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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 21. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0939

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Ericheint cägliq mit Ausnahme der Sonu- uud Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
‘.'R‘L 1,20 o6ne Trägeriohn n. Poftanffjchlag. Beſtellungen
bet den Boftanfialten u. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.

Berantwortlicher Rebakteur : |
Zulius Yeder in Heidelberg.




iadt

für





8 —
E AAA TT S E S ELE SE 3LE

— 22 — —

Alle Freunde und Gönner des Pfälzer Boten
werden gebeien für deſſen weitere Verbreitung auch
nerhin beſorgt zu ſein. Jeder Leſer mache es
ich zur Pflicht dem Pfälzer Boten einen neuen
Abonnenten zu verſchaffen, damit die Beſtrebungen der
Centrumspartei in immer weitere Kreiſe dringen.

Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (inel. der
Beilage Unterhaltungsblatt) wolle man bei der nächſten
Voſt. Auſtalt, bei unſern Boten oder in der Expedition
nachen.

Der Pfälzer Bote erſcheint täglich und iſt in ca.
600 Poſtorten, worunter Otte bis zu 95 Exemplaren
derbreitet.

Inſerate finden durch den Pfälzer Boten die
wirkſamſie Verbreitung und werden pro Zeile mit nur
10 Pfg berechnet.

— —⏑ —— — —⏑

— — — ——




-Z- Der Ciberalismus-

Menſchenthun iſt ein verkehrtes,
Menſchenthun iſt Ach und Krach,

Im Bewußtſein ſeines Werthes

Sitzt der Kater auf dem Dach

v. Scheffel.
Mit hochgetragener Naſe
auf Ddie fozialpolitijche Thätigkeit des Centrums und
der Katholifentagler herniedet. Mit der ganzen gei—
ſtigen Ueberlegenheit,


daß zur Löſung der ſozialen Frage neben der reli—
giöſen und ſittlichen Hebung des Volkes auch ſeine
wirthſchaftliche Beſſerſtellung erforderlich ſei und das
Centrum hat auch ſchoͤn längſt nach dieſer Ueber—
zeugung gehandelt. Es hirße offene Thüren ein—
ſtoßen, wenn wir das in längerer Ausführung be—
weiſen würden.

Wir wollen nur fragen: Was hat denn der
ſchon zu Gunſten der Arbeiter und
Daß er das Großkapital
begünſtigte und die kleinen Leute ſchutzlos der Ueber⸗
macht des Kapitals preisgab, das wiſſen wir zur

Genüge; aber daß er etwas zum Beſten ſeiner aus-


Liemand Kunde gegeben Wenn die Thätigkeit des
Centrums zur Bekämpfung der Sozialdeinokratie un—
zureichend iſt — wo ſind dann die Waffen, wo ſind


Umſturzes? Alles laufen laſſen wie es laufen will,
weun auch Alles zum T läuft, das war
immer der Gipfelpuͤnkt liberalen Regierungs—

der






die liberale Preſſe an unfelen Beſtrebungen herum
Aud erklärt unſere Bemühungen in den veraͤchtlichſten
Ausdrücken für unfruchtbark und nutzloſe Arbeit.
Die „Herikalen Mittelchen“
Jeien. nur ein Strohhalm, ſagen die liberalen Münch.
Neueſten Nachr, mit
Teißenden Strom jegen ſoll; mit Bettelſuppen und
erbaulichen Sprüchen ſei die Sozialdemokratie nicht
zufrieden, Andachtsſäle und Erbauungsbücher taugten
Ichis ſo lange der wirthſchaftliche Nothſtand keine
Befjerung erfahre. Wir wollen auf dieſe weiſen
Schulmeifterlehren nicht näher eingehen. Das Ceu—
tuin hat ja längſt vor den Liberaͤlen ſchon gewußt,



welcher der Bourgeois ſeinen Todtfeind der Soͤzial—
demokratie zu Leibe geht Dieſer bequemen Schlaf—
ſeſſelpolitik hat der Liberalismus in den Tagen ſeiner
und ihr iſt er auch bis
bis in die Tage ſeines hinwelkenden
Greiſenalters treu geblieben. Das liberale Bürger—
thum leugnet heute keineswegs mehr die ſoziale
Gefahr; es hat die früher beliebte Vogelſtraußpoͤlitik
aufgegeben und die Alleminhaber der Intelligenz ſehen
heute auch, die Geiſter Ides Umſturzes,
„Dunkelmänner! des Centrums ſchon zwanzig Jahre

