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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 291 - Nr. 298 (22. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1213

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‚ua Aygnohme, Der Somms uns Feiertage
halwngzbeuege Yreis vierteljägrlıch
erlotir n Byſteufichtug. Beſtellungen
bei ber Erpebition Zwingerftraße 7.





Erſchei





i R Berantwortlidher Rebakteur ;
MR Äge) Auliug Yeder in Heidelberg.

Man abonnirt

ſchon jetzt auf den Pfälzer Boten beı allen B o {t-
anftalten , bei allen Briefträgern, bet un-
ſeren Agenturſen und bei unſeren Trägerinnen.

Alle neuhinzutretenden Abonnenten erhalten
— nach Einſendung des Poſtquittungsſcheines — vom
Tage der Beſtelluna an vis zum Januar 1823
den Pfalzer Boten gratis zugeſand Des⸗
Leichen diejenigen neuen Leſer, welche den Pfälzer
B oten bar den Agenturen oder bei den Trägerinnen
beſtellen.

Kuiz nach Neujahr beginnen wir mit der Ver⸗
öffentlichung eines neuen höchſt intereſſanten und ſpan—
nenden Rokx.anes$ ; .

Ein fchön auzgeftatieter Wandkalender wird
mit Beginn des neuen Jahtes jedem Abonnenten
des Pfäl zer Boten graͤtis zugeßellt. *

Der Preis des täglich erſcheinenden älzer
Boten * mwie bisher ı ME. 20 Pfg.
pro Yrartal o9ne Poftbejtelgebühr und Zrägerlohn.

In Intereſſe einer ununterbrochenen —
des Pfälzer Boten bitien wir recht frübzeitig,
alſo ſchor jetzt zu beſtetten Prebenum.
mern werden in beliebiger Anzahl gratis und franco
verſendet.

Jeder Abonnent des Pfälzex Boten möge es
ſich angelegen ſein laſſen, windeſtes einen neuen
Abonnenten für unſer Blatt zu gewinnen.

Die Erpedition

A. Die holde Weiblihfeit‘‘ auf der „ rothen“
Aſiutii.

Die Genoſſen ſind bemünt, ſich alles und jedes
für ihre Agitation dienſtbax zu machen, auch die
Frauen! jedoch haben ſie damit, ſo weit es ſich
iberſehen läßt bisher nicht gerade ſonderliche Erfolge
erzieit Ueher die Frauenſtäge war ſich die Sozial-
demotraͤtie überhaupt nie klar, wenigſtens nicht nach
der wirthſchaftlichen Seite hin. Waͤhrend man bis
in die Mitte der 8oer Jahre großen Theils das
Verbot der Frauenarbeit in Fabriken verlangte, hat
man ſich in neuerer Zeit zu dem Extxem bekehrt, daß
man, entſprechend der vexrückten .Emanzipationsbe-
wegung“ exaltirter bürgerlicher Frauenkreiſe, für die
Frau das gleiche, volle Recht und die gleiche volle
Iflicht mit dem Manne, wenigſteng theoreſiſch vertangt.
Die deutſche Sozialdemokratie hat einige Agitatorinnen

Auf der Diner⸗Fährte.
1) Von Th. Müner-Plattenfteiner.
(achbruck verb.

ür den Major a. D., Junggeſellen und Gutsbeſitzer
* * Schladenfamm gab e teinen groͤßeren Genuß
als wenn er 44 2 * recht gemüthlich in ange⸗

ſellſchaft trinken konnte. 2
** * — aquch/ lobald er nach ſeiner Quittir⸗
ung fein prachtvolles Gut auf dem er auf ziemlich arozem
duße lebte, bezogen hatte/ in die freundſchaftlichſten Be⸗
ziehungen zu dem Offiziers-orpz des Ulanen-Regiment8
getreten, das eine gute Stunde von Schladenkamm in
inſtädtel lag. 2*

144 balb 11 Uhr fuhr er mit feinem ele-
ganten Viererzug an dem Offiziers-Kafino vor und da die
Ülanen den difen gutmüthigen Herrn, der immer ſo pi
fante Anekdoten zu erzählen wußte und ihnen auf Schie⸗





