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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 28. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0467

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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Saniſtags mit Uuterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
vet. 10 ohne Trägerlohu u. Poͤſtaufſchlaq Beſtellungen
dei den Voſtaͤnſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.





für Stadt


ote

Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Lodenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.-Biſchofsh. Wertheim ꝛc





Verantwortlicher Redatteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

* * A a F a Wa E z — — — a —
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Beſtellungen


owie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
traße entgegen ſenommen.
Verlag des „Bfälzer Bote.“




veilage bet.
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Vlliliſche Vochenüherſit.
O Heidelberg, 21. Mai.
Der Beſuch Kaiſer Wilhelms in Danzig hat
ebenfalls eine Kundgebung des erlauchten Monarchen
an feſtlicher Tafel gezeitigt, wie eine ſolche hereits in




ijt. Bei dem Diener welches die Provinz Weftpreußen
dem Kaiſer am Montag Abend gab brachte der hohe


ſteis das Wohlergehen Weſtpreußens fördern, er er⸗
mahnte aber die Bevölkerung dieſer Provinz, ſich ge⸗
duldig darein zu ergeben, was der Himmel ſchicke und


Zahre zu thun, ihm, dem Kaiſer, gelingen würde, —
Zahlreiche Gnadenbeweiſe des Kaiſers anläßlich ſeines
Befuches in Danzig ſind erfolgt.
Brinz Ludwig von Bayern, der als aͤlteſfer
Sohn des Prinzregenten Luitpold einſt bexufen ift,
den Thron der Winelsbacher zu beſteigen, hat ſchon
wiederholt die allgemeine Aufmerkſamkeit durch öffent—
liche Reden, in den er die mannichfachen Tagesfragen


jüngſter Zeit liegt wiederum eine deraxtige Kend—
gebung vor, in der Rede, welche er auf dem Feſt⸗


ſchlug Prinz Ludwig zunächſt einen hochpolitiſchen
Ton an er erklärte, die Erhaltung des Friedens ſtehe


Beziehung thun könne, dies beſtehe in der Sorge für


Armee müßte es jeder Fremdmacht verleiden, Deutſch—

Die Waiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
37) von Klara Kheinau. Nachdruck verb.

* werde mit Ihnen kommen,“ ſagte er, feine Er-
— emeijternd, denn er fühlte ſich von neugierigen Augen
eobachtet.

Waͤhrend er ſprach, hatte er ſo viel Geiſtesgegenwart,
das Beitungsblatt, weldhes Butlers Hand entglitten war,
an ficgl zu nehmen.

8 13 lie das Leſezimmer verließen, bemerkte Herr
utlex:


vielleicht rajcher zu erreichen ?”



Ohne eine Erwiderung eilte er_votTaus, die Treppe hinauf
und offnete die erſte Simmerthüre

Beide traten ein, und * drehte den Schlüſſel
8 * dor jeder Störung ſicher zu ſein. Dann fragte

aul ;

Und morgen ſoll ſie vor Gericht ſtehen?“

Ja, morgen.“

„Und Sie find der Mörder ?” ; /

SC * den jungen Mann, aber eine Schuld Iud
ich mur auf mich durch meine Flucht nach dem Unglücksfall.
Sch dachte nie daran, Ddaß ein Anderer, am allerwenigiten
2 Somers, begen des Mordes könne zu leiden



Bei dieſen Worten wiſchte er ſich große Schweißtropfen
von der Stirne, welche die Qualen ſeines Innern ihm aus—
gepreßt.

Schweigend entfaltete nun Paul das BZeitungsblatt,
das er mit Heraufgebracht, und Butler ſeine Abſicht exra⸗
thend, Deutete Ltumm auf den betr Parggraphen Es war
3in Bericht- über ' die Erbffnung ' des Schwurgerichts ! in
Buͤlletẽ Vaterftadt; unter Den zur' VBerhandlung vorliegen-
‘Den Fallen vefand ſich der Mattha Soiers, de3 Mordes





land anzugreifen. Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede
ſprach ſich der Fürſt entſchieden für die Herſtellung


noch erleben zu können.


den bisher hierüber voͤrliegenden Mittheilungen am
g g


von Kronſtadt aus in Kopenhagen eintreffen wird.


Jubiläumsfeſtlichkeiten in der däniſchen Hauptſtadt
ſoll daan endlich ſein vielbeſprochener Gegenbeſuch am
Berliner Hof erfolgen. Die offizielle Bekanntgabe


Herrſchers in Berlin, reſp. Potsdam bleibt abzuwar—

findet!