früher geſehen haben. In ängſtlicher Sorhé blickte

das /intelligente Bürgerthum auf die wachjende .
Maͤcht der Sozialdemokratie, aber es faͤllt ihm gar
nicht ein, dem andringenden Feinde die Stirne zu
bieten; der liberale Philiſter denkt nicht daran, die
wirthſchaftlichen Mißſtände wegzuräumen, aus welcher
die Sozialdemokratie ihre Kraft und Nahrung zieht.


tillerie das ſind Hausmittel des Großbürgerthums
gegen die Unzufriedenheit der Maſſen,

Weisheit und die blinkenden Heimſpitzen der konſig—

ſeiner Hoffnung. Laßt uns nur ruhig weiter ſchlafen
und ruhig weiter eſſen heißt die Loſung der ver—
ſchlafenen liberalen Philiſter, Säbel und Flintewerden
das Nöthige ſchon beforgen.







































An zerge⸗ Blatt fur die Amtsbezirle Heidelben

Ladenburg, Wentheim, Schwetzingen, Phılippabura

Biesloch Bruchſal, Bretten, Neckargemund, Mosdas

— — — — —
&8

*

Druct Berlag n Expedition von Geur. guber Yı
in Heidelberg, Ziwvingerürake 7, 2



O alte Burſchenherrlichkeit,
Wohin biſt du entſchwunden?

möchten wir dem liberalen Bürgerthume und ſeiner
Preſſe zu rufen! die einſt ſo kampfesfreudig das
Schwert für's Vaterland geſchwungen haben und heute
ſo müde und lendenlahm im Großvaterſtuhl dahin⸗
ſchlummern! Ja denkt doch der vergangenen Zeiten!
Wer hat denn die wankendeu Throne kräftiger geſtützt,
wer die bedrohten Rechte der Krone eifriger geſchirmt,
als der Liberaiismus? Ich meine freilich nicht das
Jahr 1848; da haben ia die Liberalen ſelbſt am
Throue geſchoben und gerüttelt; ich meine das Jahr
1871, die Jahre des „Kulturkampfes“, wo die Libe⸗
ralen das Vaterland ſo muthvoll gegen — die Jeluiten
und Redemptoriſten vertheidigt, wo ſie mit eiſernen
Herzen gegen jene furchtbare Gefahr gekämpft haben,
welche die Ertlärung der päpſtlichen Unfehlbarkeit
für die Fürſten und Völker in ſich ſchloß Ju jenen
„ſchweren? Zeiten, in weichen, wie ein liberales Blatt
ſchrieb, Deurſchland in der Gefahr ſchwebte, in eine
„römiſche Kirchenprovinz“ verwandelt zu werden, in
jenen Tagen der „Bedrängniß“ ſchaarten ſich die
Libexalen um den wankenden Koͤnigsthren da ſpähten
ſie hinaus von hoher Warte, ob noch nicht ein päpſt—
liches Kriegsheer über die Alpen niederſteige; wie
eine lebendige Mauer ſtanden ſie da, um mit der
nackten Heldenbruſt den Streich des Verderbens auf⸗
zufangen, jede Minute bereit, für's Vaterland zu
ſterben. Und heute?

Hin iſt ſein Muth, den manche Schlacht erprobte

Der. Troß, der gegen. Rom fo feurig tobte .. .