8 —


rzlich lieb aexonnen und demaemäß hebandelten,
—— * ute Maiar in der That hier ſein Eldorad;
gefunden zu haben Dieſer guſtand wär aber natürlich
diel zu 4* um lange dauern zu fönnen — und er fand
auch leider ein ganz ploͤvliches Ende. Der Oberſt der
einitädter Ulanen war nämlich unverhofft raſch mit der
Führung einer Brigade betraut worden und die Ulgnen
g:tten einen neuen Kommandeur bekommen — von Dür-
vend hieß er, nebenbei bemerkt ein ehemaliger Regiments⸗
Kamerad von SGladenkamm — der nun in jeiner jungen
Würde nie yenug zu thun glaubte und deßzwegen auch
Andere von Atüh bis Nacht im SGejchirre fjehen wollte. —
man Tfarnn fich denken, mit welcher Vonne der die habſchen
Frühfhoppen augmerzte. Von Schlackenkamm war wit-
thend; er lief. wie ein angejhoffener Cber in dem nun
qänzlidH vereinjamten Zrähftiücdszimmer umher, „diejem
Dürrend, diejem Nörgler,“ neunundneunzig Donnerwetter
auf den Hals wünſchend and nach jedem Umgang damit
Iließend, daß er jeinen Schobpen austrank und in das
* Bimmer bineinſchrie: I babs ja immer und
immer gefagt; e3& giebt‘ auf Gottes weiter Weit nichis

für: Siadt

gewonnen, die

von Ort zu Ort
bei Genoſſen“

ziehen und
und „Genoſſinnen?

für Aufklärung


„holden Weiblichkeit“ bisheran nicht.

Im vorigen Jahre hat man in Berlin verſucht,
mindeſtens einen Stand der Frauen zu „organiſiren“,
d. heozioldemolratiſch zu machen uͤnd zu Beitrãgen
für die Parteikaſſe zu geivinnen, naͤmlich die Kellner»
innen ater man hatte damit eniſchiedenes Pech ſogar
mit den Agitatorinnen.. AnfangsS z0gen: die Berfamm-


es ſich. daß die Kellnerinnen fur die „großen Ideale
der Sozialdemokratie kein Verſtändniß hatien, ſchließ⸗
lich kamen in die Kellnerinnen. Berſammlungen nur
mehr . „DHerren“, und dieſe „nicht gerade von der
einſten Sorte. Mit einem Knalleffelt von klobigen
Schimpfwörtern über die„verlorenen Geſchöpfe“ wurde
vom ſozialdemokratiſchen Centralorgan die ſo hoff—
nungspoll begonnene Bewegung feierlich zu Grabe
getragen und die Agitatorinnen forilich geächtet/
welche dieſelbe noch fortzufuͤhren ſuchten Die Haupt⸗
vertreterin derlelben, Frau Denoch, wurde ſpäter
on wegen Finanzen? aͤus der Bartei ausgeſchloſſen,
ral D, Hufftetten horte man nicht meht neᷣnnen und
Frl. Wabnitz weilt im Irrenhaufe. . Die Agitatorinnen
welche bald hier, bald dori auftauchen, vermögen
ſelten nehr, als einen Neugierde! oder Heitelteuͤs.
erfolg zu erringen; was fie zum Beften geben, iſt
meiſtens recht ſchwach und wird alg ſolches
von den „Genoſſen? bezeichnet,
mokratiſchen Vereine ſchon eine gewiſſe Gänſehaut
empfinden, wenn ihnen ſo eine zungenfertige/Ge⸗
noſſin auf den 4 geſchickt wird. Im Frühjahre
1892 tauchte z. B. eine Frau Lina Vogel aus Gera
am Kheine auf und veranſtaltete mehrete Verjamm-
ungen. die ſämmtlich außer demn „Ult“ wohl teſue
Wirkung gehabt haben. Von ihrer Klarheit“ gibt
ſchon die Thatſache einen prächtigen. Beweiz, daß fie
in Crefeld am 8. April in einein Athem darüber
flagte —’ und mit Recht — daß die in den Fabtiten
beſchäftigten Arbeiterfrauen ſich ſo wenig mit der er⸗
ziehung der Linder beſchaftigen konnten und trotzdem
gegen jedes Verbot der Frauenarbeit in den Fabtilen
ſich mit aller Entſchiedenheit ausſprach. In Aachen
hatte ſie ihr Penfum fchlecht auswendig gelernt : und
langweilte die Zuhörer in hohem Grade. In Zwickau
bezeichnete eine ebenfalls aus Gera {tammende Frau
Farnheim den Satz, daß die Frau ins Haus gehöre,
als „abgedroſchenen Kohl“ . und bewie® damit glän⸗
zend, daß ſie von der Art und Weiſe, wie Kohl in
Verrannteres als einen alten Liehhaber uud einen jungen
Kommandeur !“ Foͤrmlich rührendb war es, mit welcher
Herzlichleit er dann die UWanen emnpfins, wenn ſie endlich
auꝰ dem Dienſte, und zu Tiſche kamen — feine Mutter
Hätte zärtlih-prüferende Blide für ihre Kinder haben Kön-
nen al3 der Major für feine Lieblinge, und wie ängftlich
heſorat Mang- feinesSrane ; ob- fie bei dem jeßt übertriebenen
ſtrengen Dienſte doch ja nicht Schaden nähnen!

