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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 131 - Nr. 140 (11. Juni - 23. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0535

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28

Eſchent täglich mit Ausnabme der Sorwe und Feiertage
— mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
2 1.29 ebne Trägerlohn u. Poſtaufſchlag. Beſtellungen
e DU i b iti i
— den Poſtanſtalten u. bei der expedition Zwingerſtraße 7.
Xr. 130
*


Ver ntwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

für Sfadt





qe-Blatt für die Mmisbezirke Heidelberg
$ 1g, Weinheim, Schwebinger, Philippsburg,
— — Bretten, Neckargemuͤnd. Mosbach
Eberbach Buchen Walldürn, T-Biſchoͤfsh. Werbeim e





Druck, Berlag u. Expedition von Gebr. Huber
| in Heidelderg, Zwingerftraße 7, |





— r— — —
Beſtellungen
f den „Bfalzer Bateu werden fortwährend bei
mmtlichen Boſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.
wie in anſerer Zrpedition Heidelberg, Zwinger⸗
raße entgegen zenommen.
* Berlag des „Pfälzer Bote.“
— — —

&. H. Die Sauficer find eine Candplage.

Sing ich da jüngſt über Land und hatte das
&VeifelHafie Gluͤck auf dem Hinwege ſowohl auf dem
eimwege mit ein und demſelben Hauſirer zuſammen
$l freffen. Auf dein Wege in das flache Land war
Mann ſchwer beladen, er trug ſchwere Ballen
Anwand G) und Kleiderſtoffe. Auͤf dem Wege zur
Etadt war er vogelleicht, er hatte ausverkauft.
9 mußte mi uͤnwilltürlich fragen, ob drinnen im
— die ſeßhaften Geſchäfte, die eine hohe Laden—
Miethe, Stenern aller Art - und fonftige Abgaben zu
30ifen hHatten, wohl jemals an einem Tage fo viel
} aaren verkaufen würden; ich mußte mich ferner
Tagen, ob nicht die Käufer hinſichtlich des Werthes
& Waare benachtheiligt wären.



Men guten Tag gehabt. „Die Tajche habeich voll Geld
MnD gaut getrunfen und gut gegefjen habe ich auch


* Haus ſirer ladet ſich nämlich ſelbſteigen zu Gaſte
Ü den Bauern, Ddenen fie ihHre Waare auffchwäßgen.
® Bauer fauft — warum fauft er? — theils um

2 zudringlichen Fremden aus dem Hauſe zu be⸗

nen, theils über den Werth der Waaͤre getaͤuſcht,
el qus Furcht. Beſonders aͤuf dieſen letzten Punkt

z en mir hier mehr Gewicht Iegen, da ihn mir

ba“lel?ß[eute

en Befonders wo Einzelhöfe häuͤfig fiud, wie bei—

— in Südbaiern, haben die Leute Furcht,


a
möchte, was bei der einſamen Lage ihrer Ge—
öfte gerad! tein Wunder iſt

In jei

alles

gebeichtet hat. „Es iſt ſelten,

e zu haben; ſo habe ich heute ein Stück Tuch
* einen Anzug gerade da verkaͤuft, wo man mich








Ich verdiene an dieſem Stück
Mit 32 Mark habe ich es dem Bauern
angeboten, um 16 Mark habe ich's verkauft.“
Herrenanzug um 10 Mark hergeſtelit, rechne noͤch
den Gewinn von erſter und zweiter Hand ab und
dann weißt Du, was der Baner für einen Schund
gekauft hat. Es war ſogenanntes Kammgarn, ſagen
wir beſſer Kammgarnimitation, ein Fabrikat, das Ze—
rade noch die Scheere des Schneiders aushält und
am Leibe bricht, das nur für die Täuſchung des
Auges gemacht iſt. Der Bauersmann, der ſich der
Zeiten erinnert, wo der Stoff zu einem Gewande 20
und noch mehr Gulden gekoſtet hat, glaubt überaus
billig zu kaufen und rechnet ſchließlich noch damit,
daß er ſich einen Weg in die Stadt geſpart hat. —
Gerade ſo ſchlecht wie ſeine Kleiderſtoffe waren des
Hauſirers Leinwandſtücke. Kennt ſich in dieſem Ar—
tikel der Bauer auch beſſer aus, ſo kann doch auch
ein geübteres Auge ſich täuſchen, wenn ein ſolches
Stück noch keine Wäſche beſtanden hat.

