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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 171 - Nr. 180 (30. Juli - 10. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0687

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— tänrtc mi Angnagme ber Somu- und Feiertage
R Mülags anit Unierhaltungsbeilage. Preis vierteljahrlich
$ ’t.‘ 1.20 nbne Zrögeriohn u. Yoflauffchlag. Beftehungen
— — x bei ber Expebition Zwingerüraße 7.

Julius Zecer in Heidelberg.

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für $Siadt



*
SE H * —,—— « 0 E
mtlichen voftanſtalten, bei unjeren Trägerinnen,


— entgegen zenommen.







du Bochumer Stempelprozeß vor der Etafe
E fammer 3u Eſſel)

vi Die zur Zeit geltende Strafprozeßorduung hat
44 noch nie ſchärfere Angriffe erfahren als im
handt

gon
ern

Deute die Paroͤle.

* ſchwierig, ſeine Vorhefchichte zu ſchreiben. Wer
* dieſen Prozeß hervorgerufen? Wer war der An—

ung kürzlich vor der Strafkammer zu Eſſen be—






S& und adtziger Zaͤhr
* * chtziger Jahre.
err

Volta $ als Redakteur der

Fusangel
eitung“
ging,
* Verein,
— Die ganze Schärfe jener bewegten Zeit, die
2* Schärfe des ſich abſpielenden Prozeſfes, der
—— Beit zurücreicht, jpiegelt fich in dem Artifel
x, den Fusangel ſelbſt in der „Weitfäliſchen
ÜBaeitung“ am 14. Mai d. F. {chrieb:

® ir haben den Beweis dafür angetreren, daß
a




Iike gezwungen haͤden.



E!“em großen Theile der Großinduſtriellen
Uzige Treibfeder ſeiner Handlungen iſt, und man
** ſolchen Leuten um ſo weniger erwarten kann,
Egebenen Arbeiter erfüllen würden, da fie fich fogar

— Landesb.




ziehen ſuchten. Zum Beweiſe hierfür ſchrieben wir
unſere Steuerartikel, und Jedermann weiß, daß, trotz
der verhängten Strafe, nicht wir waren es, welche
in dem angſtrengten Prozeſſe eine ſchwere Nieder—
lage erlitten! Als Antwort auf die Angriffe, welche
Baare in einer Wahlrede gegen den Redakteur der
„Weſtfäliſchen Volkszeitung gemacht, hatte letzterer
ihm mangelndes Unterſcheidungsvermögen zwiſchen
Mein und Dein vorgeworfen, und Baare deshalb
clage wegen verläumderiſcher Beleidigung eingereicht.
Fusangel trat den Beweis der Wahrheit für dieſ—
Behauptung an, und in ſeinem Auftrage richtete
der Rechtsanwalt Kohn ſeiner Zeit an Baare
Frage, ob ihm bekaunt ſei, daß ſeit einer Reihe
von Jahren auf dem „Bochumer Verein“ Stempel
gefälſcht und auf dieſe Weiſe die Abnehmer von
Eiſenbahnmaterial betrogen worden ſeien. Man
hat dem Redakteur Fusangel unter anderem auch
einen Vorwurf darcus gemacht, daß er dieſe An—
gelegeuheit in öffentlicher Gerichtsſitzung vorgebracht
und dadurch das Anſehen der deutſchen Indnſtrie
vor dem Auslande geſchädigt habe. Dem gegen⸗
über mag darauf hingewieſen werden, daß Fusangel,
bevor er die Stempelfälſchungen an die Oeffentlich—