edrüdt und betrübt fuhr er dann heim, weil e& auch
für ihn Zeit zu Tijdhe wurde,. — um nächſten Morgen
bunkt halb 11 Ubhr mwieder auf dem Blane zu Jein.

Vier Wochen haͤtte er fich nun, wie er fagte, ſeinen
Schoppen allein „hinuntergeekelt,“ Iänger Ionnte er biejen
%}xftanb nicht mehr ertragen —- heute' bei Gelegenheit des

iebe&mahles, bei denı man ihn in die unmittelbare Nähe
jeinens Widerfachers Dürrend gefeßt hatte, hente wollte
er fich einmal herunterreden, wager auf dem Herzen hatte,
denn * müfje er erftiden, wie er behauptete. :

„Nicht mwahr, Alter,“ Üegann er — nach dem
erften Glafe Selt, indem er dem Oberſt ſein dickes rothes
Heſicht zuwandte und einen eindringli i
etwvas hervorftehenden {hwimmenden Yugen auf denſelben
warf.. .. „nicht mahr, Alter, wenn Du au Deknen Ukas
wegen des Frühſchoxpens nicht mehr rüdgängig machen
willit, meinen Cinladungen auf Schlacenkamm wirft Dı
fein Hindernik in den Wegießen .. , ich Habe für nachften
Samſtag alle8 auf daz Beite vorbereiten lajjen . .. Ihr
kommt dann vllzalio hinaus und dann wollen wir wieder

ſo daß die ſozialde⸗

enBlick aus ſeinen

mal ordentlich

Lit deinen ewiaen Gefanfe,“ unterbracdhihn unwirfh

der Öberft, „wenn i nicht eingegriffen hätte, Du Hättelt

mir bas ganze Offizier-Rorp3 maldisziplinirt . . . e& war

eine rettende Idet daß ich meine Herren dazu aufforderte,

* 8 anzujhaffen, das 30g fie glüdlich au3 Deinen


„Koa, hör. mal,“ entgegnete tiefgefränkt. von Schladen-

Famm, „Ale8 was recht Ut.. .. Du {tellit mich da alg
berabfcbeuung@mürbxgeé Beiſhiel iin und ich meine eS
boc wahrhaftig fo gut mit den Jungens , . . überhaupt, ;

wenn ich Dich nicht ſo . genau . vom' aiegiment Her fennen







ale

:B le4t für bie, Anıtsbezirfe Heidelberp
ehn, Schwegingen, . Rhilippsburg,
— — Yreiten, Ne / rgemünd, Musbac
— Buchen Wa &z — —









Oruck/ Serlag u Expevuion von Gebr zurer ʒ *
in Beibelberg, Zwingerſtraße?. 900 2

—— —

die genaueſte Kenntutßz
hatte; an Heiterkeit fehlie es denn auch nicht.
Sozialiſtiſche Arbeiierinnenvereine exiſtiren allet⸗
dings hier und da in gewerkſchafilicher Form, aber
ſie führen ein nur ſchwach vegetirendes Daſein und


beweiſt, daß auch ſie an dem Erfolge ziemlich ver-
zweifelt. Im vorigen Jahre wurde dieſer Spoͤrt noch
ziemlich eikrig betrieben ſelbſt die Frauͤen der —
leute im Saarrevier ſuchte man zu organiſtren!.
aber dort wie anderswo iſt es im Laufe dieſes Fahtes
merkwürdig ſtill über die gauze/ Bewegung gewor⸗
den, die Agitatoren ſehen Lin daß die „ Liebesmühe
vergebenS* - iftrund mit den Agitatorinnen werden die
Erfahrungen immer ſchlechter, ſo daß man gegenwar!
tig augenſcheinlich vorziehi, die ganze Sache im Sante