Häufige Hauſirartikel auf dem Lande ſind ferner


Gefängniß oft mit dem Aermel geſtreift. Doch der


richt zu gehen. Wohin ſoll er ſich wenden? Er iſt
unerfahren und fürchtet, ſich Koſten zu machen. Und
wo den Hauſirer finden? Er kommt und geht,
Niemand kennt ihn, er kann es treiben, wie er will.
Der ſeßhafte Geſchäftsmann kann ſchon ſeines Ge—
er muß
ſich ſeine Kundſchaft halten und muß ſeine Waacen
preiswürdig verkaufen. Gerade dieſer Punkt, daß
der Hauſirhandel ke ne reelen Geſchäftsgrundſätze
kennt, macht ihn ſo verwerflich

Er richtet einen dreifachen Schaden an. Er ſchädigt
in erſter Linie den Käufer, der faſt ausnahmsſos
für theueres Geld eine ſchlechte Waare erworben hat.

größer die Armee der Hauſirer von
Tag zu Tag wird, um ſo größer iſt der Schaden für
jene.
70 Mark im Jahr ſich die Erlaubniß erkaufen,
In dritter Linie

Schleuderwaare hergeſtellt. Um ſo unbegreiflicher iſt



e$ mif, wie im vorigen Monate 200 Firmen aus
Bielefeld und Herford in einer Eingabe an den Reichs—
eine Lanze einlegen
konnten.

Daß ein geſetzliches Einſchreiten gegen den in
mauchen Gegenden zu einex wahren Laudplage ge—
wordenen Hauſirhandel nöthig, dringend nöthig fit,
muß immer wiederholt werden. Die Schäden ſprechen
eine zu deutliche Sprache. Allerdings habe ich und


Weiſe, wie unſere hohe Bureaukratie gewöhnlich ſolche
„Fragen“ unterſucht, fehr wenig Vertrauen. Diejeni—
gen, die es wiſſen und, um mik dem bayeriſchen Mi—
niſter Riedel zu ſprechen, kein von juͤriſtiſcher
Fachkenniiß getrübtes Urtheil haben, werden
meiſtens nicht gefragt. Beauftrage man doch einmal
einen Pfarrer vom Lande, Umfrage zu haͤlten bei
ſeinen Bauern, oder laſſe man Lehrer darüber reden!
Frage man die kleinen Landkrämer und die Detailliſten
in den Städten, die ſonſt auf die Landkundſchaft rech—
neten. Ein Geiſtlicher vom Lande beſtätigie jüngſt
in der „Landsh. Ztg“, daß er an einem Tage 20
Hauſirer in einer Landgemeinde gezählt hat! Und
wenn das Patent noch 3, 4 und 5 mal ſo theuer
wird, gehe ich doch aufs Hauſiren!“ ſagte mir mein
Vegleiter, von dem ich am Anfange geſprochen habe.
Lieber Leſer! Das iſt ein Wort Was muß der
Mann verdienen und wie verdient er es? Schon
lange fordert das Centrum einſchränkende Maßnahmen
gegen den Hauſirhandel. Die beſtehenden Einſchränk—
ungen ſird weitaus nicht genügend.

Selbſthülfe! Kauft nichts, ihr dummen Bauern!
ruft da der Schutzherr des Raubbaues, der manche—
ſterliche Freiheitsmann, der Mann, der ſtets die Lanze
für den Plünderer und nie für die Geplünderten ein⸗
legt; er ſoll hinausgehen aufs Land und ehrliche
Umfrage halten, er wird dieſelben Antworten bekom—
men, wie wir ſie oben gegeben haben. Bei uns in
Süddeutſchland, beſonders in Südbaſern ſteht an jedem
Bauernhofe: „Hauſirer haben keinen Einlaß“ — ſie


Spötter über Religion und Sitte, die nur zu häufig

kommen und ſie kammen als eine Segnung des „Li-
beralismus“ ins Land — als eine wahre Landplage!