des Ortes, wo einige Hunderte falſcher Stempel zu

finden leien, erſuchen heß, auf dem Bochumer Ver—

ein eine Hausſuchung vorzunehmen. Wäre dieſem

Antrage ſtattgegeben worden, ſo wäre es nicht mehr

nothwendig geweſen, Herrn Baare in öffentlicher

Sitzung zu ſtellen Die ſtaatsanwaltſchaft⸗

lichen Erhebungen in der Stempelfälſchungsange—

legenheit haben dazu geführt, ſiebenzehn Beamte und

Arbeiter des Bochumer Vereins in Anklagezuſtand

zu verſetzen Die Angaben Fußangels waren ſo

genau, daß die Staatsanwaltſchaft ganze Sätze aus

Leitartikeln der „Weſtfäliſchen Volkszeitung“ wort—

getreu in die Anklageſchrift gegen Roſendahl und

Genoſſen hinübernehmen konnte Darüber, daß auf

dem Bochumer Verein in Tauſenden von Fällen

ganz raffinirte Ukundenfälſchungen und Betrügereien
verübt worden ſind, herrſcht zwiſchen der königlichen

Stagtsanwaltſchaft und dem Redakteur Fusangel

ein vollkommenes Einverſtändniß.

Dieſes Einverſtändniß aufzuklären, ſind die nuumehr
begonnenen Verhandlungen berufen.
Fuͤsangel im Jahre 1890 die von ihm oben erwähnten
Steuerartikel über Bürger und Beamte Bochums ver—



— — — —

Original⸗Erzählung von Mary Dobſon.

8 Nachdruck verb.)
—— nahm ich die kleine Hedwig die Deiner Anna
Hu erwechſeln glich, wie auch die Mutter ſich ſo ſeltſam
—— aus dem Bette/ legte dafür Deine ſchwer⸗
Qleic Anına {Ohnell hHinein und brachte Erftere, die, wenn-
Üuße fiebernd, dennoch feſt ſchlief, Deiner Fraus Zwar
2 ruhis ſtand ſich dennoch unter dem furchthaͤrſten

eile ıen an ihrer Seite, al8 im Dänimerlicht fie,eine
das S das vor ihr liegende ſchlafende Kind betrachtete,
4 ihrer Freude ſie weniger krant fand als fie ge-
Wie Dann nahm lie unter ſtillem Gebet Abſchied von,
beis 8 Meinte, ihrer Lochter, ließ mich verfprechen, ihr
ſe fie Ie Mutter ſein zu mwollen, und gabilie mir, nachdem
der eroeit. leiſe geküßzt, zurück, heftig ergriffen von
bert abten Wufregung. Bald darauf jtarb Frau Engel-
fietne Und nach furzer Beit folgte als ihre Tochter Deine
mn e Ma, und wupxden Beide, wie Du auch weißt auf
Und ; Ohof von Walldorf begraben, während Deine Frau
@em“ e Tochter, wie ſie und alle meinten genaſen Mein

DEr Lachte mir meines BetrugeS wegen die Heftiglten
?muulrft’» doch hörte ich eines Tages Deine Frau zu Dr.
* den ſeinigen als nochmals ſie die beiden Todes—
ie 8 — ſagen daß falls ſie ihr Kind verloren, ſie
Ind Aternloſe Waiſe zu ſich genommen haben würde,
* AUbte fie, Deiner Zuijtimmung dazır gewiß zů ſein!
$ e_trug eußerung beruhigte mich einigermaßen zumal mein
4 84 entdeckt ward, denn auch die Großmutter der
* — — welche zur Beerdigung kam, erkannte in

2

* jie „ Eichsfeld, und Deine- genejende Frau überjchüt-
tmb_funhn}lt der ganzen Liebe, die ſie für ihr eigenes Kind
Teffens . Alles weitere Deine Frau: und Tochter be-

enH.
ä‘äui?i%e Yt Dir Dekannt, und bleibt mir nicht3 mehr hin-
erdef - Ob ihr, du und - Onkel Leonhart mir vergeben
uTtnifiemE’lfi i nicdht, doch mußte ich, wie jetzt die Ver-
maͤ legen, Dir dieje Mittheilung machen Im Fall
anin Frau meines Sohnes geworden, wäxe wohl niein

WB mit mir zu ®Grabe gegangen, wenigſtens haͤtteft


weilen nach zu der kranken Couſine meines verſtorbenen
Mannes, der ich einen Beſuch zugeſagt, und werde ich dort
Deine Antwort erwarten. Beurtheile das Geſchehene aus
dem Lichte, daß ich für Dich und Deine Frau das Beſte
gewollt und vergieb mir wenn Du kannſt! —
Deine Schweſter
Emma Frank.“

