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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 91 - Nr. 100 (23. April - 4. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0367

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Erſcheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
SamftagS mit UnterhaltungSbeilage. Preis- vierteljährlic
M 1.20 ohne Trägerlohn u. Poftauffchlag. Beſtellungen
bei den Boftanftalten ıt. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.

4 4 — —
J. ; Julius Jecker in Heidelberg.

— — —— —
Beſtellungen

auf den„Pfälzer Boten/ werden fortwährend bei

fämmtlidhen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.


Verlag des „Pfälzer Bote.“

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— — — — Ennn

Keinhandel und Schlewdergelhäfte.

Aus der „Köln. Volkszeitung.“

Wer das kleingeſchäftliche Leben der früheren Jahr—
zehnte mit dem heutigen vergleicht, der ſteht vor einer
Umwälzung, welche die ernſteſte Beſorgniß um das Be—
ſtehen dieler Geſchäftstreibenden erweckt. In früheren
Jahren beſtand unter den Ladeninhabern, Kaufleuten
und Kauffrauen in den Groß- und Kleinſtädten ein
gewiſſes üachbarlich⸗freundſchaftliches Verhältuiß Der
Kaufmann beſorgte ſeine Einkäufe bei bewährten acht—
baren Fabrikanten oder Großhandlern,
darauf, gute, relle Waare zu bekommen und konnte ſo
ſeine Kundſchaft ebenfalls wieder zufriedenſtellend be—
dienen, ſo daß eine ſoͤgenannte feſte Kundſchaft an das
Geſchäftshaus gefeſſelt wurde. Im Norden Deutſchlands
wurde der Kleinhandel faſt ausſchließlich durch männ—
liche Angeſtellte betrieben, dagegen hatten die Rheinlande




ſchäften weit mehr eingeführt.
Perſonals geſchah auf beſter Grundlage, weil der ganze
Geſchäftsbetrieb ein ehrlicher war.

Wie ſieht es nun heute im Kleinhandel aus? Ein
neuer unſolider Geiſt einer Klaſſe von Gewerbetreibenden
hat einen Vernichtungskampf gegen das Beſtehende be⸗
gonnen. Wir ſehen aͤm Rhein, in Süddeutſchland und

pionire werden vorauf geſchickt, mit kleinen Ein—
kaufen ermitteln dieſe die ortsüblichen Preiſe in den
Läden, um dann den Schlachtplan entwerfen zu können.
Ein großer Laden wird gemiethet, marktſchreieriſche
Flugdlaiter fliegen in alle Häuſer; dieſe ſind beſon—
ders für die kauͤfende Frauenwelt, ſchlau zurecht ge—
macht Die immer kluge Frau und das Fräulein
Tochter ſind die erften, die hinlaufen, um dieſen
neuen Volksbeglückern das baare Handgeld zu bringen,


tief in der Kreide ſind.





für Stadt

. — Samliag, h;_lli?_‘ö„;‘l*lvri‘l 4

„Kleinverkauf zu Fabrikpreiſen,“ iſt der erſte Lockruf,
dann folgt einẽ lange Preisliſte, worin wieder ſchlauer




zum oder unter Selbſtkoſtenpreis aufgeführt werden.
In den Schaufenſtern legt man auf die Waaren
Preiſe, die wieder auffallend billig ſind. Will nun


heißt es nicht ſellten kurz: die Fenſterauslage wird


liche Waaren vorgezeigt mit beträchtlich höheren Preiſen,
welche auch meiflens in der Uebertumpelung aufge—
ſchwaͤtzt werden. Die in dieſen Geſchäften geführten
Waaren jeglicher Art ſind meiſtens minderwerthig,
kurz im Maaß und zum großen Theil aus Ramſch—
Einkäufen oder aus Conkurs Lagern herrührend. Dann
folgen eine Menge Rekameaxtikel, worin heute die
Fabrikation groß iſt, z. B. Broſchen uſwe werden mit
Z Pfg. verkauft; das Groß davon koſtet2 Mark.
Dieſes Erzeugniß wir aus Weizenmehl gemacht,
geformt, gefärbt. und dann im Ofen wie ein
Brod gebacken; wo viel davon gelagert, iſt ein Beſuch
von Mäuſen und anderem Ungeziefer
warten.