Perſien endlich wieder einmal um eine „Naſenlänge?

das Geld zur Entſchädigung der ehemaligen engliſchen
Tabaks⸗Monopol⸗Geſellſchaft in Perſien bei Rußland.

im Czarenreiche auch trotz der eigenen Geldklammheit
bereit erklärt hatte Aber inzwiſchen iſt es den Be—
muhungen der Englaͤnder gelungen, das politiſch


dies bedeutet allerdings einen gewiſſen Erfolg John
Vulls gegenüber Rußland.

6. E. dis wilen wir nidt!

Das wiſſen wir nicht, köanen wir und brauchen
wir nicht zu wiſſen — erklären alle ſozialiſtiſchen
Schriftgelehrten und Weltenverbeſſerer einmüthig. Ich
ſehe Dich ungläubig mit dem Kopfe ſchütteln, liebet



ſtets den Vorwurf der Unwiſſenheit bereit halten, ſie
ſollen etwas nach ihrem eigenen Geſtändniſſe nicht

— — ED — —
ſtellung von Marthas Gefahr noch eine unbeſtimmte ge⸗
weſen es ſchien ihni unglaublich, daß man das zarte Maͤd⸗
chen in Wirklichkeit eines Mordes beſchuldigen könne aͤber
jetzt, da er die Auklage gedruckt, vor Augen ſah, ſtieg die
zaͤnze ſchreckliche Seene der Gexichtsvexhandlung vor ſeinem
Ve auf. Er glaubte, die gaffende Menge, die feindlichen
Beugen, die voreingenommene ZJury vor ſich zu ſehen, und
der Gedanke an Martha, einer ſolchen Schmach und De-
muͤthigung ausgeſetzt, erfüllte ihn plößlich mit einer fait
Pnnioien Wuth gegen Butler, deſſen Flucht ſie in dieſe ge—
ährliche Lage geſetzt.

Seine Augen funkelten vor Born, ſeine Geſichtsmuskeln

arbeiteten — und mit einem Satz packte er den
ehle.

„Sie ſind der Mörder!“ rief er, „elender Feigling!“

derſtand leiſtete Dies entwaffnete ſeine Wuth, und er gah
ſeinen Gefangen frei, um mit langen Schritten das Genlach
zu durchmeſſen.

Freundlos, verwaiſt, vexlaſſen, ſelbſt von mix,“ mur—
melte er,, „und nun das Opfer eines ungexechten Urtheils—
ſpruches!“ Doch allmählich mäßigte ſich ſeine Aufregung,


werfen.

Tamals gab es in jenem Iheil des Landes noch
keine Eiſenbahlien, und die Reije na Butlers Vaterſtadt
nghm etwa jechSzig Stunden in Anfpruch. So_ fonnte er
4 ſeiner Berechnung nach, am dritten Tage Martha er—
reichen.

Doch welchen Zweck hatte ſein Kommen, wenn nicht


men ſonſt würde ex an ſeiner Bereitwilligkeit nicht gezwei—
ſelt haben So aber beſchloß er⸗ ſeſgj auf die Gefahr
hin, Zwang ausüben zu 56* ſich deſſen Begleitung zu
ſichen De Gexichtsverhan — wohl drei Tage
in Anſpruch nehmen, und in dieſem Falle konnte ihre


retten.

zu Butler, „und zwar hHeute Wend noch. Sie erklären, daß





Druck Verlag u. Expedition von Gebr. guber 74
nn Geidelberg, Zwingerſtraße 7. ** 1

wiſſen? Und in dieſem Eingeſtändniſſe ſollen ſie
einmüthig ſein, ſich nicht widerſprechen, ſie, die ſtets
unter ſich verſchiedener Meinung ſind — das iſt ja
demokratiſch! —, die ſich oft an ein und demſelben
Tage widerſprechen?

Mit ihren eigenen Worten werde ich Dir bewei—
ſen, daß ſie nichiwiſſen, wie ihr geprieſener Zukunfts—
ſtaat ausfehen und wie ſich aus dem jetzigen Bour—
geoisſtaate die Umwandlung in denſelben vollziehen
ſoll. Ja, wirſt du mir ſagen, wenn der geprieſene
Zukunftsſtaat das Endziel der ſozialdemokratiſchen
Weltverbeſſerer Bebel, Liebknecht, Singer und Voll—
mar iſt, ſo müſſen ſie ſich doch hierüber vor
Allem klar ſein! — Mein lieber Freund! Deine
hausbackenen Anſichten paſſen nicht mehr in unſere
Zeit. Heutzutage iſt das wichtigſte, daß man die
Theorie gefunden hat, die Ausführung gibt ſich ganz
von ſelbſt. Nur einreißen, einreißen, das Aufbauen
gibt ſich ganz von ſelbſt. Die Theorie iſt wohl be—
gründet (Bebel, Unſere Ziele, S. 17) ſagen Bepeln.
Genoſſen. Und wenn Phraſen und Hirngeſpinnſte
Theorien ſind, dann ſind die rothen Weltweiſen un—