Capitän Eichfelds Hand ſank mit dem Brief, und
während Onkel Leonhart die ſo jäh aas ihrem Glück ge—
riſſene, ſtill weinende Anna feſt umfaſſend hielt, ſtarrte er
auf das ſo verhängnißvolle Papier. Das lange Schweigen
unterbrechend, ſagte er endlich in ruhigem, entſchloſſenen
Ton zu dem Greis, als wollte er jede andere Bemerkung
damit abſchneiden:

„Die Sache gibt uns uneribartete Arbeit, Onkel Leon—
hart. Allen Eventualitäten gegenüber muß und werde ich
Anna ſobald wie möglich als meine Tochter adoptiren,
wonach ich dann auch noch nach ſo langen Jahren einen
Wunſch meiner verſtorbenen Frau erfülle!“

„Und ſobald das geſchehen, mache ich ein zweites
Teſtament und ſetze Deine Adoptivtochter. Anna Eichsfeld,
als meine Erbin ein fügte dann noch Onkel Leonhart
hinzu. Lakß nur Dr. Schwarz die Angelegenheit ſogleich
einleiten — —*“

„Rudolhph muß ebenfalls Nachricht haben,“ fuhr Ca—
pitän Eichsfeld fort„damit er kommt und hier die That—
ſachen erfährt.“

Vater Outel Leynhart iſt denn das Alles exfor⸗
derlich erforderlich für mich, die ich bisher kein Recht

gehabt, Euch bei dem mir ſo theuren Namen zu nennen?“
fragte Anna noch immer unter Thränen und entwand ſich
dabei den Armen des Greiſes.

Unbedingt Kind antwortete mit einigem Nachdruck
der Capitän, was Du auch bei einigem Nachdenken er⸗
kennen und begreifen wirſt Laß aber das Geſtändniß
meiner Schweſter Dir Deinen Froͤhfinn und Dein bisheriges
Glück nicht rauben Anng, wenn Du auch wie wir Alle die
unerwarteten Mittheilunaen überwinden mußt bleibe was
Du bisher geweſen, mein theures, liebes Kind, der helle

für die Amtabezirle Heidelbers,
n, Schwetzingen, Philippsburg.
i SBruchſol. Bretten, Neckargemund, Mosbach
berbach Suchen Walldurn, T.-Biſchoͤfsh. Wertheimoe.

. Ilhtg

| Dnd, Berlag ı, Exrpedition von Geyr finher‘i
in Heidelberg, Zwingerfiraße 7,
— 2 — — 2 * — — — — }

öffentlicht hatte, ſtellte eine Reihe von Perſonen, die
in dieſen Artikeln namentlich behandelt waren, Straf—
antrag wegen Beleidigung. Dieſe Beleidigungen kamen
ſummariſch im Juni 1891 zur Verhandlung.! Die
Redakteure der „Weſtfäliſchen Volkszeitung“ FuSangel
und Lunemann wurden zu mehrmonatlichen Gefäng—
nißſtrafen verurtheilt. Die Reviſion, welche die Ver—




Reichsgericht einige Faͤlle ausſchied. Im Januar d.
J verhandelte die Eſſener Strafkammer zum letzten
Mal über den Steuerprozeß, erkannte in den aus—
geſchiedenen Fällen auf Freiſprechung und ermäßigte


dieſes Urtheil legten Fusangel und Lunemann wieder
Reviſion ein, die ader diesmal vom Reichsgericht
ganz verworſen wurde. Kaum war das letzte Urtheil
des Reichsgerichts veröffentlicht, ſo wurde Fusangel
verhaftet; er büßt gegenwärtig die im Steuerprozeſſe
gegen ihn verhängte Strafe ab, während der von ihm
im Laufe des Steuerprozeſſes hervorgerufene Stempel—
prozeß jetzt verhandelt wird.