Die meiſten Waaren ſind für dieſe neuen Schleu⸗—
dergeſchäfte billig hergeſtellt, der betr. Fabrikant und
ſeine Arbeiter und Ätbeiterinnen werden bis aufs
Blut mit den Preiſen gedrückt, von einem rellen Ver—
dienſt iſt keine Rede mehr, und was iſt die Folge?
Unzufriedenheit in allen für dieſe Geſchäfte arbeitenden
Fabriken, Hungerlöhne für die jugendlichen Arbeiter
und Arbeiterinnen und Verelendung weiter Volkskreiſe.

und Manufakturwaaren-⸗Branche mehr, der nicht extra
billig und ſchlecht, im Maß gekürzt, in der Breite
geſchmälert und in den Rohſtoffen verſudelt wird, um
dieſen Geſchäften als Reklamemittel zu dienen. Es





morgen unter derſelben Firma, eft mit irgend einem
Zuſatz oder unter der Firma eines Theilhabers von
Neuem cröffuen, daß alſo der eigene Konkurs gewiſſer⸗


Die ſoliden für das tägliche Brod arbeitenden
kleineren Geſchäftsleute können dieſen Wucherpflanzen
gegenüber nicht mehr beſtehen, ſie werden erdrückt und
die neuen Großmacher wollen meiſtens, wenn das Jahr





Anzeige=Blatt für die Amt8bezirle Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen PHilippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemund Mosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.⸗Biſchofsh. Wertheim ꝛc

Druck, Lerlag u. Expedition von Gebr. guber 72
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. i. i.

rechenden Steuern bezahlen. Wäre es nicht recht
P


des Geſchäfts⸗Umſchlages mit 5 pCt. Gewinn — der


— zur Steuer zu veranlagen? Geſchieht dieſes,


wirthſchaften können und das Schleudern in etwa be⸗
hindert werden. Iſt es vom chriſtlichen Standpunkt
zu verantworten, dieſen in einer großen Verzweigung
wirthſchaftenden Schleudergeſchäften immer mehr Kas
pital zuzuführen, damit dieſelben in der nächſten
Stadt den gleichen Vernichtungskampf beginnen können?

Ihr Frauen! an euch iſt es, die Antwort zu geben,
ihr habt es meiſtens in der Hand; hier iſt ein gut
Stück der ſozialen Frage zu löſen Kaufet bei be—
währten ſoliden Geſchäften, kaufet reell und gut und
nicht billig und ſchlecht! Wenn ihr eure Kleider 2C.
in reellen Geſchäften nicht gleich billig erhalten könnt,
oder wenu ihr bei den weniger reellen Eintags-Ge⸗
ſchäften für denſelben Preis beſſer ſcheinende Waaren
kaufen könnt — ſo beſcheidek euch! Das iſt in dieſem
Falle wahrhaft ein gutes Werk!




*.

E i
A AOADEer

Heidelberg/ 22 April.

— Anläßlich des vierzigjahrigen Regierungs⸗
Jubiläunis des Großherzogs gibt ein Hirten⸗
ſch reiben des Erzbiſchofs Roos der Erwartung
Ausdruck, daß die katholiſchen Bewohner des badiſchen
Landes bei der oͤffentlichen Feier um ſo weniger
zurückbleiben werden „als wir Katholiken in der Liebe
zum Vaterlande und in der Treue gegen unſern Fürſten
uns von Niemandem dürfen übertreffen laffen.“ Das
Schreiben führt dann aus, wie in der That nach der
Lehre der katholiſchen Kirche von dem goͤttlichen Ur—
ſprung der Autorität und von der geheiligten Perſon
des Herrſchers der Fürſt höher ſteht und das Band,
das ihn und ſeine Unterthanen umſchlingt, feſter und
inniger iſt als nach jeder andern Auffaſſung. Der
Katholik erweiſe ſeinem Fürſten nicht nur Ehre und
Gehorſam als ſeinem ihm bon Gott vorgeſetzten
Herrſcher, ſondern er wiſſe auch daß gerade durch
dieſe Anorduung Gottes ihm viele Güter und Wohl—
thaten zufließen Wenn wir hinblickten auf Länder
und Zeiten, wo Anarchie herrſche und Revolution,
dann lernen wir erſt ſchätzen, was es heißt, unter
der geordneten Regierung eines von Goͤtt geſetzten
Regenten zu leben Als dem Landesvater bringe man
ihm eine ehrfurchtsvolle Liebe entgegen, nehme herz⸗
lichen Antheil an allem, waz ihn und ſein Haus be—