tion! betrifft

Mit Frauentagen hat man ſich beſonders in
Deſterreich verſucht aver auch mit wenig Gluͤck In
Lemberg hat im April de J der „erfte Frauentag
ſtattgefunden, auf dem politiſche Rechte der Fraues;
Zulaſſung zu allen höheren Schulen und Berufen &. *
dergl. gefordert wurden, aber ſchließlich nichts Her “
auskam, indem man ſich uͤber Anderes nicht einig
werden kounte, als über das Hoch auf die interua!
tionale Sozialdemofkratie:” (Sin zweiter „Frauentag”
ſollte zu Pfingſten in Wien ftattfinden, abet es
„wollte ſich nicht machen;“ dexrfelbe wurde auf unde:
ſtimmte Beit verſchoben und iſt es bis jetzt noch


zu Tage foͤrderte. Muth genug‘ mit dem Wunde
hatte neuerbings eine der Yührerinnen, Fıl.' Devar-
ſhak Eehrerinj, welche ihren Vortrag ſchioß: Die
Zertrümmerung des letzigen gefellſchaftüchen Syſtene
werden wir in Vereine mit den Atbeitern verfuͤchen
und dabei ſollen uns Kandnen und Bajonnette nicht
Urchten machen!! Im Oktober d. . hat man in
Wien nochmals die Gründung eines „jozialdemofru>
tiſchen Arbeiterinnenvereins verſucht, abet einen Er⸗
folg nicht erzielt, der Verein ſteht nur auf dem Ba
pier und wird ſozialdemokratijcherſeits ſchoͤn al nicht
lebensfähig angeſehen.

Auf ſozialiſtiſchen Kongreſſen wird das „Recht
der Frau mit Vorliebe betont, aber was maͤn eigent⸗
lich daraus machen ſoll, daͤrüber ift man fich doͤch
recht untlar So brachte am 5. Sept. d. . der

franzoͤſiſche Sozialiſtenkongreß in Touts folgenden
8 Die Fra

widerſpruchsvolien Beſchluß zu Stande:
dos

mwürde, und wüßte, daß Du, im Grunde genommen
eine famofe — Hauf bift, fo ließe ich das nicht ſo auf mit
Nßen .. , was aber das Bischen ‚Beit anbelangt, das
Deine Lerren bisher beim Frühldhoppen verbrachten, jo
hätteft Dır ruhig alles beim Alten Lafien Fönnen, denn die
Lleinſtadteler UWanen waren, au ehe fie das Vergnügen
hatten Dic zum Kommandeur zu bekommen, ihres Fieiteue
wegen nicht unauͤnſtig bekanut!
Da zund die Saut 8 deun jo hatte man in
jeinem _ fräheren Regiment, jeiner fabelhaften Magerfeit
wegen. Dürrend genannt, fuhr dem OYberften gewaltig in
die Nafe, e& Mang daher feine Entgegnung außerorbentlig
inirt « fo accentuirt und detonte das „t”

fo aus{hweifend, daß ſich jeder der ihn näher Katnte,
jagen: mußte: Nichts zu machen ! n S&

„Erj—tens,“ erwiderte aljo der Ohern muß ich Dich
bit—ten, mit Teinem Ur--thei—le in Sadhen, die Dir a13
In fahn—te—rij—t überhaup—t-ferne liegen, et—was vor
—f —ti—ger zu fein und zwei—ten8; e& geh-—t un—be-—
bing-—t - nid-—t, was Da von mir verlang|—t . .. ge-
rade Diefen Tag hHabe ich zu einer Schleppjagd auser-
jehen, die Füchfe, die mir noch im Bau hHaben, wolen
wir für außerordentlichece Gelegenheiten {paren , , . enfin,
wenn Du mitmachen willjt, ol mir’s-außerordentligd an
genehm ſein!“ *4

Das war natürlich auch ein Stich, denn die ganze
Welt wußte, Daß Schladenkamm {dhon das Bischen Reiten
als Snfanterie-Offizier in den Tod zuwider war, weshalb
er giftig enfgegnete :

„No, das wäre mir das Legte,
Beug Ddreinzuflutjdhen!” ;

„Der Oberft zudte milde lächelnd die Schultern und
da ſie ſich nichtẽ mehr zu ſagen? batten, ſo machte der
Eine halbrechts- und der Undere Hakblink&-um und. das
Gejpräche, von dem RO Schladenfamm {o viel verfprochen
war zu Ende.



hinter dem ſtinkigen

Fortſetzung folgt)


 
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