Im Laufe der Verhandlung des Steuerprozeſſes
im Juni v. Is. legte der Vertheidiger des Herrn
Fußangel unvorbereitet dem gerade vernommenen
vor, ob ihm
etwas von den ſeit 16 Jahrenaufdem Bochumer
Verein betriebenen ſyſtematiſchen
Fälſchungen und Betrügereien bekannt ſei—
Herr Baare verneinte dieſe Frage und erklärte, ferner
auf weitere Fragen des Vorſitzenden und Vertheidigers,
daß ihm allerdings kleinere Uuregelmäßig—
keiten bekannt geworden ſeien, beiſpielsweiſe ſei es
einmal vorgekommen, daß ein Reviſor über geflickte
Schienen ſich beſchwert habe. Dieſer Theil der Zeugen⸗
ausſage des Herrn Baare, worüber nirgendwo
ein zuverläſſiger, genauer wörtlicher
Bericht aus der Sitzung vorhanden iſt,
gab im Anſchluß an die dararf fußende Erör⸗
terung in einem Theil der Preſſe und in Verbin—
dung mit der folgenden Vorunterſuchung in dem
Stempelprozeß den Beweggrund, gegen den Herrn Baare
Vorunterſuchung wegen Meineids zu eröffnen, ein
Fall, der gegenwärtig ſchwebt. Während dieſer Zeit



und Lunemann eine Reihe von Beleidigungsprozeſſen
auf Grund von Artikeln der „Weſtfäliſchen Vlksztg!
Dieſe Klagen zählen ſchon nach Dutzenden, aber
ihre öffentliche Verhandlung dürfte nach geraumer


handlungen und das gegen Baare ſchwebende Ver⸗
Sonnenſchein, dieſes Hauſes, die höchſte Freude unſerer
Lebenstage!“
Von tiefer Rührung ergriffen, dennoch aber mit be—
friedigtem, beglücktem Herzen, den beiden Ehrenmännern,
die ſie ſo inuig liebten, ſo viel geweſen zu ſein und es auch
bleiben zu können, warf Anng ſich an die Bruſt ihres
Vaters, der ſie unter Thränen küßte. und ſich kaum das
Daſein ohne das liebliche Weſen zu denken vermochte, das
bisher ihm das theuerſte Kind geweſen, für das allein er
während langer Jahre gearbeitet und geſtrebt. Als Beide
die heftige Bewegung, die auch Onkel Leonhart theilte,
in etwas überwunden, ſagte Anna, den Capitän mit bittendem
Blick anſehend:

Und Tante Emmg, Vater?“

Sein Geſicht verfinſtexte ſich und nach längerem Sinnen
erwiderte er mit tiefem Ernſt:

ch will ihr in dieſen Tagen ſchreiben, daß ich ihr
ihre Schuld vergebe, und ihr gleichzeitig unſere Pläne mit—
theilen, damit ihr eine etwaige Aufforderung von Dr.
Schwarz nicht unvorbereitet kommt, Auf immer hierher
zurückkehren wird ſie gewiß nicht wollen, doch werde ich ihr
das anheimiſtellen! . —

16.

Der Eiſenbahnzug war in angekommen und in
der ſchon eintretenden Dämmerung fuhr Rudolph Engelbert
auf dex jenſeits der Stadt liegenden Landſtraße, in der Ca⸗
pitän Eichsfelds Haus ſich befand, dahin. Achtlos aus
dem Fenſter und auf die nähere Umgebung der ihm neuen
großen Stadt blickend, t er darüber naͤch, aus welchem
Grunde er wohl von Dieſem zum Kommen aufgefordert
ſei. Einen Augenhltck kam ihm ein Gedanke, der ſein Herz
lauter klopfen machte, ıd ſeine Wangen höher färbte,
dieſen aber als ohne jeglichen Anhalt verwerfend, ſetzte er
ſein Sinnen über die Thatſache fort, daß er vor kaum
einigen Wochen von ſeiner Eouſine und ihrem Vater
geſchieden und er von Letzterem eiligſt zu ihm berufen
worden war.





Gortſetzung folgt)


































































 
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