„Nur gegen Baarzahlung“,



Die Waiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen

von KlaraRheinau.
Sie weinte laut Ein derbes Klopfen an der Thuüre
erſchreckte ſie auf Haſtis ſprang ſie auf, blickte mitzver⸗
zweifeltem Ausdruck um und drängte mit heroiſcher Kraft
ihre Thränen zurück,

13) Nachdruck verb.



zefaßt machend/ und ihre bange Ahnung hatte ſie nicht
getäuſcht, denn Frau Harper, die Hauswirthin,
auf der Schwelle


geſehen zu haben, als das ihrige.

5 Jahre zaͤhlen und hatte ſich nie eines hübſchen Aeußern
rühmen koͤnnen Aber ſeßzt war ihr Geſicht voͤller Runzeln
und Falten, und ein Leben voll harter Arbeit und bitterer
Erfahrungen hatte ihm ſeinen Stempel aufgedrückt. Ein
paar. Heine graue Augen richteten ſich mit durchbohrenden
Blick auf die axme Marthe Ihr Ausdruck war ſchrer
zu entziffern. Es mochte Geiz Habſucht vielieicht auch
Mißtrauen ſein jedenfalls waͤr es kein Mitleid was die
arme Waije darin Ia8. . Martha hatte der Wirthin fofort
ihren Stuhl angeboten, aber diefe wies die Aufmerkſamkeit
ſchroff zurück „Brauche keine thörrichten Ceremonien
junges Frauenzimmer,“ Jagte fie, mit einem einzig.n [darfen
Blick das ganze Stübchen erfaſſend; „Sie vermuthen wohl,
warum ich hier bin. Geſtern Abend ſchon war die Wochen⸗
miethe fällig.
Martha exröthete bis zu den Schlaͤfen, und. en. hef
tiges Bittern durchlief ihre Glieder. Sie jühlte, daß diele
durdhbohrenden Augen ihr Geheimniz bereitz errathen
hatten. Unwillfürlich blidte fie bei Seite und wünſchte,
daß der Boden ſich öffne und ſie verſchlinge.
B „Nun?“ fragte Frau Harper mit emporgezogenen
rauen. ,
'„3O —- ich Lannn nicht zahlen,” ftammelte Martha, dem




Augẽ der Wirihin auzweiſchend V
Wie, die aite Geſchichte?“ rief dieſe ſcharf.Kein

Geld, nicht wabr? Dann erlauben Sie mir die Frage,
junges Frauenzimm.r, welches Recht batten Sie ſich bei
mir einzulogiren? IO fönnte Sie ja ohne Weiteres als
eine Schwindlerin der Bolizei auslkiefern. :
Es gab eine Beit, da Martha eine {olde Sprache mit
{tolzec Entrüftung zurücgewiejen hätte; aber Hhylifch, und
moraliſch erſchoͤpfi, wie fie war, bra ſie in ein unwillkür—
liches Schluchzen aus —
„DHin!” madhte Frau Haryer mit einem gewiffen Hobfn.
Es dauerte eine Weilẽ/ ehe Maͤrtha ſich ſoweit faſſen konnte,



wort zu geben. .

ch wolte — Sie nicht betrügen Madame, gewiß
ich dachte nicht daran — aber geitern Abend verlor i
meine Sörfe. Ich war ausgegangen, um Arbeit zu ſuchen

mißlang mir.“

Die arnıc Waife Hatte dies in abgebrochenen Säßen
vorgehracht und von Scham wegen ihrer Herabgekommen-
heit überwältigt, braͤchſie don neüem in ein leidenſchaftliches
Weinen aus.