< LILLE@ Metch.

Berlin, 12. Juni. Gegenüber den zu erwar⸗
tenden Verſuchen, eine ruſſ. Anleihe in Deutſch—





Das große Soos.

Original⸗Novelle von Leo Werner.

( Nachdruck verb.)
He „Hoffnung und gute Ausſichten bringe ich Ihnen mit/
ind Yüljemann,“ antwortete Ludwig. „Die %afietmagen
beg ‚Jeit fünf Stunden entidhieden im angjamen Fallen
des Men, der ungeheuere Waijjerdruck fcheint in den Tiefen
mäffi rdreiches einen Ausweg für die ſtauenden Ge—
ten &X erzeugt zu haͤben, und in dem oberen überſchmemm—
eır achte war das Waſſer faſt einen halben Meter
Mir “fe‘}‚ Als ich das Bergwerk verließ. Daͤngch ſcheint
Hoffnuia vorhanden zu ſein, die Felix-Grube in nicht
ll Zeit ganz und zar von den Waſſermaſſen zu be—

1

8 — Thatbeſtand giebt zwar einige Hoffnung, das
— zu retten, erklärte Hexr Hülſemann, „döch gilt
der &„ Al3 Vorausjeßung, daß Ddie Verheerungen, welche
I)q[‚en achteinſturz und das Waſſer im Bergwerke verurſacht
8 qrn Micht gar zu groß find, und daß fich unter nicht
Äßt oßen Unkoſten der Betrieb der Grube wieder einrichten

Wiſcht ann das Oherwaſſer wieder für den Betrieb der
Inen gejammelt. werden ?“

Q{Q)iglgfhmerfich !” entgegnete Qudwig und zucte mit den
eine 8‘.‘; „Der Schachtfturz hat das obexe Erdreich bis auf
iſt — von über hundert Meter erſchüttert, und oben
* ſo gut wie verſchwunden.“
Wie roßer Gott, dann iſt das Bergwerk dennoch ſo gut
dem ;Buo?en‚" jammerte der alte Herr, „Ddenn idh war bei
n‘ieien etriebe der Grube auf eine billige Wafjerkraft ange-
3 Defpe 0S fann e3 da nußen, die Schachte vom Wafjer
en und Foftipielige Reparaturbauten im Berg-
e zunehmen, wenn oben die Wajferkraft fehlt. Da
Da en Man ja zwei koſtſpielige Dampfmaſchinen an-
Cage «a VODdurch die Rentabilitaͤt des Herawerkes fehr in
icher Seitellt wird. Mußerdem muß ih Ihnen ı
eburatu“[ten‚ daß die Unkoften der Rettungsarheiten und
Derden Abauten wohl meine Mittel {dhon überfteigen
8 aß i aljo für die Anlagen der Dampfmajhinen
men übrig habe.“




„Wir dürfen Lohalb aber noch nicht vexzagen, Herr
Hülſemann, gah Ludwig ſo ruhig als möglich zurück,
denn es läßt ſich vielleicht doch ein Ausweg aus den Ca—
— finden.“

„Ich halte es für unbedingt nofhwendig, daß ich Ihnen

die volle Wahrheit ſage, Ludwig,“ erklärfe der alte Herr
44 „Ohne Hilfe treuer Freunde wird das Bergwerk
nicht zu retten ſein, denn die Kataſtrophe der letzten Nacht

haf meine ganzen Vermögensverhaltniſſe auf den Kopf ge⸗
ſtellt. Geſtern noch beſaß mein Bergwerk einen Werth von
mindeſtens 800,000 M., nachweisbar auS den Gejhäfts-
hüchern. Belaſtet iſt die Felix Grube nur mit einer einzigen
Hypothek von 120.000 M., welche mir bei der Gründung
des Bergwerkes das Bankhaus Erler u. Comp. zu 5!r
Prozent Zinſen geliehen hat. In Hinhlick guf das dauernde
Riſico bei meinem Bergwerke darf der Zinsfuß als nicht
u hoch hezeichnet werden,
Berqwerkes mit dieſem Darlehen erſt ermoglicht wurde.
Denn mein urſprüngliches Vermögen belief ſich kaum auf