Die Kraft in Scherben und der Muth in Splittern
möchten wir mit Lenau ſingen. Gibt es heute keine
Feinde mehr? Waren die ,Staatsfeinde! im Ordens⸗
gewande gefährlicher als die Staatsfeinde mit der
O Jammer, muß ich ſagen,
ihr habt den Thron geſtützt, als keine Seele daran
ihr waret nur damals ſo

Ihr habt euch, ſag ich mit Sebaftian Brunner, mit
ſelbſtgemachten Geſpenſtern des Aufruhrs hexumge⸗
des Aufruhrs am
Webſtuhle ſaß und das Schifflein luſtig fortarbeitend
hin und wieder ſchleuderte. Heute gilt es in Wahr⸗


der Empörung entgegenzuarbeiten. Wer ſind deng
heute, in der Stunde der wirklichen und wahrhaftigen
Gefahr die Vorderſten im Kampfe für das Volk und
den König? Vergeblich ſpähe ich nach den Liberalen;
ich ſehe nur die /Hetzkapläne', die Centrumsleute,



Das verlafferie Gaſthaus.
* von A. K. Green.

Nur wenn ich zufällig einmal das getäfelte Zimmer
betrat, fiel mit urauhgris feltfanes Weſen/ meine Furcht
ind alles andere wieder ein. Ein unbeſtimmtes Grauen
Überfam.. mich. wie damals, wenn auch nicht mit gleicher
Stärfe, und die quälende Frage, wer den Schrei ausgejtoßen
Yabe, durch den ıch in jener Nacht aus dem Schlaf gefchreckt
Wurde, fam mir wieder in den Sinn. Heute greife ich
bermals zu der Feder, denn erſt heute bin ich im ſtande,
*7 zu beantwörten *
ie mir fJelbit, jo fieht man auch meinem Haus dieje
lehzehn SJahre an. Das eidhene Bimmer — ich habe es
MenalS neu möblirt —, {ieht düfterer, verwahrloſter, un⸗

eimlicher aus, als in jenen Zagen. Barmherziger Gott,
Warum ſollte es das auch nicht! Wenn ich bedenke, was
Mir erft vor einer Woͤchẽ entdeckt worden iſt 10 wunvdert
Mich nur, daß niht Schwamm und Moder an den Wänden
Üeben und. jeden ein Todesjchauer befällt, der kühn genus
Ut, den Fuß über die Schwelle zu jegen.
‚ S werde e8 niederreißen laſſen und vom Boden ver⸗
Ülgen, Ddies ‚ entjeglidhe Ziümmer — und follte dabei mein
fanzes Haus zujammntenitürzen. Niemand foll eS je wieder
Detreten, weder ich, uoch ſonſt ein Menſch.

Es ſind heute gerade acht * her, da ſetzte die
New Jorker Pofttutſchẽ vor meiner Thür einen —

In ungewöhnlich einnehmendem Neußern ab. Nadc jeinem
id)neemeii;en Haar 3zu urtheilen, war er ein alter Mann,
er feine Beweglichkeit, ſein munteres friſches Weſen
— der daft der Zahre zu ſpotten; gewiß wußte er
Ü durH fein jugendlihes-Feuerüiberall die Herzen zu
(tobern. Wie . damals vor ſechzehn Jahren ſtand ich zu—
Iüllig amı SFenjter, als die Kutſche — und da mich die
—— — e3 Fremden aͤteich beim erſten Blick feſſelte,
8—— ich wie er ausſties und fah ihn zu meinex
— — das Haus von oben bis unten forſchend und
Aufmerkfjam. betrachten. . H n

„Wenn. e& das HausZ feiner Väter wäre, 3zu dem er
Öeimtefirte, könnte er es nicht eingehender und mit größerem






Intexeſſe muſtern,“ dachte ich bei mir uud eilte in die Halle
hinab. um ihn zu empfangen.

‚Nach Dden erften Höflihen Begrüßungsiworten wandte
er ſich jedoch wieder denm Eingang zu, ſchaute neugiexig die
Straße hinunter und dann wieder naͤch dem Hauſe hin.

„Sie ſcheinen in dieſer Gegend bekannt zu fein.“ be—
merkte ich

Er lächelte.

„Wie lange bewohnen Sie dieſes Haus?“ fragte er.
Das Haus iſt viel älter als Sie (— ih bin in meinem
55 Lebenzjahr und muß andere Befitzer vor Ihnen
gehabt haben Wiſſen Sie vielleicht ihre Namen?“

„Ich habe das Grundſtück von Daniel Forſhth gekauft
der es pon einem gewiſſen Hammgnd hatte Weiter kann
ich nicht zurückgehen. Ueſprünglich zehörte das Haus
einem Engländer! von dem man ſich feltſame Geſchichten
aber die ſind faſt vergeſſen es iſt folange


Der Fremde lachelts abermals und folgte mir in das
Haus; Hier ſchien ſein Intereſſe noch zuzunehmen.