Die Wirthin beobachtete ſie eine Zeitlang {hweigend,
dann fragte fie pLößlich Kurz und {hroff: ” .

„Siit wieviel Tagen hHatten Sie kein Feuer hier?“

Seit drei Tagen.”

„Dann konnten Börſe

Sie nicht viel in Ihrer




Bei diefem erneuten Angriff auf ihre Chrlichkeit 'er-
wachte Marthaz ganzer Stolz. Das Gefühl von Scham
hatte einer gerechten Entrüſtung über dieſe brutale Be⸗
handluna Blag gemacht, und mit.blikenden Augen verfeßte
fie:. „Wäre e8 meine Wblicht gewejen, . Sie zu betrügen,



memgt_enß_.". * *
‚. Bei diejer energifghen Abweifung, ftarrte Irau Harper..
mit einem iſch von Staunen; ' ia Bewunderuns ihre




{chlanfe Geſtalt hoch aufgerichtet, alich Marthg in dieſem
Augenblig eher einer Konigin, welcbe eine Beleidigung
zurücweilt, al3. einer zahlungZunfähigen Schuldnerin.

_ Alein die Hauswirkhin hHatte mit ihrer Frage keine
— beabſichtigt gehabt und ſprach jetzt in mildem

one.

Sie brauchen nicht ſ« heftig zu werden, Fräulein;
‚Sie mißberftanden_midh. doch Sie ſvrachen von einer
Stickerei. welde Sie angefertigt — laffen Sie mich die-
felbe einmal fehen:® * .

Maxtha — ibre Stickerei herbel und Frau Harper
beſichtiate ſie von allen Seiten, Damit noch nicht zufrieden,
jeßte fie fih nieder, nahm ihre Brille hervor, ‚pußbte fie
jorgfältig und Ichidte ſich an, die Arbeit . nodmals einer
aründlichen Brüfung zu unterziehen Al3 fie das Tuͤch
auf dem/Zifdh ‚ausbreiten wolte, Iag ihr Marthas Gebet-
buch im Wege. Sie fchaute neugierig na dem Titel, um
zu jehen, weiches VBuch eS war, warf Martha dann.einen
rajfchen {Darfen Blick zu und neigte i tief über die Ur-
beit Die Unterſuchung ſchien zu ibrer Zufriedenheit aus⸗
zufallen, denn ais {fie den Kopf wieder erhob, betrachtete
Kie das iunge Maͤdchen mit ſichtlichen Intereſſe vom Kopf
bi3 zu den Füßen. Febt erft bemerkte, fie ‚Deffen, durdhnäßte
Kleidung. *

Vaͤrum tamen Sie nicht hinunter anS Feuer ?"
fragte fie;; „Saßen Sie die: ganze‘ Zeit in dem Naffen Kleid?
Und ohne mur einen . Bifjen . gefrühftüct, zu huben ?. : Sie,
toNle8 Rind, wollen Sie denn Frank werden ?“ Sie ſprach
rauh, aber doch in ganz anderem Tone, alS zUvor, unNd
Martha: - beim Arm faſfend ſcheb fie diefe ohne Umftände
3zur#Thür - Hinaus; „So’=— Fommen Sie ein wenig {n mein‘
Bimmer Herein,” Jagte-fie, . aufı dem erften. Treppenabjaß ;
Halt machend. „IH unterhalte. tei3 ein Heines Feuer
?ger‚ 8 Ich bin gern allein wenn ich drunten nicht? zu ,

n Babe! P S DEHTIETN Y

G3 war ein kleines -einfach: Hröblirtes: Stübchen,‘ in

ordentlich nett und ſauber gehalten.
Fortſetzung folat.


 
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