zu haben. Er muß unter freiem Himmel kampiren,
bis er Unterkunft findet. Da nun die rothen Schrift—
gelehrten einmüthig erklären, nicht zu wiſſen, wie der


in eine ähnliche Lage kommen, wie der planloſe
Nun, die Staatsbaumeiſter Liebknecht

nützigſt die Geſchäftzleitung übernehmen, bis ſie den
neuen Bauplan für die Geſellſchaft fertig haben.
Drum, lieber Freund, beruhige Dich!
Gaͤnz von ſelbft ſchon gibt es ſich!“

Wie vollzieht ſich nun nach den ſozialiſtiſchen
Schriftgelehrten die Umwandlung aus dem Bourgedis⸗
ſtaat in den Zukunftsſtaat? Die Antwort iſt von
Liebknecht je nach Wunſch und Bedarf gegeben: „Den
herrſchenden Klaſſen gegenüber iſt der Sozialismus
keine Frage der Theorie mehr, ſondern einfach eine
Machtfrage, die in keinem Parlament, die nur


iebknecht,
Ueber die politiſche Stellung der Sozialdemokratie.
Sozialdemokratiſche BibliothekXXV. 13) „Wenn der
Tag kommt, werden Gewehre und Kanonen von ſelbſt
ſich umdrehen, um die Feinde des ſozialiſtiſchen
Volkes niederzuſchmettern. (W. Liebknecht Rede geh.
zu Gent 1877.) Aber auf dem Parteitage zu Halle

Sie an dem Morde unſchuldig, daß dieſex einem Unglicks
Jall zuzuſchreiben ſei. — Ihre Ausſage vor Gericht kann
Fräulein Somers retten, ſelbſt wenn wir zu ſpät ein—
treffen, um ihr eine ſchmachvolle Verurtheilung zu er—
ſparen“

„Ich bin bereit, mitzugehen! verſetzte Butler; „ich
hatte die Abſicht, Ihnen dieſen Vorſchlas zu machen, als
ich Sie um eine Unterxedung bat, Gott im Himmel weiß
daß ich bereit bin, auf dem Schaffot zu ſterben, wenn i
8 das durch meine Flucht begangene Unrecht ſühnen
ann.“

Paul heftete einen ſcharfen, forſchenden Blick auf den
Redenden, dann xeichte er ihm die Hand mit den Worten:
„Ich glaube Ihnen. Ihr Geſicht iſt nicht das eines
Noörders oder Feiglings. Vergeben Sie meine voreiligen
Worte. *

——— war tief bewegt, allein er zog ſeine Hand
J2— *

Ehe ich Fräulein Somers befreit haber darf ich weder
Ihre noch eines Anderen Nebenmenſchen Hand berühren,
ſagte er traurig. „Gott gebe, daß wir nicht zu ſpät
kommen.“

_ Her verjagte ihm die Stimme vor Erregung, und von
ſeinen Gefühlen überwältigt, ſchluchzte er laut. Mitleidig
Gaute, Ladwell auf den Aermſten Ddann zog er die
Klingel. Ein Diener erſchien an der Thüre und ent—
fernte ſich eilig nach einem kurzen Zwiegeſpräch mit ſeinem
Herrn.

Paul, wandte ſich nun wieder Butlex zu, der inzwiſchen
einigermaßen ſeine Faſſung erlangt hatte.

Ich habe Kuftrag gegeben, ſchleunigſt einen Wagen
herbeizuholen, denn die Poſt iſt bereits feit einer Stunde
abgegantgen: In W, : werden, Ddie Pferde vorausbeſtellt,
jo daß wir ohıre Unterbrechung weiterfahren fünnen, Sie
fönnen wohl in einer Viertelſtunde zur Abfahrt bereit

ſein?

es ihn drängte, über Marthas ſeltſame An—
klage Naͤheres van Butler zu hören/ ſo entbielt Paul ſich
vorläußg jeder weiteren Frage Er wollte noͤthiger⸗
weiſe keine Sekunde verlieren. (Fortſ. folgt)


 
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