Mir gog ein Gedanke durch den Kobf! Wie wenn das
wäre, der Engländer, von dem man
munkelt, er ſei ein — —“

Sie moͤchten wiſſen wex ich bin? ſagte iener mit
freundlicher Miene; ich heiße Tamworth und bin Virginier
von Gehurt. Wenn Sie ein Bimmer für mich haben,
bleibe ich zur Nacht bei Ihnen.

Warum er mich ſo verſtändnißvoll anblinzelte, während
er die Worte ſprach, konnte ich mir nicht erklaxen; er blickte
dabei die Halle öinunter und wie mir ſchien nach dem
®ang, der zu dem Eihenzimmer führte. .

Ich moͤchte im Erdaeſchoß ſchläfen fügie er Hinzu.

„Da habe ich uur ein Zimmer —“ beganıt ich.-

Mehr brauche ich auch nicht,“ erwiderte er, mir einen
raſchen bedeutſamen Blick zuwerſend „Sie mögen Ver-
muthlich nicht jedermann in das getäfelte Zimmer ein⸗
quartieren. Manche Menſchen verſtehen es nicht deraleichen
romantiſche Räunilichleiten zu würdigen

Ich ſtarrte ihn verwundexf an; aͤuch ſein Geſicht nahm
einen Ausdruck der Ueberraſchung und des ungläubigen

Staunens an, der mich vollends verwirrte.

„Das Zimmer iſt düſter und wenig einladend,“ ſagte
ich endlich, „ich wüßte nicht, was ihm ein beſonderes In—
tereſſe verleihen ſollte?“

„Wie merkwürdig,! verſetzte er mit großem Nachdruck
Und ſchritt geradewegs nach dein bewußten Zimmer hin.
Un der Zhür {tand er ftil. „Ift e8 denn möglih, daß
Ihnen das Geheimniß, welches ſich bier birat, vollig un-
dekannt iſt?“ rief er, mich mit funkelnden Augen forſchend
betrachtend.

„Sind vielleicht die Urquharts dabei im Spiel? fragte
ich betroffen. 2—

Die Urguharts? Bon denen weiß ich nichts,“ er-
widerte er gleichgültig. „IH.rede von einer alten Ueber⸗
lieferung. Man hat mir erzählt Z es mag wohl iett
fechzehn Jahre her fein — doaß ſich in dem weſtlichen
Flüael dieſes Hauſes eine verboͤrgene Kammer befindet.
die mit einem gewifjen getäfelten Zimmer in Berbindung
ſteht! Daͤs erregte nieine Neugier, undich ——
Frau Wirthin, ich wollte Sie nicht erſchrecken. Unmöglich
konnen doch Sie/ die Beſitzerin des Hauſes, über dieſe
Thatſache in Unkenntniß ſein?“

„Sind Sie Ihrer Sache gewiß?“ ſtöhnte ich, an allen
Gliebern zitlernd Ich hatte kauni noch Kraft genug. die
ThHür hinter un8 zu |Mließen, bever ih auf einen Stuhl
jank. „Seit zwanzig Sahren' wohne ich hier,“ fuhr ich
erreat fort; „ich keune alle Zimmer und Gänge im Hauſe
wie ich mich ſelber kenne! niemals iſt mir auch nur von
ferne der Gedanke gaekommen, es könne irgend einen ge-
Heimen Winkel 'enthalten; der dem Tageslicht nicht zu-
gänglich ijt. Und doch — die gimmer im, Erdgeſcheß ſind
wirtlich Heiner, al3 die oberen — dieſes bejonders.“ Sch
ſchaͤute mich äng{tlich um und mußte unwillfürlih davan
denfken, mit wie forfchenden, feltfamen; Blien Herr Urqu⸗
hart vor fechzehn Jahren die Wände — hatte.

— —





















 
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