HäftsSverbindung geblieben. Die Werthpapiere, welche Das
Bankhaus von mir in Depot hat, belaufen ſich auf eirca
40,000 M. D Z
beträgt zur Zeit wegen der ungünſtigen Geſchäftzlage des
verfloſſenen Jahres aber eirea 000 M, alſs habex Erler
u. C. eine Geſammtforderung von eirea 150000 M. an
mich Es fragt ſich nun, ob das Bankhaus unter den
jetzigen Umiſtaͤnden mir noch weitexen Credit gewähren will
oder nicht. Kündigt es mir den Credit und die Hypothek
ſo iſt diẽ Subhaſtaͤtion des Bergwerks unvermeidlich, denn
in Folge des Schachtſturzes und der jebigen Entwerthung
der Felir Grube wird ſich ſo leicht Niemand finden, der
Lo Oo Mark auf das 46 borgt, zumal die 150,000
Mark auch nur reiches würden, um meine Verpflihtungen
egenüber Erler u. Comp. zu Ddecken, und für die Her-
?te ungsarbeiten, Majchinen 11 ]. w. Weitere Summen
noͤthig wären. Sie ſehen , aljo, lieber Nalten, daß die
raſche Hülfe eines — — en, 2 — Freun⸗

* zur Rettung der Felix Grube undbedingt: nothHwendig
iſt.





„Ich kann nur betonen, daß das, was ich thun kann
geſchehen wixd, um das Bergwerk zu retten, und ich ſehe
die Lage nicht ſo verzweifelt au.“

„®lauben Sie, daß Ihr Herr Vater mir helfen wird,
Ludwig? frug jetzt Hüſemann und richtete einen beforgten
Blick guf den jungen Mann.

„Er hat es leider abgelehnt! erwiderte Ludwig ge—
preßt und man merkte an dem Tone der Antwort, wie
demüthigend ihm dieſes Geſtändniß war. Mein Vaͤter iſt
der Anſicht. 8 an dem Bergwerke nichts zu retten iſt.
daß es ſchlieklich mehr Herxſtellungskoſten vexſchlingen wird,
als es einbringt. Außerdem hat mein Vater in Folge
größerer neuer Unternehmungen und wegen einiger vor⸗
Jähriger empfindlicher Verluſte jetzt nichk ſo viel verfüg—
bares Capital, um Ihnen die genügende Summe vor—
ſchießen zu können.“

„Nun, dann muß jch mich in das Unvermeidliche fügen,“
dann bin ich ruinirt,“ ſtöhnte der alte Herr und ſauk wie
ohnmachtig in ſeinen Lehnſtuhl zurück.

„Muth! Wuth! Herxr Hülſemann!“ rief da Ludwig
und ergriff die Hand des unglücklichen Nannes Witr


und ich ſteht. —
ſagte er
dann zu der Geliebten gewandt die mit Thränen in den
Augen hinter dem Stuhle des Vaters geſtanden *
Eine Stärkung iſt ihni dringend noͤthis, auch muß ich
noch einige ſehr wichtige Angelegenheiten mit ihm- be⸗
ſprechen.“

Käthe brachte alsbald zwei Gläſer Wein eines für
den von Sorgen und Aufreguͤngen erſchöpften Vater, und
eins für den Geliebten, der lange, Stunden in dem Berg-
—— 4 — hatte und ſicherlich auch einer Erfriſchung

edurfte.

Die beiden Männer tranken ſchweigend, und Herr
Hülſemaun begann dann:

„Reden Sie, lieber Ludwig! Sie beſitzen einen ſtarlen
klaren Geiſt, daß weiß ich ſchoͤn lange, vielleicht entdecken
Sie einen Ausweg. den ich in meiner langen Aufregung
nicht mehr finden kann.“ (Fortfegung folgt.)

will thun, was in meinen Kräften


 
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