤs in Herrn Tamworths geſpannten Blicken die Beſtätiguns
Um y ‚die AWand Legte, Müchtete ich nach dem Feniter Hin. um mi blikte und beim Schein der Lampe, die der | meiner eigenen Zweifel und Befürchtungen.
die g“\ch;g in der Welt wollte ich zujehen, wie fie die Doktor trug, in Dder einen! Ecfe nichtz SchreclicheresYHah Hier den Trauring habe ich gefuͤnden,“ lautete die

dayıo Sbeimnikvolle Thüre vor mir Öffneten, ja, mir graute al eine alte eichene Zruhe, in der zweiten einen Haufen | Untwort; „er ſas wohl damals zu feit um in abzuziehen.“
Mürcpfap o CN eriten Blıck Hineinzumerfen, Was ich eigentlidh verblichener Kleider und in der Ddritten — großer Oott, ! Der Doktor hielt mir den einfachen goldenen Reif hin. Ich
i ete weiß ich nicht. Mein Verſtand ſagte mir, daß was war das? — Wir {tarrten einen Moment darauf hin gtiff haftig danach und ſchon im nächſten Augenbick lag ich



en ‚ganz odne Urjache quäle; troßdem zitterte ih an — danrp entfuhr meinen Lippen ein fo wilder durchdring- | bewußtlos zu den Füßen der Herren am Boven, ——
i liedern, das Herz vochte mir zum BZeripringen und ender Schrei: des Entſetzens, wie er nur jemals in diefen Auf der innern Fläche des Ringes hatte ich die In—

ſah 8 mich in einer unbejchre:blidhen Aufregung. Ich MRänmen erklungen war. In blinder Hait {türzte,ich wieder {chrift gelejen :
ühe M Feniter hinaus, aber das f{teigerte nur meine Un- durch den Spalt ans Tageslicht — mir nach Herr Tanı-
%;‚éfi Ox mir Iag der Fluß von deſſen Uferrand vor woͤrth mit {o afhbleichem Geficht, daß der Anbli mein. }
uni * Sahren Sand und Steine geholt worden waren. Grauen noch erhöhte. N

mit die Kifle zu befchweren. — Was aber war; vorher Meine ärgſten Befürchtungen, meine ſchlimmſten Ah—

E:Ur H D den 27. Jannar 1775
Fortſetzung folgt






 
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